Real Madrid vs. FC Bayern: Eine Rivalität der Superlative | OneFootball

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·28 April 2024

Real Madrid vs. FC Bayern: Eine Rivalität der Superlative

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Von den letzten sechs Aufeinandertreffen hat Real keines verloren und fünf gewonnen – Fotos: getty images

Dauerrivalen seit Jahrzehnten

Der Begriff „Klassiker“ wird immer wieder bei internationalen Duellen diverser Großvereine bemüht, zumal in der Champions-League-Ära dank des Wettbewerbsmodus und der Vielzahl von Spielen regelmäßige Aufeinandertreffen bestimmter Vereine zwangsläufig vorkommen. Wenn es aber so etwas wie den europäischen Fußball-Klassiker gibt, dann ist es zweifelhaft die Begegnung zwischen Real Madrid und dem FC Bayern. Es handelt sich hierbei nicht nur um Aufeinandertreffen des Ersten gegen den Zweiten der ewigen Tabelle der europäischen Königsklasse (seit 1955/56), es ist auch das Duell, welches in der Geschichte der europäischen Wettbewerbe so häufig wie kein anderes ausgetragen wurde. Zwischen 1976 und 2018 trafen die beiden Schwergewichte nämlich ganze 26 Mal aufeinander.


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Gesamtbilanz Real Madrid vs. Bayern

  • Spiele (Europapokal und Champions League): 26
  • Siege Real Madrid: 11
  • Unentschieden: 3
  • Siege Bayern: 12
  • Tore Real Madrid: 41
  • Tore Bayern: 39

Für Spiele, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, geht der Spielstand nach 120 Minuten in diese Wertung ein.

Nur zweimal duellierten sich der spanische und der deutsche Rekordmeister in der Gruppenphase der Champions League, nie in einem Finale, alle anderen Spiele fanden im Rahmen der K.o.-Phase des Pokals der Landesmeister respektive der Champions League statt – ebenfalls ein Rekord. Fast immer waren es regelrechte Schlachten und epische Begegnungen, die auf beiden Seiten immer sowohl Spieler als auch Fans, aber auch die Öffentlichkeit elektrisierten und eine besondere Intensität an Emotionen hervorriefen.

Wie alles begann

Als die beiden Giganten sich in der Saison 1975/76 im Halbfinale des damaligen Europapokals der Landesmeister zum ersten Mal begegneten, war es rein sportlich eine klare Angelegenheit. Dem 1:1 in Madrid am 31. März 1976 folgte 14 Tage später ein souveräner 2:0-Sieg der Münchener, wobei Jahrhunderttorjäger Gerd Müller alle drei Treffer für die Bayern erzielte. Die Roten um Franz Beckenbauer, Sepp Meier und Uli Hoeneß waren zu der Zeit die europäische Übermannschaft und auf dem Weg zum dritten Europapokal-Titel hintereinander, während Real Madrid seine erfolgreichste europäische Phase – Ende der 50er-Jahre – längst hinter sich hatte.

Und trotz der klaren Verhältnisse auf dem Platz stellen diese beiden Begegnungen die Urwurzel der späteren Rivalität, die in ihrer Intensität auf europäischer Ebene heute ihresgleichen sucht. Nach dem Schlusspfiff im Hinspiel im Bernabéu streckte ein Real-Fan Müller mit einem Faustschlag nieder, während Hoeneß und Meier, die den Übeltäter stellen wollten, von spanischen Ordnungshütern eher angegriffen als unterstützt wurden. Beim Rückspiel wurden dagegen die beiden Deutschen im Team der Königlichen, Paul Breitner und Günter Netzer, als „Verräter“ beschimpft und bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Das Feindbild war auf beiden Seiten geboren.

Juanitos Foul, Pfaffs Fehler

Obwohl es zum nächsten Aufeinandertreffen zwischen Real und Bayern erst elf Jahre später kam, wieder im Halbfinale des Landesmeistercups 1986/87, ließen beide Spiele keinen Zweifel daran, wie verfeindet sich die Kontrahenten waren. Im Hinspiel im Münchener Olympiastadion lag die Heimmannschaft nämlich nach 32. Minuten bereits mit 3:0 vorne, als Real-Ikone Juan Gómez González – besser bekannt als Juanito – seinen Frust darüber am damals 26 Jahre alten Lothar Matthäus ausließ. Einem Foulspiel von Matthäus folgte Ende der ersten Hälfte eine Rudelbildung, wobei der Deutsche zu Boden ging. Juanito sprang zunächst auf den Rücken des am Boden liegenden Bayern-Kapitäns, ehe er ihm mit dem Stollen voran einen Tritt in dessen Wangenregion versetzte. Die Aktion ging als eines der brutalsten Fouls aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Juanito sah für seine Aktion die rote Karte, wurde zudem für fünf weitere Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.

Bereits in der Folgesaison trafen die beiden Klubs wieder aufeinander – diesmal im Viertelfinale des Pokals der Landesmeister. Bayern führte fünf Minuten vor Schluss im Hinspiel mit 3:0, Real hatte mit der Kälte und dem schneebedeckten Platz im Olympiastadion große Probleme. Doch dann patzte mit Bayern-Torhüter Jean-Marie Paff ausgerechnet der Held vom vergangenen Jahr gleich zweimal innerhalb weniger Minuten gegen Emilio Butragueño und Hugo Sánchez und am Ende stand es nur noch 3:2 für die Deutschen. Zur damaligen Zeit schon ein kaum zu verteidigender Vorsprung im Estadio Santiago Bernabéu. Es kam wie es kommen musste – Real gewann mit 2:0 und setzte sich erstmals gegen den FC Bayern durch.

Vom Hass-Duell zum Klassiker

Während die ersten drei Duelle von hässlichen Szenen und gegenseitiger Abneigung auf und neben dem Platz geprägt waren, verlor die Rivalität in den 90er-Jahren aufgrund ausbleibender Begegnungen auf großer europäischer Bühne an ihrer Brisanz. Doch zur Jahrtausendwende trafen die beiden Vorzeigeklubs gleich viermal in einer Saison aufeinander. In die Champions-League-Saison 1999/20000 gingen die Königlichen und die Münchener mit durchaus unterschiedlichen Vorzeichen: Während der deutsche Rekordmeister mit aller Kraft die traumatische Last-Minute-Niederlage aus dem Finale des Vorjahres gegen Manchester United mit fast unveränderter Mannschaft vergessen machen wollte und der Titel das erklärte Ziel war, befanden sich die Merengues im Umbruch. Die Geschichte der beiden Spiele in der Gruppen-Zwischenphase ist schnell erzählt: Im Februar 2000 ließen die Bayern den Königlichen im Estadio Santiago Bernabéu nicht den Hauch einer Chance und setzten sich mit 4:2 durch. Eine Woche später hieß es im Olympiastadion 4:1 für die Gastgeber. Voe allem war die spielerische Überlegenheit der Deutschen so deutlich, dass es keinerlei Interpretationsspielraum zum weiteren Saisonverlauf zu geben schien: Bayern war nun der klare Titelfavorit und die dominanteste Mannschaft Europas, während es für Real Madrids Interimscoach Vicente del Bosque nur noch darum gehen konnte, die Saison einigermaßen mit Anstand zu beenden. Das Team schaffte es aber – durchaus überraschend – ins Halbfinale, wo wieder die scheinbar übermächtigen Bayern warteten. Das Hinspiel in Madrid ging jedoch 2:0 an Real und es war ausgerechnet der bis dato völlig glück- und erfolglose Nicolas Anelka, der das Spiel entschied. Und auch im Rückspiel am 9. Mai 2000 war es wieder der Franzose, der die entscheidende Geschichte des Spiels schrieb: Sein Ausgleichtreffer zum 1:1 brach die letzten Wellen des bayuwarischen Sturmlaufs, am Ende hieß es nur 2:1 für die Gastgeber. Der Rest ist allzu bekannt: Real Madrid deklassierte im Champions-League-Finale von Paris am 24. Mai 2000 den FC Valencia mit 3:0 und gewann den lange nicht für möglich gehaltenen achten Titel im wichtigsten europäischen Wettbewerb – den zweiten von drei Titeln innerhalb fünf Jahren.

Auch in den darauffolgenden Jahren sollten sich die beiden Rivalen in schöner Regelmäßigkeit treffen. In der Folgesaison setzten dich die Bayern im Champions-League-Halbfinale durch (1:0, 2:1) und holten anschließend den Henkelpott – gegen Valencia. Ein Jahr später waren im Viertelfinale die Königlichen erfolgreicher (1:2, 2:0) und gewannen in der Folge wiederum ihrerseits den neunten Titel in Glasgow. In der Saison 2003/04 setzten sich Reals „Galácticos“ im Achtelfinale gegen die Münchener durch (1:1, 1:0), schieden anschließend allerdings gegen AS Monaco aus. Ähnlich erging es dem deutschen Rekordmeister 2006/07: Im Achtelfinale bezwang man Real Madrid (2:3, 2:1), schied eine Runde später dann gegen Inter Mailand aus.

Sergio Ramos’ berühmter Fehlschuss und Revanche

Es dauerte fünf Jahre, bis es zum erneuten Aufeinandertreffen der beiden Rekordmeister kam. Im Halbfinale der Königsklasse 2011/12 war der Rahmen klar abgesteckt: Zehn Jahre nach dem letzten Titel in Glasgow sehnte sich der Madridismo nach dem zehnten CL-Triumph, und dieser sollte ausgerechnet im Stadion des großen Rivalen gefeiert werden – das Finale war nämlich an München vergeben worden. Die Bayern andererseits träumten vom „Finale dahoam“ und gingen mit einem 2:1-Heimsieg ins Rückspiel nach Madrid. Im Bernabéu stand es kurz nach Beginn 2:0, nach 120 Minuten allerdings nur noch 2:1. So musste das Finalticket im Elfmeterschießen gezogen werden. Allen Real-Fans sind die Fehlschüsse von Cristiano Ronaldo, Kaká und besonders Sergio Ramos sicherlich immer noch in Erinnerung – es klappte wieder nicht mit dem Finaleinzug und die Bayern hatten ihr Heim-Finale, welches sie jedoch auf fast tragische Art und Weise gegen den FC Chelsea verloren.

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Sergio Ramos leitete 2014 mit zwei Kopfballtoren das legendäre 4:0 in München ein – Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Die Geburt der „Bestia Blanca“ – Zeitenwende ab 2014

In der darauffolgenden Saison holten sich die Münchener dann den Henkelpott – in Madrid – und gewannen sogar das große Triple, während Real Madrid im Halbfinale scheiterte – zum dritten Mal in Folge. Der Begriff von „La Bestia Negra“ war längst bekannt. Bis es 2013/14 dann wieder einmal so weit war: Die Blancos und der FC Bayern standen sich erneut im Halbfinale der Königsklasse gegenüber. Der deutsche Rekordmeister, inzwischen von Pep Guardiola gecoacht, sicherte sich bereits im März die deutsche Meisterschaft und galt vor dem Duell als haushoher Favorit. Doch der Münchener Dominanzfußball biss sich im Hinspiel im Estadio Santiago Bernabéu an einer organisierten und disziplinierten Madrider Defensive die Zähne aus, während der Champions-League-Rekordsieger effizient konterte und etwas überraschend mit 1:0 gewann. Wer gedacht hatte, dass die favorisierten Bayern im Rückspiel die knappe Niederlage locker korrigieren würden, wurde mehr als nur eines belehrt: Real Madrid demütigte den Titelverteidiger in der Allianz Arena mit 4:0 und schockte nicht nur die Bayern, sondern die gesamte Fußballwelt. Im Finale von Lissabon erfüllte sich anschließend der fast schon manisch ersehnte Traum von „La Décima“ – ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Atlético holten sich die Königlichen ihren zehnten Titel nach zwölfjähriger Pause.

2017 und 2018: Fehlentscheidungen und mehr Drama

Während Bayern im direkten Vergleich mit Real bis 2012 deutlich erfolgreicher war und in der spanischen Öffentlichkeit häufig als „Bestia Negra“, also Angstgegner, bezeichnet wurde, leitete der Triumph des spanischen Rekordmeisters 2014 eine Zeitenwende ein. In den darauffolgenden vier Spielzeiten gewannen die Madrilenen drei weitere CL-Titel und schalteten dabei noch weitere zwei Mal den FC Bayern aus. In der Saison 2016/17 musste man im Viertelfinale nach dem Hinspielsieg (2:1) in München den Umweg über die Verlängerung gehen, doch am Ende hieß es 4:2 für Real im Bernabéu – mit einigen Fehlentscheidungen auf beiden Seiten. Nur ein Jahr später trafen die beiden Rivalen im Halbfinale wieder aufeinander, und wieder gewann Real das Hinspiel in der Allianz Arena mit 2:1. Im Rückspiel reichte den Blancos ein 2:2, um ins Finale einzuziehen und anschließend den Pott zum dritten Mal in Folge zu gewinnen.

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In den beiden Viertelfinalduellen 2016/17 erzielte Cristiano Ronaldo insgesamt fünf Tore – Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Nach dem bitteren Aus nach Elfmeterschießen 2011/12 gewann Real Madrid also fünf von sechs Begegnungen gegen den bayrischen Riesen, der in diesen Jahren von einem der größten Angst- fast zum Lieblingsgegner geworden ist. Vor dem erneuten Aufeinandertreffen nach sechs Jahren spricht nicht nur die Bilanz der letzten zehn Jahre für Madrid, sondern auch der Fakt, dass Carlo Ancelotti als Spieler und als Trainer noch nie gegen Bayern verloren hat. Eines ist sicher: das Halfinale 2023/24 wird wieder ein episches Duell zweier Giganten werden.

Wer kam wann weiter

Bilanz: 7:5 für Real

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