Miasanrot
·24 November 2024
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·24 November 2024
Bei den FC Bayern Frauen laufen im Sommer 2025 eine Vielzahl an Verträgen aus, darunter auch der von Stammspielerin Klara Bühl, die bereits mit einem Wechsel zum FC Barcelona in Verbindung gebracht wird. Eine Kader-Analyse.
Spätestens wenn der erste Schnee fällt und die Versandhändler ihre Angebote in das virtuelle Schaufenster stellen, werden Fußball-Fans nervös. Nicht, weil etwa das neue iPhone auf dem Markt ist, sondern weil die Öffnung des Transferfensters naht. Und wenn der Transfermarkt in Wallung kommt, beginnen auch die ersten Gespräche mit Spielerinnen, deren Vertrag im Sommer ausläuft.
Glaubt man dem Online-Portal soccerdonna.de stehen Bianca Rech und Francisco De Sá Fardilha vor arbeitsreichen Wochen. Denn beim Deutschen Meister laufen die Verträge von insgesamt acht Spielerinnen aus, das Zweitliga-Team nicht miteingerechnet.
Einer der prominentesten Namen auf dieser Liste ist sicherlich der von Klara Bühl. Die 23-jährige deutsche Nationalspielerin, seit 2020 beim FC Bayern unter Vertrag, gehört zu den absoluten Stammspielerinnen im Team von Alexander Straus. Bühl, vornehmlich als Linksaußen eingesetzt, zahlt dieses Vertrauen bisher mit 9 Scorern (4 Tore und 5 Vorlagen) in 10 Bundesliga-Spielen zurück.
Klara Bühl ist eine Spielerin, die sehr von ihrem Tempo und Ehrgeiz lebt und auch in aussichtslosen Situationen nie zurücksteckt. Oftmals sucht sie dabei allerdings den Weg mit dem Kopf durch die Wand und trifft hin und wieder falsche Entscheidungen.
Jetzt könnte man argumentieren, wo gehobelt wird, da fallen Späne und nicht jede Spielerin spielt fehlerfrei. Das ist richtig. Und die angebrachte Kritik ist bei Klara Bühl auch Meckern auf hohem Niveau. Aber dennoch fehlt der Außenstürmerin etwas die Konstanz in ihrem Spiel.
Denn obwohl Bühl bereits jetzt die Torausbeute der Vorsaison eingestellt hat, an ihre Treffsicherheit zu Beginn ihrer Münchner Zeit (8 Tore und 8 Vorlagen in der Saison 2020/21) kommt sie aktuell nicht ran. Das mag auch daran liegen, dass Bühl aktuell, auf Grund der Personalsituation, beinahe jedes Spiel spielt und selten zu Pausen kommt. Auch in der Nationalelf sammelt die Ex-Freiburgerin etliche Minuten.
So ist es nicht verwunderlich, dass mit dem FC Barcelona offenbar ein Schwergewicht des europäischen Fußballs ein Auge auf Klara Bühl geworfen hat. 23 Jahre alt, 60 Länderspiele, bereits 26 CL-Spiele, zahlreiche Tore in wichtigen Spielen – das Profil von Bühl ist vielversprechend und ihre Vertragssituation umso interessanter für die Konkurrenz der Bajuwaren.
Der FC Bayern wird großes Interesse daran haben, den Vertrag mit Bühl zu verlängern. Alternativen zu Bühl sind nämlich schlichtweg nicht vorhanden. Weder im Kader (siehe unten) noch in der Bundesliga gibt es eine Spielerin mit ähnlichem Profil, die verfügbar ist.
Jule Brand wird man nur schwer von Wolfsburg loseisen können und die hochveranlagte Cora Zicai vom SC Freiburg ist den Beweis der internationalen Klasse bisher schuldig geblieben.
Die Frage wird nur sein: Was will Bühl selbst? Auf nationaler Ebene hat sie mit Ausnahme des DFB-Pokals bereits alles gewonnen. Der Ruf nach internationalen Erfolgen könnte Bühl aus München wegziehen. Ob das allerdings in diesem Jahr bereits passiert, ist dennoch fraglich.
MSR-Einschätzung: Bühl verlängert nochmals in München.
Ebenfalls eine Freiburg-Vergangenheit bringt Carolin Simon mit. Die 32-jährige Linksverteidigerin kam im Sommer 2019 aus Lyon nach München und war mit Ausnahme der letzten Saison, als sie verletzungsbedingt nur zwei Spiele bestreiten konnte, in jedem Jahr Stammspielerin.
Der Vertrag von Carolin Simon ist noch bis Sommer 2025 gültig.
(Foto: Boris Streubel/Getty Images)
Anders als bei Klara Bühl hat sich Simon im FCB-Kader aber einer großen Konkurrenz zu stellen: Mit Katharina Naschenweng – aktuell so wie Simon letztes Jahr mit einer Kreuzbandverletzung außen vor – wurde im Sommer 2023 eine hochwertige Kaderalternative verpflichtet, die in Abwesenheit der gebürtigen Kasselerin die linke Seite beinahe im Alleingang beackerte.
Naschenweng, an der Isar vertraglich bis 2026 gebunden, überzeugte in der abgelaufenen Saison mit großem Offensivdrang. Eine Fähigkeit, die ohne Zweifel auch Simon zuzuschreiben ist.
Es wäre interessant zu beobachten gewesen, welcher Spielerin Alexander Straus den Vorzug gibt, wenn beide Akteurinnen fit sind. Dies war bis dato nur ganz selten der Fall. Und so mussten teilweise auch schon Allzweck-Waffe Tuva Hansen oder Offensivspielerin Franziska Kett links hinten aushelfen.
Carolin Simon ist nun aber wieder fit und meistens die erste Wahl auf der linken Abwehrseite. Straus scheint die Dosierung bei Simon aber bewusst etwas niedriger anzusetzen, um keinen Rückfall zu provozieren. Auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass hier die Kader-Alternativen noch rar sind.
MSR-Einschätzung: Carolin Simon, die sich in München offensichtlich sehr wohlfühlt, verlängert erneut in München und geht perspektivisch als Ergänzungsspielerin in die Saison.
Einen schwierigen Stand im FCB-Kader hat aktuell Franziska Kett, die sich im Sommer 2020 dem FC Bayern anschloss und beim diesjährigen DFB-Supercup gegen Wolfsburg verletzungsbedingt nur neun Minuten nach ihrer Verletzung schon wieder den Platz verlassen musste.
Kett wäre perspektivisch eine Kader-Alternative zu Klara Bühl, da sie ebenfalls gerne über die linke Außenbahn kommt und von ihrer Schnelligkeit profitiert. Bisher hat die 20-Jährige in 38 Bundesligaspielen ihr Potenzial andeuten können, meist allerdings nur als Einwechselspielerin.
Nicht nur die Konkurrenz im Bayern-Kader verhinderte mehr Spielzeit, auch der Körper von Kett bremste sie vermehrt aus. Eine Muskelverletzung zwang sie in diesem Kalenderjahr bereits zu einer fünfmonatigen Pause, im Jahr zuvor fiel sie mit einer Schulterverletzung drei Monate aus.
In der aktuellen Situation wäre eine fitte Franziska Kett immens wichtig für den FC Bayern. Und auch Kett könnte dringend Spielminuten vertragen, um den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu gehen. Aktuell schreit Franziska Ketts Situation daher nach einem Tapetenwechsel.
MSR-Einschätzung: Franziska Kett wird fit, verlängert und wird verliehen.
Ebenfalls von Verletzungen geplagt war die polnische Angreiferin Zawistowska, die sich 2021 dem FC Bayern anschloss und direkt an den 1. FC Köln verliehen wurde. Im Rheinland sammelte die 24-Jährige erste Bundesliga-Erfahrung und Scorerpunkte (20 Spiele, 2 Tore, 1 Vorlage), ehe sie eine Kreuzbandverletzung ein komplettes Kalenderjahr außer Gefecht setzte.
Für den FC Bayern kam Zawistowska, die als Mittelstürmerin und als Linksaußen eingesetzt werden kann, bisher auf sieben Kurzeinsätze. Zawistowskas Leistungsvermögen ist daher noch nicht richtig einzuschätzen und der weitere Saisonverlauf bleibt abzuwarten. In der Bundesliga gelang ihr der wichtige 2:2-Ausgleich beim SC Freiburg, weitere Einsätze bis zum Jahreswechsel sind zu erwarten.
MSR-Einschätzung: Bei Zawistowska wird spät im Saisonverlauf eine Entscheidung über eine Weiterbeschäftigung fallen. Aktuell lässt sich überhaupt keine Tendenz absehen.
Klar hingegen scheint die Sachlage bei der brasilianischen Verteidigerin Tainara zu sein. Wobei es bei dieser Personalie einige Fragezeichen gibt. Die 25-Jährige, 2022 von Girondins de Bordeaux als Kaderspielerin verpflichtet, kam in ihrer Premierensaison zu 13 Einsätzen und 1 Treffer in der Bundesliga.
In der Folgesaison zählte die Innenverteidigerin bis zum Jahreswechsel regelmäßig zum Spieltagskader der Münchnerinnen. Doch seit dem 20. Dezember 2023 fehlt von Tainara jede Spur. Nach dem Spiel gegen Ajax Amsterdam (0:1) wurde sie von Seiten der FCB-Verantwortlichen krankgemeldet.
Anders als andere nicht spielfitte Spielerinnen war Tainara danach aber nicht bei den Heimspielen zu sehen, auch bei den Feierlichkeiten rund um die Deutsche Meisterschaft fehlte sie.
Spekulationen über ihren Zustand sind hier ausdrücklich nicht angebracht. Was bekannt ist: Tainara ist nicht da. Und da das nun fast ein Jahr der Fall ist, ist zumindest aus sportlichen Gründen nicht damit zu rechnen, dass ihr auslaufender Vertrag verlängert wird. Schade ist das allemal: Sportlich war die Nationalspielerin durchaus eine Bereicherung für den Kader.
MSR-Einschätzung: Vertrag wird nicht verlängert.
Als Last-Minute-Verpflichtung stieß Magou Doucouré Mitte September zum FC Bayern. Die französische Rechtsverteidigerin war vereinslos, nachdem ihr Vertrag beim Lille OSC nicht verlängert wurde. Doucouré kam bisher hauptsächlich in der 2. Bundesliga zum Einsatz und durfte im Heimspiel gegen Valerenga ihr Pflichtspieldebüt für die Straus-Elf feiern.
Ein Bundesliga-Einsatz fehlt ihr aktuell noch. Beim Heimspiel gegen Jena, als man einen Einsatz der 24-Jährigen erwartet hätte, blieb sie 90 Minuten auf der Bank. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Vielleicht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses Spiel erst spät entschieden wurde und Straus vor dem erlösenden 3:0 bereits vier Mal gewechselt hatte.
Für Doucouré kommen nun die Wochen der Wahrheit. Erhält sie vor der Winterpause nicht ausreichend Spielminuten, muss ein erneuter Wechsel im Sommer befürchtet werden.
MSR-Einschätzung: Vertrag wird nicht verlängert.
Kommen wir zum Oldie im Team: Linda Sembrant. Die 37-jährige Schwedin, Anfang des Jahres als Antwort auf die Eriksson-Verletzung und Tainaras Abstinenz verpflichtet, erwies sich bisher als Glücksgriff. Routiniert, ballsicher und von Beginn an lautstark dirigierend. Zusammen mit Viggósdóttir bildete Sembrant ohne Anlaufschwierigkeiten ein kongeniales Innenverteidigerinnen-Duo.
Und die erfahrene Ex-Turinerin lieferte auch auf der anderen Seite des Platzes ab: Sembrant steht aktuell bei drei Toren in 23 Pflichtspielen für den FC Bayern. Zum Saisonauftakt in Potsdam traf sie doppelt.
Was macht man nun im Sommer mit einer dann 38-Jährigen? Eine langfristige Kader-Option kann Sembrant eigentlich auf Grund ihres Alters nicht mehr sein. Auf der anderen Seite geht es immer noch um Leistung und diese stimmt weitestgehend immer.
Bei Sembrant wird vieles davon abhängen, was der Körper sagt und wie die Planungen in der Defensive generell aussehen: Werden Bianca Rech und Co. den kompletten Umbau in der Abwehr wagen? Wenn ja, müssten eigentlich mindestens zwei Innenverteidigerinnen verpflichtet werden. Gut möglich, dass man dieses Wagnis vermeidet und sich für einen weichen Übergang entscheidet.
MSR-Einschätzung: Linda Sembrant verlängert um ein Jahr und beendet dann ihre Karriere.
Von dem Oldie zum Küken: Alara Sehitler ist gerade in aller Munde. Die noch 17-Jährige (Geburtstag Ende November) zählt zu den Shootingstars der bisherigen Saison und profitiert dabei auch, so ehrlich muss man sein, von den Verletzungssorgen beim Meister. Und dennoch macht sie es gut.
Die 2023 vom Bodensee verpflichtete Neu-Nationalspielerin überzeugt durch Körperlichkeit, technische Raffinesse und Ruhe am Ball. Mit ihren Toren gegen Leverkusen und Freiburg war sie mitentscheidend für Last-Minute-Punktgewinne.
Die Zukunft des FC Bayern? Der Vertrag von Alara Sehitler läuft 2025 aus.
(Foto: Daniela Porcelli/Getty Images for DFB)
Alexander Staus ist also zurecht voll des Lobes für seinen Youngster auch wenn er immer wieder betont, dass man Geduld mit jungen Spielerinnen haben muss. Doch eines ist klar: Ob jung oder alt – siehe Sembrant – entscheidend ist das fußballerische Talent.
Das bringt Sehitler ohne Zweifel mit und so wird sie auch, wenn alle Spielerinnen wieder fit sind, zu ihren Einsatzzeiten kommen. Sehitler wird geduldig bleiben müssen, denn in dem hochkarätig besetzten Kader sind die Planstellen im Mittelfeld rar und auch beim größten Talent sind Leistungseinbrüche nicht auszuschließen. Im Gegenteil.
Mit Straus hat Sehitler aber genau den richtigen Trainer an ihrer Seite, der sie in ihrer Entwicklung noch weit voranbringen will und wird.
MSR-Einschätzung: Mit Sehitler wird langfristig verlängert.
Man sieht: Bei den FC Bayern Frauen wird es nicht langweilig. Bianca Rech und Francisco De Sá Fardilha haben einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Wichtig wird bei dem Kaderumbau sein, die zweite Reihe zu stärken, also die Qualität der Spielerinnen zu erhöhen, die bei Spielbeginn auf der Bank Platz nehmen. Das würde in Zukunft mehr Rotation ermöglichen.
Hier hat der FC Bayern aktuell noch etwas Luft nach oben. Aber wie sagt Alexander Staus so schön: „Es ist ein Prozess.“ Und dieser Prozess macht keinen Halt vor Verträgen und Vertragslaufzeiten. Denn auch 2026 laufen Arbeitspapiere wichtiger Spielerinnen (Schüller, Viggósdóttir, Eriksson, Hansen und weitere) aus. Vielleicht schafft man es bei diesen Spielerinnen, deutlich eher eine Entscheidung herbeizuführen.
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