MillernTon
·19 August 2025
Keine Träumereien, aber Mut – der FC St. Pauli vor der Saison 25/26

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·19 August 2025
Der FC St. Pauli geht das erneute Ziel Klassenerhalt an. Ein Blick auf Gewinner, Verlierer, die Konkurrenz – und eine vorsichtige Prognose.Titelfoto: Stefan Groenveld
Am Samstag startet der FC St. Pauli mit dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund in die Bundesligasaison 2025/2026. Die lange Sommervorbereitung endet. Wer sind die Gewinner und Verlierer der Vorbereitung? Wie sind die Neuzugänge einzuschätzen? Wer sind die direkten Konkurrenten des FCSP im Kampf um den Klassenerhalt? Und wie realistisch ist dieser für den FC St. Pauli?
Der Umbruch beim FC St. Pauli ist gewaltig, viele Spieler haben den Verein verlassen. Darunter mit Morgan Guilavogui, Philipp Treu, Carlo Boukhalfa, Johannes Eggestein, Siebe Van der Heyden, Noah Weißhaupt und Elias Saad gleich mehr als ein halbes Dutzend Spieler, die in der Vorsaison maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hatten. Mit Arkadiusz Pyrka, Jannik Robatsch, Ricky-Jade Jones, Simon Spari, Mathias Pereira Lage, Joel Chima Fujita, Andréas Hountondji und Louis Oppie wurden (bisher) acht neue Spieler verpflichtet.
FC St. Pauli Mannschaftsfoto Saison 2025/26 // (c) Stefan Groenveld
Im Verlauf der Vorbereitung zeigte sich, dass der Großteil der neu geholten Spieler auch direkt Kandidat für die Startelf ist. Joel Fujita war bereits mit einigen Vorschusslorbeeren ans Millerntor gekommen, hat dann in den Testspielen gezeigt, dass er diese völlig verdient hat. Er startet in die Saison als klarer Startelfspieler. Seine Ruhe am Ball und das druckvolle Verhalten im Pressing werden dem Team sehr, sehr guttun. Fujita wird zusammen mit James Sands die Doppelsechs bekleiden. Das ist, mit Verlaub, im Vergleich zur Vorsaison ein ziemliches Upgrade auf dieser Position.
Auch Mathias Pereira Lage hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass an ihm in der Startelf kein Weg vorbeiführen wird. Mit ihm hat der FC St. Pauli Qualität hinzugewonnen, wenngleich noch ein Fragezeichen hinter der Torgefahr des 28-Jährigen steht. Doch selbst wenn er sich in der Saison nicht als Torgarant hervortun wird, so dürfte er aufgrund seines Tempos und Ballsicherheit ein Leistungsträger im Team werden. Ob das auf der gleichen Position in der Offensive auch für Ricky-Jade Jones gilt, muss sich noch zeigen. Er kann allein aufgrund seiner Geschwindigkeit extrem gefährlich werden für gegnerische Teams, muss nun aber erst einmal seine Schulterverletzung auskurieren.
In der Defensive gibt es mit Simon Spari einen neuen dritten Torhüter, der sicher auch ein Upgrade auf dieser Position bedeutet. So hat er doch immerhin für Klagenfurt in der höchsten Spielklasse Österreichs bereits gute Leistungen gezeigt. Auch aus Klagenfurt gekommen ist Jannik Robatsch. Der Innenverteidiger könnte als Linksfuß eine Lücke im Kader des FC St. Pauli schließen. Die Vorbereitung, in der er auch ein paar körperliche Probleme überwinden musste, zeigte, dass Robatsch noch etwas Zeit braucht, um sich an das Bundesliganiveau zu gewöhnen.
Ganz bewusst nicht primär zur Defensive zu zählen sind die beiden neuen Schienenspieler des FCSP. Mit Arkadiusz Pyrka und Louis Oppie hat der FC St. Pauli zwei neue Flügelverteidiger im Kader, die dem Team mit viel Power vor allem in der Offensive weiterhelfen dürften. Oppie ist dabei zwar nominell der „Treu-Ersatz“, doch unterscheidet sich aufgrund seiner Spielweise sehr deutlich vom nach Freiburg abgewanderten Außenverteidiger. Ebenso wie Pyrka auf der Gegenseite verfügt Oppie über einen überbordenden Offensivdrang. Beide haben in den Testspielen und auch in der ersten Pokalrunde genau das gezeigt, sie geben dem Team damit viel, sind Soforthilfen. Allerdings war auch zu erkennen, dass sie in der Rückwärtsbewegung und allgemein im Defensivverhalten noch nicht durchgängig Bundesliganiveau besitzen.
Arkadiusz Pyrka bei einem seiner Flankenläufe gegen Eintracht Norderstedt. // (c) Stefan Groenveld
Ob Andréas Hountondji Bundesliganiveau besitzt, muss sich ebenfalls erst noch zeigen. In den Vorbereitungsspielen wurde aber bereits sehr deutlich, dass er mit seiner Spielweise extrem gut zur Idee des FC St. Pauli passt. Auch wenn er sich in den Testspielen mit gleich einer Reihe von Treffern hervortat, so hat er das auch mit einer Reihe verpasster Gelegenheiten getan. Das ist schon etwas verwunderlich, da er bei seinen vorherigen Clubs eigentlich recht treffsicher gewesen ist, die Chancen also auch nutzte. Sein Impact auf das Spiel ist bereits groß, seine Tiefenläufe aus der zentralen Offensivposition erzeugen viel Gefahr und sorgen so für Räume. Räume, die der FCSP in der Vorsaison nicht schaffen konnte, weil eben so ein temporeicher Spieler fehlte.
Hountondji dürfte dem Team also sicher sofort weiterhelfen. Ebenso wie Oppie, Pyrka, Fujita und Pereira Lage. Ob all diese Spieler aber das Team auch auf ein höheres Niveau in der Bundesliga heben können, wird sich nun (mit Ausnahme von Fujita) erst zeigen müssen. Die Unsicherheit ist relativ groß.
Wie erfolgreich eine Vorbereitung ist, lässt sich natürlich erst im Laufe der Saison erkennen. Aber alle Indikatoren deuten darauf hin, dass die Sommervorbereitung des FC St. Pauli als erfolgreich bezeichnet werden kann. Bereits die Testspiele haben es angedeutet, spätestens das Pokalspiel aber zeigte: Der FC St. Pauli ist viel weiter als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Die Abläufe in der Offensive sitzen bereits erstaunlich gut. Das Team hat zudem in Sachen Gegenpressing extrem zugelegt, gewann Bälle oft schnell wieder zurück und konnte den Spielen so seinen Stempel aufdrücken.
Das die Vorbereitung so gut gelaufen sein könnte, hat zwei Gründe. Zum einen war der Kader bereits sehr früh so zusammen, hatte also viel Zeit, sich zu finden. Gerade bei einem solch deutlichen Umbruch wäre es wohl sonst auch sehr schwer geworden, zu Saisonbeginn ein wettbewerbsfähiges Team auf den Rasen zu bekommen. Zudem gab es, abgesehen von kleineren Blessuren, nur eine schwerwiegende Verletzung. Der FC St. Pauli fiebert aktuell der Rückkehr von Jackson Irvine, Karol Mets und Ricky-Jade Jones entgegen, ansonsten ist aber das gesamte Team fit.
Die klare Spielidee und die darauf ausgerichteten Transfers haben entsprechend früh auch Früchte getragen. Nach einem lockeren Aufgalopp gegen Firrel und einem müden Kick gegen Drochtersen/Assel konnte der FC St. Pauli in den Testspielen gegen Silkeborg (4:1), den Karlsruher SC (6:1), OGC Nizza (2:0), Coventry City (2:2) und Hellas Verona (1:0) größtenteils überzeugen. Abgesehen von der Torausbeute knüpfte das Team im Pokalspiel gegen Norderstedt nahtlos an diese Testspiele an.
Im Verlauf der Vorbereitung gab es einige Spieler, die sich aufgrund ihrer Leistungen hervortaten. Dazu gehören nicht nur die bereits erwähnten Neuzugänge oder die Leistungsträger der Vorsaison. David Nemeth ist anzumerken, dass ihm die Rückrunde als Stammspieler sehr, sehr gutgetan hat. Er agierte in den Testspielen oft souverän, hat nochmal richtig an Profil als Spieler auf dem Platz gewonnen und es ist aktuell nur schwer vorstellbar, dass er irgendwann wieder seinen Stammplatz abgeben muss. Entsprechend steigt die Spannung mit jedem kleinen Schritt, den Karol Mets nach vorne macht. Sicher ist, dass es in der Innenverteidigung nun einen knallharten Konkurrenzkampf gibt.
Ebenfalls ein Gewinner der Vorbereitung ist Abdoulie Ceesay. Und das ist besonders bemerkenswert, weil er noch sooooo viel falsch macht auf dem Platz, sowohl technisch als auch taktisch. Trotzdem versprüht er bereits viel Gefahr für das gegnerische Tor und es ist spürbar, dass er im letzten halben Jahr einen großen Entwicklungsschritt gemacht hat. Ceesay drängt auf mehr Spielzeit und dürfte diese in dieser Saison auch bekommen, trotz der hohen Fehlerquote. Oder vielleicht gerade deswegen. Denn mit Ceesay steht auf dem Platz auch immer eine vielleicht sehr wichtige Prise Unberechenbarkeit – seine bisweilen unorthodoxe Spielweise könnte gegnerischen Teams große Probleme bereiten.
Abdoulie Ceesay will noch hoch hinaus. // (c) Stefan Groenveld
Gegen Norderstedt startete der FC St. Pauli mit gleich fünf Neuzugängen in der Startelf. Wenn Neuzugänge Stammplätze einnehmen und sich Spieler aus der zweiten Reihe in den Vordergrund spielen, dann muss es auch automatisch Verlierer geben beziehungsweise Spieler, die nun etwas weiter hintendran sind, als sie es sich selbst wünschen. Einer davon dürfte Manolis Saliakas sein. Der Rechtsverteidiger war die letzten zwei Jahre nahezu konkurrenzlos auf seiner Position. Nun hat er mit Pyrka aber jemanden im Team, der ihm seinen Startelfplatz ernsthaft streitig macht. Dass der Neuzugang aktuell die Nase etwas vorn zu haben scheint, liegt sicher auch daran, dass Saliakas zu Beginn der Vorbereitung noch mit Schambeinproblemen kürzertreten musste. Doch ob Saliakas wieder ein fester Bestandteil der Startelf sein wird, wenn er sämtliche Trainingsrückstände aufgeholt hat? Unklar.
Ein Konkurrent von Saliakas in der Vorsaison war Fin Stevens. Der ist aktuell allerdings nahezu komplett außen vor, auch wenn er sich mit ansprechenden Leistungen in den Testspielen (als Saliakas noch abwesend war) etwas in Erinnerung spielen konnte. Der 22-Jährige ist weiterhin ein Wechselkandidat. Alexander Blessin erklärte nach dem letzten Testspiel, dass man sich mit ihm zusammensetzen werde, um zu schauen, was „das Beste ist, was Spielzeit anbelangt.“ Da Stevens nicht in der U23 eingesetzt werden darf, dürfte hier ein Team-Wechsel die einzige Option sein.
Gleiches gilt vielleicht auch für Scott Banks. Der offensive Flügelspieler dürfte sich vermutlich zu Beginn der Vorbereitung, besonders nach den Abgängen von Saad, Weißhaupt und Guilavogui einiges mehr an Spielzeit ausgerechnet haben. Aber irgendwie hat er es bisher nicht geschafft, sich nachhaltig zu empfehlen. Gegen Norderstedt stand Banks nicht im Kader – obwohl besonders die offensiven Flügelpositionen weiterhin eher unterbesetzt sind. Stattdessen war er tags zuvor beim Test der U23 gegen Hannover im Einsatz. Auch in den beiden letzten Testspielen zuvor kam er nur auf wenige Minuten. Das ist vermutlich nicht das, was Banks sich wünscht. Ausgang offen.
Wenig Spielzeit in den letzten Spielen – das führt direkt zur wohl interessantesten Personalie beim FC St. Pauli. Denn vor wenigen Wochen hätte Dapo Afolayan wohl noch klar als DER Gewinner der Vorbereitung beim FCSP gegolten. Doch spätestens seit den Tests gegen Verona und Coventry, als er plötzlich nicht mehr in der Startelf stand, hat sich das Blatt doch sehr deutlich gewendet. Plötzlich ist seine „Körpersprache wieder ein Thema“, sagte Blessin nach dem Pokalspiel. Nachdem man sich nach starken Vorstellungen in den ersten Wochen der Vorbereitung noch fragte: „Wer ist dieser Spieler und was haben sie mit Dapo Afolayan gemacht?“ scheint plötzlich wieder alles beim alten – und das ist leider keine sonderlich positive Feststellung. Spätestens nach den Aussagen Afolayans kurz nach Saisonende und den zuletzt gezeigten Leistungen muss sich der FC St. Pauli fragen, ob er es sich leisten kann, einen Spieler im Kader zu haben, der zumindest von Außen betrachtet sehr launisch wirkt. Oder ob das nicht vielleicht eine Gefahr für die Kabine sein könnte.
Kleine oder große Fragezeichen hinter Afolayan und Banks, dazu Jones, der noch länger verletzt fehlen wird und ein auf der Zielgeraden geplatzter Yokota-Transfer. Sollte noch personell nachgelegt werden beim FC St. Pauli, dann wird es sicher auf der offensiven Außenbahn passieren.
Connor Metcalfe im Spiel gegen Eintracht Norderstedt. // (c) Stefan Groenveld
Ob Connor Metcalfe ein Verlierer der Vorbereitung ist und er daher unter diese Überschrift gehört, darüber lässt sich streiten. Ein Gewinner ist er sicher nicht. Es ist aber auch echt eine schwierige Situation für ihn, einen Spieler, der von seinen Skills her wie geschaffen scheint für eine Achter-Position – die es beim FC St. Pauli jedoch nicht gibt. Metcalfe springt daher hin und her zwischen Sechs und offensiver Außenbahn. Auf beiden Positionen spielt er zuverlässig, aber eben nicht so, dass er nun, in seiner vierten Saison beim FCSP, endlich den Schritt zum Stammspieler schafft. Das hat nun auch die wieder die Vorbereitung gezeigt.
James Sands und Joel Fujita bilden zu Saisonstart die Doppelsechs und es dürfte schwer werden, diese beiden Spieler wieder von dieser Position zu verdrängen. Sie sitzen dort (vorerst) so sicher, dass Eric Smith wieder zurück in die Innenverteidigung rückte. Das ist ein kluger Schachzug, um einem ungesunden Konkurrenzkampf aus dem Weg zu gehen. Denn Smith, Sands oder Fujita auf die Bank setzen? Das dürfte jeweils eine falsche Entscheidung sein. So lange Karol Mets also nicht mit Nachdruck in die Startelf zurückdrängt, hat der FCSP diese Lösung gefunden.
Lange Einleitung, nun zum Kern: Wie bitte soll Jackson Irvine in dieses Gebilde hineinpassen? Aktuell gar nicht, weil er noch verletzt fehlt, klar. Aber wenn er wieder fit ist, dann könnte es beim FC St. Pauli zu einer Konkurrenzsituation ungeahnten Ausmaßes kommen. Denn Irvine hat in der Vorsaison sicher mit der Bundesliga gefremdelt, sein sportlicher Wert für das Team äußert sich auf dem Platz aber auch anders. Er ist Kapitän und verkörpert in Sachen Einsatz und Bereitschaft genau das, was man sich von Profifußballern wünscht. Aber reicht das, um sich an Sands, Fujita und Smith vorbei in die Startelf zu drängeln? Schwer vorstellbar. Aber auch nicht komplett unrealistisch. Sollte der FCSP im Saisonverlauf mehr Offensivdruck aus dem Mittelfeldzentrum benötigen, dann ist es eben Irvine, der diese Rolle ausfüllen könnte. Dann würde er aber vermutlich mit Danel Sinani und Connor Metcalfe in Konkurrenz treten, was sicher nicht ganz das Level des zuvor genannten Trios verkörpert, aber eben auch starke Konkurrenz bedeutet.
Es ist dem FC St. Pauli zu wünschen, dass er diese Konkurrenzsituation auch tatsächlich erleben wird. Weil das dann bedeutet, dass alle Spieler zeitgleich fit sind und die Leistungen und Eindrücke aus der Vorbereitung bestätigen konnten. Trainer – und damit die Person, die über die Aufstellung zu entscheiden hat – möchten dann aber sicher nur die Wenigsten sein. Sollte es wirklich so kommen, dass Jackson Irvine fit ist und sich trotzdem auf der Bank wiederfindet, dann wird es auch spannend, wie er seine Rolle als Kapitän des Teams wahrnehmen wird.
Mit welcher Startelf und welchem Kader der FC St. Pauli auch immer das Projekt Klassenerhalt angehen wird, die Konkurrenz ist stärker geworden. So war zumindest die einhellige Meinung vor Beginn der Vorbereitung und so richtig geändert hat sich daran nichts. Im Laufe der letzten Wochen zeigte sich aber, dass zum Beispiel beide Aufsteiger zwar mit verhältnismäßig viel Geld unterwegs sind, für den FCSP aber alles andere als unerreichbar sein dürften.
Das hängt sicher auch damit zusammen, dass der FC St. Pauli viel früher als der 1. FC Köln und der HSV den Großteil des Kaders zusammen hatte und mit diesen viele Trainingseinheiten absolvieren konnte. In Köln gab es vor Beginn der Vorbereitung einen Trainerwechsel (Lukas Kwasniok übernahm). Beim FCSP weiß man aus der Vorsaison, was ein Aufstieg in Verbindung mit einem Trainerwechsel bedeutet: Es ruckelt, mindestens zu Saisonbeginn. Beim HSV zeigte nicht zuletzt das Pokalspiel (mit mehr Glück als Verstand die erste Runde überstanden), sondern auch die Testspiele gegen namhafte Konkurrenz (Niederlagen gegen Graz, Kopenhagen, Mallorca, Freiburg und Lyon), dass der Durchmarsch in den Europacup das eher unwahrscheinlichste Szenario ist.
Neben den beiden Aufsteigern dürften die direkten Konkurrenten der Vorsaison auch diese Spielzeit wieder zusammen mit dem FC St. Pauli gegen den Abstieg spielen. Der 1. FC Heidenheim hat einen bisher bemerkenswert ruhigen Transfersommer verbracht. Auf den Abgang von Leihgabe Paul Wanner wurde mit der Leihe von Arijon Ibrahimovic reagiert, zudem ist mit Diant Ramaj ein neuer Torwart gekommen. Ansonsten: Nichts, außer der Rückkehr von Leihspieler Mikkel Kaufmann. Heidenheim möchte den Klassenerhalt also mit dem nahezu gleichen Kader wie in der Vorsaison schaffen. Das dürfte nicht unmöglich sein, weil Heidenheim eben Heidenheim ist. Vergleicht man die Entwicklung aber mit jener des FCSP (der sich qualitativ verbessert hat), dann dürfte das erneut mindestens sehr eng werden für Frank Schmidt und sein Team.
Wie eng es für die TSG Hoffenheim wird, ist viel weniger klar. Das Team hat einen kleinen Umbruch hinter sich und dabei mit Tom Bischof und Anton Stach die beiden einzigen Lichtblicke der Vorsaison verloren. Ähnlich wie beim FC St. Pauli sind einige Spieler hinzugekommen, die noch nie in der Bundesliga gespielt haben. Allerdings gilt natürlich: Das individuelle Niveau in Hoffenheims Kader ist sehr, sehr hoch – eigentlich zu hoch, um gegen den Abstieg kämpfen zu müssen. Aber das war ja letzte Saison auch der Fall…
Bereits vor Saisonbeginn brennt es bei Werder Bremen lichterloh. Das äußerte sich nicht nur in Form der Niederlage gegen Arminia Bielefeld (immerhin aktuell Tabellenführer der 2. Liga) in der ersten Pokalrunde, sondern vor allem im Anschluss an die Niederlage, als Kapitän Marco Friedl recht unverhohlen Neuzugänge forderte. Tatsächlich sind mit Samuel Mbangula und Maximilan Wöber bisher erst zwei namhafte Spieler an die Weser gewechselt. Dem gegenüber stehen die Abgänge von Derrick Köhn, Anthony Jung, Marvin Ducksch und Oliver Burke (und eventuell Torwart Michael Zetterer). Das an sich ist gar nicht mal so schlimm. Doch die Vorbereitung der Bremer, die zudem mit Horst Steffen einen neuen Trainer haben, war vor allem von Verletzungen geprägt. Neuzugang Wöber wird den Auftakt verpassen, auch Innenverteidiger-Kollege Pieper fehlt. Dazu hat sich Mitchell Weiser das Kreuzband gerissen und Jens Stage wird mit einer Fußverletzung länger fehlen – also ausgerechnet die beiden großen Leistungsträger der letzten Saison. Den Bremern droht eine ganz schwere Saison.
Werder Bremen, TSG Hoffenheim, 1. FC Heidenheim, Hamburger SV, 1. FC Köln – das dürften die fünf Konkurrenten des FC St. Pauli sein im Kampf um den Klassenerhalt. Am ehesten könnte noch der 1. FC Union Berlin mit in den Sumpf gezogen werden, der sich in der Vorsaison bereits zeitweise extrem schwertat und die kommende Saison ohne DIE Lebensversicherung Benedict Hollerbach (wechselte nach Mainz) bestreiten muss.
Tja, was können wir denn nun erwarten von der Saison und vom FC St. Pauli? Klar ist: Der Klassenerhalt ist das große Ziel. Diesen erneut zu schaffen wäre für den Club ein weiterer sehr, sehr großer Erfolg. Zu erwarten, dass man sich nun im zweiten Jahr bereits nach oben absetzen kann und sollte, geht völlig an der Realität vorbei. Die Teams aus Augsburg, Freiburg und Mainz haben dafür viel länger gebraucht. Klar ist aber auch: Ausreißer wie Heidenheim oder Union in den Vorjahren bestätigen die Regel.
Der FC St. Pauli hat seinen Kader qualitativ verbessert. Besonders die Doppelsechs ist mit Fujita und der erneuten Leihe von Sands auf einem höheren Level. Und da ein gutes zentrales Mittelfeld auch die restlichen Spieler eines Teams verbessert, ist die Hoffnung durchaus berechtigt, dass der FCSP in dieser Saison besser aufgestellt ist, als in der Spielzeit davor. Das bedeutet aber nicht, dass man sich zwangsläufig nach oben absetzen wird. Vielmehr ist das die Grundvoraussetzung, damit man überhaupt eine Chance hat, die Klasse halten zu können.
Diese Chance ist aber, trotz der nun sicher etwas stärkeren Konkurrenz, etwas größer einzuschätzen als in der Vorsaison. Denn die Vorbereitung und die Transferaktivitäten haben gezeigt, dass der FC St. Pauli einen klaren Plan verfolgt und mutig umsetzt. Das könnte aufgehen. Denn die Vorbereitung zeigte, dass die eigene Spielidee womöglich verbessert wurde, das Team im Pressing richtig zugelegt hat – und dabei trotzdem nicht auf das solide Fundament der Vorsaison verzichten muss. Darauf bildet sich auch der Nährboden für Träumereien. Allerdings muss allen völlig klar sein: Nur wenn die Schienenspieler schnellstmöglich Bundesliganiveau erreichen und der FCSP sich nicht nur mehr Torchancen erspielt, sondern diese auch nutzt und zentrale Spieler (Fujita, Pereira Lage, Sands, Vasilj) möglichst fit bleiben, dann, ja dann, kann es eine sehr gute Saison werden. Und „sehr gut“ bedeutet Klassenerhalt. Träumen ist erst erlaubt, wenn dieser fix ist.// Tim
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