Miasanrot
·18 December 2024
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Nach dem Comeback des Triple-Trainers von 2013 stiegen bei vielen FC-Bayern-Fans die Hoffnungen auf einen weiteren ganz großen Erfolg. Doch ausgerechnet Eintracht Frankfurt mit dem designierten Heynckes-Nachfolger Niko Kovac zerstörte am Ende alle Träume.
Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein.
Es war der 9. Oktober 2017, als die Bayern-Granden offiziell zur Pressekonferenz luden und keinen Geringeren als Jupp Heynckes als Nachfolger des gescheiterten Carlo Ancelotti präsentierten. Auch ich saß damals vor dem Fernseher und hatte zugegebenermaßen ein bisschen Gänsehaut.
Da war er also wieder: der Trainer, der uns gut vier Jahre zuvor nicht nur die bis dato erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte beschert hatte, sondern mit seiner empathischen und respektvollen, aber durchaus auch bestimmten Art nicht nur innerhalb des Clubs viele Herzen für sich gewonnen hatte.
Sofort keimte bei mir wieder Hoffnung auf: Ist jetzt wieder der ganz große Wurf in dieser Saison möglich? Die Vorzeichen hatten sich zwar in den Jahren zuvor bereits an entscheidenden Stellen gegenüber 2013 verändert – Lahm und Schweinsteiger weg, Robben und Ribéry über ihrem Zenit, dazu eine angebliche Spielerrevolte gegen Ancelotti -, doch wenn einer dazu in der Lage sein sollte, die ganz großen Ziele zu erreichen, dann doch Don Jupp.
In der Bundesliga gelang das auch auf beeindruckende Weise. Am Ende der Saison standen 84 Punkte zu Buche, ganze 21 mehr als beim Zweitplatzierten Schalke. Den BVB (vor Heynckes` Übernahme noch Tabellenführer) konnte man sogar 29 Punkte hinter sich lassen, was jedoch zugegebenermaßen auch an einer schwachen Dortmunder Spielzeit lag.
So schön und lobenswert dieser Erfolg auch war: Nach dreimaligem Scheitern im Halbfinale unter Pep Guardiola sowie dem mehr als unglücklichen Ausscheiden im Viertelfinale der Vorsaison gegen Real Madrid schien die Zeit mal wieder reif für ein Champions-League-Finale. Nachdem im Achtel- und Viertelfinale mit Besiktas Istanbul und dem FC Sevilla zwar unangenehme, aber letzten Endes machbare Gegner besiegt worden waren, wartete nun im Halbfinale erneut Real.
Das Hinspiel in der Allianz Arena ging trotz Führung mit 1:2 verloren und so musste ein Sieg im Bernabéu her. Doch trotz zahlreichen Chancen und auch aufgrund eines Ulreich-Patzers sowie eines nicht gegebenen Handelfmeters kam der FCB am Ende nicht über ein 2:2 hinaus. Auch Heynckes vermochte es am Ende nicht, die schwarze Magie, die Real Madrid schon damals in der Champions League umgab, zu überwinden.
Aber es blieb ja noch das DFB-Pokal-Finale. Für viele mag das im Vergleich zur Champions League als kleiner Trost erscheinen, für mich war es jedoch etwas ganz Besonderes: Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich nämlich die Chance, live beim Spiel im Berliner Olympiastadion dabei zu sein.
Schon tagsüber war die Stimmung in der Hauptstadt herausragend und dazu wartete mit Eintracht Frankfurt im Finale ein Gegner, der sich unter seinem Trainer Niko Kovac in den letzten beiden Jahren zwar spürbar verbessert und die laufende Bundesligasaison auf Platz 8 abgeschlossen hatte, dem jedoch nicht ernsthafte Chancen eingeräumt wurden. Alles war angerichtet für den würdigen Abschied einer Trainerlegende.
Doch es kam alles anders: Bereits früh mussten die Bayern einem Rückstand hinterherlaufen. Zwar gelang zu Beginn der zweiten Halbzeit der Ausgleich, doch zwei weitere Tore der Eintracht in der Schlussphase beschwerten dem FCB das, was vorher kaum jemand für möglich gehalten hatte: eine Niederlage im letzten Spiel von Jupp Heynckes.
Auch hier waren die Umstände wieder sehr unglücklich: Zum einen vergaben die Münchner einige klare Chancen, zum anderen wurde ihnen in der Nachspielzeit ein klarer Elfmeter verwehrt. Trotz unbestrittenen eigenen Defiziten drängte sich somit in der Schlussphase der Saison auch der Eindruck auf, dass den Heynckes-Bayern in einigen Situationen das Spielglück fehlte, das sie fünf Jahre zuvor noch so zuverlässig auf dem Weg zum Triple begleitet hatte.
War das Ende von Jupp Heynckes beim FC Bayern also seiner Lebensleistung unwürdig? Wenn man auf die letzten Ergebnisse der Saison 2017/2018 schaut, sicherlich ja. In keinem der beiden Pokalwettbewerbe gelang ein Erfolg, auch wenn man in beiden Fällen so nah dran war, dazu kam noch ein peinliches 1:4 am letzten Bundesliga-Spieltag gegen Stuttgart. So sollte eine Trainer-Legende nicht abtreten müssen.
Auf der anderen Seite muss man fragen: Hat das Ende dieser vierten Amtszeit dem Ansehen und den Verdiensten von Jupp Heynckes wirklich geschadet? Aus meiner Sicht lässt sich das klar verneinen. Heynckes hat seine eigentliche Karriere 2013 auf dem Höhepunkt beendet: mit einem tränenreichen und tollen Bundesligaspiel in Mönchengladbach, der magischen Nacht von Wembley und der Triple-Veredelung im Pokalfinale gegen Stuttgart.
Die gut sieben Monate zwischen Oktober 2017 und Mai 2018 sollte man als Bonus oder Extra sehen, oder wie es Heynckes selbst formulierte: als Freundschaftsdienst gegenüber Uli Hoeneß und dem FC Bayern. Und dafür ist es eigentlich ziemlich gut gelaufen.