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OneFootball·20 September 2024

Kompanys Spiel mit dem Feuer: Wo er sich mit 84 Mio. Bundestrainern anlegt

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Nimmt man politische Debatten als Gradmesser, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass in Deutschland niemand mehr richtig arbeiten möchte. Gerade Spitzenpolitiker bemängeln immer wieder die fehlende Bereitschaft zu Überstunden in der Bundesbevölkerung. Was man Mahnern wie Friedrich Merz und Christian Lindner dabei allerdings entgegen halten kann: Fast das ganze Land hat eigentlich große Lust auf Überstunden. Schließlich trauen sich 84 Millionen Bundestrainer immer wieder zu, nebenbei auch noch die Cheftrainer-Rolle beim FC Bayern zu übernehmen.

Diese Doppelbelastung anzunehmen, macht natürlich Sinn, denn sehr oft, wenn eine die deutsche Nationalmannschaft betreffende Problemfrage diskutiert wird, muss ebendie auch für den Rekordmeister geklärt werden. Ist Manuel Neuer noch ein Weltklasse-Keeper? Was macht man mit den hängenden Schultern Leroy Sanés? Aber vor allem: Wohin mit Joshua Kimmich?


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In dieser Frage waren sich all unsere Bundesbayerntrainer in den letzten Monaten zur Abwechslung mal erstaunlich einig: Joshua Kimmich gehört nach hinten rechts. Diese großflächige Einigkeit beinhaltete dabei sogar die einzigen beiden Trainer, die für diese Position bezahlt wurden. Zum Ende der letzten Saison ließ Thomas Tuchel Kimmich fast ausschließlich auf der rechten Abwehrseite spielen und auch Julian Nagelsmann legte sich früh auf den Bayern-Star als seinen Stammrechtsverteidiger für die Europameisterschaft fest.

Tuchel, Nagelsmann und die restlichen 84 Millionen bekamen durch starke Kimmich-Leistungen recht. Es schien beinahe, als sei die Positionsfrage um den neuen DFB-Kapitän endlich final geklärt. Zwei Rechtsverteidigerverletzungen später ist sie – zumindest in München – jetzt aber wieder kurz davor, zum Diskussionsthema Nummer eins zu werden, weil Vincent Kompany sich allen offensichtlichen Argumenten zum Trotz wehrt, Kimmich wieder in die Viererkette zu verschieben.

Denn so einfach wäre es ja eigentlich: Durch die Ausfälle von Josip Stanisic und Sacha Boey fehlen beide von Vincent Kompany für die Rechtsverteidigerposition vorgesehenen Optionen, sodass es fast schon ein sogenannter No Brainer ist, den Mann dorthin zu stellen, der es dort zuletzt monatelang richtig gut gemacht hat und dort in der Nationalmannschaft auch weiter eingesetzt wird.

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Kompany stellt Kimmich trotzdem weiter im Mittelfeld auf – und das zu einem mitunter hohen Preis. Nicht nur Leon Goretzka schaut dadurch aktuell in die Röhre, auch ein gewisser 51-Millionen-Euro-Einkauf namens Joao Palhinha dürfte sich so langsam fragen, warum man ihn überhaupt geholt hat. Noch deutlich wichtiger ist aber: Auch rein sportlich spielt Kompany mit dem Feuer.

Denn dass der FC Bayern unter dem neuen Trainer bisher jedes Pflichtspiel gewonnen hat, verschleiert ein wenig, dass in der Defensive weiterhin vieles nicht funktioniert. Mit Sacha Boey als Rechtsverteidiger war man im Eröffnungsspiel gegen den VfL Wolfsburg deutlich zu anfällig und konnte auch beim 6:1-Sieg gegen Kiel nicht ohne Gegentor bleiben. So richtig deutlich wurde dann aber erst in der Champions League, welche Risiken Kompany eingeht, um Jo Kimmich im Mittelfeld zu belassen.

Dass der Bayern-Trainer auf den Ausfall von Sacha Boey eben nicht mit einer Kimmich-Versetzung reagierte, hatte für die Abwehrkette nämlich zwei einigermaßen einschneidende Folgen. Anstelle von Kimmich übernahm Raphael Guerreiro die für ihn komplett ungewohnte rechte Abwehrseite. Das wiederum sorgte dafür, dass Guerreiro, der dort zuletzt stets tadellos abgeliefert hatte, hinten links von einem ersetzt werden musste, der aktuell sowohl formschwach als auch überaus unbeliebt bei den eigenen Fans ist: Der aus Sicht vieler Bayern-Unterstützer schon längst mit dem Kopf in Madrid befindliche Alphonso Davies.

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Am Neun-Tore-Offensivrausch gegen Zagreb nahmen Guerreiro und Davies zwar jeweils munter teil, wann immer die eigentlich heillos überforderten Kroaten mal zu einer Gelegenheit kamen, wurde allerdings klar: Dayot Upamecano und Minjae Kim sind in der Bayern-Defensive bei Weitem nicht die Einzigen mit Abstimmungsproblemen. Sollten diese Schwierigkeiten gegen offensiv stärkere Gegner demnächst mal schwerer ins Gewicht fallen, dürfte Kompany also all die Teilzeit-Bayern-Trainer wieder im Nacken haben. Warum also macht er sich in dieser Frage so angreifbar?

Als Antwort kann der Guardiola-Schüler je nach Spieltag unterschiedliche viele Argumente anbringen. Gegen Freiburg waren es zwei, gegen Holstein Kiel sechs und am Dienstag gegen Zagreb sogar neun. Denn das scheint bei allen defensiven Unsicherheiten aktuell klar: Die Offensivmaschinerie der Bayern funktioniert so gut wie zu besten Flick- oder Heynckes-Zeiten, weil sie trotz neuem Trainer unfassbar eingespielt wirkt. Und dabei ist Kimmich als Teil von Bayerns Spielkontroll-Achse, die er mit Harry Kane, Jamal Musiala und gewissermaßen auch Manuel Neuer bildet, im Zentrum offenbar unverzichtbar. Wie wichtig Kompany diese Achse ist, zeigte vor allem auch das Spiel gegen Freiburg, als man komplett einen Rechtsverteidiger verzichtete und die rechte Seite gegen den Ball nur situativ durch verschiedene Spieler absicherte.

Die jüngsten Torfluten geben Kompany beim Beharren auf seiner Achse aktuell zwar recht, aber sobald die Offensive die aktuelle Anfälligkeit über die defensiven Außenbahnen mal ein Spiel lang nicht auffangen kann, dürfte sich ein nicht unwesentlicher Teil unserer 84 Millionen Bundestrainer erneut zu Überstunden als Teilzeit-Bayern-Tainer aufgerufen fühlen.