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Rund um den Brustring

·28 June 2024

Neu im Brustring: Frans Krätzig

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Erneut wech­selt mit Frans Krät­zig ein Spie­ler des FC Bay­ern leih­wei­se zum VfB. Ob sich der jun­ge Links­ver­tei­di­ger eben­so schnell wie Alex­an­der Nübel einen Stamm­platz erar­bei­tet, bleibt abzu­war­ten. Wir haben uns mit Exper­ten des Bay­ern-Nach­wuch­ses sowie sei­nes letz­ten Leih­ver­eins, der Wie­ner Aus­tria unter­hal­ten.

Schon wie­der eine Lei­he und dann auch noch mit einer ver­meint­li­chen Rück­kauf­op­ti­on? Ange­sichts der der­zei­ti­gen Ver­hand­lun­gen mit Brigh­ton über eine Wei­ter­ver­pflich­tung von Deniz Undav dürf­ten vie­le VfB-Fans bei der Lei­he von Frans Krät­zig vom FC Bay­ern erst ein­mal mit den Augen gerollt haben. Dabei hat der VfB nach dem Abgang von Hiro­ki Ito und der vor­aus­schau­en­den Ver­pflich­tung von Jeff Cha­b­ot immer noch einen Stel­le auf der lin­ken Abwehr­sei­te offen, näm­lich die des Back­ups für Maxi­mi­li­an Mit­tel­städt. Die­se Rol­le beklei­de­te in der ver­gan­ge­nen Sai­son nach Bor­na Sosas Wech­sel zunächst Ito, bevor Mit­tel­städt ihm außen den Rang im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes ablief und Ito wie­der nach innen rück­te. Nun hat der EM-Stamm­spie­ler (!) also einen neu­en Her­aus­for­de­rer. Frans Krät­zig wur­de am 14. Janu­ar 2003 in Nürn­berg und dort zunächst vom Post SV und dann vom Glubb fuß­bal­le­risch aus­ge­bil­det bevor er 2017 mit 14 Jah­ren in den Nach­wuchs des FC Bay­ern wech­sel­te.


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Wie Bay­ern-Nach­wuchs­exper­te Mar­tin uns erklärt, galt der 2003er Jahr­gang in Mün­chen als der ers­te “Cam­pus-Jahr­gang”. Der FC Bay­ern-Cam­pus wur­de 2017 in Betrieb genom­men, also genau in dem Jahr, als Krät­zig nach Mün­chen kam. In die­sem Jahr habe es auf Krät­zigs dama­li­ger Posi­ti­on auf der Sechs vie­le hoch­ge­han­del­te Talen­te gege­ben, so unser Exper­te und zählt die Namen Tor­ben Rhein, Luca Denk, Niklas Jes­sen oder Behar Nezi­ri. Krät­zig sei dane­ben nicht als das größ­te Talent ange­se­hen wor­den, inter­es­san­ter­wei­se haben zwei der vier Spie­ler den Bay­ern-Nach­wuchs mitt­ler­wei­le ver­las­sen, einer kehrt die­sen Som­mer von einer Lei­he zurück und einer läuft für die Bay­ern II in der Regio­nal­li­ga auf. Dahin führ­te auch Krät­zigs Weg irgend­wann, zunächst kam er aber in die von Miros­lav Klo­se trai­nier­te U17, wo er den Stamm­platz, den er in den Jahr­gän­gen zuvor inne­hat­te, ver­lor, bevor die Sai­son im Frü­her 2020 dann abge­bro­chen wur­de. Auch die fol­gen­de Spiel­zeit in der U19 von Mar­tin Demi­che­lis wur­de mit der sich ver­schär­fen­den Pan­de­mie­la­ge im Okto­ber nach bereits vier Spiel­ta­gen abge­bro­chen. 2021/2022 konn­te zwar die Sai­son gespielt wer­den und Krät­zig in der Youth League gegen Bar­ce­lo­na sein inter­na­tio­na­les Debüt fei­ern, danach fiel er aber mit einer Scham­bein­ent­zün­dung von Sep­tem­ber bis April aus und ver­pass­te damit fast die gesam­te Sai­son. In die­ser Zeit, so Mar­tin, habe für Krät­zig auch eine Rück­kehr nach Nürn­berg im Raum gestan­den, zu der es aber letzt­lich nicht kam. Dadurch, dass der Spiel­be­trieb durch Coro­na zwei Spiel­zei­ten lang qua­si still stand, ver­lor er trotz nur 23 Pflicht­spie­len in drei Jah­ren nicht den Anschluss.

Stammspieler in der Regionalliga, Debüt in der Champions League

So stieg er im Jahr 2022 zu den Bay­ern-Ama­teu­ren auf, die nach der Meis­ter­schaft unter Sebas­ti­an Hoe­neß wie­der in der Regio­nal­li­ga spiel­ten. Wie Mar­tin uns ver­rät, legen die Bay­ern mitt­ler­wei­le einen grö­ße­ren Fokus auf die Ent­wick­lung der Spie­ler als auf den maxi­ma­len sport­li­chen Erfolg der Mann­schaft. Davon habe auch Krät­zig pro­fi­tiert, der in die­ser Sai­son 32 Spie­le bestritt und vor allem in der Rück­run­de zum Stamm­spie­ler wur­de. Das aber nicht auf sei­ner bis­he­ri­gen Posi­ti­on im zen­tra­len Mit­tel­feld, son­dern in dem Bereich, für den ihn jetzt auch der VfB ver­pflich­tet hat: Die lin­ke Außen­bahn. David Herold, der vor­her dort spiel­te, wur­de nach Öster­reich zum SCR Alt­ach ver­lie­hen und Krät­zig mach­te sei­ne Sache in des­sen Ver­tre­tung der­art gut, dass er den Pos­ten nicht mehr her­gab. Herold übri­gens wur­de letz­te Sai­son zum KSC ver­lie­hen, der die­sen Som­mer von der Kauf­op­ti­on Gebrauch mach­te — und ver­mut­lich auch eine Rück­kauf­op­ti­on des FCB akzep­tie­ren muss­te. Dass Herold damals in Öster­reich den nächs­ten Schritt machen konn­te, ist laut Mar­tin auch ein Zei­chen dafür, dass man beim Bay­ern-Nach­wuchs für die Ent­wick­lung der Spie­ler auch eine Schwä­chung der Mann­schaft in Kauf nimmt. Die Wege von Sebas­ti­an Hoe­neß und Frans Krät­zig kreuz­ten sich am FCB-Cam­pus übri­gens zumin­dest nicht in der Kabi­ne, auch wenn der Gedan­ke nahe­lie­gend ist.

Das ers­te Mal auf dem Radar von VfB-Fans dürf­te Krät­zig dann in der ver­gan­ge­nen Sai­son auf­ge­taucht sein, als er sein Debüt in der Bun­des­li­ga fei­er­te und bei der ent­täu­schen­den Aus­wärts­nie­der­la­ge des VfB in Mün­chen in der letz­ten Minu­te ein­ge­wech­selt wur­de. Gegen Kopen­ha­gen debü­tier­te er gar in der Cham­pi­ons League und trug sich in der ers­ten Pokal­run­de in Müns­ter in die Lis­te der Tor­schüt­zen ein. Auch hier ergriff Krät­zig wie­der eine Chan­ce: Eigent­lich, so Mar­tin, sei er für die zwei­te Mann­schaft ein­ge­plant gewe­sen, habe dann aber wegen Per­so­nal­knapp­heit die Pro­fi­mann­schaft auf die Asi­en­tour in der Som­mer­pau­se beglei­tet. Dort mach­te er unter ande­rem mit einem Tor auf sich auf­merk­sam und blieb wegen der auch nach Sai­son­be­ginn dün­nen Per­so­nal­de­cke im Pro­fi­ka­der. Abge­se­hen von den Erst­auf­trit­ten in ver­schie­de­nen Pro­fi-Wett­be­wer­ben lief es dann aber für ihn nicht erst­mal nicht mehr rund. In der zwei­ten Pokal­run­de stand er beim spek­ta­ku­lä­ren Aus gegen Saar­brü­cken in der Start­elf und mach­te trotz einer Tor­vor­la­ge kei­ne gute Figur. Danach, so Mar­tin, habe Tuchel ein wenig das Ver­trau­en in ihn ver­lo­ren und Alek­sand­ar Pav­lo­vic ihn nach über­stan­de­ner Krank­heit in der Trai­ner­gunst über­holt. Nach­dem die Bay­ern lan­ge am Kader für die Rück­run­de bas­tel­ten, ver­lie­hen sie Krät­zig schließ­lich Anfang Febru­ar nach Wien zur Aus­tria.

Hohe Ansprüche in Wien

Die befand sich unter Ex-VfB-Trai­ner Micha­el Wim­mer im ver­gan­ge­nen Win­ter im Tabel­len­mit­tel­feld und damit weit ent­fernt vom Sai­son­ziel Euro­pa­po­kal, blickt Valen­tin, Aus­tria-Fan und Autor beim bal­les­te­rer, zurück. Auf­grund einer ange­spann­ten Finanz­la­ge konn­te die Mann­schaft eigent­lich nur durch Lei­hen ver­stärkt wer­den, nach der Maß­ga­be, dass die­se Spie­ler die Mann­schaft auch wirk­lich wei­ter­brin­gen soll­ten. Der Wech­sel Krät­zigs sei über­ra­schend gewe­sen, weil die Aus­tria ihm außer Spiel­zeit wenig habe bie­ten kön­nen. Ein wich­ti­ger Fak­tor soll aller­dings Wim­mer gewe­sen sein, den Krät­zig noch aus Nürn­berg kann­te. Die sport­li­che Füh­rung habe jeden­falls hohe Ansprü­che an den Neu­zu­gang aus Mün­chen gehabt und hat­te dabei auch Eric Mar­tel im Hin­ter­kopf (ja, der glei­che, der uns gegen Köln in der Rück­run­de den Aus­gleich rein­drück­te), der die Mann­schaft in der Ver­gan­gen­heit als Leih­spie­ler aus Leip­zig auf Platz 3 geführt hat­te. “Auch des­halb erwar­te­ten vie­le, dass Krät­zig als Bay­ern-Spie­ler die Qua­li­tät besit­zen wür­de, um die Mann­schaft auf ein neu­es Level zu heben.” Ähn­li­che Erwar­tun­gen hat­te Krät­zig auch an sich sel­ber, wie in die­ser Fol­ge des ver­eins­ei­ge­nen Vio­la Pod­casts zu hören ist.

Dabei habe er von Beginn an gezeigt, was in ihm steckt, so Valen­tin. Im ers­ten Rück­run­den­spiel gegen Hart­berg berei­te­te er ein Tor vor uns wur­de zum Spie­ler des Spiels gewählt, in der zwei­ten Par­tie gegen Alt­ach traf er direkt sehens­wert.

In den fol­gen­den Spie­len habe er sich aber immer mehr dem Niveau der rest­li­chen Mann­schaft an, die ein Sai­son vol­ler Leis­tungs­schwan­kun­gen hin­ter sich hat. In Con­fe­rence League-Qua­li­fi­ka­ti­on schied man spek­ta­ku­lär mit 3:5 nach einem Gegen­tor tief in der Nach­spiel­zeit gegen Legia War­schau aus. “in Spiel, von dem sich die Mann­schaft wochen­lang nicht zu erho­len schien”, so unser Exper­te. Nach einem hart erkämpf­ten 0:0 im Der­by gegen Rapid habe sich die Mann­schaft auch dank einer prag­ma­ti­sche­ren Spiel­wei­se Wim­mers sta­bi­li­siert und in den fol­gen­den 13 Spie­len nur zwei Mal ver­lo­ren. Das knap­pe Ver­pas­sen der Meis­ter­run­de (punkt­gleich, aber nach Toren hin­ter Rapid) habe die Mann­schaft dann erneut zurück­ge­wor­fen. Wim­mer wur­de schließ­lich im Mai ent­las­sen, unter Nach­fol­ger Chris­ti­an Weg­leit­ner erreich­te die Aus­tria am Ende über die Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de doch noch die Euro­pa­po­kal-Qua­li­fi­ka­ti­on, auch mit Krät­zig als Stamm­spie­ler.

Inter­es­sant ist an die­ser Stel­le — als Exkurs — auch ein­mal ein Blick auf Micha­el Wim­mer in sei­ner ers­ten Rol­le als Chef­trai­ner, die ihm ja in Stutt­gart über einen län­ge­ren Zeit­raum ver­wehrt blieb. Hier die Ein­schät­zung von Valen­tin:

Wim­mers Amts­zeit hin­ter­lässt ins­ge­samt gemisch­te Gefüh­le. Er wur­de als Nach­fol­ger von Publi­kums­lieb­ling Man­fred Schmid geholt. Eine Ent­schei­dung, bei vie­len Fans wirk­lich Ärger aus­ge­löst hat. Wim­mer hat es aber über­ra­schend schnell geschafft, auch die­se kri­ti­schen Stim­men hin­ter sich zu brin­gen. Auch, weil er von Beginn an sehr respekt­voll und offen kom­mu­ni­ziert hat und durch­ge­hend äußerst boden­stän­dig gewirkt hat. Ich glau­be, dass man in Wien wenig Men­schen fin­den wür­de, die ein schlech­tes Wort über den Men­schen Micha­el Wim­mer ver­lie­ren. Sport­lich sieht das schon etwas anders aus. Die 18 Mona­te, die er bei der Aus­tria ver­bracht hat, waren von Form­schwan­kun­gen geprägt. Wim­mer imple­men­tier­te anfangs eine sehr inten­si­ves und risi­ko­be­haf­te­te Spiel­wei­se. Das Resul­tat waren unter­halt­sa­me Spie­le, aber oft auch zu viel Cha­os und defen­si­ve Pro­ble­me. In der Fol­ge wur­de die Her­an­ge­hens­wei­se abge­schwächt, das Pres­sing etwas redu­ziert und eine bes­se­re Balan­ce zwi­schen Risi­ko und Sicher­heit gefun­den. Und hat­te damit eine star­ke Pha­se, wur­de in der Rück­run­de des Grund­durch­gangs (also in elf Spie­len im Herbst 2023/Frühjahr 2024) Tabel­len­zwei­ter. Den­noch blie­ben die gewünsch­ten Erfol­ge groß­teils aus. Die ECL-Grup­pen­pha­se wur­de nach dem Aus­schei­den gegen Legia War­schau ver­passt, die Meis­ter­grup­pe knapp ver­fehlt, am Ende sei­ner Amts­zeit schien sogar der 7. Platz in Gefahr. Ob man die­se Resul­ta­te auf die Arbeit von Wim­mer oder auf Feh­ler in der Kader­pla­nung zurück­füh­ren kann, ist schwer zu beur­tei­len. Ver­mut­lich liegt die Wahr­heit irgend­wo dazwi­schen. Das größ­te Fra­ge­zei­chen nach 18 Mona­ten Micha­el Wim­mer ist aus mei­ner Sicht aber die man­geln­de Resi­li­enz in der Mann­schaft. Die Wie­ner Aus­tria ist kein ein­fa­cher Ver­ein, es gibt enor­me wirt­schaft­li­che Pro­ble­me und vie­le Gre­mi­en und Per­so­nen, die sport­lich mit­re­den wol­len. Außer­dem fehl­te es im Kader an kla­ren Füh­rungs­spie­lern, die auf und neben dem Platz Ver­ant­wor­tung über­neh­men woll­ten. Trotz­dem ist es teil­wei­se unver­ständ­lich, wie ver­un­si­chert die Mann­schaft nach Rück­schlä­gen wirk­te. Man kann Wim­mer sicher in gewis­ser Wei­se vor­wer­fen, dass er es nicht geschafft hat, ein sta­bi­les Mann­schafts­ge­fü­ge hin­zu­be­kom­men. Auch, weil es immer wie­der dis­zi­pli­nä­re Vor­fäl­le mit Spie­lern wie Alek­sand­ar Jukic oder Manu­el Pols­ter gab. Bei­de waren unter Wim­mer eigent­lich Stamm­spie­ler, Jukic kickt nach Unstim­mig­kei­ten mit dem Trai­ner­team mitt­ler­wei­le in Russ­land, Pols­ter ist seit eini­gen Mona­ten nur noch sel­ten Teil des Kaders. Wenn Wim­mer den Schritt zu einem „grö­ße­ren“ Ver­ein machen soll­te, hat er in die­sem Bereich sicher noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­ti­al

Spielintelligent auf der Außenbahn

Zurück zu Krät­zig. Inter­es­se an einer Wei­ter­ver­pflich­tung habe in Wien durch­aus bestan­den, jedoch sei auch jedem klar gewe­sen, dass man gegen Kon­kur­renz wie den VfB das Nach­se­hen haben wür­de. Und so kön­nen wir uns auf einen spie­le­risch durch­aus inter­es­san­ten Akteur freu­en. Mar­tin berich­tet, dass er als Sech­ser in den jün­ge­ren U‑Mannschaften der Bay­ern durch­aus ein wenig mit Ange­lo Stil­ler zu ver­glei­chen war, wenn auch mit weni­ger Offen­siv­drang und mehr in der Rol­le als Ball­ver­tei­ler. Mit sei­nem lin­ken Fuß — auch ein wich­ti­ger Aspekt der Ver­pflich­tung —  habe er bereits viel Ball­kon­trol­le gehabt. Außer­dem habe er mit­un­ter auch auf der Ach­ter- und der Zeh­ner­po­si­ti­on gespielt, bevor er bei Bay­ern II zum Links­ver­tei­di­ger wur­de. Mar­tin zufol­ge kann er zwar auch die Außen­bahn beackern, sei­nen Fähig­kei­ten käme es aber mehr ent­ge­gen, wenn er auch in die Halb­räu­me ein­rü­cken und sein Pass­spiel zum tra­gen kommt. Er lobt zudem Krät­zigs Spiel­in­tel­li­genz, Ent­schei­dungs­fin­dung und Risi­ko­ab­wä­gung — ein Aspekt, in dem weni­ger unse­rer jun­gen Neu­zu­gän­ge in der Ver­gan­gen­heit vor dem Wech­sel zu uns glänz­ten. Auch Valen­tin geht auf Krät­zigs tech­ni­sche Bega­bung und Spiel­in­tel­li­genz ein, die es der Aus­tria ermög­lich­ten, auch tief­stehen­de Geg­ner zu bespie­len, weil Krät­zig immer wie­der auch auf engem Raum Lösun­gen durch Dribb­lings und Pass­kom­bi­na­tio­nen fin­de.

Span­nend ist auch Krät­zigs Hal­tung zum Spiel. Schon in der ver­link­ten Pod­cast-Fol­ge scheint sein Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein durch, Valen­tin zu Fol­ge for­der­te Krät­zig in Wien häu­fig den Ball und woll­te Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Dass ihm das im Ver­lauf der Rück­run­de sel­te­ner Erfolg brin­gend gelang, hat sicher auch mit der gesam­ten Mann­schaft zu tun, aber auch mit sei­nem Alter. Mar­tin beschreibt Krät­zig zudem als sehr boden­stän­dig mit einer gesun­den und rea­lis­ti­schen Ein­stel­lung, kurz: “einen super sym­pa­thi­schen Spie­ler”. Ent­wick­lungs­po­ten­ti­al sieht Valen­tin bei Krät­zig vor allem im kör­per­li­chen Bereich, auch weil er bei den Bay­ern in der Hin­run­de auf wenig Spiel­zeit kam. Er habe häu­fig nach etwa 60 Minu­ten ziem­lich platt und nicht mehr so spiel­be­stim­mend gewirkt. Auch defen­siv sieht unser Aus­tria-Exper­te noch Luft nach oben, die Posi­ti­on als Wing­back vor einer Drei­er­ket­te sei ihm da zugu­te gekom­men. Krät­zig habe die Rol­le des Außen­ver­tei­di­gers in Wim­mers 3–4‑3 oder 3–4‑1–2 eher offen­siv inter­pre­tiert und dabei oft im Zusam­men­spiel mit Domi­nik Fitz im lin­ken Halb­raum agiert — also qua­si die vio­let­te Ent­spre­chung von Maxi Mit­tel­städt und Chris Füh­rich. Durch Rota­tio­nen der bei­den auf dem lin­ken Flü­gel sei krät­zig häu­fig auch in Abschluss­po­si­tio­nen gekom­men. Zwar habe er auch ein paar Mal als lin­ker Part einer Dop­pel-Acht aus­ge­hol­fen, auf der Außen­bahn sei er aber bes­ser auf­ge­ho­ben.

Lahm 2.0? Die Leihe als Vor- und Nachteil

Nach die­ser Beschrei­bung soll­te klar sein, dass Krätz für die Rol­le des Mit­tel­städt-Ver­tre­ters zumin­dest spie­le­risch eine gute Lösung ist. Bei­de Exper­ten sind sich einig, dass der Sprung von der Aus­tria zum deut­schen Vize­meis­ter ein gro­ßer ist, abge­se­hen davon, dass der VfB sel­ber vor einer her­aus­for­dern­den Sai­son steht. Gera­de hin­sicht­lich sei­ner Phy­sis sei er sich noch nicht sicher, wie Krät­zig sich gegen Flü­gel­spie­ler auf Top­ni­veau macht, erklärt Mar­tin. Auf jeden Fall brau­che er Ver­trau­en, Ruhe und vor allem Spiel­pra­xis um sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und in der Bun­des­li­ga zu eta­blie­ren. Even­tu­ell irgend­wann auch wie­der in Mün­chen, denn, so Mar­tin der Ver­ein gebe seit eini­gen Jah­ren kei­ne viel­ver­spre­chen­den Nach­wuchs­spie­ler mehr ohne Rück­holop­ti­on ab. Auch Valen­tin ist sich sicher, dass ihm eine Lei­he zum VfB mehr bringt als ein Bank­platz bei den Bay­ern und traut ihm die Ent­wick­lung zum Bun­des­li­ga-Stamm­spie­ler zu. Zwar eher beim VfB als bei den Bay­ern, aber was dar­aus wird, wird die Zukunft zei­gen.

Natür­lich fiel in den Tagen vor der Ver­pflich­tung häu­fig der Namen Phil­ipp Lahms, denn der Direk­tor der der­zeit lau­fen­den Euro­pa­meis­ter­schaft wur­de ja damals auch vom VfB zwei Jah­re lang aus­ge­bil­det, bevor er mit den Bay­ern Titel am Fließ­band sam­mel­te. Natür­lich besteht auch hier die Gefahr, dass wir Krät­zig in ein paar Jah­ren im roten Tri­kot sehen, wenn er unse­re Außen­ver­tei­di­ger schwin­de­lig spielt. Für den Moment ist die Lei­he aller­dings eine der finan­zi­el­len Situa­ti­on des VfB ange­pass­te Mög­lich­keit, die lin­ke Abwehr­sei­te für die zunächst anste­hen­de Drei­fach­be­las­tung wei­ter per­so­nell zu stär­ken. Krät­zig bringt defi­ni­tiv ein inter­es­san­tes Spiel­ver­ständ­nis und dank der Lei­he zur Aus­tria auch ein biss­chen Spiel­pra­xis mit. Was ihm und uns das in der kom­men­den Sai­son bringt, wer­den wir sehen. Wir wis­sen ja nicht ein­mal, wie sich Maxi Mit­tel­städt in der Cham­pi­ons League macht, auch wenn sei­ne kon­stan­ten Auf­trit­te im Natio­nal­tri­kot eini­ge Rück­schlüs­se zulas­sen. Natür­lich kann man mit Lei­hen das selbst im ver­gan­ge­nen Som­mer gesetz­te Ziel, Spie­ler län­ger an den VfB zu bin­den, nur schwer errei­chen — wir erle­ben das wie ein­gangs erwähnt gera­de mit Deniz Undav. Es soll­ten auch nicht zu vie­le Leih­spie­ler auf wich­ti­gen Posi­tio­nen sein. Soll­ten aller­dings Mit­tel­städt, Stil­ler und Mil­lot blei­ben, dann hät­te man mit Krät­zig und dem am Mon­tag ver­pflich­te­ten Fabi­an Rie­der vor allem die Her­aus­for­de­rer-Posi­tio­nen mit Leih­spie­lern besetzt. Nicht unris­kant, weil man im Zwei­fels­fall im kom­men­den Som­mer erneut umbau­en muss, aber doch mit über­schau­ba­rem Risi­ko. Soll­ten bei­de nicht wie erhofft ein­schla­gen, belas­ten sie den Kader nicht wei­ter und falls doch könn­ten sie die Platz­hir­sche per­spek­ti­visch erset­zen, deren Abgang eine mög­li­che Kauf­op­ti­on finan­zie­ren wür­de.

Wie auch immer: Die neue Sai­son hat noch nicht ein­mal begon­nen und der VfB hat bereits acht neue Spie­ler unter Ver­trag genom­men. Das Per­so­nal­puz­zle wird in die­sem Som­mer so her­aus­for­dernd wie lan­ge nicht mehr. Mit Frans Krät­zig hat Fabi­an Wohl­ge­muth jeden­falls schon mal ein hilf­rei­ches Puz­zle­stück zur Hand.

Titel­bild: © Sebas­ti­an Widmann/Getty Images

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