
Textilvergehen
·24 August 2025
Die unerwartete Rückkehr des guten Gefühls

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·24 August 2025
Am Ende wollte niemand weg. Denn wenn wir am Stadion stünden, würde alles so bleiben. Für immer. Die Abendsonne. Die Freude. Die Erleichterung. Wie ein Foto. Rahmen drum und aufgehängt. Den Moment eingefangen für eine Ewigkeit.
Festhalten. So wie Rio das singt in seinem Lied. Nun für uns zusätzlich noch untrennbar verbunden mit einer Choreographie, für die es nur ein Wort gibt: episch.
Unter der Blockfahne; Foto: Stefanie Fiebrig
An diesem etwas zu kühlen Sommerabend ist es zurückgekehrt. Das gute Gefühl. Dieses scheue Etwas, ohne das im Fußball nichts gelingen will. Diese Beschreibung für etwas Unbeschreibliches. Dieses rational nicht greifbare Etwas, das sich jeder Messung entzieht. Kein Brustgurt eines Fußballprofis kann dem Trainer auf dem iPad auf der Bank hinüberfunken: „Steffen Baumgart, wir haben den Bereich des guten Gefühls erreicht.“
Urs Fischer wusste um die Magie des guten Gefühls. Dieser gallische Zaubertrank, der aus einzelnen Fußballern macht, dass sie zusammen wie ein großes, ganzes lebendiges Gewebe den Platz überziehen. Als ob ein Gehirn 22 Beine hat.
Und dieses gute Gefühl lässt durchschnittliche Fußballer außergewöhnliche Dinge machen. Weil sie dran glauben. Marcel Hartels Fallrückzieher gegen Köln. Kevin Behrens und Sven Michel gegen Leipzig. Und jetzt auch Ilyas Ansah gegen den VfB Stuttgart.
Das gute Gefühl lenkt deine Beine und steuert dich, ohne dass du darüber nachdenken musst. Aber es kommt nicht, wenn du es suchst. Es hört nicht, wenn du nach ihm rufst. Dann rennt es um so weiter vor dir weg. Es kommt erst, wenn du frei bist. Frei von Sorgen. Frei von Druck. Frei von Angst.
Das U in FCU steht für unbesiegbar; Foto: Stefanie Fiebrig
Vielleicht standen wir deshalb gestern noch ewig am Becherbaum. Am Denkmal. Im Biergarten. An der Abseitsfalle. Selbst auf dem Bordstein vor der Scheiß-Dynamo-Brücke saßen wir Arm in Arm. Weil wir es alle spürten: Das gute Gefühl ist zurück. Genau in dem Moment, in dem wir es ganz dringend gebraucht haben.
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