Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern? | OneFootball

Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern? | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: Miasanrot

Miasanrot

·9 May 2025

Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern?

Article image:Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern?

Harry Kane hat endlich seinen ersten Titel gewonnen. Seine Torquote hat im Vergleich zu seiner ersten Saison beim FC Bayern abgenommen. Wie gut war seine Spielzeit wirklich? Wie viel „Weltklasse“ steckt noch in ihm? Eine Analyse.

Article image:Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern?

Harry Kane ist erlöst. Knapp 15 Jahre nach der Unterschrift seines ersten Profivertrags hat er seinen allerersten großen Titel gewonnen. In seinem prall mit individuellen Awards gefüllten Trophäenschrank kann er mit der Meisterschale nun endlich auch einen Pokal (bzw. eine Salatschüssel) stellen, den er mit einem Team gewonnen hat.


OneFootball Videos


In seinem sonst von professionellen Posts und fast förmlichen Videos geprägten Instagram-Account ging logischerweise zum ersten Mal so richtig die Post ab. Zuerst mit einem einfachen Trophäen-Emoji, später dann mit mehreren Videos, in denen er Songs wie „We are the Champions“ in seine Handykamera grölte. Kane wollte die ganze Welt wissen lassen, dass er den Titelfluch, der ihn die letzten Jahre so gebrandmarkt und teilweise zum Gespött gemacht hat, besiegt hat.

Dass der Fußballgott einen solchen Weltklasse-Stürmer überhaupt so lange warten ließ, ist ohnehin unerhört. Doch wie viel „Weltklasse“ steckt überhaupt in Kanes Saison 2024/25 beim FC Bayern? Konnte der 31-Jährige auch in seiner zweiten Saison seine dreistellige Ablösesumme rechtfertigen oder ging ihm zum Ende der Saison etwas die Puste aus? Miasanrot nimmt die Spielzeit des Engländers etwas genauer unter die Lupe.

Harry Kane: Weltklasse auch im Trikot des FC Bayern

Das Prädikat „Weltklasse“ wird eigentlich viel zu oft in der Fußballberichterstattung verwendet und den meisten Spielern zu früh verliehen, wenn man sich beispielsweise die halbjährlichen und umstrittenen kicker-Ranglisten anschaut.

Doch dass Harry Kane im vergangenen Jahrzehnt zu den besten Mittelstürmern der Welt zählt(e), hat er nicht nur in England, sondern auch beim FC Bayern bewiesen. Deshalb steht dieser Status eigentlich auch nicht zur Debatte. Dafür trifft er zu oft und konstant. Seine Phasen ohne Torerfolg sind außerdem ausgesprochen kurz. Trifft er ausnahmsweise mehr als ein oder zwei Spiele nicht, kompensiert er dies durch Spielmacherqualitäten und sammelt Assists.

Für seine ersten 50 Bundesligatore brauchte der Engländer lediglich 43 Einsätze – Rekord! Zur Erinnerung: Der Hype um Erling Haaland war enorm, als er sieben Spiele mehr für diese Zahl brauchte. Bei Kane wurde das fast als selbstverständlich hingenommen. In der vergangenen Spielzeit gewann er sowohl die Torjäger-Kanone in der Bundesliga als auch den „Goldenen Schuh“ für Europas besten Knipser. Überragende 44 Treffer erzielte der Engländer in 45 Einsätzen. Dazu steuerte er noch 12 Assists bei.

Auch in der laufenden Saison kommt der gebürtige Londoner auf 12 Vorlagen und schoss in 44 Partien 36 Tore. Das entspricht einem Tor alle 97 Minuten, womit er immer noch zu Europas Elite gehört. Möglicherweise knackt er sogar erneut die 40-Tore-Marke.

Für den „Goldenen Schuh“ wird es dieses Mal zwar wohl nicht reichen (Platz 4 aktuell), doch die Torjägerkanone in der Liga winkt dem Goalgetter erneut bei fünf Toren Vorsprung auf Patrik Schick und noch zwei verbleibenden Partien.

Torquote von Harry Kane: Durch Elfmeter und Hinrunde kaschiert

Auf den ersten Blick spielt der 31-Jährige also eine weitere Saison auf allerhöchstem Niveau. Doch reicht es auch für das Prädikat „Weltklasse“? Kaschiert wird seine Torstatistik nämlich zum einen von einer sehr starken Phase zu Beginn der Saison (17 Tore bis Anfang November) und zum anderen von einer überragender Elfmeterquote mit 13 verwandelten Strafstößen.

Natürlich müssen diese Strafstöße auch erstmal rein und es zeichnet einen Top-Stürmer ja auch aus, sich diese Chancen aus elf Metern nicht entgehen zu lassen. Dennoch wären mehr Tore aus dem Spiel heraus wünschenswert. In der Bundesliga steht der Engländer lediglich bei 15 Toren aus dem Spiel heraus.

Dies liegt auch daran, dass Kane in der laufenden Spielzeit zu viele Großchancen vergeben hat. Ganze 28 solcher Gelegenheiten ließ er laut Sofascore in der Bundesliga sowie in der Champions League ungenutzt. Besonders sein Pfostenschuss gegen Inter Mailand wird den meisten Bayern-Fans dabei sofort in den Sinn kommen.

Solche Chancen müssen in solchen Partien von Spielern von Kanes Kaliber eigentlich verwandelt werden. Auf der anderen Seite hat Kane mit sechs Toren in sechs K.-o.-Spielen in der Champions League sein Soll durchaus erfüllt – und dem Narrativ widersprechen können, in wichtigen Spielen nicht zu treffen.

Auch seinen xG-Wert (29,8) hat er überboten, was im Großen und Ganzen für eine gute Chancenverwertung spricht. Gleichzeitig prägen Momente wie im Hinspiel gegen Inter nun mal den Eindruck. Eine Szene, die auch in der Bundesliga in der Rückrunde etwas zu oft vorkam. Im Großen und Ganzen ist das Bild von Kanes Saison also von einigen Widersprüchen geprägt.

Article image:Harry Kane: Titelfluch beendet – aber nicht mehr Weltklasse beim FC Bayern?

Pfosten! Harry Kane vergibt gegen Inter Mailand die Chance zur Führung

(Alexander Hassenstein/Getty Images)

Harry Kane: Leistungseinbruch in der Rückrunde?

Das könnte an Kanes Rückrunde liegen, die im Vergleich zu seiner Hinserie zumindest auf den ersten Blick ordentlich abfällt. Lediglich 8 seiner 24 Treffer in der Liga erzielte der gebürtige Londoner in der zweiten Saisonhälfte. Mit fünf torlosen Partien zwischen Mitte Februar und Ende März stellte er in der Bundesliga sogar einen persönlichen Negativrekord auf.

Es schien, als ginge ihm im Laufe er Rückserie ein wenig die Puste aus. Immer weniger wurde Kane in das Spiel des Rekordmeisters eingebunden, so die öffentliche Meinung. Doch schlägt sich das auch – abseits von Toren – in anderen relevanten Statistiken des Angreifers nieder?

Laut FBref kommt der Engländer sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde auf ca. 30 Ballberührungen pro Spiel. Auch bei den für sein Spiel so charakteristischen raumgewinnenden Pässen (PrgP) gibt es mit 2,9 bzw. 3,1 (pro 90 Minuten) keinen signifikanten Unterschied in den jeweiligen Serien. Dies gilt ebenso für die erwarteten Vorlagen pro Partie (2,7 zu 2,5 xAG – absolute Werte).

Selbst bei einem genaueren Blick auf seine Torstatistiken ergibt sich ein anderes Bild. Mit 1,6 Torschüssen pro Partie überbietet er seinen Wert aus der Hinserie sogar leicht (1,3), weshalb ihm die fehlende Einbindung zumindest im Vergleich zur Hinrunde nicht vorgeworfen werden kann.

Bereinigt man außerdem seinen xG-Wert um die Elfmeter, dann kommt Kane in der Bundesliga-Hinrunde auf einen npxG-Wert von 6,9 und in der Rückrunde auf einen Wert von 5,6. Insgesamt schlägt sich das in einer absoluten Ausbeute von neun Nicht-Elfmeter-Toren in der Hin- und sechs Einschüssen in der Rückrunde nieder.

Fazit: Wie gut war Kanes zweite Saison beim FC Bayern wirklich?

Harry Kanes Saison ist immer noch gut und sollte den Rekordmeister zufriedenstellen. Der Engländer hat einen enormen Wert für die Mannschaft, was besonders ersichtlich wurde, als der 31-Jährige mit einem Muskelfaserriss mehrere Spiele aussetzen musste.

Zwölf Torvorlagen sind außerdem ein überragender Wert für einen Mittelstürmer und veranschaulicht das mitspielende Wesen des Stürmers, was sich nicht immer in Statistiken niederschlägt. Kane lässt sich oft in den Sechserraum fallen, gestaltet das Spiel mit und schafft Räume für die Tiefenläufe seiner Offensivkollegen. Auch in der Defensive hilft er viel mehr mit als so mancher seiner Vorgänger.

Für das Prädikat Weltklasse war die Spielzeit dennoch zu inkonstant. Zu viele vergebene Großchancen, zu wenig Tore aus dem Spiel heraus und eine ungewohnte Schwächephase Anfang des Jahres sprechen dagegen.

Sein Wert für den FC Bayern und die Spielweise unter Vincent Kompany stellt das nicht in Frage. Sein Beitrag zu seinem ersten Titelgewinn ist immens. Und wenn Kane die Schale am Samstag das erste Mal in die Höhe stemmt, wird seine Torquote ohnehin das Letzte sein, an das er denkt.

Hier weiterlesen

FC Bayern Frauen & W7F: Ein Turnier, das man nicht ablehnen kann

FC Bayern Podcast – MSR386: Q&A! Wird Florian Wirtz der nächste Mario Götze?

FC Bayern München: Drei große Verlierer dieser Saison

View publisher imprint