Drei Dinge, die der FC Bayern aus der Champions-League-Saison 2024/25 lernen kann | OneFootball

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Miasanrot

·30 May 2025

Drei Dinge, die der FC Bayern aus der Champions-League-Saison 2024/25 lernen kann

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Finale dahoam ohne Bayern. Der FC Bayern kann von den diesjährigen Finalisten der Champions League Inter Mailand und Paris Saint Germain lernen, wieder mehr der FC Bayern von früher zu sein.

Am Samstag wird in München der Nachfolger von Real Madrid gesucht. Paris geht als leichter Favorit ins Spiel. Statt Jamal Musiala und Harry Kane werden Ousmane Dembélé und Nicolò Barella um den Titel kämpfen.


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Bayern hatte in dieser Saison mit beiden Finalisten zu tun: Sieg gegen Paris in der Vorrunde, Aus gegen Inter im Viertelfinale. Das Aus kam erneut früh, erneut zu früh. Seit dem Titel 2020 erreichte der FC Bayern kein Finale mehr. Was machen andere Clubs derzeit besser als der FC Bayern? Miasanrot schaut auf drei Dinge, die der FC Bayern von den Clubs lernen kann, die dieses Jahr besser abschnitten.

Adios Galácticos – der Star is die Mannschaft

Real Madrid: Galácticos da, Erfolg weg

Real Madrid wiederholt die 2000er. 1998 und 2000 siegten sie in der Champions League mit Spielern wie Fernando Hierro, Roberto Carlos, Clarence Seedorf, Fernando Redondo und Talenten wie Raúl,  Fernando Morientes, Guti und Iker Casillas.

Die Titel reichten ihnen nicht, es sollte mehr Glanz. Von 2000 bis 2004 wurden Jahr für Jahr Weltstars wie Luís Figo, Zinedine Zidane, Ronaldo, David Beckham und Michael Owen verpflichtet. Trotz der Stars – oder wegen der Stars – sprang nur ein weiterer Champions-League-Sieg 2002 heraus, bevor es dann erst zwölf Jahre später 2014 mit “La Décima”, dem zehnten Titel in der Königsklasse, klappte.

Im Sommer 2025 holte Real zu den beiden Diven Vinícius Júnior und Jude Bellingham mit Kylian Mbappé einen dritten Megastar dazu. Transfermarkt zählt die drei zu den fünf teuersten Fußballspielern der Welt. Und prompt fand selbst Carlo Ancelotti, der Dompteur der Superstars, keinen Ansatz, die drei sinnvoll miteinander zu synchronisieren. Eine titellose Saison und enttäuschende Champions-League-Saison war die Folge.

Paris Saint-Germain: Galácticos weg, Erfolg da

Den umgekehrten Weg ging Paris. Nach dem Einstieg der Kataris 2011 hatte PSG früh auf Stars gesetzt. Über Thiago Silva, Zlatan Ibrahimović, Edinson Cavani, David Luiz und Ángel Di María gingen sie ab 2017 in die Vollen: Neymar, Mbappé und Lionel Messi wechselten an die Seine. Das Ergebnis? Weiterhin Serienmeister, ein Champions-League-Finale, mehr nicht.

2023 verließen Neymar und Messi die Franzosen, 2024 ging mit Mbappé der letzte der drei „Avengers“. Von den 25 laut Transfermarkt wertvollsten Fußballspielern steht keiner bei Paris unter Vertrag. Zwar setzt der Club immer noch auf Stars und teure Transfers wie Ousmane Dembélé und Khvicha „Kvaradona“ Kvaratskhelia, aber nicht mehr auf alles überstrahlende PR-Maschinen.

Die Konsequenz: In der laufenden Saison wurde Paris Meister mit dem besten Punkteschnitt seit der verkürzten Corona-Saison 2019/20, dazu Pokalsieger, und erstmals könnte die Champions League folgen.

Die Gegenüberstellung von Real und Paris zeigt eine unterschiedliche Entwicklung dieser beiden Teams im Kontext ihrer Super-Star-Politik.

Ähnliche Muster über Real und Paris hinaus

Auch das andere galaktische Team dieser Tage, Manchester City, scheiterte bereits in der Zwischenrunde. Und auch der andere Finalist Inter Mailand hat in seinem wertvollsten Spieler Lautaro Martínez nur den achtzehnwertvollsten im Kader. Leistungsträger wie Marcus Thuram, Nicolò Barella oder Alessandro Bastoni gehören allesamt zu Spielern, die in der breiten Öffentlichkeit eher unterschätzt werden.

Zum vollständigen Bild gehört auch: Die Feststellung ist eine Momentaufnahme. 2024 triumphierten Bellingham und Vinícius. Wenn 2026 Erling Haaland und Mbappé in Budapest im Finale stehen, sieht die Analyse anders aus. Aber die Momentaufnahme ist deutlich.

Die Chance für den FC Bayern: weniger Galáctico-light, mehr alter FC Bayern

Der FC Bayern sollte weniger versuchen, Klein-Real zu sein, sondern wieder mehr auf den eigenen Weg vertrauen. In der Kritik am Kane-Transfer beschied ich dem FC Bayern 2023: “Während also die anderen erfolgreichen europäischen Teams jener kreativen und geschickten Bayernstrategie der 2010er Jahre nacheifern, entwickelt der FC Bayern sich mit den Verpflichtungen von Sadio Mané und Harry Kane ein Stück weit zu dem Real Madrid der Galacticos der Nullerjahre.”

Michael Olise und Tom Bischof sind erste Transfers, die in Richtung Bayerns alter Erfolgsstrategie gehen. Vielleicht liegt hierin sogar eine Chance für die Wirtz-lose Welt.

Ein klarer Spielstil und die Bereitschaft, ihn durchzuziehen

Was eint die besten Teams der diesjährigen Champions League? Eine klare Idee.

Simone Inzaghis Inter spielt balanciert, geduldig, mit sehr hoher taktischer Disziplin – vor allem im Mittelfeldzentrum. Barella, Calhanoglu und Mkhitaryan agieren als Spielkontrollierer, nicht als Showspieler.

Luis Enrique hat PSG in kurzer Zeit vom Superstar-Projekt zu einem kollektiv denkenden, taktisch disziplinierten Team geformt. Positionsspiel, Kontrolle im Zentrum, variable Angriffsmuster und ein überlegtes Pressing, bei dem jetzt endlich alle Spieler mitmachen.

Nach Jahren der Identitätskrise passen die Grundprinzipien des Barça-Fußballs – Positionsspiel, Ballbesitzdominanz, hohes Pressing – perfekt zum Flick-Ball mit sehr hohem Risiko. Hansi Flick hat die alte Barça-DNA wieder geschärft.

Arsenal hat unter Arteta über Jahre hinweg ein klares Positionsspiel-System etabliert. Moderne Aufbauprinzipien mit inversen Außenverteidigern und hohe Kontrolle im Mittelfeld sowie eine spielstarke Offensive gehören dazu.

Die Chance für den FC Bayern: Kontinuität mit und nach Kompany

Nach Pep Guardiola hatte der FC Bayern in der Kaderplanung und auf der Trainerbank zu viele Richtungswechsel. Von Ancelottis Laissez-faire über Niko Kovačs kontrollierten, physischen Stil, Flicks Vollgas-Fußball, Nagelsmanns etwas kontrollierteren Ballbesitzfußball hin zu Tuchels Pragmatismus.

In der ersten Saison unter Vincent Kompany geht die Tendenz wieder in die Richtung einer klaren Identität beim FC Bayern. Das Spiel ist wieder intensiver, das Pressing höher. Die Herausforderung für den FC Bayern wird es sein, daran über eine längere Zeit festzuhalten, notfalls auch über einen Trainerwechsel hinaus, sofern dieser eines Tages anstünde.

Spielstärke im Zentrum

Ein weiterer Trend der erfolgreichsten Teams dieser Champions-League-Saison ist ein spielstarkes Dreiermittelfeld. Die Finalisten und Halbfinalisten setzen auf Spielkontrolle vom Zentrum aus, und diese in erster Linie durch Technik, nicht durch Physis. Spielertypen wie Laimer, Palhinha und Goretzka sucht man im Mittelfeld der beiden Finalisten vergebens.

Bei Inter bilden Hakan Çalhanoğlu, Nicolò Barella und Henrikh Mkhitaryan eine der stabilsten Mittelfeldachsen des Wettbewerbs. Auch hier kein Muskelpaket, kein physischer Zerstörer und keine Sprinter – dafür kluge Raumaufteilung, sauberes Kombinationsspiel und permanente Spielkontrolle.

Paris Saint-Germain vertraut auf das bewegliche, passsicheres Mittelfeldtrio Vitinha, Fabián Ruiz und João Neves. Kein einziger dieser Spieler steht für Wucht oder Tempo, aber sie teilen sich das Spiel: Raumgefühl, Pressingresistenz, technische Sauberkeit.

Auch die beiden Halbfinalisten setzen überwiegend auf Spielstärke und weniger auf Physis und Dynamik. Beim FC Barcelona sortiert Pedri das Zentrum neben de Jong, Gavi etc.

Thomas Partey bei Arsenal bleibt eine physische Ausnahme, nicht die Regel. Im Verbund mit Martin Ødegaard, Declan Rice und dem “Small-Ball”-Sturm mit dem derzeit verletzten Kai Havertz überwiegt auch hier der spielerische Ansatz.

Die erfolgreiche Königsklassen-Saison war eine Absage an das Modell der “Zerstörer” im Mittelfeld. Gesucht werden Spielmacher, nicht Schattenboxer. Guardiola ist zurück, nicht als Trainer, aber als Ideengeber. Seine Philosophie der totalen Mittelfeldkontrolle prägt diese Champions-League-Saison – selbst wenn sein eigenes Team keine Rolle darin spielte.

Die Chance für den FC Bayern: zurück zu einem spielstarken Mittelfeld

Der FC Bayern hat nach 2014 in einem über Jahre dauernden Prozess sukzessive spielerische Klasse im Mittelfeldzentrum verloren. Die Abgänge von Kroos, Lahm, Alonso und 2020 schließlich Thiago wurden nie mit ähnlichen Spielertypen ersetzt. Einzig Kimmich hielt lange ein kleines Fähnchen an spielerischem Element hoch. Doch alleine konnte er das einst so dominante, pressingresistente, strukturierende Mittelfeldzentrum nicht aufrechterhalten.

Leon Goretzka, Arturo Vidal, Renato Sanches, Corentin Tolisso und auch João Palhinha haben alle ihre Qualitäten, doch Pressingresistenz und spielerische Kontrolle im Mittelfeld gehören nicht dazu.

Ironischerweise war es der gescheiterte Palhinha-Transfer im Sommer 2023, der den Weg für Pavlović frei machte – ein Rückfall in alte Stärken, unbeabsichtigt, aber richtungsweisend. Dank Kompanys Konsequenz wurde endlich die Doppelsechs Kimmich–Pavlović etabliert – eine Kombination, gegen die sich Tuchel zuvor noch gewehrt hatte. Mit Tom Bischof ist ein weiterer Schritt zurück in Richtung eines spielstarken, pressingresistenten, dominanten Mittelfeldzentrums möglich. Endlich.

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