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·28 August 2025

FC Bayern vs. 50+1: Was planen Hainer, Hoeneß und die DFL?

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Der FC Bayern, die DFL und die 50+1-Regel: Der deutsche Fußball steht an einem Scheideweg. Bayern-Präsident Hainer und Ehrenpräsident Hoeneß haben dabei eine Schlüsselrolle und nehmen eine Position ein, die unter Mitgliedern umstritten ist.

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Was wie eine Zukunftssatire klingt, könnte die Folge aktueller Weichenstellungen im deutschen Fußball sein. Es geht mal wieder um 50+1. Der FC Bayern spielt dabei eine Schlüsselrolle, tut dies bisher aber im Verborgenen. Miasanrot beleuchtet den Sachverhalt.

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Das Bundeskartellamt vs. DFL zu 50+1

Das Bundeskartellamt hat im Juni erneut eine Stellungnahme zur 50+1-Regel veröffentlicht: in Bonn nichts Neues. Wie bereits in der Vergangenheit bewertet die Behörde die „50+1“-Regel als grundsätzlich vereinbar mit dem europäischen Wettbewerbsrecht und der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs.

Nicht vereinbar seien jedoch die derzeit bestehenden Ausnahmen. Während Leverkusen und Wolfsburg als Werksklubs den Konzernen Bayer und VW gehören, ist RB Leipzig eng mit Red Bull verflochten und hat die Mitbestimmung durch Mitglieder stark eingeschränkt. Die TSG Hoffenheim steht seit Jahren unter dem maßgeblichen Einfluss von Dietmar Hopp, auch wenn er formal keine Mehrheit mehr hält.

Die Einschätzung des Kartellamts war erwartbar und steht in Kontinuität zur bisherigen Linie des Bundeskartellamts. Entscheidend ist jedoch: Die DFL und der deutsche Profifußball stehen vor einer Richtungsentscheidung.

Drei Optionen für den deutschen Fußball

Option 1: 50+1 konsequent und ohne Ausnahmen umsetzen

Die Regel wird konsequent angewendet, Ausnahmen fallen. Eine klare Interpretation. Fußball ist im Grunde Vereinssport. Der Europäische Gerichtshof erkennt diese Sonderrolle an. Der Weg dürfte zu Klagen führen. Klagen, die dann endgültig Rechtssicherheit brächten.

Eine solche konsequente Anwendung würde dabei nicht zum Ausschluss von Vereinen wie Bayer Leverkusen und RB Leipzig führen. In der Praxis würden Übergangsphasen gelten, in denen diese Vereine Zeit hätten, ihre Strukturen an die strikten „50+1“-Regeln anzupassen. Sportliche  Auswirkungen wären erst mittel- bis langfristig zu spüren.

Option 2: Neuer Kompromissversuch

Ein weiterer Versuch, alle Seiten zufriedenzustellen. In der Umsetzung schwierig, denn die bisherigen Kompromisse reichten nicht. Jeder Kompromiss würde eine rechtliche Unsicherheit beinhalten.

Was für einen Kompromiss spricht: Sportpolitisch innerhalb der 36 Proficlubs der DFL wäre das vermutlich am bequemsten und damit einfachsten umzusetzen.

Option 3: 50+1 abschaffen

Der zweite konsequente Weg und zugleich der rechtlich einfachste. Eine komplette Abschaffung der 50+1-Regel, um juristischen Auseinandersetzungen mit dem Kartellamt aus dem Weg zu gehen. Die langfristigen Folgen für den deutschen Fußball wären völlig wertfrei tiefgreifend.

Die Zukunft des deutschen Fußballs wird im Herbst 2025 in die Wege geleitet

Der deutsche Fußball steht an einer Weggabelung. Bleibt 50+1 und damit die Mitgliedermitbestimmung bestehen? Oder wird die Tür für Investoren, Mäzene und Konzerne geöffnet, deren Einfluss nicht nur finanzieller, sondern struktureller Natur wäre?

Anders als Sponsoringverträge, TV-Rechtevergaben, Anstoßzeiten oder Trikotdesigns sind Eigentumsverhältnisse von Dauer. Wer sie einmal aufgibt, bekommt sie kaum zurück.

Es gibt bei 50+1 kein einfaches Richtig oder Falsch. Aber es ist eine Entscheidung mit historischer Tragweite und langfristiger Wirkung. Deshalb ist 50+1 keine rein rechtliche oder wirtschaftliche, sondern auch eine soziale und demokratische Frage.

Der FC Bayern hat eine Schlüsselrolle zwischen den Stühlen

Der FC Bayern spielt eine zentrale Rolle für die Zukunft von 50+1. Der FC Bayern ist der mit Abstand mächtigste Verein im deutschen Fußball. Eine Grundsatzentscheidung zu 50+1 gegen den Willen des FC Bayern wäre kaum durchsetzbar. Niemand im deutschen Fußball hat eine Reichweite, die mit dem FC Bayern mithalten kann. Wenn der FC Bayern medial eine Agenda setzen will, schafft er das.

Was die Rolle des FC Bayern brisant macht, sind seine engen Beziehungen zu gleich mehreren „50+1“-Ausnahmen: Der VW-Konzern ist über Audi Anteilseigner der FC Bayern München AG. Der Vorstandsvorsitzende von Audi, Dr. Gernot Döllner, sitzt im Aufsichtsrat des FC Bayern. Die Basketballer des FC Bayern tragen ihre Heimspiele im SAP Garden aus, der wiederum der Red Bull GmbH gehört. SAP ist zudem Goldpartner des FC Bayern und zu Dietmar Hopp pflegen die Bayern-Granden enge persönliche Beziehungen.

Für sich selbst hält der FC Bayern bisher strikt an 50+1 fest und hat dies in § 3 der Satzung des e.V. verankert: „Der Club ist Mehrheitsaktionär der FC BAYERN MÜNCHEN AG. Sein Anteil darf die Hälfte aller Aktien zuzüglich einer Aktie nicht unterschreiten.“ Bereits für einen Verkauf weiterer Anteile unterhalb dieser Schwelle bedarf es der Zustimmung der Mitgliederversammlung.

Hainer und Hoeneß sind gegen 50+1 …

Gleichzeitig plädierten Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß in der Vergangenheit mehrfach für eine Abschaffung der 50+1-Regel:

Vereinspräsident Herbert Hainer äußerte sich 2020 im ZDF: „Wir beim FC Bayern München haben in der Satzung festgelegt, dass wir maximal 30 Prozent abgeben können. Das heißt: Die Regel, die wir uns selber auferlegt haben, ist noch strikter als 50+1. Ich denke, das kann man in die Eigenverantwortung der einzelnen Vereine geben.“

Ehrenpräsident Uli Hoeneß bekräftigte 2023 bei Sky: „Wir wären bei Bayern München total dafür, dass die 50+1-Regel fällt, weil wir international total ins Hintertreffen geraten. […] Ich bin dafür, dass jeder Verein das selbst entscheidet.“Das Framing der Eigenverantwortung wirkt liberal und souverän. Die Betonung, dass der FC Bayern selbst an 50+1 festhält, beruhigt gleichzeitig die eigene Anhängerschaft. Auch das Argument der internationalen Wettbewerbsfähigkeit darf nicht fehlen.

Diese Kommunikationsstrategie ist clever. Doch sie verfehlt den Kern. Die Verantwortung für eine Grundsatzentscheidung wird an die anderen Vereine und deren Mitglieder delegiert. Dabei dürfte klar sein: Fällt die Pflicht zur Einhaltung von 50+1, werden die Dämme nach und nach brechen. Heute hier eine finanzielle Notlage, morgen da ein Stadionneubau und übermorgen dort der ausbleibende sportliche Erfolg. An überzeugenden Argumenten für einen Verkauf der Fußballclubs gegen eine kurzfristige Finanzspritze wird es nicht mangeln.

…schweigen aber derzeit zum Thema 50+1

Was auffällt: Hainer und Hoeneß, sonst stets meinungsstark an jedem Mikrofon, bleiben bei diesem Thema seit Monaten still.

Kein öffentliches Statement zur aktuellen Entscheidung des Bundeskartellamts. Keine Reaktion auf die Forderungen der Fanszene. Keine Antwort auf wiederholte Miasanrot-Anfragen vor und nach der Kartellamts-Stellungnahme.

Der FC Bayern schweigt öffentlich zu einem grundlegenden und richtungsweisenden Thema, das den Kern des deutschen Profifußballs betrifft und verändern könnte.

Wollen die DFL und der FC Bayern 50+1 abschaffen?

Die DFL erarbeitet derzeit eine offizielle Antwort an das Bundeskartellamt. Nach Miasanrot-Informationen aus dem DFL-Umfeld wird ein kompromissloses Durchsetzen der Regel bislang kaum in Betracht gezogen. Im Machtkampf hinter den Kulissen sollen die Befürworter einer Kompromisslösung zugunsten der bestehenden Ausnahmen die Oberhand haben.

Bleibt es dabei, stellt sich die Frage, ob ein solcher Kompromiss das Bundeskartellamt zufriedenstellen wird. Und ob er im Geiste des Sports ist. Oder ob der Kompromiss so gestrickt wird, dass er fast zwangsläufig von einem Gericht gekippt würde, dann mit dem Ende von 50+1.

Der FC Bayern sollte seine Mitglieder einbeziehen

In den Hinterzimmern bisher nicht am Tisch sitzen die Fans und Mitglieder des FC Bayern München. Die Mitglieder jenes Vereins, der als eingetragener e.V. 50+1 in seiner Satzung ausdrücklich verankert hat, während dessen Präsident und Ehrenpräsident sich für eine Abschaffung der Regel aussprechen.

Für ein Ende von 50+1 kann es gute Gründe geben. Wenn es die gibt, wäre es am Präsidium, die Mitglieder von ihrem Weg zu überzeugen. Unter den 400.000 Mitgliedern des FC Bayern dürfte es unterschiedliche Meinungen geben. Doch zumindest die Position der aktiven Fanszene ist eindeutig und wurde mehrfach klargestellt:

„Für uns stellt 50+1 eine wesentliche Besonderheit des deutschen Fußballs dar, die es unbedingt und mit allen Mitteln zu schützen gilt. […] Unsere Erwartungshaltung ist klar: 50+1 konsequent anwenden und erhalten!“

Agiert der FC Bayern gemeinsam mit der DFL gegen ein konsequentes 50+1, ohne dies mit den Mitgliedern abgestimmt zu haben, könnte es das Vertrauen in die Vereinsführung untergraben.

Der FC Bayern sollte eine Position zu 50+1 vertreten, die von der Mitgliederversammlung legitimiert ist. Formale Zuständigkeitsfragen zwischen e.V. und AG dürfen dabei nicht als Ausflucht dienen.

Fazit

Noch ist die Crypto3000-Bundesliga Fiktion. Aber ein Szenario mit deutschen Profivereinen, die mehrheitlich im Besitz von Investoren sind, ist real. Mitglieder würden nicht mehr mitbestimmen, sondern zu reinen Konsumenten werden. Die maßgebliche Richtungsentscheidung steht in den nächsten Monaten an.

Die Debatte um 50+1 gehört nicht in Hinterzimmer, sondern in die Öffentlichkeit. Sie betrifft den Kern des deutschen Fußballs, und sie verdient Transparenz, Beteiligung und Debatte auf Augenhöhe.

Wenn der FC Bayern seine Mitglieder nicht einbindet, könnten sie sich selbst Gehör verschaffen: im Stadion und vor allem auf der Mitgliederversammlung. Dabei sehnte sich der FC Bayern doch gerade dort nach mehr Ruhe.

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