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·3. September 2025

Zu viel „Nummer sicher“: Kann die Bundesliga so den Anschluss halten?

Artikelbild:Zu viel „Nummer sicher“: Kann die Bundesliga so den Anschluss halten?

Die nackten Zahlen verbreiten Angst und Schrecken. Eine Rekordsumme von dreieinhalb Milliarden Euro gab die englische Premier League in diesem Sommer für neue Spieler aus, investierte damit 200 Millionen Euro mehr als die restlichen Top-Fünf-Ligen Europas zusammen. Die Bundesliga, LaLiga in Spanien, die italienische Serie A und die französische Ligue 1 waren dem Transfer-Wahnsinn auf der Insel mit einer erschreckenden Machtlosigkeit ausgeliefert, der Trend der letzten Jahre setzte sich fort.

„Für viele ist das jetzt normal. Für mich ist es ein Signal“, schrieb Oliver Kahn am Deadline Day auf seinem persönlichen LinkedIn-Account. Die Bundesliga gehe „zu sehr auf Nummer sicher und hat vergessen, wie man Risiken eingeht“. Es sei die Frage, so der ehemalige Vorstandsboss der Bayern weiter, „ob wir eine Liga bleiben wollen, die Talente hervorbringt und sie verliert – oder ob wir die Bedingungen dafür schaffen wollen, dass Talente hier bleiben.“


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Die deutsche Eliteliga verwalte zu sehr „Bestehendes“ und gebe sich „mit der Rolle des Verfolgers zufrieden“, monierte Kahn weiter. Bei Ausgaben von 850 Millionen Euro schloss die Bundesliga den Transfersommer mit einem Plus von 175 Millionen Euro ab. Allein die acht teuersten Abgänge um Florian Wirtz, Hugo Ekitiké oder Nick Woltemade suchten den Weg in die Premier League, insgesamt über 20 Spieler aus Deutschland wechselten für weit mehr als 600 Millionen Euro auf die Insel.

Bundesliga: Nur eine Ausbildungsliga?

Spöttisch wird die Bundesliga teilweise längst als „Farmers League“, also eine Art Ausbildungsliga der Premier League bezeichnet. Doch wie lässt sich die Verzwergung im Vergleich mit der aus schier unendlichen Finanzmitteln schöpfenden Milliardenliga aufhalten? Es brauche eine „Liga, die mit ihrer einmaligen Fanbasis ein Profil schafft, das weltweit erkennbar ist – und die gleichzeitig den Anspruch hat, im sportlichen Wettbewerb eine führende Rolle einzunehmen“, forderte Kahn.

„Sicherheit und Solidität“ seien zwar „wertvoll – aber sie gewinnen keine Titel“. Kahn forderte nicht direkt die Abschaffung der 50+1-Regel, sagte aber, dass die strukturellen Zwänge dazu führten, dass „mutige Entscheidungen nicht zustande kommen“. Im Gegensatz eben zur Premier League, wo externe Investoren fleißig Geld in die Vereine pumpen und die viel höheren Erlöse aus den TV-Rechten gerne schon kurzfristig wieder in neue Attraktionen investiert werden.

„Meines Wissens macht dort trotz der riesigen Budgets kaum ein Klub Gewinn“, sagte Hans-Joachim Watzke – und sprach sich mit Blick auf die explodierenden Gehaltskosten für eine Obergrenze aus: „Letztlich wird ein Salary-Cap unumgänglich sein“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball-Liga (DFL) der Frankfurter Rundschau, ohne diesen laufe „das alles noch mehr aus dem Ruder. Irgendwann werden sie das in England auch merken.“

Bis zu diesem noch nicht in Sichtweite scheinenden Zeitpunkt müssen Alternativlösungen her. Der „Schlüsselfaktor, um den wirtschaftlichen Vorteil der Premier League auszugleichen“, sei die „Professionalisierung der Jugendakademieprogramme“, sagte beispielsweise Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes kürzlich bei DAZN. Damit die Vereine sich die Stars der Zukunft selbst entwickeln – und nicht teuer einkaufen müssen.

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