Treffpunkt Betze
·19 July 2025
Lieberknecht fordernd: „Man muss Gas geben und darf es auch“

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·19 July 2025
Südtirol zeigt sich von seiner besten Seite – und das nicht nur landschaftlich. Im Trainingslager des 1. FC Kaiserslautern in Sterzing arbeiten die Roten Teufel noch bis Sonntag intensiv an ihrer Form für die kommende Saison. Torsten Lieberknecht nahm sich mitten im Vorbereitungsalltag Zeit für ein Gespräch mit „Treffpunkt Betze“. Der Cheftrainer spricht dabei über Trainingsinhalte, Teamdynamik und seinen persönlichen Anspruch. Außerdem verrät er, warum Kletterwände für ihn kein echtes Teambuilding sind.
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Treffpunkt Betze: Hallo Herr Lieberknecht, wie bewerten Sie die Intensität und Qualität der bisherigen Trainingseinheiten hier in Sterzing?
Torsten Lieberknecht: Wir sind sehr zufrieden mit dem Stand, den wir hier bisher erreicht haben. In den zwei Wochen vor dem Trainingslager lag der Fokus stark auf der Grundlagenausdauer, da haben wir sozusagen das Fundament gegossen. Und hier in Sterzing geht’s nun darum, dieses Fundament mit Substanz zu füllen. Das heißt: Wir verbinden intensive athletische Inhalte mit Spielformen, in denen wir auch taktische Prinzipien einbauen. Das Ganze passiert sowohl isoliert als auch integriert im Spiel. Die Jungs machen das wirklich gut. Die Intensität passt, die Trainingsumfänge sind im Soll. Bis auf ein paar kleinere Wehwehchen – ein verstauchter Knöchel hier, ein lädierter Zeh da – sind wir weitgehend verletzungsfrei durchgekommen. Das ist in so einer Phase alles andere als selbstverständlich.
Treffpunkt Betze: Sehen Sie ein Trainingslager auch als Teambuilding-Maßnahme?
Torsten Lieberknecht: Absolut! Wir sind hier sehr eng zusammen und haben viele neue Gesichter. Es sind nicht nur die Jungs auf dem Platz, die sich hier noch besser kennenlernen, sondern auch der ganze Staff drumherum, der sich teilweise verändert hat. Wenn man so eng zusammen ist und tagtäglich miteinander zu tun hat, dann lernt man sich automatisch besser kennen. Für mich funktioniert Teambuilding nicht über Abenteuerpädagogik. Ich halte nicht viel von Übungen, bei denen man sich blind von Bäumen stürzen muss. Das sorgt vielleicht für einen netten Moment, hat aber selten nachhaltigen Effekt. Echtes Teambildung passiert im Alltag. Zum Beispiel beim Essen, beim Austausch außerhalb des Platzes, beim gemeinsamen Lachen. Wir haben bewusst Formate eingebaut, bei denen sich die Jungs gegenseitig vorstellen - nicht als Fußballer, sondern als Mensch. Was macht dich aus? Was ist deine Geschichte? Da entsteht ein Gefühl füreinander, das sich später auch auf dem Platz auszahlt.
Treffpunkt Betze: Wie erleben Sie die Atmosphäre hier in Sterzing und was unterscheidet dieses Trainingslager von anderen, die Sie mit früheren Teams erlebt haben?
Torsten Lieberknecht: Der größte Unterschied ist: Wir sind im Ausland! (lacht) Bisher war ich mit meinen Mannschaften oft in der Pfalz, was auch immer schön war, aber Sterzing bietet nochmal andere Reize. Kurze Wege, ein familiäres Hotel, optimale Bedingungen – das macht es angenehm. Was mir hier besonders gut gefällt, ist die Nähe zu den Fans. Ich halte öffentliche Einheiten für wichtig, weil wir ohnehin in einer Zeit leben, in der alles analysiert und beobachtet wird, da können wir auch gleich transparent sein. Und wenn die Leute sich extra auf den Weg machen, um uns zu sehen, dann sollten wir ihnen das auch ermöglichen. Klar, es gibt taktische Inhalte, die man mal im geschützten Rahmen trainieren muss, aber in so einem Trainingslager gehört die Nähe zu den Fans einfach dazu.
Treffpunkt Betze: Welche Rolle spielt der Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft, insbesondere mit Blick auf die Startelf für den Saisonauftakt?
Torsten Lieberknecht: Eine sehr wichtige. Es wäre auch komisch, wenn das in der Vorbereitung keine Rolle spielt. Aber – und das ist mir ganz wichtig – der Konkurrenzkampf muss mit Respekt geführt werden. Jeder Spieler bekommt hier die Chance, sich zu zeigen. Und wenn mal ein schwächerer Tag dabei ist, dann ist das menschlich, daraus mache ich keinem einen Strick. Viel entscheidender ist: Wie geht der Spieler damit um? Wer gibt Gas, wer bleibt dran, wer zeigt Konstanz? Es gibt bei mir keine in Stein gemeißelte Startelf, jede Woche ist eine neue Chance. Und genau das sollen die Jungs auch spüren. Deshalb ist dieser Wettbewerb nicht nur wichtig, sondern auch gesund, solange er von gegenseitiger Wertschätzung getragen wird.
Treffpunkt Betze: Gibt es für Sie im Trainingslager überhaupt so etwas wie Freizeit oder sind Sie rund um die Uhr „im Tunnel“?
Torsten Lieberknecht: Wenn ich ehrlich bin: Freizeit im klassischen Sinne gibt es für mich hier nicht. Ich bin schon jemand, der sich voll reinhängt. Das bedeutet: Ich führe viele Gespräche, beobachte genau, bereite Einheiten vor und reflektiere viel. Natürlich könnte man auch einfach alles delegieren und sich einen schönen „Trainingslagerurlaub“ machen, aber das ist nicht mein Stil. Ich will wissen, wie es jedem Spieler geht, was ihn bewegt, wo er steht. Dafür nehme ich mir bewusst Zeit. Aber klar: Wenn das Trainingslager vorbei ist, brauche ich auch mal einen oder zwei Tage zum Durchschnaufen, das gehört dazu.
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Treffpunkt Betze: Was war für Sie persönlich bislang der schönste oder bemerkenswerteste Moment während dieses Aufenthalts in Südtirol?
Torsten Lieberknecht: Für mich gibt es nicht diesen einen großen Moment, es sind eher die vielen kleinen, die das Ganze besonders machen. Wenn Fans nach dem Training auf uns zukommen, wenn Spieler nach einer anstrengenden Einheit mit einem Lächeln vom Platz gehen, wenn man merkt: Da wächst etwas zusammen. Oder auch, wenn ein junger Spieler über seinen Schatten springt und Verantwortung übernimmt. Solche Szenen sind für mich das, was am Ende hängen bleibt.
Treffpunkt Betze: Wenn Sie die Stimmung innerhalb der Mannschaft hier im Trainingslager mit einem Satz beschreiben müssten, wie würde dieser lauten?
Torsten Lieberknecht: Ich würde sagen: Wir haben eine zielgerichtete, teamorientierte Stimmung, geprägt von gegenseitigem Respekt, Neugier aufeinander und dem klaren Willen, sich weiterzuentwickeln. Man spürt, dass die Mannschaft wach ist. Jeder will sich zeigen, aber gleichzeitig rücken alle zusammen. Die Neuzugänge werden super aufgenommen, die erfahrenen Spieler übernehmen Verantwortung, das ergibt eine gute Mischung. Und genau das ist die Basis, auf der wir aufbauen wollen.
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