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·14 June 2025
#SGE – Kaderrückblick 2024/25 – Mittelfeld defensiv

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·14 June 2025
Und damit zum nächsten Teil unseres Kaderrückblicks zur letzten Saison. Nach den Torhütern, den Innenverteidigern und den Außenverteidigern hier nun die defensiven Mittelfeldspieler. Wie immer haben wir die Einschätzung zu Saisonbeginn und aus der Winterpause stehen lassen der bessern Übersichtlichkeit halber.
6 Oscar Højlund
Saisonbeginn: Einer der Jungs aus einer sehr fußballbegabten Familie. Perspektivisch war und ist er sicher dafür vorgesehen, irgendwann Hugo Larsson zu ersetzen. Ich nehme an, er sollte dieses Jahr mit den Profis trainieren und nach und nach Einsätze bekommen. Nach den ersten Eindrücken ist es sehr schade, dass er sich jetzt verletzt hat und erstmal ne Weile ausfällt. Und dann ja auch wieder etwas Zeit braucht, um wieder auf sein bisheriges Level zu kommen. Bei so jungen Spielern geht das in der Regel etwas schneller, allerdings müssen die dafür dann spielen, spielen, spielen. Bin gespannt, wie lange es dauert, bis wir ihn wieder sehen.
Seine Ansätze fand ich jedenfalls sehr vielversprechend. Ja, er hatte auch ein paar Patzer drin, was aber völlig normal ist. Insgesamt fand ich seine Spielanlage sehr klar, er weiß, was er macht, ähnlich wie Larsson. Respektlos in den Zweikämpfen, ballsicher, gute Vororientierung, gute Passhärte, gutes Raumgefühl. Wie viele dieser jungen Skandinavier. Schnörkelloses Spiel, die fuddeln nicht rum, Ball erobern, verarbeiten, Abspiel. Lindström war da echt die Ausnahme. Und so glaube ich, wenn der gute Oscar hoffentlich bald wieder völlig fit ist, dass wir ihn noch in dieser Saison, öfters auf dem Platz erleben werden. Und unseren Spaß mit ihm haben.
Winterpause: Jetzt hat er wohl in dem Testspiel, das niemand gesehen hat, einen Fehlpass gespielt, der dann zum Tor geführt hat. Abhaken, passiert. Ansonsten fand ich den zweiten Eindruck, den man in den letzten Spielen von ihm bekommen konnte, sehr ordentlich. Eigentlich genau das, was ich erwartet hatte. Ja, mit jugendlichen Fehlern, auch wie erwartet, aber eben nicht vielen. Und schließlich muss er ja auch die Verletzung erst wieder abschütteln. Mit ihm und Larsson könnte man perspektivisch eine sehr offensive Doppelsechs spielen, die dann situativ durch Tuta aus einer Fünferkette ersetzt wird, wenn einer oder beide nach vorne gehen. Auf jeden Fall wird er uns weiter verstärken.
Saisonende: Auch er hat sich noch weiter entwickelt; er ist jetzt schon so weit, dass man ihn bedenkenlos bringen kann, egal ob von Beginn oder als Einwechslung. Er bringt viel Energie und Dynamik rein, wie viele so junger Spieler hat er manchmal noch ein kleineres Problem mit der Entscheidungsfindung, aber das ist Meckern auf höchstem Niveau und keineswegs signifikant. Er verteidigt intensiv und hat ordentlich Zug nach vorne und Tor kann er auch. Auch der wird noch viel besser und wird uns noch viel Freude machen.
15 Ellyes Skhiri
Saisonbeginn: Tja, da haben wir neben Kevin, das zweite, hart gesagt, Sorgenkind. Als er zu uns kam, hab ich das als echten Coup von Krösche gefeiert – ablösefrei (jaja, Handgeld, Berater, Berater-Berater usw.) den vielbegehrten, mit Abstand besten Kölner und tatsächlich in diesem Jahr besten defensiven Mittelfeldmann der Liga verpflichtet. Stark!
Skhiri hat viele Qualitäten. Er ist extrem laufstark, stopft viele Löcher, bevor sie überhaupt selbst wissen, dass sie zu Löchern werden könnten, antizipiert früh offensive Aktionen des Gegners und zerstört diese, entweder indem er durch sein gutes Stellungsspiel Passwege zustellt, Pässe früh erahnt und diese abfängt, oder mit einem guten Zweikampf im richtigen Moment den Gegner bei der Ballannahme entscheidend stört. Wenn er den Ball hat, fällt ihm mit seiner guten Technik und seiner guten Übersicht meistens auch was sinnvolles damit ein, Harakiri-Pässe wird man von ihm eher nicht sehen (ja, ich weiß, es gab dann doch einige missratene Bälle, aber dazu später), er weiß um die Schwierigkeit auf seiner Position und die Gefahr, dass Ballverluste da schnell bestraft werden, und so ist Ballsicherung und damit dann auch oft der Sicherheitspass oberstes Gebot für ihn. Allerdings bietet er sich sofort wieder an und geht auch die langen Wege in die Tiefe. Bei Köln war er der Topscorer, das spricht natürlich gegen die Offensive der Kölner, die ja auch mit dem Abstieg bestraft wurde, aber schon auch vor Allem für Skhiri. Der ist immer einer der laufstärksten Spieler, gibt keinen Ball verloren, egal wo auf dem Feld. Am Anfang war das auch schon bei uns zu sehen. Dann kam der Afrika-Cup. Der wohl eine Riesen-Enttäuschung für ihn war. Aus dem Loch ist er leider nicht wieder rausgekrabbelt.
Ich glaube, dass bei ihm sehr viele Dinge eine Rolle spielen, hauptsächlich mental. Man darf nicht vergessen, auch wenn er ein durchaus erfahrener Spieler ist, dass er eine große Veränderung in seinem Leben verkraften musste. Auch erfahrene Spieler brauchen manchmal ziemlich viel Zeit, sich in einer neuen Umgebung und einer neuen Rolle zurechtzufinden. Bei Köln war er unumstrittener Führungsspieler, aber er hatte Zeit, durch konstante Leistungen in diese Rolle reinzuwachsen. Er ist keiner, der sich diese Rolle nimmt. Ich schätze ihn als sehr zurückhaltenden, sehr sensiblen Menschen mit einem riesigen Anspruch an sich selbst ein. Durch diesen großen intrinsischen Anspruch macht er sich viel Druck. Bei Köln wurde er diesem gerecht.
Am Anfang bei uns noch nicht so der Fall, wie er, und vor allem viele im Verein sich das vorstellten. Das belastet ihn. Noch mehr dann das miserable Abschneiden beim Afrika-Cup. Danach war das Selbstvertrauen und die Selbstsicherheit weg, die er aber unabdingbar für sein Spiel braucht. Er ist keiner jener überheblichen, selbstgefälligen jungen Schnösel, die glauben, nur weil sie den Ball fünfmal hochhalten können seien sie der neue, aber viel bessere Messi. Skhiri ist äußerst selbstkritisch und will das Beste fürs Team geben. Deswegen ist er auch so beliebt in der Mannschaft, und deswegen nagen aber auch Misserfolge so sehr an seinem Selbstbewusstsein. Bei Köln war er der beste Spieler, es gab auch keinen Promi. Bei uns ist er einer unter vielen, von dem aber trotzdem viel erwartet wird.
Er ist eigentlich ein Führungsspieler, paradoxerweise aber auch nicht. Ich bin sicher, wenn die Mannschaft funktioniert, wird auch er wieder besser, und wenn er funktioniert, wird die Mannschaft viel besser. Man kann ihm nur wünschen, dass er locker genug bleibt, und sich wieder fokussieren kann. Dann haben wir da einen extrem guten defensiven Mittelfeldmann, der gegen den Ball alles abräumt und auch Impulse nach vorne geben und sogar Tore erzielen kann. Er kann es. Wenn da dieses Ding zwischen den Ohren mitspielt. Aber ich glaube, es wird ihm zugute kommen, dass der Druck sich mittlerweile bei uns in der Mannschaft auf mehrere Schultern verteilt. Eigentlich ein Klasse-Sechser, den sehr viele Mannschaften gerne hätten. Ich bin gespannt.
Winterpause: Auch bei ihm geht es so durchwachsen weiter; in den letzten Spielen war es bei ihm aber, anders als bei den anderen, eher wieder etwas besser. Nach wie vor ist er einer der laufstärksten Spieler mit den meisten Balleroberungen in der Liga, vielleicht erwartet man von ihm aber auch zu viel, weil er bei uns einfach eine ganz andere Rolle als bei Köln hat. Er ist immer noch wichtig für die defensive Stabilität, weil er einfach viele Räume zuläuft und damit brenzlige Situationen verhindert, was nicht immer gleich zu sehen ist. Allerdings erhofft man sich auch nach vorne konsequentere Aktionen. Mal sehe, ob er sich da wieder stabilisieren kann oder ob ihm perspektivisch jemand den Rang abläuft. Was dann aber eine Verbesserung auf hohem Niveau wäre.
Saisonende: Ellyes hat sich enorm stabilisiert. Gegen Saisonende, als es wichtig war, wurde er immer besser. Einer dieser Spieler, die durch Leistung andere besser machen. Und er hat höchstpersönlich den Deckel auf die Saison draufgemacht mit dem 3:1 in Freiburg. Nachdem er vorher gegen Pauli etwas übermotiviert an der gegnerischen Eckfahne war und dann hinten fehlte. Da hätte er fast (ok, im Zusammenspiel mit den anderen Vogelwilden) seine starke Halbserie eingerissen. Freut mich umso mehr für ihn, dass er dann dieses Tor macht. Und man sieht nach wie vor, wie wichtig er immer noch für Hugo den Ersten ist. Weiter so!
16 Hugo Larsson
Saisonbeginn: Eigentlich staune ich noch immer, wie schnell der junge Kerl, durch die Verletzung vom Seppl ins kalte Wasser geworfen, völlig selbstverständlich seine Rolle in der Bundesliga ausgefüllt hat. Völlig ohne Furcht, fordert und erkämpft er sich Bälle, hat im ersten Spiel schon angefangen, Mitspieler in Räume zu schicken, hat eine überragende Ballkontrolle, Gegenpressing ist ihm völlig schnuppe, entweder er weiß schon lange vorher, wo er den Ball, onetouch oder mit dem zweiten Kontakt hingespielt haben wird, oder er läuft eben mit dem Ball am Fuß an mehreren Gegenspielern vorbei, bis er eine bessere Option hat. Rast nach vorne, rast nach hinten, und schießt auch Tore.
Sein Treffer gegen die Bayern war, wie auch die Beteiligung an anderen, absolute Sahne, und mit dem Treffer jetzt gegen Hoffenheim hat er nochmal einen drauf gelegt. Nicht nur, dass er den Tiefenlauf im richtigen Moment in den richtigen Raum macht und das erkannt hat, dann den zugegebenermaßen auch butterweich exakt in den Lauf gelegten Ball seines Namensvetters mit einem Kontakt mitnimmt und der Ball perfekt liegt, sondern auch die absolute Coolness, mit der er den Ball dann nicht blind draufbolzt, sondern total überlegt und gezielt den Ball leicht anhebt und sicher in die lange Ecke legt, mit einer Ruhe, als wäre das das Normalste von der Welt und das schon das 785. Tor, was er so erzielt. Baumann, der im Eins-gegen-Eins ja auch kein ganz Schlechter ist, war völlig chancenlos. Sensationell!
Der nächste Scheich zählt schon die nächsten Fantastilliarden in den großen Koffer. Aber mindestens diese Saison, vielleicht, wenn er und seine Berater schlau sind, noch eine weitere werden wir maximal Freude an ihm haben. Von der Spielanlage und seinen Fähigkeiten ähnelt er sehr Kevin De Bruyne. Natürlich ist er nicht so robust, spielt auch nicht so weit vorne, und hat noch nicht diesen sagenhaften Abschluss, aber er kann sich das erarbeiten. Insofern hat sein Nationaltrainer durchaus recht, wenn er mehr Vertikalität in seinem Spiel anmahnt. Das wird aber kommen. Er hat Alles. Und jetzt spielen wir ja wieder mit Sturm. Das wird fein.
Winterpause: Gut, diese Analyse war nicht schwer. Jetzt hatte er ein wenig mit Verletzungen zu kämpfen, sonst wäre er noch weiter; aber man sieht auch jetzt, was er unserem Spiel bringt, Ruhe, Klarheit und mittlerweile ja auch die angemahnte Vertikalität und Torgefahr. Klasse! Weiter so!
Saisonende: In dieser Rückrunde musste er dann doch ab und zu seiner Jugendlichkeit Tribut zollen und hatte die völlig normalen Leistungsschwankungen. Auf hohem Niveau zwar, aber sie waren sichtbar. Aber vielleicht hilft ihm das bei eventuellen Wechsel-Verlockungen; er tendiert ja wohl sowieso dazu hierzubleiben, das könnte ihn bestärken, de ist ja recht klar im Kopf. Und was bieten können wir ihm ja auch, und das weiß er.
18 Mahmoud “Mo” Dahoud
Saisonbeginn: Einer dieser Spieler, nach denen sich eine Zeitlang die komplette Liga und viele Vereine darüber hinaus die Finger geleckt haben. Schon ganz früh war zu sehen, was für ein umfassendes Talent Mo hat. Tolle Spiele hat er gemacht, bei Gladbach und auch beim BVB. Ein Ballflüsterer. Aber es war auch zu sehen, dass er auch ein Spieler ist, der sehr auf Vertrauen angewiesen ist. Auf das Vertrauen des Umfeldes, des Trainers, der Mitspieler, aber vor allem auf sein eigenes. Und so wurde er zu einem jener Spieler, die ganz leicht als uneingelöstes Versprechen tituliert werden. Es wird immer erwartet, wenn man so einen Spieler mit seinen Fähigkeiten beobachtet, dass er das selbstverständlich auf den Rasen bringt, und immer alles schwindelig und in Grund und Boden spielt.
Aber das perfekte Beherrschen des Balles und die Umsetzung geforderter Taktiken sind das Eine im Profifußball, das Beherrschen der eigenen Psyche das Andere. Das aber unabdingbar dazugehört. Mit enormem Talent ausgestattet, kann man es durchaus in die Bundesliga schaffen. Da konstant eine gute Rolle zu spielen, oder gar noch weiter zu kommen, schaffst Du aber nur, wenn Du auch das mentale Talent, hast, beständig an Dir zu arbeiten, Dich zu quälen, weiterzuentwickeln, neue Herausforderungen anzunehmen und mit Rückschlägen umzugehen. Denn die werden kommen. Immer. In Form von Verletzungen, Trainerwechseln, die dann eine andere Philosophie verfolgen, Formschwankungen, privaten Kalamitäten, Mitspielern, die Dich nicht mögen, etc…
Da liegt, glaube ich, bei Mo der Hase im Pfeffer. Wenn er sich hier wohl fühlt, seine Ansprüche anpassen und regulieren kann, kann er hier eine tolle Rolle spielen. Vor nicht allzu vielen Jahren wäre solch ein Spieler völlig außerhalb unserer Reichweite gewesen. Jetzt holen wir ihn als Ergänzung.
Winterpause: Mo hat, finde ich, die Erwartungen übertroffen. Sofort drin im Mannschaftsgefüge, ein paar bärenstarke Spiele gemacht, jemand, der uns das gewisse extra geben kann. Scheint sich hier wirklich wohl zu fühlen und ist damit mehr als eine Ergänzung, einer, den man auf mehreren Positionen bedenkenlos bringen kann. In der Startelf.
Saisonende: Kaum hochgelobt, Zack, weg vom Fenster. Man könnte meinen, ich sei der CE… Komisch, vielleicht ist das der rote Faden in seiner Karriere, kaum hat er das Gefühl er sei es jetzt, lässt er nach. Vielleicht ist das aber auch ungerecht, wahrscheinlich haben sich nur andere Spieler schneller weiterentwickelt und bekamen dann eben auch entsprechende Spielzeit, und für ein zwar gutes, aber dann doch Auslaufmodell, und das ist er aufgrund seines Alters, ist dann gegenüber den jungen, aufstrebenden Talenten nur dann Platz, wenn er absolut überragt. Und das tat er nicht mehr.
22 Timothy Chandler
Saisonbeginn: Der ewige Timmy wird von der Eintracht als Mittelfeldspieler aufgeführt, also mache ich das hier auch. Was soll man zu Timmy sagen? Ein wichtiger Spieler für die Kabine, ein toller erster Kontakt für die Neuankömmlinge. Einer, der weiß, wie der Verein funktioniert und ein Gesicht des Vereins ist. Legende. Großartig, ihn noch dabei zu haben. Und obwohl er oft als reiner Gute-Laune-Bär gesehen wird, ist er das nicht. Er hätte als solcher keinen Vertrag als Spieler mehr, dann würde man ihn anders ins Team einbinden. Timmy ist immer noch in der Lage, als Back-Up auf mehreren Positionen einzuspringen. Selbstverständlich ist er nicht der Spieler, der die Mannschaft auf ein höheres Niveau hebt. Aber wenn sich jemand verletzt und es keine andere Wechselmöglichkeit mehr gibt außer vielleicht einen Jugendspieler, kannst Du den Timmy immer noch bedenkenlos bringen. Und manchmal bringt er auch nochmal Schwung. Ein absoluter Sympath ist er sowieso.
Winterpause: Da gibt’s nix zu ergänzen.
Saisonende: Juhu! Verlängert!
Titelbild: Markus Gilliar/Getty Images
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