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·29 October 2024

RaBa Leipzig: Verein und Fanszene

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Weiter geht’s in der Plastikwoche: Der FC St. Pauli reist für die zweite Runde im DFB-Pokal nach Leipzig zum Konstrukt „Rasenballsport“. (Titelfoto: Stuart Franklin / Getty Images via OneFootball)

Rein spielerisch ist RaBa Leipzig ein schwerer Gegner. Nach unserer letzten Begegnung wissen wir aber auch alle, dass sie nicht unschlagbar sind. Was RaBa aber ist: Ein absoluter Plastik-Club und gefährlich für den Fußball, den wir uns wünschen. Nämlich getragen von den Fans.


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Ich sag‘s wie es ist: Ich find RaBa Leipzig richtig kacke, erwartet hier also keine neutrale Berichterstattung. Je mehr ich in die Materie einsteige, desto höher wird mein Puls. Ich werde versuchen so gut es geht euch den Verein vorzustellen. Gleichzeitig ist es mir aber wichtig, einen kritischen Blick auf ihn zu haben. Schauen wir zunächst auf die Entstehung von RaBa, also wie man sich bis heute entwickelte und warum man so stark in der Kritik steht.

Die Anfänge bis heute

FC Red Bull Salzburg

Bevor Red Bull in den deutschen Fußball einstieg, setzte das Unternehmen seine Pläne bereits in Salzburg um. Das österreichische Unternehmen kaufte 2005 den SV Austria Salzburg auf und änderte Stück für Stück alles, was den Verein ausmachte. Sie änderten den Vereinsnamen zu FC Red Bull Salzburg, die Vereinsfarben von lila-weiß zu rot-weiß und das Logo mit Ähnlichkeit zu den zwei Bullen aus dem Red Bull Logo. Die gesamte Tradition eines seit 1933 bestandenen Vereins war mal eben so beendet worden. Die Fans machten da natürlich nicht mit und gründeten aus eigener Hand SV Austria Salzburg neu. Austria startete in der untersten Spielklasse Österreichs und schaffte es bis 15/16 in die zweite österreichische Liga. Aufgrund von Insolvenz und Lizenzentzug spielen sie heute wieder in der Regionalliga (3. Liga). In der Saison 2023/24 trafen Austria Salzburg und Red Bull Salzburg im Pokal erstmals aufeinander, die Austria verlor mit 0:4.

Rasenballsport Leipzig

In Deutschland versuchte Red Bull auf gleichem Wege wie in Salzburg, Vereine aufzukaufen. Versuche gab es beim TSV 1860 München, Fortuna Düsseldorf und auch beim FC St. Pauli. Mit diesen Plänen scheiterten sie aber. Red Bull guckte also nach kleineren Vereinen, außerhalb von DFL-Auflagen. Im Jahre 2009 übernahm man die Spiellizenz vom SV Markranstädt und gründete RaBa Leipzig. Um den Regularien der DFL zu entsprechen, gemäß derer man keine Unternehmen im Vereinsname haben darf, nannte man sich Rasenballsport statt Red Bull. Bayer 04 Leverkusen bestätigt hier als historische Ausnahme die Regel. Der Kniff Leipzigs, sich trotzdem mit RB abzukürzen, funktioniert medial in den meisten Fällen.

Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, musste RaBa Leipzig nach Auflagen der DFL ihr Logo verändern, sodass es nicht wie das Unternehmenslogo aussieht. Die einzige Änderung: keine gelbe Sonne mehr. Die zwei Bullen blieben erhalten. RaBa Leipzig starteten direkt in der Oberliga Nordost, kauften sich erfahrene Spieler und schafften es innerhalb von sieben Jahren bis in die Bundesliga aufzusteigen. Das schafften sie vor allem mit ganz viel Geld so schnell und konnten sich Spieler wie Emil Forsberg oder Youssuf Poulsen, während der Zeit in der 2. Bundesliga holten. RaBa Leipzig nahm dafür also mehr Geld in die Hand, als alle Zweitligisten zusammen. Nach ihrer ersten Bundesligasaison sicherten sie sich bereits einen Platz in der Champions League.

Zentralstadion, DFB-Pokal und keine Mitbestimmung

Seit 2010/11 spielt RaBa im Zentralstadion in Leipzig, das für die Fußball WM 2006 ausgebaut wurde, danach aber kaum weitere Verwendung fand. Gleichzeitig sicherte man sich für 30 Jahre die Namensrechte und benannte es in „Red Bull Arena“ um. Die größten sportlichen Erfolge von RaBa sind die DFB-Pokalsiege 2022 und 2023 und der DFL-Supercup 2023. Man erinnere sich an die befremdlichen Szenen, in denen die Spieler jenen Energydrink in den Pokal kippten…

Heute zählt der Verein nur gut 20 stimmberechtigte Mitglieder, die im Großteil dem Konzern Red Bull nahestehen. RaBa Leipzig bietet noch eine Fördermitgliedschaft zwischen 100€ und 1000€ im Jahr an, um Privilegien wie Karten-Vorkaufsrecht oder Fanshop-Rabatt zu erhalten. Ein Stimmrecht im Verein erhält man damit nicht.

Die Fans

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Schalparade bei RaBa Leipzig.

// (c) Maja Hitij/Getty Images via OneFootball

Offiziell zählt RaBa Leipzig 68 Fanclubs. Zu den ersten Fanclubs zählen „L.E. Bulls“ und der „Bulls Club“, die sich beide bereits 2009 gründeten. Auch eine aktive Fanszene ist in Leipzig zu finden, bestehend aus Gruppen wie den „Rasenballisten“ oder „Zone 147“. Die Rasenballisten gründeten sich ebenfalls 2009, seit 2015 sind sie ein eingetragener Verein, in dem man ganz normal, im Gegensatz zum Verein, den sie unterstützen, Mitglied werden kann.

Die Rasenballisten beharren sehr auf den Namen „Rasenballsport Leipzig“. Im Gegensatz zum Verein, der aufgrund der Werbewirkung sich ja lieber mit RB abkürzt. Nach ihrem „Rasenballismus“ (so nennen sie es auf ihrer Webseite, das ist kein Witz), sehen sie sich als „achter Mann“. (Versteht ihr? Weil man sich ab sieben Mitgliedern rechtlich Verein nennen darf…) Sie wollen vielmehr dem Verein durch die angestellten Mitarbeiter, ehrenamtlichen Helfer und die Stadt Leipzig ein Gesicht geben. Außerdem erhoffen sie sich irgendwann eine Unabhängigkeit von Red Bull. Auch ein eigenes alternatives Wappen haben sie entworfen. Heute verstehen sich die Rasenballisten als „Kurvenverein“ und agieren quasi als Dachverband verschiedener Gruppen in der Fanszene.

Darunter befindet sich auch Zone 147, die seit 2014 bestehen. Ihren Support gegenüber RaBa begründen sie mit der Liebe zur Stadt Leipzig und diese landesweit präsentieren und vertreten zu wollen. So suchen sie die Fußballgeschichte auch im Zentralstadion. Diese repräsentiere zwar nicht die Geschichte von RaBa, man wolle aber, dass der „Geist des alten Zentralstadions immer erhalten bleibt“.

Hier möchte ich auch nochmal betonen, dass ich den Begriff Ultras bewusst nicht verwendet habe, da der allgemeine Konsens der Ultrabewegung, gegen Kommerzialisierung zu sein, nicht zum Support eines Vereins wie Rasenballsport passt. Auch die Gruppen bei RaBa selbst haben (soweit ich gesehen habe) sich bisher nicht als Ultras betitelt. Trotzdem ist es mir wichtig dies nochmal klarzustellen und so auch einen klaren Unterschied zwischen Ultras und den aktiven Gruppen bei RaBa Leipzig aufzuzeigen, auch wenn sich die Art des Supports ähnelt.

Das Problem mit RaBa Leipzig

Nochmal und jetzt ein bisschen genauer: Nichts, was RaBa Leipzig tut, hat damit zu tun, wie der Fußball sein sollte: Getragen von den Fans. Die Fußballabteilung ist seit 2014 als GmbH ausgegliedert, deren Gesellschafter ist zu 99% der Konzern Red Bull. Es ist keine richtige Mitgliedschaft bei RaBa möglich, außer die der 23 wahlberechtigten Mitglieder. Der Konzern Red Bull greift zu einem taktischen Kniff, um 50+1 zu umgehen. Vor allem wenn die 23 wahlberechtigten Mitglieder des Vereins dem Konzern nahestehen. Es gibt faktisch keine Mitbestimmung der Mitglieder im klassischen Sinne, nichts mit 50+1. Gleichzeitig gab es die kleinen Veränderungen im Logo und Namen, um DFL-Regularien zu entsprechen, es dabei aber trotzdem zu schaffen im Logo und Namen konstant Werbung für den Konzern zu machen.

Deutlicher wird es also nicht: RaBa Leipzig ist ein Konzern im Fußball, mit dem einfachen Ziel so viele Werbewirkung wie möglich für den Brausekonzern zu erwirtschaften. Zusätzlich aber auch mit dem Vorteil, sich mit dem Geld des Konzerns bis in die Champions League hochzuspielen, teure Spieler zu kaufen oder zwischen Salzburg und Leipzig (und den weiteren zum Konzern zugehörigen Vereinen in New York, Bragantino (Brasilien), Ōmiya (Japan) und demnächst vielleicht auch noch Paris) hin und herzuschieben. Der Verein kann auch so viel Geld ausgeben wie man will, wenn der Konzern dahinter ihnen auch noch 100-Millionen Euro Schulden erlässt. Das Thema „Multic-Club Ownership“ ist zweifelsohne eines der größten Probleme im Weltfußball und Red Bull ist dabei ein großer Player (Sportschau / Deutschlandfunk).

Red Bull war schon in der Vergangenheit in der Lage, rechtliche Schlupflöcher zu finden um 50+1 zu umgehen und so viel Geld wie möglich in den Verein zu pumpen, Regeln zu dehnen und sich so nach oben zu spielen. In meinen Augen ist das klare Wettbewerbsverzerrung. RaBa wird auch juristisch kritisch betrachtet und vom Bundeskartellamt überprüft, vor allem im Bezug auf die 50+1 Regel. Bis es hier aber zu rechtlichen Konsequenzen kommt, wird es wohl noch dauern (wenn überhaupt) und es würde mich nicht wundern, wenn man auch hier durchkommt oder die DFL dabei gerne behilflich ist.

All dies macht RaBa Leipzig gefährlich für den Fußball. Es ist und bleibt ein Konstrukt, und wie USP beim letzten Heimspiel gegen RaBa so schön sagte ist dieses Konstrukt ein Feind des Fußballs.

Schlussworte

Ihr habt es gemerkt: Das war alles andere als neutrale Berichterstattung. Das wollen wir ja aber auch nicht immer machen, schon gar nicht bei Fanthemen. RaBa Leipzig ist kritisch zu sehen und es ist unglaublich, wie es überhaupt möglich war, dass sie so weit kommen konnten. Dies ist auch die Schuld von DFB und DFL, trotz der RaBa auferlegten Regularien. Kompletter Quatsch, dass man RaBa damals zwang das Logo zu ändern und mit der dann vollzogenen Änderung zufrieden war. Für mich ist es auch schwer zu begreifen, wie bei RaBa Leipzig eine Fanszene entstehen konnte, die irgendwie versucht Kritik an einem Verein zu äußern, der von Beginn an ein Konstrukt war, und sich nun an dem Namen „Rasenballsport“ festhängt, als hätte es eine Art Tradition. Sehr merkwürdig und alles in allem einfaches Schönreden.

Auf der anderen Seite gibt es in Leipzig nur diesen Profiverein im höherklassigen Fußball, den es vorher zum Beispiel mit Chemie oder Lok auf dem sportlich Niveau nicht gegeben hat. Jugendliche wachsen in Leipzig auf und kennen keinen Fußball ohne RaBa. Das wären die einzigen Gründe, die ich sehe, um einen Verein wie RaBa zu supporten. Insgesamt herrscht bei mir aber ein generelles Unverständnis darüber, einen von Beginn an vom Konzern getragenen Verein zu unterstützen und gleichzeitig irgendeine Art von Geschichte zu suchen, die es nicht gibt.

Wie dem auch sei, auch gegen einen Verein wie RaBa müssen wir wohl oder übel antreten. Umso besser wäre es, wenn wir sie aus dem Pokal hauen. Die Bilder mit Red Bull im Pokal muss ich nicht nochmal sehen.

50+1 erhalten!// Nina

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