MillernTon
·22 October 2023
SC Paderborn vs FC St. Pauli 2:2 – Punkt gewonnen oder Punkte verloren?

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·22 October 2023
Der FC St. Pauli holt einen Punkt beim SC Paderborn. Die Gefühlslage beim Abpfiff war durchaus unterschiedlich.Titelfoto: Peter Böhmer
Tim befindet sich aktuell in seinen letzten Urlaubsstunden, spätestens am Montag dürfte es aber hier die gewohnte Analyse geben. Vorab ein kleiner „klassischer“ Auswärtsbericht.
Die Anreisebemühungen der etwa 2500 St. Paulianer*innen wurden durchaus vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt: zu spät erscheinende Reisebusse in Hamburg, ein Streikaufruf der GDL mit Auswirkungen auf Strecken um Hannover und eine kurzfristige Vollsperrung der Autobahn kurz vor Paderborn. Am Ende haben es dann aber wohl doch die meisten Fans pünktlich in den Gästeblock neben dem Möbelhaus geschafft.Funfact: Wenn man bei Möbel Höffner aufs Klo geht, kann man in der Futbology-App schon für das Stadion einchecken! Jaha, solch wirklich wichtige Infos bekommt ihr bei Tim nicht…
Vor dem Spiel gab es die von der DFL empfohlene Schweigeminute anlässlich des Terrors in Israel, die wie so oft in Deutschland sehr kurz war. Bei der später geschauten Aufzeichnung handgestoppte neun(!) Sekunden dürften aber wirklich ein Minusrekord sein, beschämend.Nebenbei bemerkt: Schön, die Yobovs-Schwenkfahne heute im Block gesehen zu haben – und solidarische Grüße an Hapoel gab es auch: (BlueSky)
Die Paderborner Kurve sandte besondere Grüße an die Braunschweiger Polizei, Grund hierfür waren die Vorfälle beim letzten Auswärtsspiel (Fanprojekt Paderborn). „Paderborn stellt sich gegen Polizeigewalt“ war auf einem großen Banner vor der gesamten Kurve zu lesen, dazu gab es eine zweistellige Anzahl mit Tapeten zum Thema.
Eine Stunde vor Anpfiff vermeldete der Verein mit der offiziellen Bekanntgabe der Aufstellung, dass Eric Smith aufgrund von Adduktoren-Problemen würde passen müssen. Adam Dźwigała rückte für ihn in die Startformation und bildete mit Karol Mets und Hauke Wahl die Dreierkette, wobei Wahl in der Regel die zentrale Position einnahm.Bei Paderborn nahmen mit Niclas Nadj, Sirlord Conteh und Max Kruse drei Ex-St. Paulianer erwartungsgemäß auf der Bank Platz, zumindest zwei von ihnen sollten später noch eingewechselt werden und eine entscheidende Rolle einnehmen.
Historisches tat sich in der 9. Spielminute: Ein Fehlpass von Elias Saad in der Paderborner Hälfte wird von Florent Muslija abgefangen, noch ein paar Meter Richtung Mittellinie getrieben – und dann aus etwa 55 Metern in den Winkel geschossen. Aus meiner Sicht kein Vorwurf an Nikola Vasilj – der steht da, wo man bei eigenem Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte als mitspielender Torwart im aktuellen Konzept des FCSP stehen soll. Selbst wenn er 4-5 Meter weiter hinten gestanden hätte, hätte er diesen Ball nicht gehalten. Den trifft Muslija so perfekt – die Medaille für das Tor des Monats sei ihm gegönnt.Die Premiere daran war aber nicht das Tor als solches, sondern der Rückstand für den FC St. Pauli. Dies hatte es in einem Pflichtspiel in dieser Saison noch nicht gegeben.
Der passte schon perfekt… // (c) IMAGO / Moritz Müller via OneFootball
Leider spielte dieses Tor den Gastgebern komplett in die Karten, die ohnehin von Anfang an sehr tief standen – und jetzt noch weniger Grund hatten, daran etwas zu ändern. Umgekehrt fand der FCSP keine Mittel, gegen diese Defensive anzukommen. Wir gewannen keine zweiten Bälle, die Außen waren abgemeldet, die Mitte ohnehin dicht. Fabian Hürzeler bemängelte dies nach dem Spiel und sagte, man war „nicht klar in den Abläufen und der Positionierung“.
Aus der Kabine kam dann Connor Metcalfe statt Elias Saad – und nach exakt sechzig Sekunden hätte sich dieser Wechsel bereits bezahlt gemacht müssen. Hätte… denn Metcalfe stand völlig allein fünf Meter vor dem leeren Tor, war aber davon offenbar so perplex, dass er den scharf hereingespielten Ball in Richtung Tribünendach statt in die Maschen jagte.90 Sekunden später erarbeitete sich Johannes Eggestein einen Eckball, den Hartel und Ritzka kurz ausführten, ehe Hartel ihn auf den Elfmeterpunkt flankte, wo Eggestein überlegt per Kopf verwandelte. Die Hälfte des Assist geht dabei an Hauke Wahl, der den Raum für Eggestein perfekt freiblockte.
Ausgleichsjubel // (c) Peter Böhmer
St. Pauli hatte jetzt die absolute Kontrolle im Spiel. Oladapo Afolayan wirbelte auf seiner linken Lieblingsseite wieder die Abwehrreihen durcheinander, an denen Saad vorher nicht vorbeikam. Paderborn fand fast nicht mehr statt. Lukas Kwasniok bemühte später in der Pressekonferenz das Bild von dem Kaninchen vor der Schlange und überschlug sich erneut mit dem Lob für den FC St. Pauli im Allgemeinen und für Fabian Hürzelers Arbeit im Besonderen.
Doch fast wäre Kwasnioks Team aus dem Nichts die erneute Führung gelungen: in der 70. Minute erlief Bilbija einen schnell ausgeführten und langen Abschlag, ließ erst Saliakas und dann Mets alt aussehen und war gedanklich wohl schon beim Torjubel. Doch Nikola Vasilj parierte weltklasse und rettete den 1:1-Zwischenstand.Wenn man beim 1:0 durch Muslija noch „Von 20 Versuchen trifft er den maximal ein Mal!“ sagen konnte, dürfte hier eher die umgekehrte Quote vorgeherrscht haben – den haben die allermeisten wohl schon drin gesehen.
Beide Teams nutzten eine Verletzungspause für ein letztes Taktik-Briefing – und St. Pauli schien das bessere Ende für sich verbuchen zu können. Irvine leitete einen Pass von Mets Dźwigała direkt an Eggestein weiter, der noch ein paar Schritte lief und dann von halbrechts auf den kurzen Pfosten abschloss. Den traf er zwar genau, doch den Abpraller konnte Irvine aus zwölf Metern ins leere Tor schieben.2:1, Führung, Gästeblockekstase!
Es folgte ein Paderborner Dreifachwechsel, unter anderem mit den beiden Ex-Kiezkickern Niclas Nadj und Sirlord Conteh. „Ausgerechnet…“-Vibes gingen durch Teile des Gästeblocks – und wie negative Spiegelneuronen es so an sich haben, führten diese tatsächlich noch zum Ausgleich. Quasi mit dem zweiten Paderborner Angriff in der zweiten Hälfte. Afolayan und Ritzka verlieren vorne links den Ball, Nadj spielt den langen Ball auf Conteh und der flankt so gut auf Bilbija, dass der nicht nochmal vergeben kann. 2:2, Ausgleich, Ernüchterung. Wieso lässt man sich denn auswärts bei Führung auskontern? Tja, Fußball…
Es hätte sogar noch schlimmer kommen können, denn in der Nachspielzeit stocherte Leipertz den Ball über die Linie, allerdings stand Bilbija dieses Mal vorher bei Contehs Flanke knapp im Abseits, was sowohl Assistent Christian Ballweg im Stadion als auch der VAR übereinstimmend feststellten.
Klar: Ein Auswärtssieg wäre schön und aufgrund der zweiten Hälfte auch verdient gewesen. Aber wenn Bilbija wahlweise den ersten Konter konzentrierter abschließt oder in der Nachspielzeit ein paar Zentimeter weiter hinten steht, wäre auch eine Niederlage durchaus möglich gewesen.
Wichtig war, dass das Team in der zweiten Hälfte eine Reaktion gezeigt hat und man durch leichte Anpassungen dem Spiel die gewünschte Wende geben konnte. Solange wir jetzt einfach alle Heimspiele weiterhin 5:1 gewinnen, reicht auswärts auch immer ein Punkt.Spitzenreiter, weiterhin.Die Rückreise verlief dann zumindest bei uns unspektakulär.
Forza St. Pauli!// Maik
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