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VfL Osnabrück

·12 March 2025

Brückenschlag 118: Neue Liga, neues Derby

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Seit dem Sommer 1974 hatte das Fußball-Unterhaus nur noch zwei Etagen. Statt fünf Regionalligen gab es nun die 2. Bundesliga in einer Nord- und einer Südstaffel. Mit dabei waren auch die Lila-Weißen, die sich gleich am vierten Spieltag auf ein längst überfälliges Derby freuen konnten.

Trotz räumlicher Nähe hatte es seit Jahrzehnten kein Ligaspiel gegen Arminia Bielefeld gegeben. Die Ostwestfalen waren nach dem Zweiten Weltkrieg zumeist in den Weststaffeln der Ober-, Regional- oder Verbandsliga angetreten, während die Osnabrücker im Norden um Punkte und Tore kämpften. 1970 gelang der Arminia dann sogar der Sprung in die Bundesliga – zunächst allerdings nur für zwei Jahre. Erst die Saison 1974/75 vereinte beide Vereine wieder in einer Spielklasse. Kein Wunder also, dass sich am 24. August rund 18.000 Fans an der Bremer Brücke einfanden.


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Der VfL hatte keinen guten Start in die neue Liga erwischt und nach der 0:1-Auftaktniederlage beim 1. FC Mülheim-Styrum auch das Gastspiel bei Wacker 04 Berlin mit 1:2 verloren. Nur die Heimpremiere gegen Bayer 05 Uerdingen konnten die Lila-Weißen für sich entscheiden (2:0). Bei den Gästen sah die Lage anders aus. Nach einem achtbaren 1:1-Unentschieden gegen Borussia Dortmund hatte man in Oberhausen ebenfalls einen Punkt geholt und dann den Erzrivalen Preußen Münster mit 3:2 geschlagen.

Die Ostwestfalen gingen somit leicht favorisiert in das Derby und hinterließen in den ersten 45 Minuten auch den besseren Eindruck. Große Chancen oder wenigstens packende Torraumszenen suchte man allerdings auf beiden Seiten vergebens. Der VfL konnte seine Heimstärke an diesem Nachmittag nicht in spielerische Überlegenheit umsetzen, die Arminia vermied jedes Risiko und verteilte das Spielgerät eher in die Breite als in die Tiefe.

Drei Minuten nach dem Seitenwechsel kam dann Bewegung in die Partie. Nachdem Gerd-Volker Schock von gleich zwei Bielefeldern regelwidrig attackiert wurde, verwandelte Hans-Jürgen Andexer den fälligen Strafstoß zum 1:0. NOZ-Redakteur Hartwin Kiel rechnete – wie die lila-weißen Anhänger auf den Rängen – nun mit einem Motivationsschub, sah sich in den Folgeminuten aber bitter enttäuscht: „Beim VfL lief nichts zusammen, bewegungsarm mit wenigen Ausnahmen, ohne Präzision und Idee wurde die Zeit heruntergespielt“, notierte der kritische Beobachter. Der Ausgleich ließt trotzdem auf sich warten. Erst in der 88. Minute trafen die Bielefelder in Person des gerade erst 20-jährigen Ewald Lienen zum 1:1-Endstand.

„Jetzt wird es bitterernst“, schrieb Kien und befürchtete schon ein Szenario, „das über Wochen nicht mehr korrigierbar wäre“. Die Lila-Weißen überstanden allerdings nicht nur die schwierige Anfangsphase, sondern auch die Spielerrevolte gegen Cheftrainer Klaus Ochs und die heftigen Turbulenzen im Präsidium. Nach 38 Spieltagen und begeisternden Heimsiegen gegen Alemannia Aachen (2:0), Wattenscheid 09 (2:1), Schwarz-Weiß Essen (6:0), Mülheim-Styrum (6:1), Preußen Münster oder Borussia Dortmund (beide 3:2) belegte der VfL einen ordentlichen achten Tabellenplatz. Bielefeld wurde Vierter und verpasste den Relegationsplatz zum Bundesliga-Aufstieg nur um einen Punkt.


Text: Thorsten Stegemann

Bild: Ewald Lienen im Jahr 1974 © IMAGO / Horstmüller

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