Rund um den Brustring
·17 January 2025
In partnership with
Yahoo sportsRund um den Brustring
·17 January 2025
Zum Rückrundenstart fordert uns der SC Freiburg heraus. Wie es beim Breisgauer Traditionsverein läuft, verraten uns die Freiburg-Fans Christian und Victor vom SCF-Fanclub Freiburger Botschaft zu Stuttgart.
Rund um den Brustring: Hallo und danke, dass ihr Euch die Zeit für uns nehmt. Hinrunde ist vorbei, wie zufrieden ist man im Breisgau?
Christian: Vielen Dank für die Einladung. Das ist momentan keine einfache Frage. Mit 27 Punkte in der Hinrunde kann und muss man als Freiburg-Fan zufrieden sein. Allerdings gibt es beim Sportclub auch einige Baustellen, die in der nächsten Zeit angegangen werden müssten. Hier ist zum Beispiel die fehlende Kaderbreite, kaum Neuzugänge in den letzten Jahren und der dadurch immer notwendiger werdende Umbruch zu nennen.
Victor: Hey! Danke, dass ihr fragt. Jetzt durch die erneut relativ hohe Niederlage war das natürlich kein schöner Hinrundenabschluss, dennoch denke ich, dass man mit 27 Punkten zufrieden sein kann. Wenn es so weitergeht, sind es am Ende 54 Punkte. Das reicht dicke, um oben anzuklopfen und zeigt welche beachtliche Entwicklung der Verein genommen hat. Man sollte dennoch realistisch bleiben und sich weiterhin bewusst sein, wo man herkommt.
Mit Julian Schuster kam Anfang des Jahres ein neuer Cheftrainer. Wie zufrieden ist man mit seiner Arbeit?
Christian: Julian Schuster leistet solide Arbeit. Vor der Saison hätte jeder damit gerechnet, dass es sportlich mindestens einen kleinen Rückschritt gibt, auch wenn sich sonst in den Strukturen bei Freiburg wenig geändert hat. Natürlich war es auch nicht einfach die große Lücke, die Christian Streich hinterlassen hat. Er war ja nicht nur sportlich erfolgreich, sondern hat sich auch öfter zu gesellschaftlichen Themen geäußert.
Victor: Auf jeden Fall sehr zufrieden. Er hatte nach über 12 Jahren Christian Streich sicherlich kein leichtes Erbe und macht seine Sache echt gut. Gerade zu Beginn wirkte sein Fußball sehr erfrischend, auch da er keine Hemmungen hatte, vermeintlich harte Personalentscheidungen zu treffen. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, ihn zum neuen Cheftrainer zu befördern.
Gab es bei Freiburg in der Winterpause nennenswerte Zu — oder Abgänge?
Christian: Bisher gibt es keine Verkündungen von Neuzugängen und nur ein paar Gerüchte. Bei den Abgängen stehen die zwei Leihen von Kenneth Schmid zu Hannover 96 und Noah Weißhaupt zu St. Pauli. Zudem ist momentan ein Verkauf von Kiliann Sildillia an den VfL Wolfsburg im Gespräch.
Victor: Mit Kenneth Schmidt und Noah Weißhaupt wurden zwei talentierte Eigengewächse verliehen, denen man ursprünglich wohl viel zugetraut hatte. Schmidt war in letzter Zeit länger verletzt und soll jetzt in der 2. Liga wichtige Spielpraxis sammeln. Bei Weißhaupt scheint es etwas komplizierter. Alle dachten, der Knoten sei bereits geplatzt, dennoch kam er diese Saison nicht auf seine Minuten. Durch den Wechsel nach St. Pauli kann er sich wieder in den Vordergrund spielen und dann neu angreifen. Zugänge gab es bisher nicht, aber ein paar Jungs aus der U23 scheinen kurz vor dem nächsten Schritt zu stehen.
Zuletzt gab es auswärts teilweise deftige Niederlagen. Wie erklärt Ihr Euch die Auswärtsschwäche?
Christian: Bei diesem Thema scheiden sich die Geister unter uns Freiburg Fans. Allerdings sind hier einige Punkte, die hier zusammenspielen. Die Stammmannschaft gehört zu den ältesten in der Liga und momentan schafft es Freiburg nicht durch offensive Wechsel den Druck auf die Abwehr zu verringern und manchmal in der Schlussviertelstunde auch für Entlastung zu sorgen oder um taktisch auf das Spiel zu reagieren.
Victor: Man hatte häufig das Gefühl, die Mannschaft sei nach einem Rückstand quasi eingebrochen. Das war schon ärgerlich. Man muss aber sehen gegen wen gespielt wurde. Leverkusen, Frankfurt und eigentlich auch Dortmund zählen sicherlich zu den Top-Teams. Und auch gegen die Anderen beiden aus Bayern und Leipzig wurde nun zumindest Auswärts schon gespielt. Da kann es jetzt nur besser werden!
Der SC Freiburg galt früher mal als Talentschmiede, mittlerweile hat man die fünftälteste Mannschaft. Ist das eine Ausnahme oder gab es einen Philosophiewechsel?
Christian: In den letzten Jahren hatte Freiburg den Vorteil, dass die 2. Mannschaft in der 3. Liga gespielt hat. Viele der Spieler haben sich auch weiter entwickelt uns spielen nun bei 1. und 2. Ligavereinen. Allerdings war für die meisten der Schritt zu der ersten Mannschaft doch nicht möglich, obwohl sie Potential haben, wie zum Beispiel auch Yannik Keitel. Leider fällt es den meisten aber schwer in sich einem Team, dass viel über Abläufe kommt sich festzuspielen. Hier sind auch die Leihen eine Option, die Freiburg aktiv nutzt, um den Spielern Einsatzzeit zu ermöglichen und auf den nächsten Entwicklungsschritt hofft. Zudem möchte ich auch Max Rosenfelder erwähnen, der auch aus der Fußballschule kommt und nach seiner Verletzung im letzten Jahr sehr stark aufspielt.
Victor: Es spricht eher für die Attraktivität des Fußballstandortes Freiburg. Die Jungs scheinen sich in der Stadt und beim Verein wohlzufühlen und auch innerhalb des Teams stimmt das Klima. Gerade mit den beiden Europapokal-Qualifikationen sind die Hemmungen zu Wechseln natürlich höher und auch der Verein ist nicht mehr so sehr auf hohe Transfererlöse angewiesen. Ich denke die Verlängerung mit einem Leistungsträger kann heutzutage mehr wert sein, als ein neuer Spieler.
Wer ist für Euch bis jetzt der Freiburg-Spieler der Saison?
Christian: Mein Spieler der Hinrunde ist Noah Atubolu, der sich zu einem guten Bundesligatorhüter entwickelt hat und uns schon einige wichtige Punkte gesichert hat.
Victor: Schwierig. Hervorherben sollte man in jedem Fall die Entwicklung der Eigengewächse Noah Atubolu, der letzte Saison zu viel vorschnelle Kritik abbekommen hat, aber mittlerweile ein Top-Rückhalt ist und natürlich von Max Rosenfelder, der uns nach seiner langen Verletzung alle total überrascht hat. Ansonsten würde ich ganz klar Ritsu Doan nennen, der einfach ein unglaublich guter Spieler ist und mittlerweile mit sechs Toren, auch gegen euch vor dem Tor unberechenbar sein wird.
Wie würdet Ihr den Freiburger Fußball beschreiben?
Christian: Der Ansatz von Julian Schuster unterscheidet sich nur in Nuancen von dem unter Christian Streich. Der Grundansatz bleibt weiterhin die defensive Stabilität, allerdings wird versucht den Gegner früher anzulaufen, was zum Begin der Hinrunde noch besser funktioniert hat wie zuletzt.
Victor: Taktisch diszipliniert, frisch, schnell nach vorne. Neben zu vielen Gegentoren gegen Mannschaften aus der Spitzengruppe ist jedoch tatsächlich aktuell vor allem die Elfmeterstatistik ausbaufähig. Aber auch da denke und hoffe ich, dass der Nächste sitzt. Vielleicht ja schon am Wochenende.
Wie sieht die aktuelle Personalsituation aus? Wer wird gegen den VfB fehlen?
Christian: Momentan sind alle Stammspieler außer Phillipp Lienhart fit, der die letzten beiden Spiele mit einem Infekt verpasst hat. Zudem fehlen die Langzeitverletzten Bruno Ogbus und Daniel-Kofi Kyereh.
Victor: Mit Philipp Lienhart fehlt derzeit möglicherweise einer der Stamm-Innenverteidiger. Ansonsten sind mit Bruno Ogbus und leider immer noch Daniel-Kofi Kyereh zwei Jungs länger verletzt. Alle anderen müssten fit sein und lassen sich das „Derby“ (ja für uns ist es tatsächlich ein Derby) sicher nicht entgehen!
Zum Schluss: Euer Tipp und Gefühl für das Spiel?
Christian: Durch die momentane Auswärtsschwäche gehe ich von einer gelungenen Revanche aus und denke es wird ein 3:1 für den VfB.
Victor: In der vergangenen Saison habt ihr beide Spiele gegen uns in Summe mit 8:1 Toren gewonnen. Da die Bilanz der letzten Jahre zuvor jedoch ganz klar für den Sport-Club spricht, es auswärts noch einiges nachzuholen gibt und bereits das Hinspiel gegen euch verdient gewonnen wurde, wünsche ich mir natürlich ein solides 5:0 für uns. Realistischer erscheint jedoch eher ein umkämpfter 2:1 Auswärtssieg. Hoffentlich seid ihr mit dem Kopf schon in Bratislava, dann wird es einfacher 🙂 Ich wünsche euch und uns jedenfalls ein gutes und faires Spiel! Danke für das Interview!
Titelbild: © Daniela Porcelli/Getty Images