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·25 April 2025
Alle Neune! Kompany und die Meistertrainer im ersten Bundesligajahr

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·25 April 2025
Das Erstaunen war groß, als die Bayern im Sommer 2024 ihren neuen Trainer präsentierten. Nach einem halben Dutzend Absagen fanden sie in England Vincent Kompany. Vincent wer? Experten kannten ihn als Spieler, der beim Hamburger SV und bei Manchester City gekickt hatte. Aber als Trainer war Kompany ein unbeschriebenes Blatt. Man wusste vielleicht noch, dass er gerade mit dem FC Burnley auf- und wieder abgestiegen war.
Nun steht Vincent Kompany vor seiner ersten Deutschen Meisterschaft. Schon am Samstag kann es so weit sein. In ihrer allerersten Bundesliga-Saison schafften das nur wenige Trainer. Hier sind die besten Novizen, die sofort im Debüt-Jahr die Meisterschale holten – und das gelang bei nur drei Vereinen.
Er war erst 39 und kam aus Jugoslawien, Experten kannten ihn als WM-Spieler seines Landes 1954 – als er im Viertelfinale gegen Deutschland auf dem Platz stand, an der Seite von Bayerns erstem Bundesligatrainer Tschik Cajkovski. Der gemütliche Tschik ging 1968 und übergab an den gestrengen Zebec. „Als er kam, war unsere Jugend vorbei“, sagte Franz Beckenbauer. Endloses Rundenlaufen und Torwarttraining auf einem Parkplatz gehörten zu den Spezialitäten des Taktikfuchses, aber der Erfolg gab ihm Recht. Die Bayern eilten von Sieg zu Sieg, wurden schon am 32. Spieltag Meister und hatten kaum Verletzte. So stellten sie in der ersten von nur zwei Zebec-Saisons einen unglaublichen Bundesligarekord auf – sie setzten nur 13 Spieler ein, obwohl Wechsel längst erlaubt waren. Nach Dissonanzen mit Manager Robert Schwan kündigte Zebec im zweiten Jahr seinen Vertrag zum Saisonende und flog schon im März 1970 raus – es kam ein gewisser Udo Lattek.
Er war eigentlich nur der Co-Trainer des ungeliebten Gyula Lorant, den die Bayern im Dezember 1978 beurlaubten. In der Rückrunde führte der damals 47jährige Ungar sie noch auf Platz 4 in den Uefa-Cup und in seiner ersten kompletten Spielzeit 1979/80 führte das auf Raumdeckung ausgerichtete „Pal-System“, das von den Leitfiguren Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge geprägt wurde, zur ersten Meisterschaft nach sechsjährigem Darben. Der Mann mit dem Seidentuch galt zwar als eigenbrötlerisch, arrangierte sich aber mit den Leitwölfen. Sein Credo: „Ein Team wie die Bayern kann man heutzutage nicht mehr nach dem Prinzip Befehl und gehorsam führen.“ So durfte er noch drei Jahre bleiben.
Natürlich, er war der Kaiser und stand im Ruf alles zu können. Aber als er am Drei-Königs-Tag 1994 seinen Freund Erich Ribbeck ablöste, weil der FC Bayern vor der nächsten titellosen Saison stand, da gab es durchaus Skepsis rundum die Säbener Straße. Beckenbauer war ja nicht mal ein geprüfter Trainer und seufzte: „Es ist mir selbst ein vollkommenes Rätsel, warum ich mir diesen Job antue!“. Er hatte allerdings als DFB-Teamchef ohne Lizenz die härtesten Feuerproben bestanden und zwei WM-Finals erreicht, von denen er das letzte 1990 gewann und sich einen glänzenden Abschied verschaffte. Dreieinhalb Jahre nach dem Triumph von Rom saß er nun wieder auf der Bank, wobei er doch meistens stand während der Spiele seiner Bayern, und rüttelte das Starensemble um Lothar Matthäus auf. Zwar startete er mit einem 1:3 gegen den VfB Stuttgart und fiel auf Platz fünf zurück, aber am Ende ging die Schale doch nach München und der Kaiser trat den Ball in ein Loch der ZDF-Torwand – von einem Weizenbierglas aus. Dann trat er zurück und regierte den Verein mit seiner unvergleichlich charmanten Art.
Nach dem Reinfall mit Jürgen Klinsmann wollten die Bayern wieder einen erprobten Fachmann und fanden ihn in Louis van Gaal, der sie schon 1995 aus dem Landesmeisterpokal schmiss, den er dann mit Ajax Amsterdam gewann. Als er mit 57 nach München kam, hatte er drei Europapokalsiege und vier Meisterschaften vorzuweisen und sogar eine Vergangenheit beim FC Barcelona. Also wahrlich auch kein Anfänger, nur ein Neuling in der Bundesliga. Uli Hoeneß schwärmte, nun habe man wieder „einen Fußball-Lehrer“ an der Säbener Straße. Van Gaal führte sich denkwürdig ein: „Ich bin arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär.“ All das traf zu, nur nicht für alle – und so vergraulte er einen Lucio und einen Luca Toni, setzte die Nationalstürmer Mario Gomez und Miro Klose auf die Bank und brachte Franck Ribery dazu, Fluchtpläne zu entwickeln. Besser klar kam er mit den Jungen aus dem eigenen Stall, van Gaal war der ideale Karrierestarthelfer für Thomas Müller und Holger Badstuber, die beide 2010 nach einem Bundesligajahr zur WM fuhren – als Doublesieger.
Denn nach holprigem Start dominierten die Bayern die Saison 2009/10 und verloren im Frühjahr nur das wichtigste Spiel, das Champions League-Finale gegen Inter Mailand. Als der Erfolg dann ausblieb, war es vorbei mit der familiären Wärme, seine zweite Saison endete vorzeitig nach öffentlichem Dissens mit Hoeneß.
Auch der Spanier war kein Anfänger, als er die Bundesligabühne betrat. Mit 42 trat er ein schweres Erbe an, der allseits beliebte Jupp Heynckes hatte 2013 das Triple gewonnen. Guardiola musste eine neue Liga, ein neues Land und eine neue Sprache kennen lernen, brachte allerdings fünf Landsleute mit. Er war zuvor nur in Barcelona gewesen, wo er die Champions League gewann und wo er als Ex-Spieler allen Kredit hatte. In München erwarb er sich den mit zermürbendem Ballbesitzfußball (Tiki taka), mit dem er schon in Spanien den Titelhattrick geschafft hatte. Der Bundesliga kam sein Fußball spanisch vor, sie fand kein Mittel dagegen. Bis Ende März blieben die Bayern ungeschlagen, am 27. Spieltag wurde das Team um Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger frühester Meister aller Zeiten. Dann beging Pep einen fatalen Fehler und zog den Stecker: „Bundesliga ist vorbei!“, sagte er und erlaubte Niederlagen, setzte im Alltag Reservisten ein. Als es dann gegen Real Madrid im Halbfinale der Champions League darauf ankam, patzte die aus dem Rhythmus gebrachte Elf gewaltig (0:4). Aber da auch der Pokal nach München kam, war man nicht lange böse auf den Taktiknerd aus Katalanien. Er blieb bis 2016 und wurde noch zweimal Meister.
Im Juni 1978 stand er mit den Niederlanden im WM-Finale, wobei sein Platz die Bank war. Ernst Happel hatte sich längst einen Ruf als glänzender Trainer gemacht, war dreimaliger belgischer Meister und hatte mit Feyenoord Rotterdam den Europapokal der Landesmeister gewonnen, als ihn Manager Günter Netzer 1981 mit 56 nach Hamburg holte. Damit begann die größte Zeit des HSV. Der ewig grantelnde Wiener hatte alles im Griff, ohne viele Worte machen zu müssen. Seine erste Trainingsansprache war knapp und endete mit den Worten: „I will koan steh‘n sehen!“ Als er Kapitän Horst Hrubesch das Du anbot, lehnte der ab: „Geht nicht, Trainer – ich hab zu viel Respekt!“ Den hatte auch die Bundesliga vor diesem Mann und seiner Mannschaft. Der HSV blieb in 16 Rückrundenspielen 1981/82 ungeschlagen, wurde vorzeitig Meister und stand im Finale des Uefa-Cups.
Wer konnte nach Guardiola, der dreimal gescheitert war, die Champions League nach München holen? Die Bayern überlegten ernstlich und nahmen den Mann, der sie am häufigsten gewonnen hatte: Carlo Ancelotti. Aber auch der Italiener scheiterte an Real Madrid, nun schon im Viertelfinale, und den Pokal gab es auch nicht. Die Mächtigen grantelten, sein Training sei zu lasch und dass sein Co-Trainer öffentlich rauchte gab kein gutes Bild ab. Die Meisterschaft 2016/17 war mit diesem Kader allerdings nicht zu verhindern. Sie fuhren sie am 31. Spieltag mit einem 6:0 in Wolfsburg ein, fünf Titel in Folge waren ein Novum. Für Ancelotti blieb es der einzige, schon im September 2017 war für den 57jährigen Schluss. Später gewann er mit Real Madrid die Champions League noch zweimal, in die Bundesliga kehrte er nicht zurück.
Der erste Meister der Bundesliga musste ja einen Meistertrainer im ersten Bundesliga-Jahr haben. Aber „Schorsch“ Knöpfle war 1964 längst ein alter Hase und wurde eine Woche nach dem Titelgewinn mit dem 1. FC Köln bereits 60. Köln war seine siebte Station, mit dem HSV hatte er viermal die Oberliga Nord-Meisterschaft geholt und mit Werder Bremen 1961 den DFB-Pokal. Die Bundesliga war zwar auch für ihn Neuland, doch von allen Trainern 1963/64 meisterte er sie am besten.
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