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·6 February 2025
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·6 February 2025
Der FC Bayern München und Max Eberl arbeiten an ihrer To-Do-Liste für dieses Jahr. Außerdem: Tottenhams Trainer lobt Mathys Tel, Jennifer Hermoso verdient großen Respekt und vieles mehr.
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.
Ob Max Eberl einer dieser Menschen ist, die gern Listen anfertigen? Einer der Menschen, die sich Neujahrsvorsätze rund um Silvester mit ins neue Jahr nehmen? „Wenn alle gesund bleiben, auch privat, dann bin ich schon zufrieden“, sagte er 2018 mal, als er in Gladbach auf eine derartige Frage angesprochen wurde.
Doch selbst wenn der Sportvorstand des FC Bayern keiner dieser Menschen ist, die in Listen denken, so ist es mindestens die imaginäre To-Do-Liste, die ihm ordentlich Druck macht. Druck, der beim Rekordmeister zum Tagesgeschäft gehört. Aber auch Druck, der daher rührt, dass die kommenden Monate richtungsweisend für seine Zukunft in München sein könnten, eher sein werden.
Schaut man sich diese imaginäre To-Do-Liste an, konnte Eberl schon drei recht wichtige Punkte abhaken:
Uli Hoeneß hatte jüngst nochmal bekräftigt, dass es eher keine ganz großen Ausgaben geben werde. Im Gespräch mit t-online erklärte der 73-Jährige: „Das hängt zunächst von den ganzen Vertragsverlängerungen ab. Danach muss man eine Bilanz ziehen und schauen, wie viel Geld noch da ist, um eventuell neue Spieler zu holen.“
Eberl wird also abermals darauf angewiesen sein, Geld einzunehmen und Gehaltskosten zu senken. Was bereits einen größeren Umbruch im vergangenen Sommer erschwerte. Doch was steht noch auf der To-Do-Liste für die nächsten Monate?
Je nach Beantwortung der einzelnen Fragen müssen Eberl und sein Team dann entsprechenden Ersatz verpflichten. Mit dem Ziel, die Spitze des Kaders zu verbessern und in der Breite mehr Spieler zu haben, die zum System oder zumindest zur Grundsatzidee passen, dominanten und offensiven Fußball zu spielen.
Das wiederum dürfte zusammenhängen mit einem ständigen Austausch mit dem Aufsichtsrat. Glaubt man den Aussagen von Hoeneß, muss Eberl um jeden Cent feilschen. Eine Situation, die den anstehenden Umbruch nicht einfacher macht.
Und schon nach dem Transfersommer – oder sogar währenddessen – geht es weiter mit den Spielern, deren Verträge 2026 auslaufen:
Viel zu tun also für Eberl. Es wird knifflig für ihn. Aber die Erwartungshaltung an ihn muss sein, dass er für die Probleme Lösungen findet. Selbst wenn sich der Umbruch des Kaders nicht in einem Sommer (mit dem vergangenen sind es zwei) bewältigen lässt, so muss er richtig priorisieren.
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Ange Postecoglou hat Einblicke in seine Planungen mit Mathys Tel gegeben. „Ich hatte ein Gespräch mit ihm, hauptsächlich über Fußball und dass ich denke, dass er einen großartigen Platz hier in Bezug darauf finden wird, wo er gerade in seiner Karriere steht“, sagte der Trainer von Tottenham: „Wir haben gezeigt, dass er unabhängig vom Alter eine Chance bekommen wird, und die Art und Weise, wie wir spielen, passt zu ihm und zu dem, was wir in den nächsten Monaten und darüber hinaus haben, es passt perfekt.“
Dass sich Tel bei der Entscheidung Zeit gelassen habe und zunächst sogar einen Wechsel zu den Spurs ablehne sei kein Problem für ihn. „Es ist richtig, dass es so lange gedauert hat, wie es dauerte, sodass er komfortabel mit der Situation ist“, so Postecoglou: „Menschen müssen verstehen, dass wir über einen 19-jährigen Spieler sprechen, der eine große Entscheidung trifft.“ Tel habe sich wohlfühlen müssen damit.
Entsprechend sei es auch gut, dass er sich diese Zeit genommen habe. Das zeige „die richtige Mentalität“, und dass er ambitioniert sowie selbstbewusst sei. Tel wurde zunächst für ein halbes Jahr an Tottenham verliehen, ehe er im Sommer die Entscheidung treffen kann, ob er nach München zurückkehrt. Wollen die Spurs ihn verpflichten, würde er dem Vernehmen nach etwas weniger als 60 Millionen Euro kosten.
Dieser Tage läuft in Spanien der Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten des spanischen Fußballverbandes Luis Rubiales. Der Vorwurf: Sexualisierte Aggression und Nötigung. Rubiales hatte die Spielerin Jennifer Hermoso vor laufenden Kameras auf den Mund geküsst, auch anderen Spielerinnen kam er unangenehm nahe.
Was folgte war, was in patriarchalen Struktur immer folgt: Mächtige Männer, die sich gegenseitig decken und schützen. Selbst Karl-Heinz Rummenigge sprang Rubiales damals zur Seite. Es wurde Druck aufgebaut. Druck auf Hermoso, die nun ihre Vorwürfe vor Gericht erneuerte. „Ich kann nicht frei leben“, sagte die Nationalspielerin dort in einem emotionalen Statement.
Dass sie überhaupt klagte und nun diese Schritte geht, ist bemerkenswert. Sie als nur kleines, für das System sogar zu vernachlässigendes Zahnrad im System Profifußball. Sie, die nach eigenen Angaben Drohungen aus allen Richtungen erhielt und auch öffentlich in einem schmutzigen Schauspiel von Rubiales und seinen Handlangern durch den Dreck gezogen wurde.
Es ist schwer zu ertragen, wie Rubiales versucht, seine Täter-Rolle in eine Opfer-Rolle umzudrehen. Bis heute wird der Vorfall vielerorts kleingeredet, fast schon normalisiert und letztlich nicht als das benannt, was er ist: Ein sexueller Übergriff. In diesem Fall sogar einer, der durch Kameraaufnahmen und Millionen von Zuschauer*innen nachgewiesen wurde.
Wie fühlen sich wohl Menschen, die all das mitbekommen haben und selbst in ihrem Leben schon von sexualisierter Gewalt betroffen waren oder sind? Wie fühlen sie sich, wenn sie erleben, wie mächtige Männer sich gegenseitig schützen und decken – zur Not auch auf Kosten des Opfers? Wie fühlen sie sich, wenn trotz klarer Aufnahmen und eindeutiger Lage noch an zahlreichen Stellen darüber diskutiert wurde und wird, wie schlimm das jetzt eigentlich wirklich sei?
Es erfordert nicht viel Empathie, um ansatzweise nachfühlen zu können, was für ein Schlag ins Gesicht derer das ist, die Tag für Tag unter patriarchalen Strukturen leiden. Als „Opfer eines falschen Feminismus“ sieht sich Rubiales. Eine Aussage, die wütend macht. Bis heute gab es keine Einsicht, keine Entschuldigung. Stattdessen nur Rechtfertigungen, Diskreditierungen und – so deutlich muss man es sagen – Geschwätz.
Auch Ex-Nationaltrainer Jorge Vilda, Ex-Sportdirektor Albert Luque und Ex-Marketingchef Rubén Rivera sitzen auf der Anklagebank, werden der Nötigung beschuldigt. Hermoso nimmt es mit einer ganzen Riege, mit einem ganzen Machtapparat eines mächtigen Fußballverbands auf. Trotz allem, was ihr bisher schon widerfahren ist.
„Hermoso verdient Respekt und Anerkennung dafür, dass sie ebenjene Strukturen versucht, ein Stück weit aufzubrechen. Sie hat ihr eigenes ‚freies Leben‘ dafür geopfert. Der Preis könnte kaum höher sein“, heißt es in einem Kommentar von Inga Hofmann im Tagesspiegel. Treffend formuliert. Neben Respekt und Anerkennung verdienen Hermoso und alle Frauen aber vor allem auch Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit für das, was ihnen tagtäglich passiert. Und daraus resultierend dann endlich auch Konsequenzen und Lösungen.