
LIGABlatt
·8 June 2025
0:2! Verbessert, aber nicht gut genug – DFB-Elf gegen Frankreich in der Einzelkritik!

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·8 June 2025
Im Spiel um Platz drei der UEFA Nations League musste sich die deutsche Nationalmannschaft Frankreich am Ende mit 0:2 geschlagen geben. Trotz einer merklichen Leistungssteigerung gegenüber dem verlorenen Halbfinale gegen Portugal, reichte es am Ende nicht, um Weltranglistendritten niederzuringen. Vor allem in der ersten Halbzeit war das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann zwar die bessere Mannschaft, doch die individuelle Klasse eines Kylian Mbappé brachte die Franzosen kurz vor der Pause in Führung.
Am Ende war es ein Kommunikationsfehler in der deutschen Abwehr, das das 0:2 durch Michael Olise und damit die endgültige Niederlage einleitete. Wie gut oder schlecht sich die deutschen Spieler dennoch geschlagen haben, erfahrt ihr in unserer Einzelkritik:
Marc-André ter Stegen: Gegen Portugal nach langer Verletzungspause erstmals wieder ins DFB-Team zurückgekehrt, wirkte der Barca-Kapitän da zu Beginn noch etwas nervös, gegen Frankreich war davon aber nichts mehr zu sehen. Mit zahlreichen teils Weltklasseparaden hielt der 32-Jährige die deutsche Mannschaft lange im Spiel. Beim 0:1 war er noch am Ball, konnte die Kugel aus kürzester Distanz aber nicht mehr um den Pfosten lenken. Beim 0:2 sah sich ter Stegen gleich zwei Angreifern gegenüber und war chancenlos. Insgesamt war die deutsche Nummer eins der wahrscheinlich beste Mann auf dem Platz, gewiss aber der beste Deutsche und muss sich überhaupt nichts vorwerfen lassen. (Note: 1,5)
Joshua Kimmich: Im Halbfinale noch wahrscheinlich beste Deutsche, an diesem Tag zumindest noch einer der besten. Ballsicher und zweikampfstark ging der 30-Jährige voran und sorgte vor allem für Stabilität. In der ersten Hälfte spielte Kimmich noch etwas konservativer und sicherte hinten ab, in der zweiten Halbzeit wurde der Münchner dann von der Rechtsverteidigerposition ins zentrale Mittelfeld versetzt, wo er noch einige vielversprechende Situationen einleitete, bei denen am Ende aber nichts herumkamen. Wo man Kimmich aber nicht ganz aus der Verantwortung nehmen kann, ist das 0:1, wo er zunächst unter die Hereingabe hindurchtauchte und dann den Torschützen Kylian Mbappé nicht am Abschluss hindern konnte. (Note: 2,5)
Robin Koch: Über 83 Minuten hinweg machte der Frankfurter eigentlich ein richtig gutes Spiel und hatte Kylian Mbappé sehr gut im Griff, wobei er 100 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Beim 0:2 jedoch klappte nach einem langen Ball der Franzosen von hinten heraus die Kommunikation mit Nebenmann Jonathan Tah nicht, weshalb Robin Koch unbeabsichtigt die Kugel auf den in die Spitze startenden Mbappé weiterleitete, der wiederum auf Michael Olise querlegte, was dann in diesem Spiel die Entscheidung herbeibrachte. (Note: 3)
Jonathan Tah: Nach dem letzten Spiel wurde der Neu-Münchner wegen seiner schwachen Leistung sehr gescholten und musste Wiedergutmachung leisten. Dies gelang Tah allerdings nur Phasenweise. Im Spielaufbau und der Bewegung mit Ball am Fuß nach vorne machte der 29-Jährige seine Sache ordentlich, im direkten Duell mit seinen französischen Gegenspieler hatte der gebürtige Hamburger aber mehrfach Probleme und kam mehrfach zu spät, weshalb am Ende meist ter Stegen klären musste. Beim 0:2 klappte die Absprache zwischen Tah und Koch nicht, was direkt zum Gegentor führte. (Note: 4)
David Raum: Auf der linken Seite sehr offensiv baute der Leipziger vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder Druck auf die gegnerische Abwehr auf, im Spiel gegen den Ball blieb der 26-Jährige dabei robust und sicherte gut ab. Die Flanken Raums kamen allerdings nur sehr selten an und ab und zu entstanden durch seine offensive Positionierung in seinem Rücken Lücken, die dann zu gefährlichen Situationen führten. Insgesamt aber war es ein engagierter und couragierter Auftritt des Linksverteidigers. In der 65. Spielminute wurde David Raum dann durch Maximilian Mittelstädt ersetzt. (Note: 2,5)
Pascal Groß: In Halbzeit eins war der Dortmunder der wahrscheinlich beste Deutsche auf dem Platz. Ruhig, abgeklärt und mit den guten Auge für seine Mitspieler brachte viele Bälle zu seinen Mitspielern, wobei ihm gleich mehrfach tolle Schnittstellenpässe gelangen, woraus dann gute Chancen entsprangen. Gegen den Ball hatte Groß zwar deutliche Tempo-Defizite, die machte er jedoch durch ein sehr gutes Positionsspiel und durch die nötige Robustheit in den Zweikämpfen wett. In der zweiten Halbzeit war der 33-Jährige dann nicht mehr ganz so auffällig, wie in der ersten Hälfte und wurde dann in der 73. Spielminute für Thilo Keherer ausgewechselt. (Note: 2)
Leon Goretzka: An der starken ersten Halbzeit der deutschen Mannschaft hatte Leon Goretzka nur geringen aktiven Anteil, war er die ganze Zeit hindurch doch praktisch unsichtbar. Zwar bewegte sich der 30-Jährige gut und schaffte so Räume für seine Mitspieler, mit dem Ball am Fuß wollte ihm jedoch nur wenig gelingen. Auch in der zweiten Halbzeit war Goretzka kaum zu sehen und konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken. Nach 65 gespielten Minuten war dann für den Münchner Schluss und für ihn kam Tom Bischof ins Spiel. (Note: 5)
Karim Adeyemi: Vom Einsatzwillen her war dies ein absoluter Topauftritt des Dortmunders und sein bestes Länderspiel seit langer Zeit. Quirlig, mutig mit dem Ball und mit enormen Tempo nach vorne sorgte Karim Adeyemi sowohl in der ersten als auch in der zweiten Hälfte für enorme Gefahr vor dem gegnerischen Tor, fällte am Ende aber zu oft leider die falsche Entscheidung und spielte ab, wenn er hätte abschließen sollen, oder nahm das Tempo raus, wenn es smarter gewesen wäre, tief zu gehen. Zwischen zeitlich sorgte der 23-Jährige für einen Aufreger, als er vermeintlich von Mike Maignan im Strafraum gefoult wurde, jedoch wurde der Strafstoß nach VAR-Überprüfung wegen Schwalbe wieder kassiert. In der zweiten Halbzeit gab es erneut eine strittige Situation, als Adeyemi wieder im gegnerischen Strafraum zu Fall gebracht wurde, diesmal schaute sich der Schiedsrichter die Szene aber nicht noch einmal an. In der 79. Spielminute war dann Schluss für den Linksfuß und für ihn kam Serge Gnabry in die Partie. (Note: 2,5)
Florian Wirtz: Gegen Portugal hatte der vermeintliche zukünftige Liverpooler noch durch seinen Treffer und einige gelungene Aktionen für Wirbel gesorgt, an diesem Tag jedoch war Florian Wirtz nicht ganz so auffällig. Zwar leitete der Spielmacher mehrere gute Gelegenheiten seiner Mannschaft durch seine Pässe direkt ein und hatte in der ersten Halbzeit die Chance aufs 1:0, wobei er am Pfosten scheiterte, zu häufig jedoch tauchte er auch wieder unter und ließ sich in den Zweikämpfen zu leicht vom Ball trennen. Insgesamt also ein sehr durchschnittlicher Auftritt des 22-Jährigen. (Note: 3)
Nick Woltemade: Im eigenen Wohnzimmer in Stuttgart bekam der Debütant aus dem Spiel gegen Portugal erneut die Chance im Sturm, diesmal in einer Doppelspitze. Auch an diesem Tag war der fast zwei Meter große Angreifer wieder sehr bemüht, doch wollte ihm nur wenig gelingen, da ihm in entscheidenden Momenten der Ball versprang, oder er im Gewusel die langen Beine nicht richtig sortiert bekam. Dennoch hatte Woltemade auch in diesem Spiel erneut die Chance, sein Tor zu erzielen, jedoch scheiterte er am starken Mike Maignan. Zur Halbzeitpause wurde der Mittelstürmer dann durch seinen Stuttgarter Mannschaftskollegen Deniz Undav ersetzt. (Note: 4)
Niclas Füllkrug: Diesmal von Anfang an mit dabei und das in einer Doppelspitze sollte Niclas Füllkrug für Präsenz und Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgen. Dies gelang nur teilweise, war der West-Ham-Profi doch nur selten am Ball und wenn, dann traf er meist die falsche Entscheidung, beispielsweise, als er kurz vor Schluss, den besser postierten Undav am gefährlichen Abschluss hinderte. Das vermeintliche zwischenzeitliche 1:1 durch Undav wurde nach VAR-Überprüfung wegen eines Foulspiels Füllkrugs einkassiert. (Note: 5)
Deniz Undav (ab Spielminute 46): Als wuseligere Alternative zum eher staksigen Woltemade gekommen, machte Undav gleich gut Alarm im gegnerischen Strafraum und zeigte vor allem im Anlaufverhalten gegen den Ball seine Qualitäten. Zwischenzeitlich erzielte er sogar das vermeintliche 1:1, doch nach vehementem Lamentierens der Franzosen, ließ sich der Schiedsrichter dann doch auf eine VAR-Überprüfung ein, im Zuge derer wegen eines Foulspiels durch Niclas Füllkrugs das Tor wieder aberkannt wurde. Hiernach blieb Undav weiterhin beweglich und anspielbar, kam in einigen guten Situationen aber an seine technischen Grenzen, weshalb man nicht das aus den Chancen herausholen konnte, was vielleicht drin gewesen wäre. Leider traf er überdies zu oft die falsche Entscheidung. In der zweiten Halbzeit jedoch war der 28-Jährige jedoch einer der auffälligsten Deutschen. (Note: 3)
Maximilian Mittelstädt (ab Spielminute 65): Für den guten David Raum gekommen, sollte der Stuttgarter über links sowohl Impulse nach vorne geben als auch nach hinten absichern. Beides wollte nicht so richtig gelingen, da keine der Hereingaben Mittelstädts den Mitspieler fand und in seinem Rücken sich immer wieder Lücken bildeten, die die Franzosen zu Kontern nutzen konnten. Zwar war der 28-Jährige insgesamt ballsicher und machte keine direkten Fehler, die gewünschten Impulse brachte er aber nicht. (Note: 4)
Tom Bischof (ab Spielminute 65): Der Debütant kam für den schwachen Leon Goretzka ins Spiel und machte seine Sache doch sehr ordentlich, indem er viel in Bewegung blieb und dadurch ständig anspielbar war. Gleich mehrfach versuchte der Neu-Münchner den Ball in guten Situationen klatschen zu lassen, um so seine Mitspieler einzusetzen und für mehr Dynamik im Spiel zu sorgen, seine Bemühungen blieben aber meist ohne Folgen. Mit dem Ball am Fuß versuchte Bischof zwar einiges, blieb aber immer wieder an der gegnerischen Abwehr hängen, was zu Ballverlusten führte. Gegen den Ball blieb er 19-Jährige aber stabil und konnte einige wichtige Zweikämpfe gewinnen. (Note: 3)
Thilo Kehrer (ab Spielminute 73): Das erste Mal unter Julian Nagelsmann berufen, kam der Monaco-Profi für den starken Pascal Groß ins Spiel, um nun als Rechtsverteidiger auszuhelfen, damit Joshua Kimmich ins Mittelfeldzentrum rücken konnte. Der 28-Jährige war nach seiner Einwechslung aber überhaupt kein Faktor und konnte nach vorne gar keine Impulse setzten, während er in der Rückwärtsbewegung gleich mehrfach überspielt wurde, was zu Großchancen der Franzosen führte. (Note: 5)
Serge Gnabry (ab Spielminute 73): Nach seiner Einwechslung für den sehr auffälligen Karim Adeyemi kam Sege Gnabry nur selten an den Ball. In den Zweikämpfen zog der Bayern-Angreifer stets den Kürzeren und konnte so keine Sicherheit bringen. Dennoch war der 29-Jährige an gleich zwei guten Gelegenheiten direkt beteiligt, die aber nicht genutzt werden konnten. (Note: 4)
Foto: Alex Grimm / Getty Images