"Ein Fiebertraum": Christin Meyer spricht über historisches Nordderby gegen Ex-Klub | OneFootball

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·22 April 2025

"Ein Fiebertraum": Christin Meyer spricht über historisches Nordderby gegen Ex-Klub

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57.000 Zuschauer bei einem Frauenfußball-Spiel auf Klubebene in Deutschland - und noch dazu im Stadion eines Zweitligisten: Am 23. März schrieben der Hamburger SV und Werder Bremen gemeinsam Geschichte. Im Halbfinale des DFB-Pokals empfing Hamburg die Rivalinnen aus Bremen. Werder entschied das Spiel mit 3:1 nach Verlängerung für sich, aber in Hamburg wird das Spiel dennoch so bald nicht vergessen werden.

Besonders speziell war die Partie für HSV-Stürmerin Christin Meyer: Die 24-Jährige war im letzten Sommer aus Bremen zum HSV gewechselt. Mit 90min sprach sie über das Nordderby und die Ziele des HSV in dieser Saison - Hamburg steht aktuell auf Rang drei und könnte damit als einer von drei Aufsteigern den Sprung in die Frauen-Bundesliga schaffen.


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90min: Das Nordderby ist jetzt schon einige Wochen her. Wie hast du dich gefühlt, vor diesen 57.000 Menschen?

Meyer: Das war ein unvergesslicher Tag. Jede Fußballerin wünscht sich, vor so einer Kulisse zu spielen. Für mich persönlich war es einfach atemberaubend. Ich denke sehr gerne an den Tag zurück, auch wenn wir verloren haben. Für mich überwiegen die vielen schönen Momente. Der ganze Spieltag war besonders, auch die Wochen davor. Die Spannung ist mit jedem Tag gestiegen. Beim Warm-Up, als uns dann die Nordtribüne angefeuert hat, haben wir alles positiv aufgesaugt, alle Energie mitgenommen. Die Fans waren heiß auf dieses Derby. Auf dem Platz spürt man das, diese Energie überträgt sich richtig und bauscht sich auf. Ab dem Anpfiff hieß es: Alles für den HSV geben. Am Ende hat es leider nicht gereicht, aber wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein.

90min: Wie hat sich das angefühlt, als Underdog so gut gegen die früheren Mitspielerinnen zu spielen?

Meyer: Wir haben Werder teilweise sogar dominiert und sie in richtige Schwierigkeiten gebracht. Ich kenne ja viele Spielerinnen gut, und ich habe ihnen angesehen, dass sie teils gedacht haben: 'Mist, das läuft doch nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben.' Das hat richtig Spaß gemacht, sie zu ärgern. Man hat diese Rivalität auf dem Rasen auf jeden Fall gespürt. Die Stimmung im Stadion war toll und es war Feuer drin, aber trotzdem ist alles friedlich geblieben, das war auch sehr positiv.

90min: Du selbst hast von Anfang an gespielt und wurdest dann in der 76. Minute ausgewechselt, hast diese spannende Schlussphase von der Bank mitbekommen. Wie sehr sind dann die Nerven gespannt?

Meyer: Ich bin immer sehr emotional beim Spiel und konnte kaum sitzen in den Minuten, nachdem ich ausgewechselt worden bin. Auf der Bank waren wir alle heiß. Wir waren gefühlt alle mit auf dem Platz. Man springt mit, macht Gestiken und ist so richtig drin. Als dann der Ausgleich in der 90. Minute kam, hat uns das alle hochgerissen. Wir sind zur Nordtribüne gesprintet, und es war ein unfassbar krasser Moment. Es war wie in einem Fiebertraum, alles ist aus einem rausgeplatzt. Ich habe oft an diesen Moment zurückgedacht, aber es ist schwer, diese Emotionen in Worte zu fassen.

"Ein Kindheitstraum, beim HSV zu spielen"

90min: Konntest du nach dem Abpfiff direkt realisieren, was da gerade passiert ist?

Meyer: In den Tagen danach war es schon ein bisschen unreal. Wenn ich Fotos oder Videos gesehen habe, kam immer der Gedanke: Wow, das waren echt wir. Aber in dem Moment habe ich das voll ausgelebt.

90min: Würdest du sagen, es wäre gut für den Frauenfußball, wenn sich diese Rivalitäten noch weiterentwickeln?

Meyer: Als Spielerin macht es Spaß, wenn auf dem Platz Feuer drin ist. Ich finde es auch sehr cool, dass es diese Saison die ersten Revierderbys, Schalke gegen den BVB, im Frauenbereich gab. Trotzdem sollte es freundlich bleiben. Als ich von Werder zum HSV gewechselt bin, hat die Werder-Fanbase mich sehr achtungsvoll und nett verabschiedet und mir alles Gute gewünscht, so würde ich mir das auch in der Zukunft wünschen.

90min: Als gebürtige Hamburgerin hast du natürlich einen HSV-Bezug. Wie ist dein Verhältnis zum Klub?

Meyer: Als Kind war ich HSV-Fan und habe schon in der HSV-Bettwäsche geschlafen - ehrlicherweise mache ich das ab und zu immer noch! Wenn man Hamburgerin ist, ist der HSV einfach die logische Wahl. Ich habe als Kind auch immer die ersten Frauen vom HSV unterstützt, als sie noch in der ersten Liga waren, bin zu ihren Spielen gegangen. Natürlich war es ein Kindheitstraum, einmal selbst beim HSV zu spielen.

HSV-Frauen dauerhaft im Volksparkstadion? "Wahnsinn!"

90min: Der Traum vom Pokal ist adé, aber der HSV spielt in der 2. Bundesliga um den Aufstieg, liegt auf einem Aufstiegsrang. Wie würdest du die Chancen auf den Aufstieg einschätzen?

Meyer: Die Liga ist diese Saison sehr eng zusammen, das ist Niveau sehr hoch. Man hat in den vergangenen Spielen gesehen, dass wirklich jeder jeden schlagen kann und dass da auch Überraschungssiege dabei sein können. Wir sind in einer sehr guten Form und sind sehr fokussiert. Wir sind nicht ohne Grund in den letzten Spielen ungeschlagen gewesen und blicken optimistisch in den Endspurt.

90min: Jetzt ist ja diese Saison sogar ein Doppelaufstieg möglich. Was würde das für den Klub als Ganzen bedeuten?

Meyer: Für die Stadt Hamburg würde es natürlich extrem viel bedeuten, weil die Stadt einfach Fußball lebt. Man hat ja im Nordderby gesehen, wie viel Wucht die Fans des HSV mitbringen, wie treu sie dem Verein sind und ihn leben.

90min: Die Spiele in der ersten Liga werden ja im Falle eines Aufstiegs im Volksparkstadion gespielt. Wie war denn deine Reaktion, als du das erfahren hast?

Meyer: Das ist Wahnsinn! Ich habe mich total gefreut, als ich davon erfahren habe. Die Pokalspiele haben gezeigt, was für eine tolle Atmosphäre dort entstehen kann. Aber das ist Zukunftsmusik, erst einmal müssen wir unsere Hausaufgaben in der Liga machen und voll fokussiert in die kommenden Spiele gehen.

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