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·5 December 2024
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Der Prozess zu den Vorgängen rund um die WM 2006 nimmt im Jahresendspurt wieder Fahrt auf. Am Donnerstag sagte ein prominenter Zeuge aus.
Der frühere DFB-Präsident Fritz Keller hat mit seiner Zeugenaussage im „Sommermärchen“-Prozess die Spekulationen um möglichen Stimmenkauf bei der WM 2006 genährt. Konkret ging es bei seiner Befragung um die Inhalte eines Gesprächs zwischen ihm selbst und dem ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt am 10. Februar 2021, zu dem er ohne vorherige Kenntnis seines Gegenübers einen Vertreter des Beratungsunternehmens Esecon hinzugezogen hatte.
„Ich gebe zu, dass das eine kleine Finte war“, so Keller. Schmidt habe der Anwesenheit des Vertreters von Esecon aber zugestimmt. Im Gespräch habe er schnell gemerkt, „dass da nichts großartig Neues rauskommt“, führte der 67-Jährige aus. Es habe keine „sehr weitreichenden neuen Geschichten“ gegeben. Das einzige sei gewesen, dass Schmidt die „Spekulation“ geäußert habe, „dass es sehr wahrscheinlich Stimmenkauf ist“.
An konkrete Inhalte des Gesprächs konnte sich Keller am Donnerstag ansonsten nur noch in kleinen Teilen erinnern. Schmidt habe damals das Gesprächsprotokoll nicht freigegeben mit der Begründung, dass dieses mehrere Fehler beinhalte. Esecon war im Frühjahr 2020 während der Amtszeit Kellers mit einer tieferen Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre beauftragt worden. „Ich war der Meinung, dass man das nochmal intern neu überprüfen sollte und hatte den Eindruck, dass nicht alle Bereiche durchleuchtet wurden von Freshfields“, begründete Keller.
Er sagte als erster von drei ehemaligen DFB-Präsidenten aus, sein Auftritt bildete den Auftakt in einige Wochen mit prominenten Zeugen. Am 13. Januar soll Reinhard Grindel aussagen, am 30. Januar Wolfgang Niersbach. Erkenntnisse verspricht sich das Gericht auch von Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter und Günter Netzer, die im Februar per Video vernommen werden sollen.
Der Prozess war im November wieder fortgeführt worden, nachdem er zuvor wegen einer Erkrankung der vorsitzenden Richterin Eva-Marie Distler für gut zwei Monate unterbrochen gewesen war. Auf der Anklagebank sitzt inzwischen nur noch der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger (79).
Ursprünglich mussten sich seit Anfang März neben Zwanziger auch die früheren DFB-Funktionäre Niersbach (74) und eben Schmidt (83) wegen des Verdachts der „Hinterziehung, bzw. Beihilfe zur Hinterziehung von Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag, Gewerbesteuer und Umsatzsteuer für das Jahr 2006 in Höhe von über 13,7 Millionen Euro zugunsten des DFB“ verantworten.
Das Trio weist die Vorwürfe zurück. Das Verfahren gegen Niersbach war am 26. August unmittelbar vor der Prozess-Unterbrechung gegen eine Zahlung von 25.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen eingestellt worden. Schmidt bekommt wegen gesundheitlicher Probleme, die bereits für eine zweimonatige Verhandlungspause im Sommer gesorgt hatten, ein abgetrenntes Verfahren.