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·20 June 2025
Ein Döner für 30 Euro – da hört der Spaß bei der Klub-WM auf

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·20 June 2025
Man kann Fifa-Präsident Gianni Infantino wirklich nicht vorwerfen, dass seine Klub-WM ein schmutziges Geschäft ist. Im Stadion von Miami stehen alle 20 Meter sechs mächtige Abfalleimer-Kombinationen für die professionelle Mülltrennung ohne Gewissensbisse.
Jeder einzelne Container bietet drei Löcher: zwei große für Getränkedosen und Besteck, ein kleines für Essensreste jeder Art. Kein Wunder, dass die Entsorgung von Nahrungsmitteln gering ausfällt: Jeder Essensbiss kostet im Hard Rock Stadium ein Vermögen. Viel übrig bleibt da nicht.
Ich habe das selbst erlebt. Im Stadion gaben mir zwei spanische Kollegen den Hinweis, dass der Cheeseburger im Foodtruck Latino Fixins „ganz okay“ ist. Also bestellte ich so ein Ding. Ich bekam: einen Cheeseburger ohne Käse und Mayo, dazu gekringelte Pommes mit Ketchup.
Die Rechnung folgte prompt: 25 Dollar und ein paar Zerquetschte, umgerechnet 22 Euro. Da dachte ich noch ganz naiv: Habe ich wohl den falschen Stand erwischt. Kann passieren und ist nicht schlimm. Die Preise bei einem Fanfest wie der Klub-WM können nicht horrend sein.
Schnell wurde ich eines Besseren belehrt. Auf dem Fandeck hinter der Gegentribüne kommen diejenigen zusammen, die für Fußball ihr letztes Hemd geben und auf jeden Taler achten. Und tatsächlich drehte sich in Sichtweite ein Kebab-Spieß in der Mittagssonne.
Kann ja nicht teuer sein – dachte ich. Vorsichtshalber habe ich bei der Dame hinterm Tresen nachgefragt, bevor mich der Appetit überfällt. Man wird ja aus Schaden klug. Bei der Antwort bin ich fast aus den Sneakern gekippt. „25 Dollar“, sagte die Dame ohne Zucken im Gesicht.
Mit Steuern und dem eingeforderten Trinkfeld sind das flott 30 Euro – für einen Döner, nicht für den ganzen Spieß. Hier hört der Spaß für mich auf: Wo Fußballfans ausgebeutet werden, steckt ein Prinzip dahinter. Das Fifa-Business erinnert mich an die berüchtigten Kaffeefahrten.
Bei Kaffeefahrten werden Senioren zu günstigen Bustouren eingeladen, um gemeinsam einen schönen Tag zu verbringen. Irgendwann kippt die Stimmung: Dann baut der Veranstalter so viel Druck auf, dass die Reisegruppe zum Kauf von Krimskrams verleitet wird. Stichwort: Heizdecken.
Nicht anderes tut die Fifa: Seit Tagen berichten wir an dieser Stelle, wie Zuschauer mit Rabatten zum Stadionbesuch verführt werden. Das „dynamische Preissystem“, mit Sonderaktionen die Tribünen zu füllen, rentiert sich an anderer Stelle. Auch dank der Temperaturen im Stadion.
Beim Real-Spiel um drei stieg das Thermometer auf 31 Grad im Schatten und gefühlte 45 Grad in der Sonne. Eigene Getränke dürfen die Zuschauer nicht ins Stadion mitbringen. Sie haben keine Wahl: Man muss an den Ständen Flüssigkeit kaufen. Die Preise sind eine Unverschämtheit.
Eine kleine Flasche Wasser: nicht unter 5 Dollar plus Steuern. Ein Bier: unversteuert immer zwischen 11 und 15 Dollar. Ein Becher Eis: mindestens 8 Dollar; Toppings kosten extra. Auf dem Rundgang durchs Stadion gab’s nicht ein einziges günstiges Angebot. Eine Kaffeefahrt de luxe.
Als ich mich fragte, ob’s bei Veranstaltungen kein Recht auf eine günstige Grundversorgung gibt, fiel mir ein Plakat auf. Darauf bot die Fifa an, dass man Verstöße gegen Menschenrechte per QR-Code melden kann. Dazu klein der Hinweis: Schleunigst bearbeitet werden Meldungen nicht.