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Antonia Hennigs·28. November 2020

Wochenschau: Setz deinen Aluhut auf, wir wittern einen Buli-Komplott

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Schalkes Pseudo-Absturz, Herthas vermeintliche Krise: Alles Zufall? Von wegen. Wir decken die heißeste Verschwörung der Bundesliga auf.

Vor knapp zwei Monaten ließ es Schalke 04 an einem eigentlich ruhigen Mittwoch gleich mehrmals knallen. Man hatte am Wochenende im zweiten Saisonspiel gegen Werder Bremen verloren und entließ einen Tag später Trainer David Wagner. An besagtem Mittwoch verkündete der Klub dann die Rückkehr von Naldo als Co-Trainer und die Einstellung von Manuel Baum als neuen Cheftrainer. Transfers wurden nebenbei auch noch getätigt, aber das lassen wir jetzt einfach mal weg.


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Am vergangenen Dienstag dachte sich Schalke 04 dann: Hold my beer, das können wir besser. Nachdem zuvor das Gerücht aufkam, dass Kaderplaner Michael Reschke heimlich Verhandlungen mit Hertha BSC wegen eines Wechsels von Omar Mascarell nach Berlin geführt hätte, verkündeten die Königsblauen die Beendigung der Zusammenarbeit mit Reschke. Erst nachdem der 63-Jährige seinen Schreibtisch bei Schalke schon geräumt hatte, meldete sich auch Hertha BSC zu Wort.

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Die ganze Geschichte rund um Omar Mascarell sei konstruiert gewesen, so sei das alles nicht abgelaufen. Viel mehr sei es so gewesen, dass Reschke und Hertha-Manager Michael Preetz über mögliche Wechsel von Nabil Bentaleb und Sebastian Rudy sprachen und Preetz Reschke im Gespräch nur zusätzlich nach Mascarell gefragt habe. Wie die Transfergespräche geführt wurden sei aus Sicht der Hertha daher „völlig normal“ gewesen.

Da stellt sich uns aber jetzt die Frage: Hätte man das nicht auch schon vorher klarstellen können und nicht erst, nachdem Reschke seinen Posten räumen musste? Ein bisschen Recherche hier, ein paar Verbindungen knüpfen da und schon sagen wir: Oh nein, oh nein, das hätte man nicht. Und zwar aus diesem einfachen Grund: Schalke und Hertha stecken unter einer Decke!

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Wir haben es hier mit einem wahren Bundesliga-Komplott zu tun, der auf Jahre hin ausgelegt ist und sein Ziel noch lange nicht erreicht hat. Was für ein schlechter Komplott, könnte man da angesichts der tabellarischen und sportlichen Lage der beiden Klubs schnell denken. Aber reingefallen. Genau das ist die ganz hohe Kunst des Komplott-Managements.

Ein solches Projekt nur auf eine Saison auszulegen wäre amateurhaft. Operation „Blue Connection“ spielt aber in der Champions League der geheimen Spielchen. Dass Schalke aktuell von der tatsächlichen Königsklasse kaum weiter entfernt sein könnte, ist Teil des Plans. Schalke wird – in Zusammenarbeit mit Hertha – die Klasse halten. Priorität Nummer eins des Bundesliga-Komplotts ist es, die Konkurrenz zu schwächen.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Personalie Vedad Ibišević. Das lief ja jetzt nicht so toll auf Schalke, denkt der blauäugige Beobachter. Im Sommer von Hertha nach Gelsenkirchen gewechselt, den Sprung zum Stammspieler nicht geschafft, nur ein Tor geschossen. Gegipfelt ist diese Entwicklung im Disput mit Co-Trainer Naldo und der vorzeitigen Vertragsauflösung. Hätten Fußballer einen Lebenslauf, mit dem sie sich weiter bewerben müssten, wäre eine Lücke wohl besser als dieser Abschnitt.

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Aber nicht zu vorschnell urteilen. Wichtig im Kopf zu behalten ist hierbei ist vor allem: Ibišević hat bei Schalke auf viel Geld verzichtet. Sein Grundgehalt über 100.000 Euro, das er aus Versicherungsgründen erhalten muss, spendete er. Sein Vertrag beinhaltetet die Abmachung, dass er ansonsten ausschließlich für Prämien spielt. „Wenn wir als Mannschaft erfolgreich sind, verdiene ich über Prämien Geld“, bestätigte er damals selbst und wir machen dann mal eine Pause zum Lachen.

Nachdem Schalke den Vertrag mit dem Ex-Herthaner (!) auflöste, dauerte es nicht lang, da stellte sich unser Aluhut vor Aufregung schon wieder in die Höhe. Nur wenige Tage nach dem vermeintlichen Bruch zwischen S04 und Ibišević verbreitete sich das Gerücht, dass Ibišević nun ein Kandidat bei Liga-Konkurrent Köln sei. Der FC ist auf der Suche nach einem Knipser, der schnell helfen kann und am besten auch noch günstig bis kostenlos zu haben ist.

„Klar beschäftigen wir uns mit Alternativen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, aber es ist auch nicht klar und eindeutig, dass wir etwas machen werden“, so die Meinung von Köln-Sportchef Horst Heldt zum Thema Wintertransfers.

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Da hören wir das Händereiben in Berlin und Gelsenkirchen doch bis hierher. Ibišević, als einer der Hauptakteure der Operation „Blue Connection“, wird ganz genau wissen, wie er beim FC mal so gar nicht einschlagen wird und auch Marius Wolf freut sich schon auf seinen Undercover-Kumpanen im Team.

Das Praktische: Mit 36 Jahren und ohne Trainingseinheit bis Dezember muss Ibišević sich dafür auch gar keine Ausreden ausdenken. Mit grenzwertigen Leistungen, perfektionierten Abseitstoren und verschuldeten Elfmetern für die gegnerische Mannschaft – noch hängengeblieben aus seiner Zeit bei der Hertha – wird er Köln in Richtung Abstieg treiben. Da Arminia Bielefeld den SC Paderborn macht und sympathisch aber sang- und klanglos wieder zurück in die 2. Bundesliga gereicht wird, stehen die beiden direkten Absteiger damit fest.

Und wer jetzt denkt, der 1. FC Köln wäre das erste Opfer der Operation „Blue Connection“, der irrt. Quizfrage: Wer kennt den Technischen Direktor der Knappenschmiede und Entwicklung beim FC Schalke 04? Wer jetzt Peter Knäbel gesagt hat, der darf an unserem Redaktions-Quiz teilnehmen. Wer das aber nicht wusste und jetzt sagt: Peter Knäbel? Der Name sagt mir doch was – den begrüßen wir in unserem Klub der Aluhüte!

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Vollkommen richtig nämlich. Peter Knäbel (beige Hose, weißes Hemd) war derjenige, der als Sportdirektor des Hamburger SV einen Rucksack verlor, in dem sich Gehaltslisten und Scouting-Berichte befanden. Das alles tat dem Hamburger SV natürlich gar nicht mal so gut und führte verspätet auch zu seiner Entlassung. Wo es den HSV mittlerweile hingeführt hat, ist wohl auch jedem bekannt. Zufall? Nein. Schalke-Hertha-Connection. Wie gesagt, ein Langzeitprojekt.

Auf Schalke sind nach der vorübergehenden Suspendierung von Amine Harit und Nabil Bentaleb – manche nennen es auch individuelles Training – und der Vertragsauflösung von Ibišević nun mehrere Nachwuchsspieler aus der U23 und U19 zu den Profis aufgerückt. Das ist clever und das ist berechnet, denn mit ein wenig Anlaufzeit wird die Mannschaft so wieder Erfolge feiern. Ob das nun an den jungen Spielern liegt oder nicht, man kann es ja so verkaufen. Knappenschmiede, Nachwuchsförderung, Jungs aus der Region – Klasse. Besser könnte man Schalke nicht aus der Krise holen.

Achso, der Komplott ist natürlich nicht nur sportlicher, sondern auch finanzieller Natur. Lars Windhorst investiert Millionen über Millionen in den Hauptstadtklub. Das alles über seine Firma Tenor. Besonders kreativ war man da nicht, finden wir. Tenor und Tönnies – das klingt zu ähnlich, um Zufall zu sein. Die ganze Geschichte, dass Schalke vor dem Bankrott stehe, ist selbstverständlich Quatsch.

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Clemens Tönnies zieht noch immer die Fäden, nur eben über zwischengeschaltete Akteure wie Lars Windhorst und Hertha BSC. Ein Komplott, der seinesgleichen sucht und der es noch in die Kinos dieser Welt schaffen wird.


Um zu vermeiden, dass diese „Verschwörungstheorie“ zeitnah in einschlägigen Telegram-Kanälen auftaucht, noch eine kleine Erinnerung: In unserem Format ‚Wochenschau‘ blicken wir gemeinsam auf die abgelaufene Fußballwoche zurück und ordnen die wichtigsten Ereignisse mit Biss und Humor in größere Zusammenhänge ein.