SV Werder Bremen
·31 May 2025
"Die Fans gehen mit dem Verein durch dick und dünn"

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·31 May 2025
Milos Veljkovic schaut auf neun facettenreiche Werder-Jahre zurück. (Bild: W.DE)
Neun Jahre sind im Profifußball eine halbe Ewigkeit. Milos Veljkovic verbrachte jene bei Werder Bremen. Fast ein ganzes Jahrzehnt schnürte der 29-Jährige die Fußballschuhe für den SVW. Der Innenverteidiger kam 2016 als 20-Jähriger von Tottenham Hotspur an die Weser. Vom jungen Talent brachte er es erst zum Stammspieler und wuchs dann zu einer absoluten Führungspersönlichkeit heran. Auch nach dem Abstieg 2021 hielt er Werder die Treue und trug maßgeblich zum direkten Wiederaufstieg bei. Insgesamt machte der Serbe mit schweizer Wurzeln 243 Spiele im Werder-Trikot. Im Abschiedsinterview spricht er über emotionale Momente, die Fans und warum er sich bei Werder immer wohlgefühlt hat:
Im letzten Heimspiel der Saison 2024/25 wurde Veljkovic von seinen Teamkollegen gefeiert. (Bild: W.DE)
WERDER.DE: Moin Milos, du warst nun neun Jahre im Verein und hast einen gebührenden Abschied im Weserstadion bekommen. Was geht dir durch den Kopf, wenn du an diesen Tag denkst?
Milos Veljkovic: Mein Abschied war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu weinen oder emotional zu sein, aber ich konnte nicht anders. Es war ein krasser Moment. Meine Familie war da und die Fans waren unglaublich. Es war unfassbar.
WERDER.DE: Spulen wir ein knappes Jahrzehnt zurück. Kannst du dich noch an deinen ersten Tag in Bremen erinnern? Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Milos Veljkovic: Ich war direkt im Weserstadion. Das war ein Moment, wo ich dachte, cooles Stadion, ich möchte gerne hier spielen und Stammspieler werden. Da habe ich mir schon Gedanken um die Zukunft gemacht. Es war beeindruckend. Die Leute hier waren alle sehr warmherzig, es hat mir von Anfang an sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich wohlgefühlt.
WERDER.DE: Hättest du gedacht, dass deine Karriere diesen Lauf nimmt, dass du hier deinen Weg zum Stammspieler gehst?
Milos Veljkovic: Ich habe immer an mich geglaubt. Dass ich so lange bei einem Verein bin, vor allem bei so einem Verein wie Werder Bremen, mit seiner Tradition, habe ich nicht gedacht. Deswegen bin ich sehr stolz darauf, so lange bei Werder gespielt zu haben.
WERDER.DE: Was macht die Stadt Bremen für dich so besonders?
Milos Veljkovic: Die Stadt ist für mich besonders, weil sich meine Familie hier sehr wohlfühlt, genau wie meine besten Freunde. Das gibt mir ein sehr gutes Gefühl. Die Leute hier leben für Werder, das merkt man einfach. Das ist nicht selbstverständlich. Dafür bin ich sehr dankbar.
WERDER.DE: Ist Bremen wie eine zweite Heimat geworden?
Milos Veljkovic: Ja, auf jeden Fall. Eigentlich sage ich immer Basel, Belgrad und mein Dorf in Serbien sind Heimat, aber ich kann jetzt auch Bremen dazu zählen.
2022 feierte Milos Veljkovic mit Werder den direkten Wiederaufstieg. (Bild: W.DE)
WERDER.DE: Gibt es etwas, was du am meisten vermissen wirst – das Stadion, das Team, den Alltag?
Milos Veljkovic: Es ist eine super Mannschaft, mit der ich viel erlebt habe. Wir haben viele Spieler, die auch schon länger dabei sind. Ich kann nicht alle Einzelnen aufzählen. Es ist auch das Team drumherum, Adis Lovic, der Physio war die letzten fast zehn Jahre mit mir hier, genau wie Florian Lauerer. Marcel Abanoz ist auch schon länger dabei. Marco Friedl, Michael Zetterer, jetzt auch Felix Agu, Justin und Burkey. Ich würde am liebsten alle aufzählen. Es sind in der Zwischenzeit auch schon viele Leute gegangen, die mir ans Herz gewachsen sind. Es ist ein sehr spezieller Verein, mit sehr speziellen Leuten.
WERDER.DE: Du warst seit 2016 Teil der Mannschaft. Was waren für dich die schönsten oder wichtigsten Momente in dieser Zeit?
Milos Veljkovic: Die Freundschaften, die ich gemacht habe, auch mit Ulisses Garcia, mit dem ich jeden Tag zusammen war. Wir waren in den ersten vier Jahren unzertrennlich. Das erste Mal aufzulaufen war auf jeden Fall krass. Ich hatte Gänsehaut. Ich habe mich nur umgeschaut und dachte wow. Ich hatte sehr viel schöne Momente, das Spiel in Dortmund oder das Spiel in Berlin, das war gefühlt ein Heimspiel für uns. Es waren so viele Spiele, ich kann gar nicht alle aufzählen. Der Aufstieg, mein Scorpion-Tor.
WERDER.DE: Du hast dich auch nach dem Abstieg entschieden zu bleiben. War es dir wichtig, den sprichwörtlichen Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen?
Milos Veljkovic: Der Verein wollte die Achse halten mit den Spielern, die schon etwas länger dabei sind, weil sie sich bewusst sind, was es bedeutet, für Werder zu spielen. Mir war es sehr wichtig, dass ich dem Verein helfe. Glücklicherweise haben wir das direkt im ersten Jahr geschafft. Das Jahr an sich war unfassbar, es hat sich angefühlt wie drei Saisons in einer.
Danke für unzählige Momente. Danke für die unfassbare Unterstützung. Ich und wir als Mannschaft konnten immer auf euch zählen. Es bedeutet alles für mich.
Milos Veljkovic
WERDER.DE: War deine schönste Saison bei Werder?
Milos Veljkovic: Diese war eine geile Saison, sie gehört zu den Top-2. Genau wie damals, als wir knapp Europa verpasst haben und am Schluss Siebter wurden.
WERDER.DE: Was hast du aus den Phasen gelernt?
Milos Veljkovic: Die Fans gehen mit dem Verein durch dick und dünn und haben Geduld. Sie wissen natürlich, was für ein Verein das ist, wie groß er ist und welche Tradition er hat. Sie haben eingefordert, dass wir so schnell wie möglich wieder in der ersten Liga spielen und erfolgreich sind. Trotzdem hat man gesehen, dass sie sehr geduldig waren. Nur so haben wir es wieder nach oben geschafft.
WERDER.DE: Inwiefern hat sich deine Rolle in der Mannschaft über die Jahre verändert? Du kamst als junger Spieler und warst zuletzt Teil des Mannschaftsrats.
Milos Veljkovic: Ich bin selber als junger Spieler hergekommen und es fiel mir nicht von Anfang an leicht. Deshalb war es mir wichtig, dass ich als Spieler, der älter und etablierter ist, den jungen Spielern helfe. Ich glaube, das konnte ich gut umsetzen. Auf dem Platz und noch wichtiger neben dem Platz. So hat sich meine Rolle durch die Jahre gezogen, dass ich für viele neue Spieler der Ansprechpartner war. Vielleicht auch wegen der Sprachen, die ich spreche, aber auch, weil ich weiß, wie es mir selber in der Zeit ging. Auf dem Platz wollte ich schon relativ früh Verantwortung übernehmen. Beides fiel mir relativ leicht.
WERDER.DE: Du wechselst nach Serbien zu Roter Stern Belgrad. Warum hast du dich für diesen Schritt entschieden?
Milos Veljkovic: Meine Familie und ich sind schon ewig Roter Stern Fan. Marko Marin ist dort Sportdirektor, mit dem habe ich ein super Verhältnis. Wir waren in sehr engen Kontakt, das war auch einer der Gründe dahin zu wechseln. Es ist ein großer Verein mit großer Tradition. Natürlich ist es Heimat, meine Familie ist dort in der Nähe. Nach 15 Jahren komme ich zurück nach Hause. Da freuen sich Mama und Papa.
WERDER.DE: Wie sollen dich die Werder-Fans in Erinnerung behalten?
Milos Veljkovic: Sie sollen sich an jemanden erinnern, der immer alles gegeben hat für Werder. Der sich mit dem Verein identifiziert hat, Verantwortung auf und neben dem Platz übernommen hat. Der die Leute mitgenommen und ihnen gezeigt hat, was es heißt für Werder zu spielen.
WERDER.DE: Zeit für ein paar letzte Worte von dir an die Fans.
Milos Veljkovic: Danke für unzählige Momente. Danke für die unfassbare Unterstützung. Ich und wir als Mannschaft konnten immer auf euch zählen. Es bedeutet alles für mich.
WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft.
Die Verabschiedung war für den 29-Jährigen emotional. (Bild: W.DE)
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