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·17. August 2023

Union Berlin: Imagewechsel zum richtigen Zeitpunkt

Artikelbild:Union Berlin: Imagewechsel zum richtigen Zeitpunkt

Der FC Union aus Berlin lebt den Traum eines jeden Klubs, der irgendwann einmal in die Bundesliga aufgestiegen ist. Als Emporkömmling ist der erste und schwerste Schritt, den Klassenerhalt zu schaffen und sich zu etablieren. Gelingt das, wird es nicht viel einfacher. Eine sukzessive Steigerung von Saison zu Saison gelingt nur den wenigsten Klubs.

Momentan lässt sich sagen: Union ist dahingehend eine absolute Ausnahme – im positiven Sinn. Die Köpenicker profitieren von Kontinuität, ließen in den letzten Jahren Strukturen entstehen und wachsen. Der Sommer 2023, wenn Union erstmals die Champions-League-Hymne hört, stellt nicht nur einen vorläufigen Höhe-, sondern auch einen Wendepunkt dar. Und auch das ist von den Verantwortlichen genau durchgeplant worden.


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Union-Erfolgsgeheimnis: Gesundes Wachstum auf einer guten Basis

Als der FC Union im Jahr 2019 in die Bundesliga aufstieg, ahnte niemand so wirklich, was für eine Erfolgsgeschichte ihren Lauf mit diesem Ereignis als Startpunkt nehmen wird. Die Experten waren sich einig: Union wird sofort gegen den Abstieg spielen. Nicht falsch verstehen: Der Aufstieg war die logische Folge konsequenter Arbeit und des cleveren Nutzens der einigermaßen beschränkten Ressourcen und somit völlig verdient. Union ging als Underdog in die Saison, erreichte aber prompt einen elften Platz.

Und ja, die Köpenicker spielten dabei eine Art Underdog-Fußball mit vielen intensiven Läufen, Zweikämpfen und hohen Bällen. Das schmälerte die Leistung aber nicht im Geringsten, denn auch diese Elemente müssen umgesetzt werden. Das zweite Jahr ist für Aufsteiger häufig noch einmal schwerer. Mit diesem Mythos räumte Union aber ebenfalls auf, verbesserte sich auf Platz sieben und entwickelte den eigenen Fußball im Rahmen der Möglichkeiten weiter. Union wurde flexibler, schneller, torgefährlicher, defensiv immer kompakter.

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Der Höhepunkt war das aber noch lange nicht. 2021/22 belegte das Team aus der Hauptstadt am Ende Platz fünf, in der Vorsaison sogar Rang vier. Das Zauberwort heißt in diesem Fall Kontinuität. Oder ist es Zufall, dass die beiden Teams, die am meisten überraschen und das Optimum aus ihren Möglichkeiten herausholen, nämlich Union und Freiburg, diejenigen sind, die sich die Kontinuität als oberste Richtlinie auf die Fahne geschrieben haben? Mitnichten.

Urs Fischer (57) und Oliver Ruhnert (51) kennen den Klub wie ihre Westentasche, wissen, wie Union funktioniert. Sie wissen auch, was der jeweils andere für Vorstellungen hat. So kann ein Vertrauensverhältnis wachsen. Fischer kann darauf vertrauen, dass Ruhnert die Spielertypen verpflichtet, die es für den typischen Union-Stil braucht. Und Ruhnert wiederum weiß, dass Fischer Ideen hat, um das Team in die richtige Richtung zu lenken. Die Basis ist gut, das Wachstum gesund, die Risiken werden genauestens kalkuliert.

Neue Möglichkeiten, neue Größenordnung

Interessant ist aber nicht nur der Weg zum derzeitigen Zustand bei Union, denn auch die aktuellen Entwicklungen haben es in sich. Die Qualifikation für die Champions League eröffnet neue Möglichkeiten. In Sachen Marketing sowieso, aber auch finanziell. Mehr als 20 Millionen Euro fließen alleine für die Teilnahme an der Gruppenphase auf das Konto. Die Königsklasse kann zudem das Zünglein an der Waage in Verhandlungen mit Spielern sein. Das zeigte sich beispielsweise bei der Leihe von David Fofana (20), der vom FC Chelsea kam. Als die Möglichkeit der Spielpraxis in der Champions League erwähnt wurde, war für Klub und Spieler schnell alles klar.

Artikelbild:Union Berlin: Imagewechsel zum richtigen Zeitpunkt

(Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

Der Blick auf die Transfers in diesem Sommer zeigt, dass die Namen, die an die Alte Försterei wechseln, immer prominenter werden. Neben angesprochenem Fofana gilt das auch für Brenden Aaronson (22) von Leeds United. Auch die Tatsache, dass Diogo Leite (24) vom FC Porto fest verpflichtet werden konnte, ohne, dass noch ein anderer Klub dazwischenfunkt, spricht für Union. Die neuen Möglichkeiten sollen nun ausgeschöpft werden, damit die Ausflüge in den Europapokal nicht die Ausnahme bleiben.

Imagewandel bei Union: Keine Spur mehr vom Underdog

Der Toptransfer wurde dabei noch gar nicht einmal erwähnt. Robin Gosens (29), deutscher Nationalspieler, wechselte von Inter in die deutsche Hauptstadt, für bis zu 15 Millionen Euro. Das war und ist ein Statement. Vor allem, weil auch Kevin Volland (31) ein weiterer prominenter Name kurz vor einer Unterschrift stehen soll. Auch diese Transfers sind durchdacht, weil die Verantwortlichen wissen, dass die Mannschaft bei der noch einmal steigenden Belastung Führung braucht. Frische Impulse durch junge Spieler sind immer wichtig, aber ein verlässliches Grundgerüst muss vorhanden sein.

Aktuell lässt sich unschwer erkennen, dass Union einen Imagewandel vollzieht. Vom Underdog kann keine Rede mehr sein, auch wenn einige Prinzipien des Fußballs – sichtlich weiterentwickelt – vergangener Tage noch immer eine Rolle spielen. Die Message, die Köpenick an die Konkurrenz sendet, könnte klarer kaum sein: „Wir sind vorbereitet!“

Und nein, auch in den nächsten Jahren wird man bei Union nicht offen vom Ziel Meisterschaft reden. In den Köpfen aller Beteiligter herrscht aber sicher Gewissheit, dass nach den vielen Schritten, die bereits erfolgt sind, die Etablierung unter den Top-6 oder Top-7 der Bundesliga nur logisch wäre. Selbst wenn dies nicht klar formuliert wird, die letzten Wochen und die letzten Transfers zeigen, dass der Klub bereits so agiert. Die Zeiten des Underdogs sind vorbei.

(Photo by Selim Sudheimer/Getty Images)

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