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·21 June 2025

Mitleid mit Alonso bei Real Madrid

Article image:Mitleid mit Alonso bei Real Madrid

Als die halbe Mannschaft nach einer halben Stunde Gonzalo Garcias Führungstor gegen Al-Halil zelebrierte, blieb Xabi Alonso die Situation nicht geheuer. Was die TV-Kameras nicht zeigten: Der neue Trainer von Real Madrid zitierte mitten in der pompösen Jubelorgie aufgeregt Abwehrchef Raul Ascencio zu sich an den Spielfeldrand und redete unaufhörlich auf ihn ein.

Gesichtsausdruck und Körpersprache verrieten Alonso: Er war nicht mit dem zufrieden, was seine Verteidigung gegen die Nobodys aus Saudi-Arabien aufführte. Nach einer Viertelstunde hatte Al-Halil, große Überraschung, in Miami sechs Torchancen herausgespielt und Real Madrid nur eine. Das war nicht das Debüt, das Alonso bei dieser Klub-WM wollte. Ascencio nickte die ganze Zeit.


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Sieben Minuten später verbockte derselbe Ascencio das komplette Spiel: Er versemmelte den Ball im eigenen Strafraum und riss in seiner Not Gegenspieler Leonardo zu Boden – Strafstoß für Al-Halil, der Ausgleich zum 1:1. Real Madrid, der größte Klub unter den größten, steuerte der ersten Sensation des Turniers entgegen. Zur Strafe musste Ascencio in der Halbzeit raus.

Es konnte letztlich nicht geklärt werden, ob Ascencio Alonsos Anweisungen nicht kapiert oder einfach nur einen schlechten Tag hatte. Aber sein Trainer bekommt die ganze Wucht ab: Die spanische Presse fällt über ihn her. Sein Vorgänger Carlos Ancelotti sagte mal den berühmte Satz: „Ein Unentschieden bei Real Madrid ist der Auftakt zu einer Krise.“ Auch zu Dienstbeginn.

Alonso: Die Presse urteil gnadenlos

„Alonsos Plan ist wie schon bei Ancelotti gescheitert“, urteilte El Mundo. „Es war zwar nur die erste Partie, aber einige Leistungen ließen Besorgnis aufkommen“, legte Sport nach. „Das erste neue Real Madrid war praktisch dasselbe wie zuvor“, weinte La Razon. Am besten trifft’s wohl Marca: „Der Weg zum Erfolg ist lang und steinig.“ Die Königlichen lieben ein bisschen Drama.

Ich saß oben auf der Pressetribüne und spürte Mitleid mit Alonso. Zwei Jahre lang hat er uns in der Bundesliga spektakuläre Fußballspiele geschenkt, Florian Wirtz zum Weltklasse-Spieler ausgebildet und die Herzen für einen Werksklub erobert. Jetzt steht er bei Real Madrid am Rasen und muss ein Rudel von Egomanen sortieren. Nehmen wir zum Beispiel Vinicius Junior.

Der angeblich beste Brasilianer der Welt scheiterte ständig mit seinen Tempoläufen an Al-Halil, wollte deshalb mit einer Schwalbe punkten und sah Gelb. Alonso draußen an der Trainerbank sind solche Mätzchen zuwider, er winkte ab. Man kennt ihn als Sportsmann, der fair bleibt, wenn’s hakt. Wie will er jetzt Vini Jr. Manieren beibringen? Real Madrid ist ja keine Erziehungsanstalt.

Immerhin, die spanische Presse sieht das. „Es war zwar nur die erste Partie, aber einige Leistungen ließen Besorgnis aufkommen“, so Sport. „Vinicius fehlte die Frische. Schon im letzten Jahr hatte er nach dem Verlust des Ballon d’Or an Glanz verloren. Gegen Al-Hilal war er kaum in der Lage, seine Gegner zu überlaufen oder entscheidende Akzente zu setzen.“

Mehr als ein Double hat Alonso als Trainer nicht vorzuweisen

Alonso wird Knochenarbeit leisten müssen. Das Team ist 1,33 Milliarden Euro wert, hat die Champions League gewonnen wie kein zweites und wartet nicht auf einen Trainer, der nicht viel mehr als einen Double-Sieg in Deutschland vorzuweisen hat. Anders als bei Bayer Leverkusen reicht es bei Real Madrid nicht, ein netter Kerl zu sein.

So brutal ist Real Madrid: Da sind schon ganz andere Trainer Legenden gescheitert. Lopetegui, Benítez und Solari: Sie bekamen das Star-Ensemble nicht in den Griff. In Madrid muss Alonso seinen Torjäger Kylian Mbappé von sich überzeugen. Der war Weltmeister, Rekordschütze, Superstar: Wo liegt sein Grund, die taktischen Ideen von Alonso zu seinen eigenen zu erklären?

Der Ex-Dortmunder Jude Bellingham ist ohne Toni Kroos im Mittelfeld auch nur die Hälfte wert. Er konnte das Aufbauspiel nicht zielführend orchestrieren. Als die Not am größten war, warf Alonso seinen Altmeister Luka Modric in die Schlacht. Der half zwar, einen Elfmeter in den allerletzten Spielminuten auszuspielen. Aber Valverdes Fehlschuss war dann typisch: Es blieb beim 1:1.

Die Marca bot auf die Schnelle eine Lösung an: „Das Team benötigt mehr Trainingseinheiten und möglicherweise neue Spieler, um die Vision des Trainers Wirklichkeit werden zu lassen. Das Team muss erst vergessen, was es unter Carlo Ancelotti gelernt hat.“ Vielleicht würde Real Madrid ja schon ein bisschen Leverkusen-Feeling helfen.

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