feverpitch.de
·1 August 2025
Italiens Fußball lebt auf Pump

In partnership with
Yahoo sportsfeverpitch.de
·1 August 2025
Die Serie A feiert Rekordumsätze und volle Stadien, während die Schuldenlast bei 5,45 Milliarden Euro verharrt. Das ist kein Widerspruch, sondern das Geschäftsmodell des italienischen Fußballs: Wachstum auf Kredit, finanziert durch die Hoffnung auf morgen. Die aktuellen Zahlen des FIGC-Berichts zeigen ein System, das seine eigene Logik perfektioniert hat.
Die Schulden der italienischen Klubs belaufen sich auf 5,45 Milliarden Euro – ein marginaler Rückgang gegenüber dem Vorjahr, der als Erfolg verkauft wird. Gleichzeitig generiert die Branche fast sieben Milliarden Euro Umsatz. Man könnte meinen, das Problem löse sich von selbst. Doch diese Rechnung geht nicht auf. Die Schulden wachsen seit Jahren parallel zu den Einnahmen. Jeder zusätzliche Euro wird sofort wieder ausgegeben, meist für überteuerte Transfers und Gehälter.
Die Umsätze stiegen durch Rekordeinnahmen bei Sponsorings und Ticketverkäufen. Erstmals überschritten Sponsoring und Merchandise die Milliardengrenze, die Stadionerlöse erreichten mit 478 Millionen Euro einen Höchststand. Das klingt nach gesundem Wachstum, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn während die Einnahmen steigen, explodieren die Ausgaben. Die Klubs investieren jeden Cent in kurzfristige Wettbewerbsfähigkeit statt in nachhaltige Strukturen.
Der Zuschauerrekord von 21 Millionen zeigt die anhaltende Popularität des italienischen Fußballs. Die Fans strömen in die Stadien, trotz maroder Infrastruktur und astronomischer Ticketpreise. Sie finanzieren ein System, das ihre Loyalität als Selbstverständlichkeit betrachtet. Die TV-Rechte bleiben mit 1,5 Milliarden Euro stabil – ein trügerisches Zeichen, denn international verliert die Serie A an Boden. Während die Premier League global expandiert, lebt Italien von seiner glorreichen Vergangenheit.
Das eigentliche Problem liegt tiefer: Der italienische Fußball hat verlernt, wirtschaftlich zu denken. Statt Schulden abzubauen, werden sie umgeschichtet. Statt in Nachwuchs und Infrastruktur zu investieren, kauft man alternde Stars. Die Politik toleriert dieses Gebaren, weil Fußball Wählerstimmen bringt. Die Banken spielen mit, weil sie too big to fail sind.
Die leichte Schuldenreduzierung um 210 Millionen Euro ist Kosmetik. Bei Gesamtschulden von 5,45 Milliarden entspricht das gerade mal 3,7 Prozent. In diesem Tempo bräuchte der italienische Fußball 26 Jahre, um schuldenfrei zu werden – vorausgesetzt, die Einnahmen bleiben konstant und es kommen keine neuen Verbindlichkeiten dazu. Beides ist illusorisch. Der nächste Abschwung kommt bestimmt, und dann steht das System wieder vor dem Kollaps. Bis dahin feiert man lieber die vollen Stadien.