Füllkrug im Quadrat: Warum man diesen EM-Fanliebling ernst nehmen muss | OneFootball

Füllkrug im Quadrat: Warum man diesen EM-Fanliebling ernst nehmen muss | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: OneFootball

OneFootball

Maximilian von Stuckrad-Barre·19 June 2024

Füllkrug im Quadrat: Warum man diesen EM-Fanliebling ernst nehmen muss

Article image:Füllkrug im Quadrat: Warum man diesen EM-Fanliebling ernst nehmen muss

Eigentlich ist davon auszugehen, dass Julian Nagelsmann weiß, was er tut. Wenn er Kai Havertz aktuell eher in der Startelf sieht als Niclas Füllkrug, wird das Gründe haben. Trotzdem hat er bei dieser Entscheidung Millionen von Bundestrainern gegen sich. Denn: Die Kante hat Konjunktur.

Der Dortmunder ist beliebt wie lange kein DFB-Stürmer mehr. Die Sehnsucht nach einer “echten” Neun war hierzulande jahrelang so groß, dass Deutschland mit jedem Füllkrug-Tor zumindest gefühlt ein bisschen mehr wieder wer ist. Doch die Renaissance der Sturmkante ist bei Weitem kein deutsches Phänomen. Wie vor allem ein heutiger Gegnenspieler des DFB-Teams beweist.


OneFootball Videos


Article image:Füllkrug im Quadrat: Warum man diesen EM-Fanliebling ernst nehmen muss

Während Ungarns erstem Gruppenspiel gegen die Schweiz wurde Martin Ádám ab der 79. Minute in den sozialen Medien abgefeiert, als hätte er die Magyaren gerade zum Titel geschossen. Dabei hatte der 29-Jährige nicht einmal getroffen, sondern war einfach nur eingewechselt worden.

Dass Ádám die virtuellen Herzen nur so zufliegen, hat vor allem mit seiner Physiognomie zutun. Denn der in Südkorea spielende Torjäger ist gewissermaßen Niclas Füllkrug im Quadrat: Größer, breiter, bärtiger. Echter als Martin Ádám bekommt man einen Neuner im modernen Profifußball wohl nicht mehr.

Dazu kommt, dass der innerhalb von Sekunden zum Fanliebling avancierte Ungar nicht nur als Neuner “echt” daherkommt, sondern - Niclas Füllkrug nicht ganz unähnlich - auch am Mikro. Als Ádám, der für die Europameisterschaften 2016 und 2021 nicht nominiert worden war, auf einer Pressekonferenz am Sonntag gefragt wurde, ob er noch wisse, was er während der letzten beiden Turniere gemacht habe, zuckte er mit den Schultern, grinste und sagte: “Natürlich! Ich saß zu Hause und habe Bier getrunken.”

Wenngleich mit der deutschen Neun, dem Schöpfer der hässlichen Vögel, in punkto Schlagfertigkeit also mithalten kann, macht der nicht direkt sportlich motivierte Hype um seine Person Ádám allerdings auch zu schaffen. Auf sammelte ‘Twitter’ sich unter all der Begeisterung auch einiges an gehässigen Kommentaren.

„Die Memes? Natürlich gibt es ein oder zwei, über die ich normalerweise lachen kann“, sagte Ádám am Sonntag bei der Presskonferenz: „Ich wurde so geboren, ich habe diese Körperform, ich sage nicht, dass ich bei meiner Geburt so groß war, aber ich habe eine Grundausstattung, einen Körperbau, Genetik, das kann ich nicht ändern.“

Auch abgesehen davon, dass die vielfach sich schon in Richtung Bodyshaming bewegenden Kommentare eigentlich nirgendwo einen Platz haben sollten, machen sie auch deshalb keinen Sinn, weil Ádám Zweifel an seiner physischen Verfassung ganz gut widerlegen kann. Mit Toren. In der Saison 2021/22 zum Beispiel machte er in Ungarns erster Liga 31 Buden in 32 Spielen. Ein Wert, der dort zuvor seit 1980 nicht mehr erreicht worden war.

Dazu kommt, dass Ádám einer für die Geschichten ist, die bei Europameisterschaften immer noch am nachhaltigsten sind: Die Heldengeschichten. Als sein jetziger Klub, der zum damaligen Zeitpunkt in der K-League 17 Jahre lang titellose Ulsan HD FC, 2022 im Duell mit Erzrivale Jeonbuk um die Meisterschaft kämpfte, wurde Ádám kurz vor Schluss eingewechselt, drehte das Spiel innerhalb weniger Minuten und sorgte für Freudentränen bei den Fans.

This browser is not supported, please use a different one or install the app

video-poster

Wenn sich bei Ungarn heute Abend an der Seitenlinie also kurz vor Schluss eine klare Kante zeigt und infolgedessen die Internetgemeinde wieder jubelt (oder sich eben lustig macht), darf Julian Nagelsmann ruhig in Alarmbereitschaft sein. Denn womöglich ist Martin Ádám nicht nur ein echter Neuner, sondern sogar ein guter.