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·22 July 2025

Rebecca Knaak vor dem EM-Halbfinale: "Mit Glauben und Willen"

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Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft befindet sich in der unmittelbaren Vorbereitung auf das Halbfinale der UEFA Women's EURO am Mittwoch (ab 21 Uhr, live in der ARD und bei DAZN) gegen Spanien. Nach dem dramatischen Elfmeterkrimi gegen Frankreich spricht Innenverteidigerin Rebecca Knaak mit DFB.de über die Emotionen nach dem Viertelfinalrkimi, den Schlüssel zum Erfolg und das Halbfinale.

DFB.de: Frau Knaak, Deutschland steht im Halbfinale und das mit einer geschlossen Teamleistung gegen Frankreich. Weit über die Hälfte des Spiels waren Sie in Unterzahl, am Ende stand nach dem Elfmeterschießen der Halbfinaleinzug fest. Wie haben Sie dieses Spiel auf dem Platz wahrgenommen?


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Rebecca Knaak: Das war das verrückteste und intensivste Spiel, was ich jemals erlebt und gespielt habe. Während des Spiels sind so viele Dinge und auch Rückschläge passiert, die mir auch teilweise erst im Nachgang wieder eingefallen sind. Es war eine wahnsinnige Kampfleistung und zusammen mit den Fans ist eine ganz besondere Dynamik entstanden.

DFB.de: Sie sprechen die Fans schon an. In Basel spielten Sie vor ausverkauftem Haus, die Stimmung war großartig. Wie viel macht das in einem Spiel aus?

Knaak: Das ist ganz schwer in Worte zu fassen, aber ich glaube, dieses Spiel gegen Frankreich hat eine ganz besondere Dynamik gezeigt. Ich bin mir sicher, dass die Spiele ohne diese Unterstützung einen anderen Verlauf genommen hätten. Das ist bisher einzigartig. Die Fans haben uns unterstützt, wir haben dann die Fans immer wieder angeheizt, jede einzelne Situation wurde gefeiert, das war der Wahnsinn und das ist etwas ganz Besonderes bei dieser EM. Wir wissen das sehr zu schätzen und hoffen, dass wir den Fans mit unserer Leistung auf dem Platz auch etwas zurückgeben können.

DFB.de: Das hilft sicher auch bei Rückschlägen, die es unter anderem mit der Roten Karte gegen Kathrin Hendrich und dem Ausfall von Sarai Linder schon sehr früh im Spiel gab. Wie sind Sie damit umgegangen?

Knaak: Das waren Situationen, die wirklich gezeigt haben, wie gut dieses Team funktioniert und wie wir auf Rückschläge reagieren. Sinnbildich waren dabei die Spielerinnen, die in diesem Turnier reinkommen, ihre ersten Minuten machen und sofort da sind. Ich habe wahnsinnigen Respekt vor allen Spielerinnen in unserem Kader - wie jede Einzelne sich hier reinbeißt und alles gibt, egal wie viel Einsatzzeit sie hat. Ich glaube, das zeichnet uns als Team aus. Wir haben jede Situation so angenommen, wie sie war. Auch, wenn wir uns in der ein oder anderen Situation kurz geärgert haben, hatte jede Spielerin den ganz klaren Willen, dieses Spiel zu gewinnen.

DFB.de: Nach 120 Minuten war Schluss, es ging ins Elfmeterschießen uns Sie waren eine der Schützinnen. Was ging Ihnen in diesem Moment durch den Kopf?

Knaak: Ich mache es kurz: maximale Anspannung, maximaler Fokus. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kann ich mich gar nicht mehr so recht daran erinnern, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Wir haben uns auf diesen Moment natürlich vorbereitet, aber wie das dann ist, in so einer Situation und im Stadion, das kann man nicht simulieren. In diesem Moment war ich einfach im Tunnel und alles, was zählte, war, dass dieser Ball irgendwie reingeht.

DFB.de: Und das tat er dann auch.

Knaak: Das war dann viel Freude, Erleichterung und Emotionen pur.

DFB.de: Nicht nur Sie haben Ihr Soll erfüllt, sondern auch Ann-Kathrin Berger, die sogar zwei Elfmeter gehalten hat. Was war das für ein Gefühl, als klar war: Deutschland steht im Halbfinale?

Knaak: Ich weiß noch, wie wir von der Mittelinie losgerannt sind und alle geschrien haben. Das musste einfach raus. Wir mussten dann aber nochmal kurz innehalten, weil die Schiedsrichterinnen noch geprüft hatten, ob alles in Ordnung war. Dann dachte ich mir: Bitte nicht, ich halte das nicht mehr aus. (lacht) Als sie dann das "Go" gegeben hat, haben wir uns alle in den Armen gelegen. Die eine Hälfte hat geweint, die andere gelacht. Da waren alle Emotionen mit dabei.

DFB.de: Wie verarbeitet man so ein Spiel gemeinsam als Team?

Knaak: Wir haben uns einfach gesagt, dass wir das jetzt feiern und genießen müssen. Und natürlich, das ist ganz wichtig, müssen wir das auch erst einmal realisieren, was wir da geschafft haben. Es war für uns alle wichtig, einfach mit der Familie und den Freunden den Moment zu genießen und kurz innezuhalten.

DFB.de: Und wie werden Sie das Spiel für sich selbst einordnen?

Knaak: Das wird auf ewig unvergesslich bleiben. Das war – wie ich eben schon gesagt habe - das verrückteste Spiel, was ich je gespielt habe. Auch, wenn wir auf die ganzen Zuschauer*innenrekorde schauen, die gerade gebrochen werden. Es fühlt sich dann schon so an, als wären wir gerade Teil einer ganz besonderen Geschichte und das wird bei mir auf jeden Fall für immer in Erinnerung bleiben.

DFB.de: Im Halbfinale wartet nun Spanien, eines der formstärksten Teams der Europameisterschaft. Wie bereiten Sie sich nach so einem intensiven Spiel auf den nächsten Gegner vor?

Knaak: Gegen Spanien wird es ähnlich wie gegen Frankreich, da sie einfach individuell top besetzt sind. Da kommt eine wahnsinnig erfolgreiche Mannschaft auf uns zu, die starke Einzelspielerinnen hat, aber auch im Kollektiv gut funktioniert. Spielerisch sind sie sicher auch eine der stärksten Mannschaften. Das wird eine große Herausforderung. Für uns wird es wieder auf die gleichen Werte ankommen, auf die gleiche Einstellung, das gleiche Mindset. Das letzte Spiel wird uns dabei sicher Rückenwind geben. Wir werden taktisch unsere Analysen vom Trainer*innenteam bekommen und gut vorbereitet sein. Und dann gibt es nur noch eins: Vorfreude.

DFB.de: Was braucht es für den Einzug ins Finale?

Knaak: Dieses Team. Jede einzelne Spielerin in diesem Team. Ich habe volles Vertrauen, dass wir das schaffen können. Und das hatten wir schon die ganze Zeit. Dieses Spiel gegen Frankreich hat uns gezeigt, was wirklich möglich ist. Wenn wir auf den Spielverlauf schauen, haben wir das Unmögliche geschafft. Mit Glauben und Willen. Das stimmt mich sehr positiv für das nächste Spiel.

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