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·14 June 2024

EM 2024 | Kroatien: Modric, sein designierter Nachfolger & jede Menge Qualität

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Für Kroatien ist es die siebte Teilnahme an einer EM-Endrunde, damit ist diese Nation Rekordhalter der aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangenen Staaten. Über das Viertelfinale kam die kroatische Auswahl noch nicht hinaus. Zumindest bisher.

Denn die Hoffnungen sind groß, dass es diesmal gelingt. Die letzten beiden Weltmeisterschaften waren ein Fingerzeig, wohin es für dieses Team gehen kann, wenn sich gewisse Dynamiken entwickeln. Diese soll es auch diesmal geben, beim wohl letzten Tanz von Luka Modric auf Nationalmannschaftsebene.


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Kroatien: Nur kleine Wackler in der Qualifikation

Die kroatische Nationalmannschaft hatte eine machbare Gruppe in der Qualifikationsphase erwischt. Wales, die Türkei, Lettland und Armenien waren die Gegner. Fünf der acht Spiele wurden gewonnen, zwei Niederlagen gab es. Komplett souverän verlief die Qualifikation also nicht, dennoch war es am Ende verdient, dass der WM-Dritte von 2022 am Turnier in Deutschland wird teilnehmen können. Alle fünf Siege wurden übrigens ohne Gegentor eingefahren.

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Kroatien spielte während der Qualifikation keinen Sahnefußball, schaffte es allerdings, bei der Nations League 2023 in das Endspiel zu kommen. Gegen die Niederlande gewann die Elf von Trainer Zlatko Dalic, gegen Spanien gab es im Finale eine knappe Niederlage, erst nach Elfmeterschießen. Spanien ist auch jetzt einer der Gegner, die Gruppe, die sonst noch Italien und Albanien für die Kroaten bereithält, alles andere als ein Selbstläufer. Im Gegenteil.

Anführer Modric und der potenzielle Nachfolger

Der Kader der kroatischen Auswahl kann sich sehen lassen. Viele spannende Spieler stehen im Aufgebot und das in allen Mannschaftsteilen. Im Tor etwa Dominik Livakovic von Fenerbahce, in der Abwehr Josip Stanisic, der von Bayern an Bayer verliehen ist, aber auch Josko Gvardiol von Manchester City. Im Mittelfeld findet sich unter anderem dessen Teamkollege Mateo Kovacic, aber auch Lovro Maejr vom VfL Wolfsburg. Lediglich der Angriff fällt ein klein wenig ab, auch wenn Andrej Kramaric (Hoffenheim), Ivan Perisic (mittlerweile Hajduk Split) und auch ein Ante Budimir (Osasuna) nicht zu unterschätzen sind.

Doch der Fokus ruht auf zwei Spielern, die in dieser Aufzählung fehlen. Logischerweise gehört Luka Modric, der Altstar von Real Madrid dazu. 38 Jahre alt ist er mittlerweile, bei Real Madrid längst nur noch Joker, aber dennoch enorm wichtig. Von der Jokerrolle bei den Königlichen profitiert Kroatien sogar, denn ein weitgehend ausgeruhter, ganz sicher nicht überspielter Regisseur, der auch in der Vorbereitung mit Samthandschuhen angepackt wurde, sprüht jetzt voller Tatendrang.

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(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

Und richtig eingesetzt ist er noch immer ein sehr, sehr wichtiger Spieler. Seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen, präzise kurze wie lange Bälle zu spielen, ruhende Bälle in den Strafraum oder in Richtung Tor zu streicheln und im Kopf einfach einen Schritt voraus zu sein, machen ihn auch in gehobenem Alter noch phasenweise unwiderstehlich. Dass er nicht in jedem Spiel 90 Minuten wird auf dem Platz stehen können, steht außer Frage. Und genau auf diesen Fall ist Kroatien sehr gut vorbereitet.

Denn ein Spieler, der tatsächlich das Talent mitbringt, um die Rolle Modrics einigermaßen adäquat auszufüllen, steht schon im Kader: Martin Baturina von Dinamo Zagreb. Nun wäre es vermessen, zu behaupten, er könne eine ebenso große Karriere wie der kroatische Anführer hinlegen, aber darum soll es bei diesem Vergleich auch gar nicht gehen. Die Modric-Rolle des klugen Ballverteilers mit guter Technik und Weitblick ist Baturina nämlich wie auf den Leib geschneidert.

Nicht mit der gleichen Konstanz und nicht mit der gleichen Effizienz versteht sich. Doch im Testspiel gegen Nordmazedonien (3:0) in der EM-Vorbereitung stand Baturina von Beginn an auf dem Platz – anstelle von Modric, der ohnehin erst später angereist war. Dabei zeigte sich der 21-Jährige gewohnt passsicher und souverän mit dem Ball. Effizienz im Spiel nach vorne, noch mehr Souveränität, cleverere Arbeit gegen den Ball: Das sind Dinge, an denen er noch arbeiten muss. Ein Turnier als Modric 2.0, um vom Besten zu lernen, kann da nicht schaden.

Dalic-System als Anker für Kroatien

Die kroatische Auswahl hat aber nicht nur eine gute Mischung im Kader, sondern auch einen Trainer, dem die Spieler vertrauen. Zlatko Dalic, dessen Trainerkarriere vorher etwas überspitzt gesagt nicht der Rede wert war, ist seit Oktober 2017 im Amt, betreute die Mannschaft schon in 84 Spielen. Seine vorherigen Stationen waren unter anderem Al-Ain, Al-Hilal und Slaven Belupo. Entsprechend unklar war, was man in Kroatien von ihm erwarten konnte. Ein WM-Endspiel 2018, ein EM-Viertelfinale 2021 und ein WM-Platz-3 2022 später gibt es keine Zweifler mehr. Bei den Turnieren hat Kroatien eher überperformt.

Das System Dalic dient als Anker für die kroatische Auswahl. Meist lässt er im 4-2-3-1 oder 4-3-3-System spielen, um den dominanten Akteuren, sprich jetzt Modric oder Kovacic, früher auch Rakitic, Freiräume zu geben, aber auch die Möglichkeit, sich gegenseitig zu ergänzen. Eine gute Achse braucht es, genau wie einen Trainer, der die Stärken des Teams hervorheben kann. Das ist auf Nationalmannschaftsebene weiter verbreitet und mitunter sogar wichtiger, als hochmoderne Ansätze einfließen zu lassen, ohne die Taktik in irgendeiner Hinsicht komplett zu vernachlässigen.

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)

Denn im Aufbau wird gerne flach gespielt, Kroatien beherrscht es, geduldig zu sein und im letzten Drittel werden auch mal die Positionen getauscht. Basics eben. Aber Basics, die funktionieren. Und die ein Fundament bieten, damit die Schlüsselspieler auch einfach der Schlüssel sein können. So gesehen fungiert das System Dalic’ quasi als Anker, der dem Team die nötige Sicherheit gibt, um individuell und intuitiv Entscheidungen zu treffen, aber dabei die Ordnung zu behalten.

Es gibt natürlich keine Garantie, dass die Kroaten die Erfolge der letzten Turniere wiederholen können. Das Erfolgsrezept hat sich aber nicht verändert. Der Trainer passt zum Team, das eine stabile Basis hat und ausgewogen besetzt ist. Und man weiß ja: Traditionsrezepte haben ich schon oft bewährt.

(Photo by Carlos Rodrigues/Getty Images)

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