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·19 November 2024
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·19 November 2024
Der FC Arsenal hat sich in der Vergangenheit oft als Vorreiter in Sachen Gleichstellung der Männer- und Frauenabteilung inszeniert. Stolz vertreten die Gunners die sogenannte "One Club"-Mentalität, wollen also keine Unterschiede zwischen den Frauen und Männern machen. Doch die letzten Nachrichten und Entwicklungen zeigen, dass Gleichberechtigung nur gelebt wird, solange es die Männer nicht beeinträchtigt.
Vor einem halben Jahr proklamierte der FC Arsenal, dass sein Frauenteam alle Heimspiele der UEFA Women's Champions-League im Emirates Stadium austragen wird. Für die Gunners sei das eine logische Konsequenz aus dem Zuschauerboom auf der Insel gewesen. Seit Monaten steht nun die Partie der Arsenal-Frauen gegen den FC Bayern München im Programm, seit September werden hierfür sogar die Tickets verkauft. Doch jetzt sind die ganzen Bemühungen des Londoner Vereins vergebens gewesen, denn die Männer der Gunners bekamen ein Heimspiel im sogenannten Carabao Cup auf denselben Tag gelegt. Um das Chaos perfekt zu machen, wurde der Ticketvorverkauf hierfür natürlich auch gestartet.
Seit gestern steht nun fest, dass die Frauen weichen werden und die UWCL-Partie gegen Bayern im deutlich kleineren Meadow Park austragen müssen. Die Verlegung steht in keinem Verhältnis zu der Bedeutung beider Partien, zeigt aber perfekt, wie irrelevant die "One Club"-Mentalität wird, wenn es einen Nachteil für die Männer mit sich bringen würde. Ein spannendes und mitunter entscheidendes Spiel für die Champions League der Frauen muss sich hinter einem Pokal einreihen, den bisher auch so gut wie niemand so richtig ernst genommen hat - und all das, obwohl das Spiel der Frauen schon deutlich länger im Kalender stand. Der FC Arsenal macht definitiv viele Schritte vorwärts im Kampf um die Gleichstellung, aber mit Aktionen wie dieser zerstören die Verantwortlichen ihr eigenes Standing und Image zumindest genauso schnell wieder.
Auf Social Media kam das Argument auf, dass Arsenal im Vergleich zu beispielsweise dem FC Bayern wenigstens das Frauenteam in die Hauptspielstätte des Vereins lässt. Das stimmt und muss man dem FC Arsenal natürlich hoch anrechnen. In diesem Fall ist es aber die Inkonsequenz der Verantwortlichen und Bevorzugung der Männer, die ein so schlechtes Licht auf die Gunners wirft und für viele Fans eine große Enttäuschung darstellt.
Mit der Spielverlegung in den Meadow Park hat es Arsenal geschafft, die Regeln der UEFA auszudribbeln. Denn eigentlich erfüllt die ehemalige Heimspielstätte der Frauen nicht den Anforderungen des europäischen Verbandes. Manche Fans zeigten sich zufrieden, dass das Spiel wenigstens nicht in einem neutralen Stadion stattfindet und dadurch der Heimvorteil verschwindet. Doch die Mehrheit der Unterstützer kann diese Euphorie nicht teilen. Medienberichten zufolge konnten bereits über 7000 Tickets für die Partie gegen die Bayern-Frauen vertrieben werden. Eine eigentlich schöne Zahl wird den Gunners nun zum Verhängnis, denn in den Meadow Park passen nur 4500 Supporter. So macht Arsenal nicht nur bei der Gleichstellung einen Rückschritt, sondern muss jetzt auf fast die Hälfte der Fans verzichten, die bereits sicher zum Spiel kommen wollten.
Fans, die bereits ein Ticket gekauft haben, erhalten automatisch eine volle Rückerstattung und ein 24-Stunden-Prioritätszugangsfenster, um ein neues Ticket für dieses Spiel im Meadow Park zu kaufen - das gilt auch für die Fans des FCB. Blickt man auf die Anzahl an bereits verkauften Tickets, könnte dieser Ticketkrieg schlimmer werden als für Taylor-Swift-Konzertkarten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Meadow Park nicht mal in der Nähe des Emirates ist. Viele Unterstützer, vor allem die des FC Bayern München, haben bereits Flug und Hotel passend gebucht. Sollten sie jetzt keine Tickets für die Partie ergattern können, bleiben sie wohl auf diesen Kosten sitzen.
Der Verein versucht die Wogen zu glätten, indem er Entschädigungen wie einen Gutschein für den Fanshop im Wert von 20£ oder eine Freikarte für ein zukünftiges Liga-Spiel im Emirates anbietet. Doch das sind auch eher symbolische Maßnahmen, denn den eigentlichen Wert der Gleichberechtigung des Frauenteams kann man mit keinem Geld der Welt erkaufen und dieses Armutszeugnis ungeschehen machen.