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·15 July 2024

Demirovic: Ein Statement-Transfer?

Article image:Demirovic: Ein Statement-Transfer?

Die spielfreie Zeit ist eine schwierige Zeit. Ständig springen Selbstvermarkter, Wichtigtuer und Egozentriker wie Plettigoal oder Fabrizio Romano einem mit dem nackten Arsch ins Gesicht. Darauf steht dann immer ein Gerücht oder gar ein „done deal“. Zuletzt mussten wir uns mit Deals beschäftigen, die Abgänge zur Folge haben: Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy, auch wenn es noch am Gesundheitscheck hängt. Jetzt schlägt Fabian Wohlgemuth zurück und verpflichtet Ermedin Demirovic für 21 Millionen plus Boni.


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Ein selbstbewusster Statement-Transfer, denn er signalisiert der Branche und auch nach innen dem Trainer und den eigenen Spielern: Wir lassen mit uns kein Hugoles machen, wir lassen uns nicht kaputt kaufen.

Demirovic wird damit zum Rekordtransfer des VfB und ist doppelt so teuer wie der bisherige Rekordhalter Nico Gonzalez (2018). Wundern müssen einen die Summen nicht, wenn man sich zum Beispiel den Wechsel von Joshua Zirzee anschaut, der für 40 Millionen nach Manchester United geht, nachdem er in der zurückliegenden Saison für den FC Bologna 16 Scorer (elf Tore, fünf Assists) sammelte.

Demirovic kommt auf immerhin 25 Scorerpunkte (15 Tore, zehn Vorlagen). Ich habe in der Vergangenheit wenig vom FC Augsburg gesehen, aber natürlich ist bei mir sein Statement nach dem Hinspiel in Stuttgart hängen geblieben: „Ich bin noch nie so hergespielt werden. Noch nicht mal von Bayern München“. Er kann schonmal Dinge auf den Punkt bringen und macht damit einen besseren Eindruck von den Kameras als Waldemar Anton, der in etwa so eloquent ist wie das EM-Maskottchen Albärt.

Der VfB zeigt mit dem Transfer: Wir wollen den nächsten Schritt gehen, wir werden das frische Geld in den Kader investieren. Aus den Verkäufen von Ito, Anton und Guirassy erhält der VfB über 60 Millionen. Dazu kommen aus der Champions League neben den knapp 20 Millionen Antrittsgeld und der Punktprämien noch Einnahmen aus diversen Töpfen wie der Koeffizienten-Rangliste oder dem Marktpool. Die TV-Einnahmen aus der Bundesliga werden steigen durch die gute Saison 2023/2024, die Abstellung der EM-Fahrer bringt um die 1,6 Millionen. Der VfB profitiert zudem von der Verkaufsbeteiligung an Orel Mangala (wechselt nach Lyon). Die Porsche-Beteiligung Teil II gibt’s ja auch noch, wobei die eher in die Stärkung des Eigenkapitals fließen soll. Investiert wurden bisher rund 16 Millionen in Nick Woltemade, Yannik Keitel, Jeff Chabot, Stefan Drljaca, Ramon Hendriks, Fabian Rieder und Justin Diehl.

Nur logisch wäre es aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit gewesen, wenn der VfB kleine Brötchen gebacken hätte, um Guirassy zu ersetzen: Tim Kleindienst (28) wäre ein typischer Transfer gewesen. Zwölf Tore, drei Vorlagen letzte Saison sind nicht die schlechtesten Werte, der Heidenheimer wechselte jedoch für 7,5 Millionen nach Gladbach. Aber das wäre ein eher halbherziger Versuch gewesen, dem Kader nach dem Abgang von Guirassy Qualität zuzuführen.

Demirovic ist ein anderes (Preis-)Niveau: Letzte Saison Kapitän der Augsburger. Führungsfigur, bester Scorer, Mentalitätsspieler. Flexibel im Angriff einsetzbar, mit erfrischender Dynamik, solider Technik und einer gewissen Kratzbürstigkeit. So einen Spieler wollten wir schon immer im Kader haben. Er vermittelt überdies eine relative Sicherheit, was seine Einsätze angeht – im Gegensatz zu Guirassy in der Vergangenheit: Seit 2017 hat Demirovic kein Spiel verletzungsbedingt verpasst.

Es scheint so, als würde Demirovic perfekt zu Deniz Undav passen, die sich auch privat verstehen sollen. Wenn denn die Weiterverpflichtung von Undav klappt. Undav würde Demirovic gleich als VfB-Rekordtransfer ablösen. Und das wäre der zweite Statement-Transfer des VfB. Die Macher aus der Mercedes Straße wollen das Momentum nutzen, um sich langfristig im oberen Tabellendrittel zu etablieren.

Das kann man natürlich auch alles ganz anderes sehen: Ist die Verpflichtung von Demirovic nicht vielmehr ein Risiko-Transfer?

(Photo by Leonhard Simon/Getty Images)

In den letzten zehn Jahren kamen und gingen viele Spieler. Anläßlich unseres zehnjährigen Blogiläums haben wir unsere besten Texte in einem 68 Seiten starken Vertikalmagazin zusammen gefasst. Es sind nur noch wenige Exemplare der limitierten Auflage da. Es lohnt sich also, schnell zu sein.

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