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·13 June 2025

Deutsch-japanische Schiri-Partnerschaft: Badstübner und Petersen pfeifen in Fernost

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Dass deutsche Schiedsrichter Partien im Ausland pfeifen, kommt immer mal wieder vor. Wenn Martin Petersen und Florian Badstübner jedoch Pokal- und Liga-Spiele in Japan leiten, dann ist das etwas Besonderes und die Fortsetzung einer deutsch-japanischen Schiri-Freundschaft. Vor rund eineinhalb Jahren entstand auf Initiative des Japanischen Fußball-Verbandes (JFA) eine Partnerschaft mit der DFB Schiri GmbH. Das Ziel: voneinander zu lernen, über die eigenen Grenzen hinauszuschauen und das eigene Schiedsrichterwesen im besten Fall mit Einflüssen von außen zu bereichern.

Insgesamt vier Wochen verbrachten die beiden Bundesliga-Schiedsrichter Martin Petersen und Florian Badstübner jüngst in Fernost. Dabei leiteten sie jeweils fünf Spiele - drei in der ersten japanischen Liga (J1 League), eins in der zweiten Liga (J2 League) und eins im J.League-Cup. Sowohl für Petersen als auch für Badstübner war es eine bemerkenswerte Erfahrung. Es ist bereits das zweite Mal, dass Bundesliga-Schiris im Rahmen dieser Partnerschaft im Land der aufgehenden Sonne eingesetzt werden. Im vergangenen Jahr wurde diese Ehre bereits Sascha Stegemann zuteil, der damals resümierte: "Es waren sehr eindrucksvolle vier Wochen, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde."


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"Japaner pfeifen streng nach Regelbuch“

So erging es auch seinen beiden Nachfolgern, die sich zunächst beeindruckt von der japanischen Kultur und Kulinarik zeigten. Die Menschen seien sehr freundlich, respektvoll und zuvorkommend. "Egal, wo du hingehst, das Essen ist fantastisch“, schwärmt Petersen, der zum ersten Mal ein asiatisches Land besuchte. Was die Schiedsrichterei angeht, berichten beide im Gespräch mit DFB.de unisono: "Die Japaner pfeifen streng nach dem Regelbuch." Dadurch werde das Spiel viel häufiger unterbrochen.

Ein Unterschied zu Deutschland und Europa, wie beide feststellten - hierzulande gehe es auch darum, ein Spiel zu managen. "Fußball ist eben jedes Mal ein wenig anders", erklärt Badstübner. "Manchmal musst du spüren - natürlich innerhalb der Regeln -, was jetzt die bessere Entscheidung wäre, statt dich zu 100 Prozent an das Regelbuch zu klammern."

Die Verantwortlichen des JFA erhoffen sich insbesondere in diesem Bereich auch für ihre Spitzenschiedsrichter einen Lerneffekt. In Drucksituationen souverän zu agieren und klare Grenzen zu ziehen, da gebe es noch ein wenig Entwicklungspotenzial, erinnert sich Stegemann an seine Zeit in Japan: "Das ist aber keine Qualitätsfrage, sondern eine Sache der Mentalität. Das ist die große Herausforderung, wenn du als Schiedsrichter agierst. Wenn du versuchst, nicht anzuecken und es allen recht zu machen, dann wird es schwierig."

Großer Respekt gegenüber Schiris

Petersen sagt: "Wir Schiedsrichter in Deutschland sind je nach Situation und Spielgeschehen manchmal ein bisschen strenger und strikter, manchmal ein bisschen freundlicher. Der japanische Schiedsrichter-Chef hat uns mit Videoszenen darauf eingestellt, wie hier in Japan die Erwartungshaltung bei Handspielen oder bei grobem Foulspiel ist. Sie wollten das natürlich im Vorfeld mit unserer Haltung abgleichen, damit das nicht so wirkt, als würden wir auf einem anderen Stern pfeifen.“ Am Ende sei es für die Japaner jedoch wichtig geweseb, dass sich die Deutschen ihre kleinen Unterschiede bewahrt hätten. "Es geht ja im Grunde auch darum, dass sie von unseren Spielleitungen profitieren."

Besonders angetan ist der 40-Jährige vom respektvollen Verhalten, das die Japaner im Alltag, aber auch beim Fußball an den Tag legen. "In Japan laufen die Mannschaften ein, dann pfeift der Schiedsrichter einmal, und es verbeugen sich alle", so Petersen. "Erst dann folgen der übliche Handshake und die Platzwahl. Ist das Spiel vorbei, passiert das noch mal: Der Schiedsrichter geht zum Mittelpunkt, alle Spieler stellen sich in Reihen gegenüber auf, der Schiri pfeift und alle verbeugen sich zum Abschied. Erst danach gibt man sich die Hand, und der offizielle Teil ist vorbei. Das hat für mich etwas Positives.“ Dementsprechend groß sei auch der Respekt gegenüber den Unparteiischen.

Badstübner und Petersen bewarben sich im Vorfeld auf diese rund 9000 Kilometer entfernte Aufgabe. "Irgendwann kam ein Anruf von Knut Kircher (Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH; Anm. d. Red.), der mir mitgeteilt hat, dass ich an dem Programm teilnehmen darf", beschreibt Petersen seine Nominierung. "Ich konnte es erst gar nicht glauben. Ich war da gleich Feuer und Flamme. Ich habe mich richtig, richtig, richtig gefreut.“

"Fürs Pfeifen und kulturell viel gelernt"

Lässt man beide Schiris am Ende Bilanz ziehen, dann sei es genau die richtige Entscheidung gewesen, nach Japan zu reisen. "Ich bin absolut begeistert", bilanziert Badstübner. "Ich habe im persönlichen Bereich, fürs Pfeifen und auch kulturell viel gelernt. Ich würde es sofort wieder machen und kann es jedem nur empfehlen. Die Bedingungen waren perfekt. Du konntest auf einem perfekten Rasen und in einem sehr guten Fitnesszentrum trainieren. Das hatte ein sehr, sehr hohes Level, was die Trainingsmöglichkeiten angeht.“

Wenn es die Spieleinteilungen zuließen, trainierten die beiden Deutschen gemeinsam. "Wir verstehen uns total gut und hatten echt richtig viel Spaß", erklärt Petersen, der sich gar nicht auf ein Highlight festlegen mag: "Alle Spiele, die ich hier leite, sind absolute Highlights für mich, weil ich bisher nur Spiele in der Bundesliga geleitet, auf internationaler Ebene jedoch noch nicht gepfiffen habe.“ Badstübner hebt sein Spiel zwischen dem FC Tokyo und Sanfrecce Hiroshima hervor: "Da waren knapp 47.000 Zuschauer im Olympiastadion. Das war ziemlich cool.“ Zudem sei der Support durch den JFA während der vier Wochen gut gewesen.

Japanische Schiris  "neugierig und wissbegierig"

Begleitet wurden die beiden Unparteiischen zwei Wochen lang von Peter Sippel, dem Sportlichen Leiter Bundesliga der DFB Schiri GmbH. Er hielt in Japan Vorträge über das deutsche Schiedsrichterwesen und gab als Schiri-Beobachter japanischen Referees Feedback. "Sport verbindet, trotz Sprachbarrieren entstehen unmittelbar gemeinsame Themen, Interessen und Gesprächsgrundlagen - nicht nur sportlich, auch kulturell und kulinarisch“, so Sippel. "Neugierig und wissbegierig sogen die Schiedsrichter*innen der J-League Inhalte und Erkenntnisse aus meinen Spielbeobachtungen und Seminaren auf."

Im Juli und August wird eine japanische Delegation in Deutschland zu Besuch sein, darunter zwei Schiedsrichter, die in Drittliga- und Regionalligaspielen zum Einsatz kommen sollen. Bereits im vergangenen Jahr hospitierte eine Gruppe aus Japan im Trainingslager der Bundesliga-Schiedsrichter in Herzogenaurach.

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