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·1. August 2023
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·1. August 2023
Pep Guardiola vollbrachte mit Manchester City Historisches und gewann erstmals in der Klubgeschichte das Triple. Das sollte seinen Spielern doch eigentlich Lust auf mehr machen, oder etwa nicht? Gleich ein paar Leistungsträger suchen das Weite. Doch warum verlassen 'Pep' so viele Stars?
Als Pep Guardiola am 10. Juni im Istanbuler Atatürk-Olympiastadion das Podium im Pressekonferenz-Saal betrat, hatte er soeben Geschichte mit Manchester City geschrieben: Der Champions-League-Titel hatte das erstmalige Triple in der Vereinshistorie komplettiert. Also nahm Guardiola auf seinem Stuhl Platz und ließ ambitiös verlauten: "Ich will nach einer Champions League nicht verschwinden. Wir müssen in den nächsten Jahren härter arbeiten." Allerdings muss Guardiola das Ziel, weitere historische Errungenschaften zu erreichen, mit einer durchaus veränderten Mannschaft angehen.
Denn zum einen verabschiedete sich mit Ilkay Gündogan der Kapitän des Teams nach sieben Jahren Vereinszugehörigkeit. Mit dem deutschen Nationalspieler ging das Herzstück von Guardiolas Mannschaft. "Er ist als defensiver und offensiver Mittelfeldspieler so intelligent", hatte Guardiola noch im Mai geschwärmt und gehofft, Gündogan würde sich für eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags entscheiden. Doch Gündogan entschied sich für den FC Barcelona. Nicht, weil er nicht länger für Guardiola und ManCity spielen, sondern sich mit dem Wechsel zu Barca einen "Kindheitstraum" erfüllen wollte.
Gündogan besitzt mit seinen 32 Jahren womöglich noch mindestens zwei, drei Jahre auf Top-Niveau. Selbiges hätte für Riyad Mahrez gegolten. Doch der Algerier wählte nicht nur den Abschied von Manchester City, sondern gleich aus Europa. Nach fünf Jahren in Diensten der Skyblues stieg der Rechtsaußen, der mit seiner filigranen Ballbehandlung perfekt zu Guardiolas ansehnlichem Fußball gepasst hatte, in den Flieger Richtung Saudi-Arabien und unterschrieb einen Vierjahresvertrag bei Al-Ahli. Eine Entscheidung, die aufgrund Mahrez' zuletzt noch bestehender starken Form auf Europas Fußballplätzen seltsam anmuten lässt, ihn und seine nachfolgenden Generationen aber allen voran finanziell überaus absichern wird.
Dass daneben Kyle Walker mit einem Abgang von Manchester City liebäugelt und zum FC Bayern wechseln will, ist nicht unmittelbar mit monetären Beweggründen zu belegen, dürften die angebotenen Saläre doch ebenbürtig sein. Der 33-jährige Rechtsverteidiger ist nach sechs Jahren bei den Citizens vielmehr bestrebt, eine neue Herausforderung in bislang fremden Gefilden anzunehmen: Mit dem FC Bayern würde sich der Engländer zum allerersten Mal in seiner Karriere einem Klub im Ausland anschließen. Und dort gäbe es allerlei Titel zu gewinnen: Die Bundesliga und der DFB-Pokal zählen bei den Münchnern zu den Pflichtzielen, die Champions League wird ebenfalls forciert. Und zwar bestenfalls mit Walker, dessen Motivation für einen Wechsel sich daraus erschließt, obschon Guardiola kürzlich bekräftigte, den Kampf um Walker, der ein "unglaublich wichtiger Spieler" sei, noch nicht aufgegeben zu haben.
Während sich Walkers Abschied allmählich konkretisiert, könnte die Causa Bernardo Silva erst noch Fahrt aufnehmen. Der portugiesische Offensivkünstler war bereits im Vorsommer recht konkret mit einem Abgang aus Manchester und einem Wechsel zum FC Barcelona in Verbindung gebracht worden. Damals hatte Guardiola sich für einen Verbleib des 28-Jährigen stark gemacht, verdeutlicht, "wie sehr wir uns wünschen, dass er bleibt und wie sehr wir ihn lieben" - und damit Erfolg gehabt. Es gilt aber als offenes Geheimnis, dass Silva weiter vom FC Barcelona träumt. Dass sein Weg bis dato nicht an die katalanische Mittelmeerküste führte, liegt vor allem an Barcas finanziell-eingeschränktem Handlungsspielraum. Erst wenn der spanische Meister hochrangige Spielverkäufe verbucht, könnte Silva in den Flieger Richtung Barcelona steigen.
Dieselbe Route könnte Joao Cancelo wählen. Der Außenverteidiger war in der vorigen Rückrunde an den FC Bayern verliehen, nachdem zuvor aufgrund seiner Unzufriedenheit ob seiner Reservistenrolle über einen Bruch mit Guardiola spekuliert worden war. Das Verhältnis zwischen dem Portugiesen und Guardiola gilt als angespannt, Cancelos Abgang scheint darob realistisch. Der FC Barcelona meldete bereits im Januar Interesse und könnte eine Verpflichtung erneut in Betracht ziehen. Doch auch bei Cancelo gilt: Ohne weitere Einnahmen kann Barca kaum zuschlagen.
So könnte es bei Manchester City bis zum Ende der laufenden Transferperiode summa summarum zu gleich sechs namhaften Abgängen kommen. Zwar mag Guardiola als bester Trainer der Welt gelten, der Stars in neue Sphären vordringen lässt und zu Titeln verhilft, doch das allein reicht nicht aus, um einen Aderlass zu verhindern. Stars wie Gündogan erfüllen sich mit dem Wechsel zum FC Barcelona einen Kindheitstraum, dagegen folgen Profis wie Mahrez dem Ruf des Geldes und räumen dem Vorrang ein. Stars wie Walker oder Silva streben nach einer sportlichen Herausforderung an einem neuen Ort, wohingegen bei Cancelo ein vermeintlicher Disput für den Abgang sorgen dürfte. Selbst Guardiola wird sich vor diesen Hintergründen immer wieder auf Abgänge seiner Leistungsträger einstellen müssen. Doch gleichzeitig sorgt der Katalane mit den Transfers von Mittelfeldstar Mateo Kovacic (zuvor FC Chelsea) und wohl auch Innenverteidiger-Talent Josko Gvardiol (RB Leipzig) vor und arbeitet daran, auf dem Olymp zu bleiben. Denn wer Guardiola verfolgt, weiß, dass er sich beileibe nicht zurücklehnen wird. "Es gibt Mannschaften, die die Champions League gewinnen und nach einer Saison oder zwei Jahren abtauchen. Das musst du verhindern. Weil ich mich kenne, wird das nicht passieren", versprach 'Pep' nach dem Triumph in Istanbul. Da bleibt nur abzuwarten, wie stark sein Team in der neuen Saison sein wird - ohne ein paar altbekannte, dafür mit vereinzelt neuen Stargesichtern.