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·21 May 2024

Das Jahr der Canteranos: Carvajal, Vázquez und Co. sind unverzichtbar

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Eigengewächse wie Vázquez, Nacho und Carvajal sind mal wieder wichtige Elemente im Kader – Fotos: getty images, realmadrid.com

Wenn Joselu trifft, dann meist entscheidend

Als Joselu Mato im vergangenen Sommer nach einer elfjährigen Odyssee durch diverse europäische und spanische Vereine zu Real Madrid zurückkehrte, war die Erwartungshaltung an ihn teilweise gering. Vielmehr wuchs nach dem Abgang Karim Benzemas im Umfeld die Sorge, dass der Verein mit der Espanyol-Leihgabe als einzigem gelerntem Mittelstürmer im Kader den Erfolg einer ganzen Saison aufs Spiel setze. Der mittlerweile 34-Jährige strafte jedoch alle Skeptiker lügen und trug seit Beginn der Saison regelmäßig dazu bei, dass die Blancos kurz vor dem dritten Titel in diesem Jahr stehen. Wettbewerbsübergreifend kommt der Galicier auf 17 Tore und drei Vorlagen, und einige dieser Scorerpunkte hatten spielentscheidenden Charakter. So traf er im ersten Heimspiel der Saison gegen Getafe zum wichtigen Ausgleich, bevor Jude Bellingham in der Nachspielzeit für drei Punkte sorgte, und nur einen Spieltag später war es Joselus Kopfballtor, das den Dreier gegen Real Sociedad brachte. Beim Auswärtsspiel in Girona traf der Angreifer mitten in der größten Druckphase der Gastgeber zum 1:0, wovon sich das Überraschungsteam der Liga nie erholte – die Blancos gewannen am Ende souverän mit 3:0. Joselus drei Treffer in den Stadtduellen bei Rayo Vallecano und dem FC Getafe brachten Real darüber hinaus unmittelbar vier Punkte im Meisterschaftsrennen. Doch auch und vor allem in der Champions League bewies der Stürmer Knipserqualitäten, wenn er gefragt war: Beim zugegebenermaßen sportlich unwichtigen 3:2-Sieg im Auswärtspiel bei Union Berlin traf Joselu doppelt, und seine beiden späten Treffer zur Remontada gegen den FC Bayern (2:1), mit denen er alleine für den Finaleinzug in der Königsklasse sorgte, wird wohl jeder Madridista ewig in Erinnerung behalten.


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Joselu 2023/24

  • Einsätze: 48
  • Tore: 17
  • Vorlagen: 3
  • Minuten: 2.090

Clásico-Held, Elfmeter-Experte und viel mehr

Auch in dieser Saison bestätigte sich, was bei Real Madrid seit Jahren gilt: Auf Lucas Vázquez ist Verlass! Wie in in den vergangenen Spielzeiten vertrat der ehemalige Außenstürmer auch in 2023/24 Dani Carvajal meist zuverlässig, wenn dieser mal verletzungsbedingt fehlte oder geschont wurde, um sich anschließend ohne zu Murren wieder auf die Ersatzbank zu setzen. Neben der meist grundsoliden Defensivleistung hatte der Galicier in der laufenden Saison auch vorne zwar wenige, dafür aber umso wichtigere Glanzmomente. Als er kurz vor Weihnachten im Auswärtsspiel bei Deportivo Alavés zum 1:0-Sieg (in Unterzahl) in der Nachspielzeit traf, war das einer dieser berühmten Momente, in denen allen klar wird – so wird man Meister. Spätestens im Clásico-Rückspiel am 21. April wurden auch die letzten Fragen über die Meisterschaft geklärt, als Vázquez erst den Elfmeter zum 1:1 herausholte, dann selbst zum erneuten Ausgleich traf, um anschließend in der Nachspielzeit Jude Bellingham den 3:1-Siegtreffer aufzulegen. Drei Torbeteiligungen gab’s auch beim 4:4 gegen Villarreal. Zwischendurch glänzte der 32-Jährige noch als Leader, Motivator und sicherer Schütze beim Elfmeterschießen in Manchester – so locker wie einst 2016 in Mailand!

Lucas Vázquez 2023/24

  • Einsätze: 36
  • Tore: 3
  • Vorlagen: 8
  • Minuten: 1.764

Der unverwüstliche Dani Carvajal

Vor einigen Jahren schienen die großen Jahre des Daniel Carvajal vorbei und die Karriere langsam, aber sicher an ihr Ende zu kommen – zu oft war der Rechtsverteidiger verletzt, fand dadurch selten den gewohnten Rhythmus, was seine Position zu einem echten Problem zu machen drohte. Dann machte der gebürtige Madrilene eine Ernährungs- und Trainingsumstellung und glänzt nun im dritten Jahr durch Konstanz und Beständigkeit. Die aktuelle Spielzeit ist der vorläufige Höhepunkt des zweiten Frühlings in der Karriere des 32-Jährigen. Defensiv wie offensiv spielt Carvajal seit Monaten auf Weltklasseniveau und ist einer der Hauptfaktoren für den Erfolg der Königlichen. Ähnlich wie Joselu und Vázquez hebt auch der zweite Kapitän sich seine Scorerpunkte meist für die ganz wichtigen Momente auf. So bewahrte er in der Hinrunde die Blancos beim FC Sevilla vor einer Niederlage mit seinem Kopfballtor zum 1:1, und im Januar traf er zum enorm wichtigen Last-Minute-Sieg im Heimspiel gegen Almería (3:2). Kurz zuvor rettete sein Tor Real im Halbfinale der Supercopa de España gegen Atlético Madrid kurz vor Schluss in die Verlängerung, woraufhin der Finaleinzug und dann auch der erste Titel der Saison folgten. Doch auch als Führungspersönlichkeit und Autorität – auf dem Platz wie in der Kabine – ist der Spanier ein entscheidender Faktor und unverzichtbar für Carlo Ancelotti. Die Position des Rechtsverteidigers ist ohnehin kein Problem mehr, dort ist Carvajal unumstrittener Herrscher und sowohl körperlich als auch mental längst nicht am Ende.

Dani Carvajal 2023/24

  • Einsätze: 39
  • Tore: 5
  • Vorlagen: 5
  • Minuten: 3.187

Zur richtigen Zeit wieder der alte Nacho

Es war eine schwierige Hinrunde für Nacho Fernández. Lange schien das Amt des ersten Kapitäns – dem ersten Kapitän aus „La Fábrica“ seit Iker Casillas’ Abgang 2015 – eine zu große Bürde zu sein, ihn zu lähmen – „Nachete“ machte Fehler, die man von ihm nicht gewohnt war. Die beiden überharten Fouls gegen Portu und Samu Omorodion und die anschließenden Platzverweise in Girona und Alavés stehen exemplarisch dafür, auch der „wollte es spielerisch lösen“-Fehler vor dem Gegentor gegen Almería, der diese Partie erst richtig wild machte. Damit schwächte das Urgestein sein Team nicht nur in den einigen  Partien, sondern verstärkte die ohnehin großen Sorgen in der durch Kreuzbandrisse gebeutelten Defensive, sodass Ancelotti teilweise gezwungen war, Mittelfeldspieler und Außenverteidiger im Abwehrzentrum aufzustellen. Nach Beginn der Rückrunde begann der Kapitän jedoch, sich zu stabilisieren, besann sich auf das Wichtigste – Bälle lieber weg schlagen als unter Druck spielerische Lösungen zu suchen – und wuchs in die Rolle des Kapitäns und zu einem der absoluten Leader. Abende wie der vom 17. April in Manchester haben gezeigt, von welcher enormen Bedeutung Spieler und Persönlichkeiten wie Nacho sind, so bleibt Erling Haaland auch im vierten Anlauf ohne Treffer gegen Real und auch ein gewisser Harry Kane konnte nur vom Punkt aus treffen. In Nachos Fall drückt sich all das zwar nicht in Scorerpunkten aus, sondern viel mehr im Auftreten auf und neben dem Platz, in Sachen Einstellung und Siegeswille. Oder auch im sicher verwandelten Elfmeter im Champions-League-Viertelfinale – oder auch seinem Tor-Geschenk für Joselu. Denn man kann sagen: Nachos einzige Vorlage der Saison zum 3:0 gegen Cádiz gab Joselu wieder etwas Selbstvertrauen zurück, das er vier Tage später gegen die Bayern gebraucht und gezeigt hat.

Nacho 2023/24

  • Einsätze: 43
  • Tore: 0
  • Vorlagen: 1
  • Minuten: 2.971

Drei Verträge laufen aus – bald kaum noch Canteranos im Team?

Von den vier Canteranos hat nur Dani Carvajal noch einen Vertrag, der über das Saisonende hinaus läuft (bis 2025) und angeblich demnächst um ein Jahr verlängert werden soll. Bei Nacho und Vázquez laufen die Arbeitspapiere Ende Juni aus, während Joselu ohnehin nur für eine Saison ausgeliehen wurde. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Kaufoption in Höhe von nur 1,5 Millionen Euro gezogen wird – verdient hat es der Mittelstürmer allemal. Ebenso gilt es als sicher, dass die anderen beiden Akteure Angebote für eine jeweilige Vertragsverlängerung bekommen werden. Während beim Kapitän sich ein Abgang in Richtung USA mehr und mehr abzeichnet, stehen die Zeichen für einen weiteren Verbleib von Lucas Vázquez an der Concha Espina gut.

Die aktuelle Spielzeit, die auch eine Saison der Canteranos ist – vorbei sind die Zeiten, als eher verächtlich die Rede von „Zidanes y Pavónes“ war –, zeigt am besten, wie wichtig die erfahrenen Eigengewächse in vielfacher Hinsicht sind, sowohl sportlich als auch als Führungspersönlichkeiten auf und neben dem Platz. „Die Leute, die länger im Klub sind, sind immer etwas verantwortlich dafür, dass in der Kabine alle in die gleiche Richtung rudern, dass jemand, der ein wenig entgleist, am Ohr gezogen und wieder auf den Weg gebracht wird. Das müssen die Routiniers in einer Mannschaft tun, damit es gut läuft. Wir haben sehr qualifizierte Leute dafür – und vor allem die jungen Spieler sind sehr professionell“, hob Carvajal im März das Geheimnis zu Reals Team-Chemie hervor.

Trotzdem sollte Real Madrid gewarnt sein: Denn sollten in der kommenden Saison (inklusive Fran García) nur noch drei oder vier Eigengewächse in der ersten Mannschaft spielen, würde eine wichtige Säule weiter verdünnt werden. Denn nach Sergio Arribas‘ Abgang vor einem Jahr ist klar: Selbst die hochtalentiertesten Youngster haben es schwierig, zu bleiben. Ein ähnliches Schicksal könnte auch Nico Paz ereilen, wohingegen zumindest Rafa Marín oder Miguel Gutiérrez rein theoretisch zurückkehren könnten. Eine Prise „La Fábrica“ ist Teil des königlichen Erfolgsrezepts der letzten Dekade – und wenn es nur mal wieder ein dritter Torwart wäre für die Statistik.

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