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·15 June 2024

EM-Kolumne: Ja, sind wir denn schon Europameister?

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Die Europameisterschaft ist gestartet und Deutschland legt einen fulminanten Start hin. Besser hätte es nicht losgehen können und das deutliche 5:1 über Schottland macht Lust auf mehr. Doch es ergibt Sinn, den Ball flach zu halten. Die EM-Kolumne, Teil 1.

Auch wenn Borussia Mönchengladbach bei diesem Turnier nur durch Nico Elvedi und Max Wöber vertreten wird und im deutschen Kader mit Marc-André ter Stegen überhaupt nur ein Spieler mit Borussia-Bezug steht, darf man sich als Anhänger der Elf vom Niederrhein auf die Europameisterschaft im eigenen Land freuen.


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Bundestrainer Julian Nagelsmann hat im Vorfeld einiges ‘angezündet’ im Land. Auch wenn man seine Personalentscheidungen nicht alle teilen mag und vor allem sein frühes Treuebekenntnis zu Manuel Neuer hinterfragt werden muss, so hat Nagelsmann der vor sich hin dümpelnden ‘Die Mannschaft’ ein neues Gesicht gegeben.

Tunlichst kein vermiestes Turnier mit Ansage

Der Schwung aus den beiden teilweise extrem überhöhten Siegen im März in Frankreich und gegen die Niederlande konnte bis zum Turnierbeginn mitgenommen werden. Der Begriff vom ‘Sommermärchen 2.0’ wurde allerdings bereits so oft bemüht, dass er eigentlich verboten gehört. Und vielleicht sollte nicht gleich von einer ‘Euphorie’ gesprochen werden, wenn fünf Leute auf der Straße sagen, dass Deutschland Europameister wird.

Doch natürlich ist es zu begrüßen, dass die ‘Heim-EM’ insgesamt viel positiver gesehen wird, als die WM in Katar. Dort hatte sich die deutsche Öffentlichkeit den mit gespielter Empörtheit erhobenen Zeigefinger in der eigenen Nase gebrochen und ein unglücklicher Start der DFB-Elf Hansi Flicks Graugänse unaufhaltsam ins Trudeln gebracht. Ein so vermiestes Turnier mit Ansage soll die EM tunlichst nicht werden.

Die erste Halbzeit war ein echtes Statement

Es geht zwar kaum absurder, als dass einem die TV-Übertragung beim EM-Start ernsthaft von ‘Visit Qatar’ präsentiert wird, aber so etwas muss man bei diesem Milliardengeschäft wohl hinnehmen und möglichst ausblenden. Da passte es gut, dass die DFB-Elf beim Auftaktmatch gegen Schottland von Beginn an dafür sorgte, dass alle den Fokus auf das Geschehen auf dem Rasen legen konnten. Die erste Halbzeit mit dem auch in der Höhe verdienten 3:0-Pausenstand war ein echtes Statement.

Toni Kroos als Taktgeber brachte laut Statistik-Dienst OptaFranz in seinen achtzig Minuten Spielzeit 99 % seiner Pässe an den Mann (101 von 102), İlkay Gündoğan machte in seiner offensiveren Rolle sein bestes Länderspiel und Jamal Musiala wirbelte endlich wieder in den Bereichen, wo Dribblings zielführend sind. Das frühe Tor von Florian Wirtz war der Türöffner und das wenig später folgende 2:0 durch Musiala war in all seiner Entschlossenheit schon die Vorentscheidung.

Kurz flammte der Gedanke auf, dass das auch Rocco Reitz hätte sein können

Spätestens mit dem berechtigten Platzverweis gegen die Schotten und dem durch Havertz verwandelten Elfmeter war das Spiel gelaufen. Schottland war nach der Pause in Unterzahl gefühlt besser als zuvor, aber insgesamt waren sie doch deutlich überfordert. Erstaunlich wenig Zugriff in den Zweikämpfen und offensiv völlig plan- und harmlos – ein wenig Gladbach-Vibe war dann doch zu spüren, wenn man sich die Schotten so anschaute.

Niclas Füllkrug zeigte bei seinem fulminanten Treffer zum 4:0 seine Abschlussqualitäten und dass am Ende sogar Nachzügler Emre Can noch traf, war fast schon etwas zu viel des Guten. Kurz flammte da der Gedanke auf, dass das auch Rocco Reitz hätte sein können, wenn Nagelsmann bei der Nachnominierung für Aleksandar Pavlović auf einen jungen Spieler gesetzt hätte.

Die Schotten waren ein dankbarer Gegner

Egal, am Ende steht ein beeindruckendes 5:1 für Deutschland zum Auftakt. Der Einstieg ins Turnier ist gelungen und jetzt kann man sich in aller Ruhe anschauen, wie sich die anderen Teams so präsentieren. Den Schwung können Mannschaft und ‘Fußball-Deutschland’ mitnehmen, aber natürlich muss sich bewusst sein, dass die Schotten ein wirklich dankbarer Gegner waren.

So manche Jubel-Hymne im Anschluss an die Partie hätten sich die Medienvertreter sparen können. Aber zumindest die Protagonisten hinterließen den Eindruck, als ob sie das Spiel richtig einordnen könnten. Denn Europameister sind wir, um die Frage in der Überschrift zu beantworten, noch längst nicht.

von Marc Basten – TORfabrik.de | Foto: Getty Images

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