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·4 July 2025

FC Bayern bei Klub-WM: So knackt man PSG

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Der FC Bayern trifft im Topspiel der Klub-WM auf den amtierenden Champions-League-Sieger, Paris Saint-Germain. Es ist das Aufeinandertreffen zweier Ballbesitzgiganten, in dem sich die Bayern einige Dinge von sich selbst, Arsenal und Botafogo (nicht) abschauen darf.

Wenn der FC Bayern am Samstagabend um 18 Uhr deutscher Zeit in Atlanta auf Paris Saint-Germain trifft, geht es um viel. Um das Prestige im Spiel gegen den aktuellen Champions League Sieger, um das sportliche Weiterkommen bei der Klub-WM, aber natürlich auch um weitere Millionen für das Festgeldkonto.


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Ein Blick auf PSG offenbart ein Team, das sich unter Trainer Luis Enrique taktisch neu erfunden hat. Sie spielen schnell, direkt, mit enormer Breite und einer Wucht, die selbst eingespielte Defensivreihen erzittern lässt.

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Trainer Vincent Kompany hat vor dem Spiel Respekt: „PSG kennen wir alle. Wir haben alle die Saison von PSG mit viel Interesse beobachtet“, sagte Bayern-Coach Vincent Kompany nach dem Weiterkommen bei der Club WM in den USA gegen Flamengo Rio de Janeiro: „Es war auch eine schöne Geschichte, weil am Anfang nicht alles perfekt lief. Und trotz der Kritik haben sie einfach weitergekämpft und geglaubt an den Weg. Das ist die beste Mannschaft in Europa.“

FC Bayern & PSG: die Zahlen bei der Klub-WM

Bayern erzielte mit 16 Toren die meisten Treffer des Turniers und das bei 15,8 Schüssen pro Spiel. PSG hingegen kommt auf 10 Tore bei leicht höheren 16,5 Schüssen pro Partie. Das spricht für eine deutlich höhere Chancenverwertung auf Seiten der Münchner, allerdings zählt hier natürlich das Spiel gegen Auckland mit: Ohne Auckland hat Bayern 2,0 Tore pro Spiel, PSG liegt in vier Spielen bei 2,5 Toren pro Spiel.

13 der 16 Bayern-Treffer fielen aus dem Spiel heraus, während PSG hier nur auf 4 Tore kommt. Dafür zeigen sich die Pariser variabler: Sie trafen zweimal nach Kontern, zweimal nach Standards sowie je einmal per Elfmeter und durch ein Eigentor des Gegners. In puncto Spielkontrolle liegt PSG vorne: Mit einem Ballbesitzwert von 71,9 % und einer Passquote von 92,6 % dominiert das Team von Luis Enrique das Spiel, Bayern kommt hier auf 66,7 % Ballbesitz und 90,2 % Passgenauigkeit.

Beide Teams bevorzugen laut whoscored Angriffe über die rechte Seite – Bayern mit 40 %, PSG mit 39 %, doch Bayern nutzt die Spielfeldmitte mit 30 % aktiver als PSG (24 %).

Duell bei Klub-WM: Wo ist PSG stark?

Mit Ball präsentiert sich Paris als perfekt abgestimmte Einheit. Das Spielsystem orientiert sich im Aufbau an einem flachen 3-2-5 oder 3-1-5-1. Vitinha, meist tief positioniert, kurbelt an, verteilt klug und diktiert das Tempo. João Neves und Fabián Ruiz als kreative Impulsgeber im Mittelfeld verbinden Abwehr und Angriff, stehen oft im Halbraum. Als Schienenspieler rücken Achraf Hakimi rechts und Nuno Mendes links immer wieder gefährlich mit auf.

Vorne spielen die drei Kreativkräfte Bradley Barcola, Désiré Doué und Khvicha Kvaratskhelia. Ihre Kombinationen auf engem Raum, ihre Tempowechsel und ihre Tiefenläufe, all das wirkt oft wie aus einem Guss. Ousmane Dembélé war zuletzt angeschlagen und wird ähnlich wie Jamal Musiala wieder an die Startelf herangeführt. Auch mit ihm könnte in der Startelf zu rechnen sein, er ist flexibel in der Offensive einsetzbar, kam in der abgelaufen Ligue 1 Saison immerhin auf 21 Tore und 6 Vorlagen. Bei der Klub-WM hat sich Paris Saint-Germain souverän als Gruppenerster für die K.o.-Phase der Klub-WM qualifiziert. Obwohl sich die Mannschaft von Trainer Enrique insgesamt stabil präsentierte, gab es einen kleinen Ausrutscher: eine 0:1-Niederlage gegen Botafogo.

Den Grundstein für den Gruppensieg legte der 13-fache französische Meister mit einem eindrucksvollen 4:0-Sieg gegen Atlético Madrid zum Auftakt. Auch wenn Doué und seine Teamkollegen beim 2:0 gegen die Seattle Sounders nicht glänzten, erfüllten sie ihre Pflichtaufgabe souverän. Im Achtelfinale dominierte PSG schließlich das Duell gegen Inter Miami, den Verein von Lionel Messi, und zog mit einem ungefährdeten 4:0-Kantersieg, der bereits zur Halbzeit feststand, ins Viertelfinale ein. Spielerisch zeigt das Team oft Überladungen auf einer Seite, schnelles Umschalten und starke 1-gegen-1-Duelle, insbesondere auf den Außenbahnen mit einer hohen Dribbel-Quote, was zu vielen Abschlüssen von außerhalb des Strafraums führen kann. Désiré Doué zum Beispiel kommt hier bei der Klub-WM laut Sofascore auf die gleiche Zahl von erfolgreichen Dribblings pro Spiel (3.5) wie Michael Olise.

Gegen den Ball zeigt PSG eine andere Facette: Man spielt ein klares 4-3-3 mit Manndeckung, praktiziert extremes Anlaufen und hohes Pressing. Paris lässt kaum Pässe zu, ehe der Ball zurückerobert wird. Nur der FC Bayern selbst erlaubt laut fbref dem Gegner noch weniger Pässe vor dem Ballverlust. Durch das starke Gegenpressing und Pressing bekommt PSG immer wieder gefährliche Balleroberungen im Mittelfeld.Symptomatisch dafür ist manchmal das Verhalten beim Anstoß: PSG gibt den Ball bewusst her, und zwar immer nach demselben Schema. Ein Angreifer spielt zu Vitinha, der den Ball gezielt hoch und weit ins Seitenaus befördert, idealerweise nah an der gegnerischen Eckfahne. Dadurch erzwingt PSG einen Einwurf in der gegnerischen Hälfte, was der Mannschaft erlaubt, sofort geschlossen nach vorne zu schieben und Druck aufzubauen.

Für den Gegner ist ein Einwurf deutlich schwieriger zu verteidigen als andere Standards: Er ist nicht nur numerisch unterlegen, weil ein Spieler durch den Einwurf gebunden ist, sondern auch durch die Limitierungen bei Reichweite und Geschwindigkeit des Wurfs benachteiligt. Aus Sicht von PSG ist die Rechnung einfach: Der provozierte Einwurf bringt den Ball schneller in gefährliche Positionen als ein normaler Anstoß. Was wie ein Ballverlust wirkt, entpuppt sich so als raffinierte Taktik, um den Gegner früh unter Druck zu setzen und sich vorteilhafte Angriffsmöglichkeiten zu erarbeiten.

FC Bayern: Wie knackt man Paris?

Der erste Schlüssel: das Kopfballspiel

Trotz all der Dominanz: PSG ist verwundbar. Keinen klassischen Strafraumstürmer zu haben, bedeutet manchmal eben auch fehlende Präsenz im Zentrum, Angriffe können auf den Flügeln versanden. Und auch Standardschwächen nach Ecken und Freistößen bleiben ein Thema, elf Gegentore nach Standards in der abgelaufenen Saison (und damit die zweitmeisten nach Standards in der Ligue 1) sprechen ihre eigene Sprache.

In der Luft hat Bayern nach Zahlen von whoscored auch bei der Klub-WM die Nase vorn: 8,5 gewonnene Kopfballduelle pro Spiel gegenüber 6,8 bei PSG zeigen die körperliche Präsenz der Münchner, insbesondere in Standardsituationen und Umschaltmomenten.

In der vergangenen Saison haben einige Teams erfolgreich gezeigt, wie man PSG bespielen sollte. Arsenal etwa, das PSG über weite Strecken den Rhythmus nahm und durch Standards gefährlich wurde. Vor allem dank Donnarumma im Tor konnte PSG am Ende trotzdem bestehen. In beiden Spielen des Champions-League Halbfinales schnitt Arsenal nach xGoals besser ab (Quelle fbref):

Im Hinspiel 1,7 zu 1,2 für Arsenal, im Rückspiel 2,8 zu 1,7 für Arsenal. Auch in der Vorrunde spielten die beiden gegeneinander, auch dort sprachen die xGoals mit 0,7 zu 0,4 für Arsenal und nach Toren 2:0 für Arsenal. Insgesamt gab es also dreimal einen xG-Vorteil für Arsenal. Die Arsenal-Strategie lohnt sich offensichtlich zum Kopieren.

Und bei Kopfbällen gegen PSG muss man natürlich auch auf Kingsley Comans 1:0 im Jahr 2020 im Champions-League Finale, sowie das 1:0 durch Kim im direkten Aufeinandertreffen aus November 2024 verweisen, das in Schlüssel drei eine Rolle spielen wird.

Der zweite Schlüssel: Vitinha stoppen

Ein weiterer wichtiger Hauptschlüssel bleibt folgendes: Wer es schafft, Vitinha unter Druck zu setzen, stört das komplette Pariser Spielsystem. Er hatte im Achtelfinale gegen Inter Miami beispielsweise 133 Ballkontakte, eine Zahl, die an die Werte von Joshua Kimmich in seinen besten Spielen erinnert.

Laut Sofascore hat Vitinha bisher bei der Klub-WM 117,8 angekommene Pässe pro Spiel (!) im Durchschnitt gespielt, der mit Abstand höchste Wert im Turnier. Der nächste Spieler in dieser Statistik ist Manuel Akanji mit 85 Pässen, Joshua Kimmich folgt mit 74 Pässen auf Platz 10. Das unterstreicht eindrucksvoll die zentrale Rolle von Vitinha im Pariser Spiel.

Doch nicht nur die Quantität ist bemerkenswert, auch die Qualität seiner Pässe fällt auf: Vitinha bringt über 93 % seiner Zuspiele an den Mann, viele davon progressiv oder ins letzte Drittel. Er agiert wie ein Metronom im Mittelfeld, diktiert das Tempo, verschiebt das Spiel clever und bietet sich ständig als Anspielstation an. Seine Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben und trotzdem präzise Entscheidungen zu treffen, macht ihn zu einem der wichtigsten Taktgeber im Team von PSG-Trainer Luis Enrique.

Ein Schlüssel zum Erfolg liegt im Zentrum, sowohl physisch als auch strategisch. Wer es schafft, Vitinha früh zuzustellen, seine Passwege zu blockieren oder ihn durch pressingstarke Gegenspieler zu isolieren, entzieht PSG einen wesentlichen Teil ihrer Spielkontrolle. Wer Vitinha neutralisiert, hat gute Chancen, Paris zu besiegen.

Der dritte Schlüssel: die Balance

Für einen Sieg muss der FC Bayern die perfekte Balance finden: Einerseits ist eine starke physische Präsenz gegen PSGs schnelle Flügelstürmer und Angreifer unerlässlich, wofür Dayot Upamecano und Jonathan Tah im Abwehrzentrum sorgen könnten. Andererseits dürfen sich die Münchner nicht auf ein völlig unkontrolliertes Tempoduell einlassen.

Hakimi und Mendes schieben auf den Außenbahnen immer wieder weit nach vorne. Obwohl sie offensivstark sind, Hakimi hat bei der Klub-WM sogar die drittmeisten Großchancen nach Serhou Guirassy und Erling Haaland vergeben, kann ihr Vorrücken die defensiven Flanken entblößen und anfällig machen.

Die Lösung liegt in der balancierten Kontrolle des Mittelfeldes und einer Pressing-Resistenz durch Spieler wie Leon Goretzka oder Aleksandar Pavlović und Joshua Kimmich, kombiniert mit präzisen Steilpässen in die Spitze, auch hinter die beiden Pariser Außenverteidiger. Zusätzlich hat Harry Kane bereits im Achtelfinale seine Wichtigkeit unter Beweis gestellt (er ist als Anspielstation gefordert), und auch von Jamal Musiala wird eine starke Leistung erwartet, falls er denn zu 100% fit ist.

Bayern zeigte auch selbst wie man PSG den Stecker zieht und zwar beim bereits erwähnten 1:0-Sieg im November letzten Jahres in der Champions League: durch aggressives Mittelfeldpressing, blitzschnelles Umschalten und Disziplin in der Rückwärtsbewegung. Auch beim Ballbesitz war man mit über 57% tonangebend. Es wird in dem Spiel am Samstag viel um das Thema Balance gehen, die im Duell im November vorhanden war.

Sowohl Joshua Kimmich und Leon Goretzka mit Passquoten von 90.9% und 93.2% sorgten damals für die nötige Stabilität und Sicherheit im Mittelfeld. Dayot Upamecano und Minjae Kim standen stabil in der Abwehr. Kingsley Coman, Leroy Sané und Jamal Musiala zeigten sich im November 2024 am Aktivsten im Abschluss.

Michael Olise wurde in dem Spiel zwar „nur“ eingewechselt, wird am Samstag aber eine absolute Schlüsselrolle einnehmen müssen. Klar ist aber auch: Damals war PSG nach einer gelb-roten Karte für Dembélé ab der 57. Minute geschwächt und ein wichtiger Spieler von damals fehlt dem Spiel der Bayern: Alphonso Davies war mit drei Schlüsselpässen führend in dieser Statistik und sein Tempo auf der linken Seite half mit und gegen den Ball immens.

Ob der zuletzt enttäuschende Serge Gnabry oder Kingsley Coman auflaufen, ist noch nicht klar, rechts ist Michael Olise gesetzt, hinter ihm vermutlich Konrad Laimer gefordert. Dabei müssen sechs Spieler der Bayern aufpassen, keine Gelbe Karte zu kassieren, da sie vorbelastet sind und bei einer weiteren Verwarnung für das mögliche Halbfinale gesperrt wären: Harry Kane, Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Leon Goretzka, Jamal Musiala und Konrad Laimer. Allerdings sollte das keinen dieser Spieler davon abhalten, physisch zu 100% präsent zu sein, sonst ist man chancenlos.

Fazit

Botafogos Sieg über Paris Saint-Germain bei der Klub-WM und Atléticos Erfolg in der Champions-League-Gruppenphase mögen auf den ersten Blick darauf hindeuten, dass eine aggressive Defensivtaktik der Schlüssel zum Erfolg gegen PSG ist.

Dies ist jedoch keine passende Strategie für Bayern München.

Während Botafogo und Atlético diese Art von „Defensivschlacht“ effektiv umsetzen können, passt sie nicht zur Spielweise des FC Bayern. Zudem hatte Botafogo trotz ihrer starken Defensivleistung auch eine große Portion Glück.

Stattdessen sollte sich Bayern auf die bereits genannten Schlüssel zum Erfolg konzentrieren: Kopfballstärke, das Stoppen von Vitinha und die Aufrechterhaltung der Balance. Diese Ansätze passen besser zur Spielphilosophie der Bayern und haben sich bereits als vielversprechend erwiesen, wie sowohl Arsenal als auch die Bayern selbst in früheren Champions-League-Begegnungen gezeigt haben.

So könnte PSG spielen: G. Donnarumma – Hakimi, Marquinhos, Pacho, Nuno Mendes – Vitinha – Joao Neves, Fabian – B. Barcola, D. Doué, KvaratskheliaSo könnte der FC Bayern spielen:Neuer – Laimer, Tah, Upamecano, Stanisic – Goretzka, Kimmich – Olise, Musiala, Coman – Kane

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