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·16 August 2025
Fanprojekt-1991: Im Wahlcheck äußern sich die Kandidaten zum Stadion, dem Geißbockheim und Pyros

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Hendrik Broschart
16. August 2025
Über 3000 Fans verfolgten die erste Wahlarena des Fanprojekts 1991, bei der drei Teams mit teils gegensätzlichen Positionen um das Vorstandsamt warben beim 1. FC Köln: Podiumsdiskussion zur Vorstandswahl.
Historisch: Erstmals in der Vereinsgeschichte treten drei Teams zur FC-Vorstandswahl an. Foto: Redaktion
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Am Freitagabend lud das Fanprojekt 1991 zum großen Kandidatencheck für die anstehende Vorstandswahl Ende September ein. Über 3000 Zuschauer verfolgten im Livestream auf YouTube die erste Ausgabe der Wahlarena zur FC-Vorstandswahl. Im Vorfeld konnten Mitglieder ihre Fragen an die Kandidaten einreichen. Diese wurden von den Organisatoren thematisch zusammengefasst und bildeten die Grundlage für den Abend. So erhielten alle Anwärter die Möglichkeit, ihre Ideen und Konzepte einem breiten Publikum zu präsentieren und für ihre Teams zu werben.
Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln Ende September wartet dabei eine Premiere: Erstmals in der Vereinsgeschichte treten gleich drei Teams zur Wahl des Vorstands an. Vom Mitgliederrat vorgeschlagen wurde das Trio Jörn Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann. Zwei weitere Bewerbergruppen sicherten sich durch die notwendige Unterstützung von mindestens drei Prozent der Mitglieder ebenfalls die Teilnahme. Dazu gehört das Team um Wilke Stroman, die ehemalige FC-Spielerin Tugba Tekkal und den amtierenden Vizepräsidenten Carsten Wettich. Als drittes Trio bestätigte der Verein im Juli die Gruppe um Sven-Georg Adenauer, Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck. Kiesewetter allerdings musste die Podiumsdiskussion krankheitsbedingt absagen. Seinen Platz übernahm Roland Koch, langjähriger Co-Trainer von Christoph Daum und Mitglied des Teams um Sven-Georg Adenauer.
Moderator Cedric Pick führte durch den Abend und hatte gleich von Beginn an alle Hände voll zu tun. Denn die Parteien bemühten sich, dem Publikum vor Ort und den Zuschauern an den Bildschirmen ihre unterschiedlichen Auffassungen zu zentralen Themen deutlich zu machen. Neben komplexeren Fragen wie einer möglichen Veränderung der Rechtsform oder der wirtschaftlichen Ausrichtung des Vereins wurde auch über die Bedeutung sportlicher Kompetenzen im Vorstand intensiv diskutiert. Team Adenauer betonte dabei, die sportliche Expertise liege nicht im Präsidium.
Vielmehr sei es dessen Aufgabe, „die richtigen Leute auf den entscheidenden Positionen zu finden“, wie es Roland Koch formulierte. Ulf Sobek widersprach und erklärte: „Sportkompetenz im Vorstand ist unabdingbar und hat bislang gefehlt.“ Tugba Tekkal schloss sich dieser Sichtweise an. Über ihr Netzwerk und ihre Erfahrung aus 95 Bundesliga-Partien wolle sie ihre Expertise einbringen. Gleichzeitig sei jedoch wichtig, „dass der Vorstand keine operativen Entscheidungen trifft und dass man dem Sportdirektor freie Hand gibt und ihm Wertschätzung entgegenbringt.“
Der ablösefreie Abgang vielversprechender Talente ist immer wieder ein Thema am Geißbockheim. Er zählt ohne Zweifel zu den Fragen, die auch die FC-Fans besonders beschäftigen. Entsprechend stand dieser Punkt bei der Podiumsdiskussion weit oben auf der Agenda, wobei sich die Kandidaten in ihren Ansätzen deutlich voneinander unterschieden. Roland Koch sagte dazu: „Ich glaube, man sollte Spielern wie Florian Wirtz ganz klar aufzeigen: Der FC hat dich ausgebildet. Und wenn du ihn verlassen willst, dann gib dem Verein etwas zurück.“ Tekkal hingegen betonte Nähe und Wertschätzung: „Nahbarkeit und Wertschätzung zeigen und Jugendspiele schauen. Wir wollen die Nummer eins im Westen sein, und dafür müssen wir etwas tun.“ Ulf Sobek wiederum plädierte für eine ganzheitliche Förderung. Entscheidender sei die persönliche Entwicklung junger Spieler. „Wie fühlt sich ein Spieler im Umfeld, im Verein?“, fragte er und verwies auf die Idee, zusätzliche Übergangs- und Entwicklungstrainer einzusetzen, die die Talente individuell begleiten und betreuen könnten.
Der Ratsbeschluss vom 3. Juni, der jede Möglichkeit zum Ausbau der Heimat des 1. FC Köln verhindert hätte, war erfolgreich von den Vereinsanhängern auf dem Rathausplatz in Köln unter lautem Protest blockiert worden. In dieser Frage zeigten sich die Kandidaten einig: Der Ausbau des Geißbockheims muss weiterverfolgt werden. Sven-Georg Adenauer betonte: „Mir kann keiner weismachen, dass auf der Fläche der Gleueler Wiesen keine Plätze Platz haben. Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit: Der Ausbau des Geißbockheims gehört dazu.“
Jörg Alvermann forderte: „Wir brauchen zwei Dinge: einen komplett neuen politischen Aufschlag und eine neue gerichtliche Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts. Wir haben erlebt, wie die Gleueler Wiesen zum Spielball politischer Interessen geworden sind. Viel eher brauchen wir gemeinsame Lösungen mit den anliegenden Breitensportvereinen. Solange dieser Streit anhält, müssen wir alternative Sportplätze haben, und die bekommt der FC nur zusammen mit dem Breitensport.“ Tekkal unterstrich die gesellschaftliche Dimension der Angelegenheit: „Ich glaube, Emotionalität ist wichtig. Wir müssen sagen: Es geht nur gemeinsam. Es darf nicht das Gefühl entstehen, dass es sich hier nur um ein Anliegen des FC handelt, sondern um ein Projekt, das das gesamte Stadtbild verändern kann. Wir brauchen alle an einem Tisch.“
Auch das RheinEnergieSTADION rückte im Laufe des Abends in den Fokus. Hier sorgte das Team Adenauer mit einer Aussage für besonderes Aufsehen: „Wir wollen ein einmaliges Stadion bauen, ein grünes Stadion, das dazu beiträgt, dass CO₂-Emissionen sinken. Es soll auch ein Magnet für Touristen werden mit 80.000 Plätzen Kapazität und einem weltweiten Vorbildcharakter“. Carsten Wettich machte direkt klar, was er und seine Mitstreiter von diesem Vorschlag hielten: „Ein Neubau kommt nicht infrage, den schließen wir aus.“
Ein solcher Schritt sei im Grundsatz denkbar. Er bringe aber erhebliche Probleme mit sich, etwa für Anwohner oder bei der infrastrukturellen Erschließung. Auch die Kostenfrage spiele eine Rolle, denn ein Ausbau würde sich finanziell nicht lohnen. Stattdessen stellte er eine andere Perspektive heraus: „Man müsste es schaffen, dass das Stadion ein Anlaufpunkt wird, der 365 Tage im Jahr genutzt wird.“ Jörn Stobbe führte diesen Gedanken noch weiter aus: „Man muss größer denken und über Olympia nachdenken. Eventuelle Probleme eines Neubaus kann man angehen. Wir wollen eine Strategie entwickeln für 2048, mit der Einbindung der Mitglieder. Alle Probleme sind lösbar in Kooperation mit der Stadt.“
Gegen Ende der Veranstaltung rückte schließlich auch der Umgang mit der aktiven Fanszene sowie der Einsatz von Pyrotechnik im Stadion in den Fokus. Bezug genommen wurde dabei auf die umstrittene Messer-Choreografie aus dem Rhein-Derby im Februar diesen Jahres. Diese hatte für Aufruhr und harsche Kritik gesorgt. Unter anderem von NRW-Innenminister Herbert Reul, der damals von einem „Skandal“ sprach. Adenauer schloss sich der Kritik an und betonte: „Das ist geschmacklos und hätte es mit mir nicht gegeben.“ Jörg Alvermann widersprach: „Es ist ein Irrglaube, dass wir als Verein weiterkommen, wenn wir die Geschmackspolizei spielen. Wenn wir das verbieten, werden wir mit der Südkurve nicht weit kommen.“ Auch Jörn Stobbe stellte sich hinter diese Haltung: „Choreo ist Kunst und muss provozieren.“ Wilke Stroman hingegen zeigte sich ablehnend: „Ich fand’s drüber. Man kann eine Haltung haben und sagen: Es ist unsere Verantwortung, das muss nicht sein.“
Im gleichen Zusammenhang äußerten sich die Kandidaten auch zum Einsatz von Pyrotechnik in den Stadien und zu den damit verbundenen Bedenken. Alvermann erklärte: „Pyro und Bengalos sind keine Erfindung des 1. FC Köln, sondern Teil der Fankultur. Doch wie gehen wir damit um, dass der FC dadurch solch hohe Strafen bekommt? Wenn Ängste bestehen, muss man darauf reagieren.“ FC-Vizepräsident Carsten Wettich machte hingegen deutlich: „Der Stadionbesuch beim 1. FC Köln ist sicher. Grenzüberschreitungen, die wir nicht akzeptieren, gibt es beim Thema Pyro ganz klar. Alles, was die Hand verlässt, ist ein No-Go. Das ist aber kein isoliertes Problem des FC, sondern eine Aufgabe des Verbands.“ Den bestehenden Strafenkatalog des Deutschen Fußball-Bundes bezeichnete Wettich in diesem Zusammenhang als gescheitert.
Zum Abschluss der Diskussionsrunde nutzten die Anwärter noch einmal die Gelegenheit, ein Wort an das Plenum zu richten. Tekkal begann: „Der FC steht für Werte, für die auch ich stehe. Der Fußballplatz ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Es geht darum, alle Menschen zu erreichen und zu beeinflussen. Ich bin davon überzeugt, dass wir drei die beste Antwort darauf sind, weil wir das beste Spiegelbild dieser Stadtgesellschaft repräsentieren.“ Adenauer betonte: „Ich werde Werte wie Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz in den Vordergrund stellen. Wir müssen zeigen, wie wichtig der Sport für die Gesellschaft ist. Für die Stadt Köln, aber auch für das ganze Land. Wenn der FC stark aufgestellt ist, dann tut das auch ganz Deutschland gut.“
Jörn Stobbe und Ulf Sobek schließlich nutzte die Bühne für eine besondere Ankündigung. „Wir glauben, dass wir vom Mitgliederrat ausgewählt wurden, weil wir in unserem Team Gedankenvielfalt darstellen.“ Dennoch kündigte Ulf Sobek das Trio personelle Veränderungen an: „Wir werden konkret darstellen, wie wir unser Team diverser und weiblicher aufstellen können. Wir freuen uns, dass wir eine absolut fachkompetente Frau an unserer Seite haben werden.“