Nur die Raute
·30 June 2025
Hecking über HSV-Engagement: „Eine falsche Entscheidung“

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·30 June 2025
Dieter Hecking probierte den HSV in die Bundesliga zurückzuführen, was misslang. Über das Jahr sprach er nochmals und erklärte dabei auch, warum er gar nicht erst hätte nach Hamburg wechseln sollen.
Vor seiner Tätigkeit beim Hamburger SV arbeitete Dieter Hecking zweieinhalb Jahre bei Borussia Mönchengladbach. Im kicker-Interview berichtete er: „Nach Gladbach war ich ziemlich durch, weil ich sehr viele Emotionen drin hatte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in diesem Verein zu arbeiten.“ Während der laufenden Saison kündigte der damalige Sportvorstand Max Eberl jedoch an, den erfahrenen Trainer durch Marco Rose zu ersetzen.
Hecking traf diese Entscheidung hart: „Damit hatte ich echt zu tun.“ Trotz der widrigen Umstände führte er die Borussia noch in die Europa League. Sein letztes Spiel an der Seitenlinie absolvierte der 60-Jährige trotz starker ärztlicher Bedenken mit 40° Fieber. Anschließend habe er nach Abpfiff alles stehen lassen, auch seine Medikamente – in der Hoffnung, schon bald wieder vollends gesund zu sein.
Nur elf Tage nach Beendigung der Bundesliga-Saison wurde Hecking als neuer HSV-Trainer vorgestellt, nachdem die sofortige Rückkehr in die Bundesliga verpasst wurde. Heckings Frau – die Ehe besteht seit über 30 Jahren – zeigte sich von der Entscheidung nicht angetan. „Dieter, du bist noch nicht so weit. Du bist körperlich, emotional und gesundheitlich angegriffen. Wenn du dich auf Hamburg einlässt, dann kann das sein, dass das nicht gut wird“, gab der Coach Gesprächsinhalte wider.
Dennoch entschied er sich gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Dirk Bremer für einen Wechsel zum HSV. Schon zu Lübecker Zeiten habe sich das Duo bei einem Besuch im Volksparkstadion vorgenommen, eines Tages „dort unten an der Seitenlinie zu stehen“. Der Start verlief vielversprechend. Die Hanseaten hatten nach elf Partien bereits 24 Punkte eingesammelt, brachen anschließend aber ein und landeten nach einer denkwürdigen 1:5-Klatsche gegen Sandhausen auf Rang vier.
Hecking, der sein HSV-Engagement im Nachhinein als „eine falsche Entscheidung“ bezeichnete, hatte bereits von Anfang an Schwierigkeiten, musste in der Vorbereitung sogar einen Lauf durch den Volkspark aufgrund eines Stichs abbrechen, was er als „ersten Warnschuss“ betrachtete. Darüber hinaus verstarb sein Vater im September. „Ohne Dirk Bremser wäre es schiefgegangen“, stellte Hecking mit Blick auf seine eigenes Wohlbefinden fest.
Neben Hecking verloren auch Jeremy Dudziak, Martin Harnik und Jan Gyamerah ihre Väter. „Das mussten wir verarbeiten, obwohl es eigentlich um den Aufstieg ging. Dann kam Corona, wo auch keiner wusste, wie es weitergeht. Das Jahr war wirklich extremst“, betonte der aktuelle Trainer des VfL Bochum. Mit etwas Abstand hätte er die HSV-Anfrage ablehnen sollen. „Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein passendes Angebot reinkommt“, doch Hamburg „wollte ich auch nicht an mir vorbeilassen“, so Hecking abschließend.
(Photo: Getty Images)