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·31 July 2025
Eintracht-Frauen wollen "ein neues Kapitel schreiben"

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·31 July 2025
Die Frauen von Eintracht Frankfurt befinden sich inmitten eines riesigen Umbruchs: Mit Stina Johannes, Sophia Kleinherne, Sara Doorsoun, Tanja Pawollek, Barbara Dunst und Carlotta Wamser verlassen Spielerinnen die SGE, die sich in der Bundesliga einen Namen machen konnten und das Team über viele Jahre prägten. Gleichzeitig möchte der Verein aber seine Strategie ändern, auf junge Spielerinnen bauen und die dadurch erzielten Transfererlöse reinvestieren. Diese Herangehensweise stößt auf Kritik - auch die Fans sehen die vielen Abgänge ihrer Leistungsträgerinnen nicht gerne. Die Technische Direktorin der Adlerträgerinnen, Katharina Kiel, rechtfertigte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau jetzt den neu eingeschlagenen Weg.
Ziel der SGE sei es laut Kiel nämlich, dass Spielerinnen bei der Eintracht die Möglichkeit beziehungsweise Perspektive erhalten, "früher oder später Profifußball auf der großen Bühne Champions League zu spielen". Analog zu den Männern gehe es um eine stetige Weiterentwicklung durch sportlichen Erfolg. "Bisher haben wir das sehr gut geschafft", meint Kiel. Der Erfolg sei aber natürlich auch wichtig, um sich in Verhandlungen mit neuen Spielerinnen gut zu positionieren: "So werden wir attraktiver für Spielerinnen, die sich in einem Regal befinden, in das wir in der Vergangenheit nicht greifen konnten." Die Eintracht würde mit großen Vereinen wie Arsenal und Barcelona um Spielerinnen buhlen, die noch mal ein ganz anderes Kaliber sind. "In diesem ganzen Prozess ist es aber wichtig, dass wir immer bei uns bleiben", mahnt die Technische Direktorin. Sie wollen den nächsten sportlichen Schritt gehen, "wenn es Sinn ergibt".
Kiel wusste schon seit ihrem Beginn bei der Eintracht 2022, dass der jetzige Umbruch irgendwann kommen würde: "Der Frauenfußball hat sich extrem entwickelt, was die Gehälter angeht, was die Aufmerksamkeit angeht, und zwar nicht Step by Step, sondern rasant. Für uns war es nun an der Zeit, der Mannschaft von außen neue Impulse zu geben." Zu den neuen Impulsen gehört aber vordergründig der Verlust von gleich mehreren bedeutenden Spielerinnen. Es sei nicht immer so, dass Spieler und Verein in Verhandlungen in Sachen persönlicher Perspektive oder in Gehaltsfragen auf einen Nenner kommen. "Solche Entscheidungen sind sehr komplex. Da gibt es bei keiner Spielerin den einen Grund", macht Kiel deutlich. Die SGE habe sich als Klub für "neue Impulse in der Mannschaft entschieden". Die Technische Direktorin sieht den Abgang der Spielerinnen nicht als Scheitern an. "Wir sind total stolz, dass die Spielerinnen so viele Jahre bei uns waren", so die 33-Jährige weiter.
Jetzt sei es an der Zeit, ein "neues Kapitel" zu schreiben. Die Geschichte soll fortgesetzt werden, "aber teilweise eben mit neuen Protagonistinnen und neuen Inhalten".
Katharina Kiel ist die Technische Direktorin der Eintracht-Frauen / Alex Grimm/GettyImages
Die Adlerträgerinnen wollen eine "gesunde Mischung" aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten haben. Den Vorwurf, dass die Eintracht nicht genug in das Frauenteam investieren würde, weist Kiel entschieden zurück: "Wir investieren jedes Jahr mehr. Am Ende gelingt es uns durch gute Arbeit auf der Erlösseite, das Defizit gleichzuhalten. Wir gehören zu den erlösstärksten Klubs in Europa. Und wir klettern jedes Jahr weiter nach oben. So können wir mit den Ausgaben mitwachsen." Besonders die Erlöse durch Sponsoren und Partner seien für die Eintracht von immenser Bedeutung.
Dennoch hat Frankfurt beispielsweise Kapitänin Pawollek an Aufsteiger Union Berlin verloren. Dort soll die Polin deutlich mehr verdienen als bei der SGE. Die rasant steigenden Gehälter verfolgt Kiel kritisch. "Es muss alles in einer Balance bleiben, sonst wird die Abhängigkeit von den Lizenzvereinen der Männer immer größer. Man kann auf der Erlösseite noch so gut arbeiten – wenn die Wachstumsrate bei den Kosten so viel höher ist, läuft man immer hinterher", erklärt die 33-Jährige. Sie wünsche sich einen unabhängigen Frauenfußball, der eine Ökonomie schafft, die "für sich selbst steht und funktioniert".
Auch in dieser Saison muss sich Frankfurt erst in der Qualifikation zur Champions League durchsetzen, um am Ende im neuen UWCL-Format in der Königinnenklasse zu spielen. Doch Kiel erklärt, dass die Champions League "ehrlicherweise noch keine großen finanziellen Anreize" biete. Es ginge dem Verein eher um die Präsentation auf der internationalen Bühne.
Seit acht Jahren steht Niko Arnautis an der Seitenlinie der Eintracht-Frauen und hat jetzt seinen Vertrag bis 2028 verlängert. Obwohl die großen sportlichen Titel ausblieben, sieht Katharina Kiel keinen Handlungsbedarf: "Niko Arnautis ist ein sehr guter Trainer und verkörpert den Weg von Eintracht Frankfurt. Er ist reflektiert, macht gerade die Pro-Lizenz, und unsere Ziele sind weiterhin kongruent. Wir sehen keine Notwendigkeit, an dieser Stelle einen Wechsel vorzunehmen."
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