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·26 May 2025

40 Jahre Berlin: Das DFB-Pokalfinale feiert Jubiläum

Article image: 40 Jahre Berlin: Das DFB-Pokalfinale feiert Jubiläum

An Pfingstsonntag 1985, heute vor 40 Jahren, wurde erstmals seit 1943 wieder ein Pokalendspiel in Berlin ausgetragen. Seit dem DFB-Pokalfinale an jenem 26. Mai 1985 gibt es keine Unterbrechungen mehr, seitdem ist Berlin auch die deutsche Pokal-Hauptstadt. Warum immer Berlin? DFB.de blickt zurück.

1985 war die Stadt noch ebenso geteilt wie das Land. Genau deshalb aber bekam die Metropole das Endspiel, es war der politischen Großwetterlage im Kalten Krieg geschuldet. Denn auf Druck der Ostblock-Staaten durfte Berlin nicht Austragungsort bei der EM 1988 in Deutschland sein. Der DFB gab schweren Herzens nach und dafür Berlin das Pokalfinale. Zunächst für fünf Jahre, mittlerweile steht es außer Frage, wohin die Reise für die Finalisten geht. Und so singen die Fans von Mannschaften, die in Pokalspielen in Führung liegen, ab der ersten Hauptrunde allerorts euphorisch: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"


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1985 waren es die Titelverteidiger von Bayern München und Außenseiter Bayer Uerdingen, der erstmals in einem Pokalfinale stand. Immerhin waren die Spieler aus dem Krefelder Stadtteil in der Bundesliga damals Fünfter. Trotzdem fürchtete der Klub, dass er fast das ganze Stadion gegen sich haben könnte, und so reiste Manager Reinhard Roder schon Wochen vor dem Finale mehrmals nach Berlin und machte PR-Termine. Bayer 05 verschenkte sogar 20.000 Aufkleber und Hunderte Tröten an die Berliner. Roder: "Ich hoffe, dass die Berliner hinter dem vermeintlich Schwächeren stehen! Wir werden versuchen, durch unseren Angriffsfußball die Fans zu begeistern, der Funke muss schon in den ersten zehn Minuten überspringen."

Uerdingen schockt FC Bayern

Die Bayern brauchten nur noch einen Sieg für die Meisterschaft, ganz München träumte vom Double. Libero Klaus Augenthaler warnte noch vergeblich: "Wir sind die Favoriten in Berlin, darauf gebe ich aber nichts. Wir haben die Uerdinger in der Bundesliga zwar zweimal geschlagen, aber uns jedes Mal schwer getan." So sah es auch Uerdingens Nationalspieler Matthias Herget: "Die Bayern sind keine Ausnahmemannschaft, wir haben bisher kein Glück gegen sie gehabt, aber das kann sich in Berlin ja ändern." Sein Trainer Kalli Feldkamp prophezeite: "Wir gewinnen 2:1!" Woher er das nur wusste? Kollege Udo Lattek setzte auf ein 2:1 für seine Bayern - "nach Verlängerung".

Zunächst fand das damals vorab übliche Frauen-Pokalfinale statt, das der FSV Frankfurt erst im Elfmeterschießen gegen den KBC Duisburg mit 4:3 für sich entschied - vor leider ziemlich leeren Rängen. Als die Männer um 18 Uhr den unebenen Platz betraten, über den die Uerdinger zuvor noch heftig geschimpft hatten, waren sie immer noch nicht vollbesetzt. Das erste Berliner Pokalfinale nach dem Krieg war nicht ausverkauft, am Ende strömten 70.398 Besucher ins Oval. Was es nie mehr geben sollte, abgesehen von den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021, als quasi vor leeren Rängen gespielt werden musste.

Die Bayern gingen durch Dieter Hoeneß schon nach acht Minuten in Führung, aber bereits im Gegenzug glich Horst Feilzer aus. Die Uerdinger bekamen nun Oberwasser, Verteidiger Norbert Brinkmann sagte zu Hoeneß: "So, Langer, das war’s. Das Ding könnt ihr heute nicht mehr gewinnen." So kam es wirklich. "Die Bayern kontrollierten nie das Spiel", stellte der Kicker fest, und Uerdingen-Keeper Werner Vollack wunderte sich noch 40 Jahre später im Interview mit selbiger Zeitschrift, "wie wenig ich zu tun bekam".

Lattek: "Ich bin stocksauer"

Das Spiel kippte, als Bayerns Mittelfeldspieler Wolfgang Dremmler nach Foul an Wolfgang Funkel vom Platz flog (48.). "Jetzt packen wir sie", brüllte Herget, und einer hatte genau hingehört. Wolfgang Schäfer verwandelte nach 67 Minuten eine Flanke zum überfälligen 2:1, das zuvor schon Larus Gudmundsson und Peter Loontiens auf dem Fuß gehabt hatten. Vor dem Spiel hatte er gegenüber ZDF-Reporter Jörg Dahlmann angekündigt, das Siegtor zu erzielen, allerdings "in der 76. Minute". So oder so - es war die Entscheidung. In Unterzahl und bei Gluthitze kamen diese Bayern nicht mehr zurück. Nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Werner Föckler war der Jubel groß, auch bei den neutralen Zuschauern. Das Spottlied mit den Lederhosen, die man den Bayern ausziehen möge, hatte Hochkonjunktur.

"Ich bin sehr enttäuscht - wenn Sie wollen, können Sie auch sagen, ich bin stocksauer", gab Lattek zu Protokoll."Nach dem 1:0 waren unsere Spieler doch schon auf dem Weg zur Siegerehrung". Den gingen nun die Uerdinger, die erste Ehrung in Berlin nahm Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann vor. Dann fuhren die Uerdinger mit ihrem Bus auf dem Ku’damm herum und präsentierten den Passanten stolz den Pokal.

"Cup" Schäfer: Mit Pokal ins Bett?

Den Siegesschützen zum 2:1 lernte an diesem 26. Mai 1985 ganz Deutschland kennen: Wolfgang Schäfer hieß jetzt nur noch "Cup". Der Legende nach ging der Stürmer nämlich mit dem Pokal ins Bett, und nur wenige interessierte die Wahrheit. Schäfer: "Da lag meine Freundin Rita, der Pokal stand auf dem Tisch." Dafür interessierte sich sogar die Polizei, die nachts um drei im Beisein von Roder und einem DFB-Vertreter an Schäfers Tür klopfte: "Ist der Pokal hier?" War er, noch immer mit Champagner gefüllt. Den verschüttete der schlaftrunkene Schäfer vor lauter Schreck.

Bayer 05 Uerdingen hat ihn nie mehr gewonnen. Der Klub stieg diese Saison nach der bereits fünften Insolvenz aus der Regionalliga West ab - unter dem seit 1995 gültigen Namen KFC Uerdingen hatte ihn mit der Unterstützung des Bayer-Werkes auch das Glück verlassen. Auch das macht den Tag vor 40 Jahren so besonders. Auf dem Empfang in der Heimatstadt am Niederrhein fiel dann ein Satz, der treffender nicht sein konnte. Wer ihn geprägt hat, ist unsicher, dass es ein kluger Mensch war, dagegen nicht: "Berlin kann das deutsche Wembley werden."

40 Jahre Berlin: Fakten und Zahlen

Anzahl der Vereine im Finale seit 1985: 27, zuletzt mit Arminia Bielefeld zum vierten Mal ein Drittligist

Am häufigsten dabei: Bayern München (16-mal)

Die meisten Siege: Bayern München (13-mal)

Am häufigsten in Serie dabei: Borussia Dortmund viermal (2014 bis 2017)

Häufigste Finalpaarung: Bayern München gegen Werder Bremen und Bayern München gegen Borussia Dortmund (je dreimal)

Spieler mit den meisten Berlin-Finalteilnahmen: Thomas Müller (acht)

Spieler mit den meisten Finalsiegen in Berlin: Thomas Müller, Oliver Kahn, Manuel Neuer, Franck Ribery und Philipp Lahm (je sechs)

Spieler mit den meisten Finalminuten: Thomas Müller (696)

Rekordpokalsieger seit 1985: Bastian Schweinsteiger (siebenmal, in vier gewonnenen Endspielen eingesetzt)

Spieler mit den meisten Finaltoren: Robert Lewandowski (acht)

Trainer mit den meisten Siegen in Berlin: Ottmar Hitzfeld, Thomas Schaaf, Karl-Heinz Feldkamp (je drei)

Finalkonstellationen nach Ligen: Bundesliga gegen Bundesliga (30-mal), Bundesliga gegen 2. Bundesliga (siebenmal), Bundesliga gegen 3. Liga (viermal)

Außenseitersiege: 1992 Hannover 96 (2. Bundesliga) gegen Mönchengladbach 4:3 im Elfmeterschießen

Entscheidungen nach Elfmeterschießen: Viermal (1991, 1992, 2016 und 2022)

Eigentore: Eins (Stuttgarts Joshua Vagnoman 2025 für Bielefeld)

Meiste Zuschauer: Borussia Dortmund gegen Werder Bremen: 76.500 im Jahr 1989

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