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·20 April 2025

Roundtable: FC Bayern zwischen Europapokal-Aus und dem Weg zur Meisterschaft

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Das hart erkämpfte 2:2-Untentschieden des FC Bayern in Mailand unter der Woche war gleichbedeutend mit dem Aus im Europapokal. Doch in der Liga geht der Weg zur Meisterschaft noch weiter.

Im heutigen Roundtable setzt sich die Redaktion an einen Tisch und diskutiert das Ausscheiden, den weiteren Saisonverlauf, eine erste Bewertung von Kompany und den kommenden Transfersommer.


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Heute mit dabei im Roundtable: Sophia, Andreas, Andi, Kasimir, Georg, Daniel und Maurice.

Die Lücke zur Spitze

Aus der Traum vom Finale Dahoam. In einem über Strecken dramatischen Spiel im legendären San Siro schied der FC Bayern am Mittwoch nach großem Kampf in der Champions League aus. Was fehlt dem Team aktuell zur europäischen Spitze?

Andreas: Der FC Bayern München hat in der Champions League gezeigt, dass er kämpfen kann, aber am Ende fehlen entscheidende Elemente, um zur absoluten europäischen Spitze zu gehören (und das nicht erst seit dieser Saison). In entscheidenden Momenten unterlaufen dem Bayern-Team individuelle Fehler (Abwehrfehler, Ballverluste), die gegen absolute Top-Teams sofort bestraft werden. Nach dem Ausfall von Spielern wie Manuel Neuer, Dayot Upamecano, Alphonso Davies oder Jamal Musiala fehlt es außerdem an charismatischen Führungspersönlichkeiten, die das Team in engen Spielen über die Runde tragen oder wirklich nach vorne treiben. Joshua Kimmich wurde dieser Rolle nicht gerecht. Außerdem wirkten die Bayern gegen etwas stärkere Teams hilflos, ohne zu überzeugen (Feyenoord, Aston Villa, Celtic Glasgow, Inter Mailand).

Andi: Nichts: Der FC Bayern ist eine europäische Spitzenmannschaft – und bleibt es auch. Trotz ein paar durchwachsener Spielzeiten gehört der Klub jedes Jahr völlig zurecht zum Kreis der Topfavoriten auf den Champions-League-Titel. Selbst in der letzten Saison, die sportlich alles andere als optimal verlief, war der Finaleinzug zum Greifen nah – letztlich nur ein Patzer von Manuel Neuer verhinderte das.

Natürlich war das enttäuschend, aber man darf dabei nicht vergessen: Diese Mannschaft hat sich gefangen. Die spielerische Entwicklung in dieser Saison zeigt klar nach oben, die Meisterschaft ist in Reichweite – das spricht für sich. Mit einem vollen, verletzungsfreien Kader bin ich überzeugt, hätte Bayern auch Inter geschlagen.

Natürlich gibt es Stellschrauben, an denen man drehen kann – gerade in der Abwehr wäre ein klarer Chef wünschenswert. Aber das ändert nichts daran, dass Bayern schon jetzt gut aufgestellt ist und im kommenden Jahr wieder zu den absoluten Favoriten in Europa zählen wird.

Was den oft bemühten Ruf nach Führungsspielern angeht: Ich halte ihn für überzogen. Mit Kane, Kimmich, Neuer – und aktuell auch noch Goretzka – sind genug Typen auf dem Platz, die Verantwortung übernehmen können. Ein Mangel an Charakteren ist nicht das Problem. Eher geht es darum, an Details zu feilen.

Georg: Ich bin fatalistischer als Andreas und Andi. Ein Halbfinale in den letzten fünf Jahren. Das ist zu wenig. Gleichzeitig ist der Abstand zur europäischen Spitze nicht riesig, weil die europäische Spitze sich verändert hat. Während von 2010 bis 2020 Real, Barcelona und Bayern gemeinsam dominierten, thront derzeit Madrid einsam an der Spitze. Barcelona und Bayern haben abgebaut, ohne dass jemand wie City oder Paris konstant in die erste Reihe nachgerückt wäre. Insofern verstehe ich auch den optimistischen Blick. Denn außer Real ist niemand außer Reichweite des FC Bayern.

Was fehlt? Mindestens zwei, drei Top-Transfers, die sitzen oder Talente, die nachhaltig zu Leistungsträgern werden.

Das entscheidende Quäntchen

Nach dem Spiel wurde viel diskutiert über die vielen Verletzungen, die schwache Chancenverwertung, die löchrige Abwehr und auch die Aufstellung von Kompany. Woran lag es am Ende?

Daniel: Es lag an den Verletzungen und nur an den Verletzungen. Auf der Mikro-Ebene kann man natürlich über die Chancenverwertung sprechen, über das postwendend kassierte 1:2 im Hinspiel oder den zwei kassierten Ecken binnen drei Minuten, aber das alles kaschiert nur die Makro-Ebene: Die Mutter aller Probleme war nuneinmal der dezimierte Kader.

Kassierst du all diese drei Tore wenn dein Abwehrchef spielt? Verdaddeln Olise und Kane immer noch so viele Chancen, wenn sie mit Davies und / oder Musiala nicht mehr offensive Alleinunterhalter sein müssen? Die Liste geht weiter. Kein Team der Welt kann so viele Ausfälle gleichzeitig auffangen.

Kasimir: Der FC Bayern war gegen Inter Mailand mindestens auf Augenhöhe. Eine schwerwiegende Verletzung in der Verteidigung weniger (Upamecano oder Davies), etwas mehr Kaltschnäuzigkeit im Abschluss oder ein besseres Spielmanagement nach eigener Torerzielung, und der Einzug ins Halbfinale wäre gelungen. Dort wäre denke ich jedoch gegen Barcelona Schluss gewesen. Denn unabhängig vom Verletzungspech gibt es schlichtweg zu viele Baustellen im Kader. Vincent Kompany und seiner Aufstellung mache ich keinen Vorwurf.

Die positive Seite

Aber es war doch sicherlich nicht alles schlecht. Welche positiven Aspekte nehmt ihr aus den zwei Spielen gegen Mailand mit?

Daniel: Ich für meinen Teil hätte vor dem Viertelfinale nicht gedacht, dass es so eng wird, dass man sich so viele Chancen, so viele Expected Goals erspielt. Das zeigt, wie gut diese Mannschaft in ihren Grundzügen ist und wieso die Euphorie nach den Leverkusen-Spielen berechtigt war. Ein paar weniger Verletzte – nicht einmal alle – und ich sehe uns mit Upamecano und Davies den Henkelpott hochstemmen.

Kasimir: Ich würde die Frage zweigeteilt beantworten – auf mannschaftlicher und individueller Ebene. Mannschaftlich bin ich stolz auf den Kampfgeist, das Aufbäumen nach Rückschlägen und den spürbaren Zusammenhalt. Das Team hat alles reingeworfen, was möglich war, und sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen. Individuell möchte ich drei Spieler hervorheben, die mich besonders positiv überrascht haben: Josip Stanišić, Konrad Laimer und Jonas Urbig.

Stanišić hat vor allem im Rückspiel eine sehr starke Leistung gezeigt – sowohl als Linksverteidiger als auch später als Innenverteidiger. Seine Variabilität macht ihn unglaublich wertvoll für diesen Kader. Konrad Laimer überrascht mich eigentlich schon seit seinem ersten Tag beim FC Bayern. Schon vergangene Saison gegen Real Madrid zählte er zu den besten Bayern-Spielern. Was der Österreicher an Kilometern abspult, wie oft er intelligent hinterläuft und defensiv clever klärt, ist beeindruckend. Und dann noch seine Vorlage im Hinspiel auf ungewohnter linken Seite. Jonas Urbig verdient ebenfalls besondere Anerkennung. Noch vor wenigen Monaten saß der 21-Jährige in der zweiten Liga auf der Bank, jetzt steht er mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit in einem Champions-League-Viertelfinale im Tor des FC Bayern. Er scheut sich nicht, mit dem Ball am Fuß mitzuspielen. Bei den Gegentoren war er chancenlos. Vielleicht – und natürlich ist es noch früh – hat der FC Bayern in ihm tatsächlich den lang ersehnten Nachfolger von Manuel Neuer gefunden.

Maurice: Auf der mannschaftlichen Ebene möchte ich Kasimir zustimmen. Vor allem im Rückspiel wurde deutlich, dass sich diese Mannschaft nicht aufgibt, obwohl sie auf dem Zahnfleisch geht. Gleich mehrfach kam man in der Schlussphase noch zu gefährlichen Abschlüssen. Der Rekordmeister wirkte dabei jedoch wie ein Golf GTI in der DTM. Im absolut roten Bereich konnte er mit Inter mithalten, doch die Italiener wirkten jederzeit in der Lage in den nächsten Gang zu schalten und die Münchner empfindlich zu treffen. So geht man mit erhobenem Haupt aus dem Wettbewerb und kann als Fan dieser Mannschaft nicht böse sein.

Und nun die Meisterschaft?

Für die restliche Saison liegt der Fokus nach dem Aus in den Pokal-Wettbewerben nun auf der Meisterschaft. Wie eng wird es da noch werden?

Andi: Es wird nicht mehr eng. Der FC Bayern hat aktuell neun Punkte Vorsprung auf Leverkusen, die heute noch spielen – bei vier verbleibenden Spielen und dem klar besseren Torverhältnis. Das bedeutet: Sechs Punkte aus diesen Partien würden bereits sicher zur Meisterschaft reichen. Und das auch nur, wenn Leverkusen alle Spiele gewinnt. Angesichts der zuletzt schwachen Auftritte der Werkself ist selbst das fraglich.

Realistisch gesehen dürften dem FC Bayern schon vier Punkte zum Titel reichen. Das wird nicht mehr eng!

Andreas: Das Restprogramm des FC Bayern hält noch Auswärtsspiele in Hoffenheim und Leipzig sowie Heimspiele gegen Mainz und Mönchengladbach bereit. Da der FC Bayern aktuell einen Vorsprung von neun Punkten (und ein super Torverhältnis) auf Bayer Leverkusen hat (vor dem Leverkusen-Spiel in Hamburg), ist der Kampf um die Meisterschaft so gut wie entschieden. Auch wenn es zum Saisonende immer wieder zu seltsamen Ergebnissen kommen kann. Aber nach dem klaren Sieg in Heidenheim sieht es jetzt tatsächlich sehr gut aus.Georg: Meine Glaskugel sagt ebenfalls: Das Ding ist durch. Leverkusen hat mich auch diese Saison beeindruckt, aber so stark wie letztes Jahr sind sie nicht mehr. Leverkusen kann maximal noch auf 78 Punkte kommen, ich rechne aber eher mit 73. Der FC Bayern steht nach dem Sieg in Heidenheim bei 72 Punkten. Mit zwei weiteren Siegen ist die Meisterschaft rechnerisch fix, wahrscheinlich reicht schon einer. Das werden sie einfahren.

Erste Saisonbewertung

Wenn ihr alle möglichen Ausgänge berücksichtigt, in welchem Bereich der berüchtigten Skala von eins bis zehn kann die erste Saison von Kompany verbucht werden?

Georg: Wenn sie die Meisterschale zurück an die Säbener Straße bringen, gebe ich der Saison eine Sechs von zehn. Und Vincent Kompany eine Acht. Sollten sie die Meisterschaft noch verspielen und zwei Jahre in Folge komplett ohne Titel bleiben…, dann wird die Zahl sehr, sehr niedrig.

Andreas: Da der FC Bayern in dieser Saison weder den DFB-Pokal noch die Champions League gewinnen konnte, und die Meisterschaft noch nicht sicher ist, läge die Bewertung eher im untersten Bereich der Skala. Kompany hat eine Mannschaft übernommen, die in der Vorsaison hinter den eigenen Erwartungen zurückblieb. Er hat versucht, neue Impulse zu setzen und es gab teilweise positive Entwicklungen im Laufe der Saison. Sollte die Meisterschaft noch gewonnen werden, würde dies die Bewertung deutlich anheben auf eine 5. Er hat definitiv noch Luft nach oben und muss mehr Erfahrungen sammeln. Ich finde, er hat nicht unbedingt auf den Nachwuchs gesetzt (vor allem in der Hinrunde, dann wurden Spieler wie Aznou und Tel verliehen) und auch der (Nicht-)Einsatz von Thomas Müller im Hinspiel gegen Inter wiegt für mich schwer.

Andi: Ich würde Kompanys erste Saison aktuell mit einer 7 von 10 bewerten. Nach der schwierigen Vorsaison hat er schnell frischen Wind reingebracht, das Spiel wurde strukturierter, offensiver, die Defensive stabiler – Spieler wie Kimmich oder Davies machten wieder große Schritte nach vorne.

Kritisch sehe ich lediglich seinen zögerlichen Umgang mit Talenten. Und klar: Sollte die Meisterschaft noch verspielt werden, würde die Bewertung deutlich sinken – das wäre ein kolossaler Einbruch. Stand jetzt aber ist der FC Bayern unter Kompany auf einem guten Weg. Die großen Fragen liegen im Kaderumbau, der nicht beim Trainer liegt.

Ein Zeugnis für Kompany

Bleiben wir beim belgischen Trainer. Wie bewertet ihr die Auftaktsaison von Kompany – auch im Vergleich zu den beiden letzten Übungsleitern Nagelsmann und Tuchel in deren erstem Jahr?

Sophia: Vincent Kompany hat es wirklich nicht leicht. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern kam er ohne Vorschusslorbeeren nach München. Stattdessen haftete das Label der Notlösung auf dem Rücken des Belgiers, kombiniert mit einer rieselnden Sanduhr. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis Kompany nach der ersten schweren Phase angezählt werden würde – egal ob aus den eigenen Reihen oder, wie soll es in München anders sein, von außerhalb. Doch für mich wurde Vincent Kompany zum Highlight einer Saison, die mir aus verschiedenen Gründen in keiner guten Erinnerung bleiben wird.

Ein Belgier aus den Straßen Brüssels verkörpert für mich das „Mia San Mia-Gefühl“ besser als so manche Personalie, die schon länger ihr Büro an der Säbener Straße bezogen hat. Kompany wirft seine Spieler selbst nach schwierigen Partien nicht vor den Bus, er stärkt ihnen vor der gnadenlosen Öffentlichkeit den Rücken. Der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft wirkt so intensiv wie lange nicht mehr und Kompanys Leidenschaft an der Seitenlinie lässt bei jedem Fan das Herz mit ihm hüpfen. Und das zu einer Zeit, wo das Münchner Selbstverständnis durch den bevorstehenden Abgang von Thomas Müller zu bröckeln scheint.

Um zurück zur Frage zu kommen: Kompany brachte Steine ins Rollen, doch der Weg hin zum europäischen Gipfel ist noch nicht frei. Man mag nur hoffen, dass die Entscheider im Münchner Umland auf diesen Weg vertrauen. Denn irgendwann wird Kompany als erfahrener Bergsteiger von oben mit seinen Jungs grüßen.

Andreas: Mit Vincent Kompany hat sich der FC Bayern für einen klaren Systemwechsel entschieden. Der Belgier setzte auf dominanten Ballbesitz und aggressives Pressing – ein deutlicher Kontrast zum pragmatischen Ansatz seines Vorgängers Thomas Tuchel. Nagelsmann war taktisch sicher fortschrittlicher, aber auch kompromissloser. Kompany wirkt im Vergleich zu beiden zugänglicher, muss aber noch beweisen, dass sein System international funktioniert. Seine Philosophie sollte dem Team eine neue Identität verleihen, ähnlich wie bei Kompany’s Burnley, allerdings mit der höheren Individualklasse.

Kompanys Vision zielt nicht nur auf kurzfristigen Erfolg, sondern auf eine nachhaltige Spielkultur, ob ihm dazu die notwendige Zeit bleibt und gegeben wird, steht noch nicht fest, denn der Umstieg ist nicht ohne Risiken. Besonders gegen tiefstehende Gegner oder Konterteams muss er noch effektivere Lösungen finden. Auffällig sind zudem defensive Unsicherheiten. Ob Kompanys Projekt aufgeht, hängt davon ab, wie schnell er die Schwachstellen beheben kann. Doch eines ist klar: Der FC Bayern hat mit ihm einen Trainer, der Mut zur Veränderung zeigt – auch wenn der Weg dorthin holprig ist.

Maurice: Seine offensive Spielidee mit aggressivem Anlaufen und hoher Abwehrlinie, die Kompany vor allem zu Saisonbeginn vorgab, musste der Belgier im Saisonverlauf etwas einkassieren. Dafür gibt es meiner Meinung nach drei Gründe: Erstens fehlten dem Übungsleiter auf einigen Positionen die richtigen, weil disziplinierten Spieler. Zweitens führten viele Verletzungen und ein enger Spielplan zu einer hohen Belastung, die der Spielstil noch weiter erhöhte. Drittens wussten die Gegner spätestens nach ein paar Monaten durch tiefe Linien und lange Bälle in die Spitze das System Kompany effektiv zu umgehen.

Der erste Punkt liegt außerhalb seines direkten Einfluss, aber für letztere beiden hat der Belgier noch keine Lösung gefunden. Anders als Flick zeigt er jedoch eine Anpassungsfähigkeit in seinem System. Sein Fußball ist deutlich attraktiver als der von Tuchel, aber bisher noch nicht durch mehr Erfolg gekrönt. Ich hoffe anders als Nagelsmann bekommt er die Zeit, um unter Berücksichtigung seines Kaders die richtige Mischung aus den Ansätzen seiner Vorgänger zu finden.

Sané, Coman oder Gnabry?

Im Sommer stehen zwangsläufig Veränderungen an – wohl auch in der Offensive. Wenn ihr aus dem Trio Coman, Gnabry und Sané nur einen behalten dürftet, wer wäre eure Wahl?

Andreas: Für mich eindeutig Leroy Sané, seine Statistiken sind deutlich besser, als die von Coman und Gnabry, auch wenn es manchmal nach außen nicht so wirkt. In dieser Saison hat er schon 13 Scorerpunkte (nur einen weniger als Jamal Musiala), auch in der Vorsaison war er deutlich besser als Coman und Gnabry (und sogar vor Jamal mit 19 Scorerpunkten). Ich bin fest davon überzeugt, dass Leroy in dem Team seine Rolle noch ausbauen kann.

Daniel: Coman ist über seine gesamte Bayern-Zeit der konstanteste der Post-Robbery-Winger gewesen, von daher wähle ich in der Theorie ihn. In der Praxis hat Coman einen Markt, während Sané man nur für lau abgeben könnte, daher ist die Wahl für Sané logisch.

Georg: Ich würde alle drei abgeben. Aber wenn einer bleiben soll, dann Serge Gnabry. In erster Linie aus pragmatischen Gründen. Wie Daniel sagt: Coman hat einen Markt. Diese Ablöse braucht der FC Bayern. Und die Trennung von Sané wäre die einfachste, weil der Vertrag ausläuft.

Wunschkonzert: Transfersommer

Doch nicht nur die offensive Außenbahn steht im Fokus. In welchem Mannschaftsteil muss sich der Verein auf jeden Fall neu aufstellen und verbessern?

Daniel: Ich bin weniger kritisch mit Kim als andere, weil vieles mit seinen körperlichen Problemen zusammenhängt, dennoch halte ich einen Neuzugang in der Innenverteidigung auf Weltklasse-Niveau für zielführend. Jeder Kader braucht grundsätzlich drei sehr gute zentrale Verteidiger und ich habe meine Zweifel, ob Eric Dier uns noch eine dritte Rückrunde überraschen kann (gleichwohl ist eine Verlängerung mit ihm Pflicht), während Stanišić als schweizer Taschenmesser eh auf seine Minuten kommen wird.

Dazu muss man natürlich Florian Wirtz verpflichten, falls die Chance auf ihn sich tatsächlich eröffnet. Dieser Transfer wäre derart bedeutsam, dass ich willens wäre, auf sämtlichen anderen Positionen inklusive der Innenverteidigung kleinere Brötchen zu backen. Jamal Musiala leidet darunter, dass sich Gegner zu leicht auf ihn fokussieren können.

Kasimir: Der FC Bayern hat in jedem Mannschaftsteil Defizite. In der Verteidigung fehlt neben Upamecano ein zweiter Innenverteidiger auf Top-Niveau, der zur Spielweise von Kompany passt. Kim ist zu fehleranfällig, Dier zu langsam. Beides gute Back-ups, aber keine langfristigen Lösungen. Im Mittelfeld muss eingesehen werden, dass das Duo Kimmich/Goretzka nicht auf höchstem Niveau funktioniert. Punkt. Auch wenn Goretzka eine starke Saison spielt und sich beeindruckend zurückgekämpft hat, die Kombination mit Kimmich harmoniert schlicht nicht optimal.

Schon beim CL-Triumph 2020 stand Kimmich rechts hinten, im Zentrum glänzte das Duo Thiago/Goretzka. Es braucht einen spielstarken Mittelfeldspieler mit defensiver Qualität neben Kimmich. Pavlovic hat das Potenzial für diese Rolle gezeigt, war jedoch in der Vergangenheit zu häufig aus unterschiedlichen Gründen nicht verfügbar – und mit seinen 20 Jahren muss man auch mit einer Formdelle rechnen, was völlig normal wäre. Umso ärgerlicher, dass im vergangenen Sommer 51 Millionen für Palhinha in diesem Mannschaftsteil investiert wurden, der wohl größte Transferflop der jüngeren Bayerngeschichte.

Im Angriff wäre Florian Wirtz ohne Frage ein Königstransfer und würde das Offensivspiel sofort auf ein neues Level heben. Doch die größere Baustelle liegt meiner Meinung nach im Sturmzentrum: Bayern braucht dringend einen verlässlichen Backup für Harry Kane. Die Kaderplanung hat hier versagt und man kann sich glücklich schätzen, dass bei all dem Verletzungspech die Lebensversicherung Harry Kane nicht ausgefallen ist. Und selbst wenn er fit ist, fehlt ein Einwechselspieler mit körperlicher Präsenz in der Box. Gegen Inter wurde das einmal mehr deutlich.

Andi: Daniel und Kasimir haben die richtigen Punkte angesprochen – ich habe bereits während der Saison in mehreren Artikeln dargelegt, wo ich Verbesserungspotential sehe. (Abwehrprobleme, Koa Kane-Backup)

Für mich steht fest: Der FC Bayern braucht unbedingt einen weiteren Innenverteidiger auf Top-Niveau – nicht nur als Reaktion auf die wackeligen Leistungen einzelner, sondern auch, um der Spielweise unter Kompany gerecht zu werden. Parallel dazu muss auf der rechten Abwehrseite ein echtes Pendant zu Alphonso Davies gefunden werden. Die Lücke auf dieser Position ist eklatant – ein moderner, offensivstarker Außenverteidiger würde dem Spiel des FCB neue Möglichkeiten eröffnen.

Zudem: Ein Backup für Harry Kane ist Pflicht. Im Idealfall ein physisch starker, robuster Stürmer, der auch mal für Entlastung sorgt oder im Spielverlauf eine neue Komponente reinbringt. Ich persönlich würde mir da einen klassischen, wuchtigen Neuner wünschen – die Aussagen von Max Eberl deuten aber eher auf einen flexiblen Offensivspieler hin, der mehrere Positionen bekleiden kann.

Sollte ein starker Rechtsverteidiger kommen, würde das im Übrigen auch dem zentralen Mittelfeld helfen – Laimer könnte wieder ins Zentrum rücken, Pavlović traue ich ohnehin viel zu. Damit wäre es dort schon sehr voll. Nur wenn sich die Möglichkeit bietet, einen Spieler wie Angelo Stiller zurückzuholen, bin ich sofort dafür – ein smarter, spielstarker Sechser mit Bayern-DNA.

Abschließend schließe ich mich Daniel an: Wenn sich eine Chance auf Florian Wirtz ergibt, muss man sie nutzen. Er wäre nicht nur ein herausragender Transfer – er würde das kreative Zentrum des Spiels sofort auf ein neues Level heben und Musiala spürbar entlasten.

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