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·4 June 2025
Historische erste Hälfte bei Kantersieg über Österreich: Die DFB-Frauen in der Einzelkritik

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·4 June 2025
Auch wenn die deutsche Nationalschaft schon vor dem Spiel gewusst hat, dass sie bereits für die Finalrunde qualifiziert ist, ging es im letzten Gruppen-Duell nicht nur um drei Punkte, sondern auch für die Spielerinnen darum, sich bei der Generalprobe zur Europameisterschaft noch einmal zu empfehlen. Dies klappte bei einigen mehr als bei anderen beim 6:0-Kantersieg über Österreich.
Die deutsche Mannschaft zeigte sich von Beginn an vor allem im Angriff sehr spielstark und extrem effektiv. Auf die Sechs-Tore-Ausbeute in der ersten Halbzeit, in der jede Offensivkraft mindestens einen Treffer beitragen konnte, folgte ein torloser zweiter Durchgang. Ein kleines Manko bleibt dabei: die Defensiv wackelte immer noch in einigen Situationen.
Janina Minge im Kopfball-Duell mit Annabel Schasching / Christian Bruna/GettyImages
Vier Änderungen nahm der Bundestrainer im Vergleich zum letzten Spiel vor. Laura Freigang, Sydney Lohmann, Franziska Kett und Selina Cerci erhielten die Chance, sich von Beginn an zu zeigen. Welchen Spielerinnen ist das gelungen und bei wem war noch Luft nach oben?
Auch wenn der Bundestrainer für ein mutiges Herausspielen plädiert, kam es noch in zu vielen Situationen zu Risiken. Etwa beim Abstimmungsfehler in der 3. Spielminute, als weder Rebecca Knaak noch Ann-Katrin Berger zum Ball gingen. Kurze Zeit später leistete sich die Torhüterin einen groben Schnitzer in der Vorwärtsbewegung und lud die Österreicherin Viktoria Pinther quasi zum Torabschluss ein. Beide Situationen resultierten in Großchance für die Gegner, welche die Möglichkeite jedoch zu Bergers Glück nicht nutzen konnten.
In dieser Form noch zu unbeständig für die EM. Abgesehen davon bekam die Keeperin von Gotham FC recht wenig auf den Kasten und agierte bei hohen Hereingaben solide. Positiv herausgehoben werden muss ihre starke Parade nach Freistoß von Marie Höbinger, als sie den gut getretenen Schuss noch mit den Fingerspitzen zur Ecke lenkte (55.).
5/10
Hatte, auch wenn die meisten Angriffe über die linke Seite liefen, viele Aktionen am Ball. Fehlen durften dabei nicht ihre punktgenauen Flanke in den Sechzehner, auch wenn sich nicht allzu oft die Chancen dazu ergaben. Die Kapitänin lenkte und kommunizierte gewohnt viel, wies aber als Teil der Abwehrkette auch zeitweise Lücken vor.
6/10
Agierte größtenteils souverän als Teil der Viererkette, auch wenn weiterhin kleine Schnitzer bleiben. Im Spiel nach vorne gelang es Minge, Schnelligkeit ins das Spiel und somit auch die Offensive zu bringen, genauso wie mit gut temperierten Pässen in die Tiefe. Die Wolfsburgerin agierte in einigen Situationen noch etwas zu ungestüm wie etwa im Zweikampf gegen Lilli Purtscheller, wo Minge von Glück reden konnte, dass kein Elfmeter gepfiffen wurde (78.). Nach einer ähnlichen Situation, als die Verteidigerin zu spät ins Duell mit Eileen Campbell kam, gab es zu Recht die gelbe Karte.
6/10
Ein bestehendes Problem im deutschen Spiel bleibt die Absprache in der Verteidigung / Jan Fromme - firo sportphoto/GettyImages
Startete mit einem Missverständnis mit ihrer Torhüterin in die Partie. Knaak wollte Berger den Ball überlassen, die dies jedoch verpasste. Auch wenn sich die Verteidigerin kurze Zeit später revanchierte, als sie einen Schussversuch von Julia Hickelsberger abfing, hatte Knaak ähnliche Probleme wie schon bei vorherigen Einsätzen im DFB-Team.
5/10
Harmonierte offensiv gut mit Bayern-Kollegin Klara Bühl, während defensiv noch Verbesserungsbedarf besteht. Kett zeigte sich von Anfang an bemüht und machte mehrfach Läufe bis an die gegnerische Grundlinie. Verpasste es dabei, sich mehrfach zu belohnen und blieb stattdessen immer wieder mal am Fuß einer Gegnerin hängen. Tat sich nach der Auswechslung von Bühl schwerer und kassierte für ein Foul kurz vor dem Sechzehner die gelbe Karte.
6/10
Gewohnt giftig, aber größtenteils unauffällig agierte Elisa Senß im zentralen Mittelfeld. Auf dieser Position ist dies nicht zwingend ein schlechtes Zeichen. Denn die Frankfurterin forderte und verteilte immer wieder Bälle, ließ sich gelegentlich in die Kette fallen sowie brachte ordentlich Dynamik in das Spiel - vor allem im ersten Durchgang. Ließ in der zweiten Hälfte vor ihrer Auswechslung etwas nach.
6/10
Sydney Lohmann hätte wohl kaum einen besseren Start erwischen können. Die Allrounderin erzielte nach nur wenigen Sekunden das 1:0-Blitztor für die deutsche Elf. Nachdem zwei ihrer Mitspielerinnen in der Mitte verpassten, schob sie mit der nötigen Entschlossenheit zur Führung ein. Sie war vor allem in der ersten Hälfte ein absoluter Aktivposten und immer wieder für Spielverlagerungen gut. Ihre langen diagonalen Pässe brachten Schnelligkeit und Präzision für das deutsche Team. Krönte ihre Leistung darauf mit einem Sonntagsschuss zum zwischenzeitlichen 5:0. Auch wenn der Abschluss zentral platziert war, sorgte die Änderung in der Flugkurve für den nächsten deutschen Torjubel.
8/10
Reagierte handlungsschnell nach dem Anstoß mit ihrer Hereingabe zum frühen 1:0. Kurz darauf legte Cerci alleine vor dem Tor selbstlos für Schüllerab , die jedoch das Tor verfehlte (16.). Belohnte sich dann doch mit einem eigenen Treffer durch eine sehenswerte Direktabnahme zum 3:0. Wechselte nach der Hereinnahme von Carlotta Wamser die Seite. Die Hoffenheimerin wirbelte auch auf links munter weiter und blieb im zweiten Durchgang einer der wenigen übrig gebliebenen Aktivposten im Offensivspiel. Setzte unter anderem Carlotta Wamser mit einer punktgenauen Flanke gut in Szene.
7/10
Im Positions-Fernduell mit Linda Dallmann um die Zehnerposition lieferte Laura Freigang in Hälfte eins einige gute Argumente, die für die Frankfurter Angreiferin sprechen. Die Offensivspielerin spielte nicht nur den ein oder anderen starken Steckpass wie etwa vor der Großchance durch Lea Schüller (14.), sondern bewies auch ihren Torriecher als sie im zweiten Versuch aus kurzer Distanz zum 6:0-Endstand einnetzte. Tauchte allerdings wie einige andere auch nach Wiederanpfiff etwas ab.
6/10
Sowohl in der Statistik als auch spielerisch die beste Spielerin der ersten Hälfte und somit auch des gesamten Spiels mit drei Torvorlagen und einem eigenen Treffer. Verkörperte die pure Spielfreude und bestach ein weiteres Mal mit ihren dynamischen Dribblings, wo gerne schon mal drei Gegenspielerinnen alt aussehen gelassen wurden. Spielte diese Stärke mittlerweile nahezu zur Perfektion aus mit zwei punktgenauen Flanke nach Dribblings, die zu Torerfolgen führten sowie einer gut getimten Passvorlage. Bühl nutzte zudem die Unruhe im Österreicher Sechzehner nach einer halben Stunde zum eigenen Treffer. Ohne lange zu zögern zog die Bayern-Flügelspielerin entschlossen ab. Ging nach 45 Minuten als personifizierte Effizienz in den wohlverdienten Feierabend.
9/10
Mit drei Vorlagen und einem Treffer die beste Scorerin des Abends: Klara Bühl / Christian Bruna/GettyImages
Machte nach ihrem Doppelpack gegen die Niederlande genau da weiter, wo sie aufgehört hatte. Die Torjägerin stand bei ihrem 2:0 goldrichtig, wo eine Stürmerin mit Torriecher stehen muss und nickte per Kopf ein. War auch sonst sehr fleißig unterwegs, holte sich Bälle ab, machte diese fest und leitete Angriffe sogar selbst ein. Muss sich im ersten Durchgang als einziges Manko auf die Fahne schreiben lassen, dass sie zwei gute Möglichkeiten liegen ließ.
8/10
Ersetzte die starke Bühl auf dem Flügel und legte ähnlich große Bemühungen an den Tag, allerdings mit weniger Ertrag. Traf nach guter Vorbereitung von Cerci den Ball nicht richtig vor dem Tor und blieb auch sonst etwas unglücklich in ihren Abschlüssen. War trotz allem bis zum Schluss quirlig unterwegs und konnte etwa in einer Situation nur noch mit unfairen Mitteln von der ehemaligen Frankfurt-Kollegin Verena Hanshaw gestoppt werden.
7/10
Rückte für Rebecca Knaak in die Innenverteidigung neben Minge. Brachte zwar Ruhe in das deutsche Aufbauspiel, in manchen Situationen gar etwas zu sehr, weil dadurch mehr Zeit für Spielverlagerungen benötigt wurde und Angriffsmöglichkeiten dadurch erschwert wurden.
5/10
Kam für Giulia Gwinn auf die rechte Außenverteidigerposition. Blieb abgesehen von ihrem Tor, welches durch eine Abseitsentscheidung aufgehoben wurde, sehr blass. Hätte eine weitere Chance auf ihrer eigentlichen Position in der Innenverteidigung verdient gehabt.
5/10
War nach ihrer Einwechslung bemüht, Ordnung in das mittlerweile ordentlich durchrotierte System des DFB-Teams zu bringen. Immer wieder gelang es der Akteurin des FC Chelsea, gegnerische Pässe abzufangen, gleichzeitig konnte sie jedoch nach vorne nur wenige Offensivimpulse zeigen.
6/10
Hatte außer ihrer Torchance in der 83. Minute kaum nennenswerte Aktionen im stark abgeflauten deutschen Offensivspiel der zweiten Hälfte . Nach Hereingabe von Wamser wehrte die österreichische Schlussfrau Mariella El Sherif den einzigen Versuch der Angreiferin auf das kurze Eck ab.
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