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Matti Peters·17. Oktober 2020

Wochenschau: Ronaldo und das Pippi-Langstrumpf-Syndrom in 2020

Artikelbild:Wochenschau: Ronaldo und das Pippi-Langstrumpf-Syndrom in 2020

„Zwei mal Drei macht Vier Widdewiddewitt und Drei macht Neune! Ich mach‘ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt.“ Die Ereignisse der letzten Tage haben dafür gesorgt, dass dieser Kinderlied-Klassiker von Astrid Lindgren ein einschlägiges Revival in unserem Grübelkasten feiert.

Wir stellen uns dabei die Herrschaften von Juventus Turin, ihrem Superstar Cristiano Ronaldo, aber auch Trainerikone José Mourinho vor, wie sie sich im Hopserlauf durch ihre eigene, ganz spezielle Welt manövrieren.


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Der Name Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro kann quantitativ zwar nicht ganz mit Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf mithalten, in Sachen Lebensmotto herrscht aber offenbar Einigkeit.

Cristiano Ronaldo hat Corona. Während sich normale Patienten in Isolation begeben müssen, fliegt der portugiesische Superstar durch Europa. Ohne Genehmigung, wie die italienische Regierung betonte. Normalerweise hätte der 35-Jährige die Quarantäne in Lissabon absitzen müssen. Dort, wo die Infektion im Rahmen der Nationalmannschaft festgestellt wurde.

So sieht es jedenfalls das italienische Reglement vor – außer eben, man würde ihn in einen Ambulanzflieger setzen und dann mit einem Ambulanzwagen direkt von der Landebahn zur schönen Villa auf den Hügeln über Turin bringen. Gesagt, getan. Die Kosten dafür hat natürlich sein Arbeitgeber übernommen.

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Zehn Tage dauert die Isolation insgesamt, vier weniger als bisher, das hat die italienische Regierung diese Woche beschlossen. Am Ende muss er dann auch nur noch einen negativen Coronatest vorweisen und nicht wie bislang zwei.

Das gilt aber selbstverständlich für alle. Dennoch kommt es all jenen gelegen, die davon profitieren, wenn Ronaldo eher früher als später wieder mitwirken kann. Besonders natürlich wenn es schon am 28. Oktober zum Clash mit Barcelona und Lionel Messi kommt.

Schon die Reise nach Portugal sei ein Verstoß der Corona-Regeln gewesen, weswegen Turiner Behörden der ‚Gazzetta dello Sport‘ zufolge eine Untersuchung eingeleitet haben.

Ronaldo und einige andere Spieler hatten das Mannschaftshotel frühzeitig verlassen um die Länderspielreise anzutreten, obwohl zwei Betreuer von Juventus zuvor positive Testergebnisse ablegten. Das widerspricht einer Aussage der Bianconeri. Juve hatte angegeben, dass die Ausreise seiner Spieler zuvor von den Behörden genehmigt worden sei.

Die Rede ist übrigens vom gleichen Juventus, das unter der Woche drei Punkte am Grünen Tisch des Sportgerichts zugestanden bekam, nachdem es eine Spielansetzung bühnenreif inszenierte, obwohl längst klar war, dass Neapel nicht anreisen wird.

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Das gleiche Juve, dass Napoli in Person von Vereinsboss Andrea Agnelli „illoyales Verhalten“ vorwarf und scheinheilig betonte, wie wichtig es sei, sich an die Ligaprotokolle zu halten. Der italienischen Rekordmeister und sein Superstar sind aber bei weitem nicht die einzigen, die sich die Welt so machen, wie sie ihnen gefällt.

Trainerlegende Arsène Wenger hat seine Autobiographie auf den Markt gebracht. Trotz großem Detailbewusstsein wurde Kollege José Mourinho mit keinem einzigen Wort erwähnt. Als hätte es die große Rivalität in seiner Karriere nie gegeben.

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„The Special One“ hat dazu selbstverständlich eine ganz eigene Meinung: „Er hat mich nie geschlagen. Du schreibst kein Kapitel über zwölf oder 14 Spiele, die du nicht gewonnen hast. Also warum sollte er über mich sprechen?“, schickte Mourinho in gewohnter Art ein paar Spitzen in Richtung des ehemaligen Arsenal-Coaches.

Der Portugiese mit einem Schmunzeln weiter: „Ein Buch soll dir Freude bereiten, dich stolz machen. Deshalb verstehe ich seine Entscheidung sehr gut.“

Ein größeres Ego im Weltfußball zu finden, ist sicher keine leichte Aufgabe. Der ehemalige Topstürmer Mário Jardel hat es uns aber ziemlich leicht gemacht und sich dieser Rolle mit einer pikanten Aussage zu Robert Lewandowski mal kurz angenommen.

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Viele Größen des Sports haben sich in den vergangenen Wochen vor den Leistungen von Europas Fußballer des Jahres verneigt. Jardel, der mit Verlaub selbst nie zu den Allergrößten zählte, kann den Hype nicht nachvollziehen.

„Wir sind uns nicht ähnlich. Ich habe Geschichte geschrieben, ich bin einzigartig. Das sage ich voller Demut. Lewandowski ist ein Spieler, der 45 bis 60 Tore pro Jahr erzielt. Aber das habe ich sechs oder sieben Jahre am Stück gezeigt.“

Jardel spielte unter anderem für den FC Porto, Sporting Lissabon und Galatasaray und gewann zweimal den Goldenen Schuh. Bis auf zwölf magere Spiele für die Bolton Wanderers blieb er den fünf europäischen Topligen aber auch gänzlich fern. Für die Seleção hat er sogar nur zehn Partien und ein Tor auf dem Buckel.

Trotzdem ist er sicher: „Wäre ich in der heutigen Zeit Spieler, läge mein Marktwert zwischen 150 und 200 Millionen Euro.“ Die Berechnung dieser absurden Summe hat dann vermutlich Pipi Langstrumpf für ihn übernommen.

Was einige Klubs, Spieler und Verbände dieser Tage so machen, kann man letztlich drehen und wenden wie man will. Die einen nennen es gesundes Selbstbewusstsein, die anderen eher realitätsfremd. Wir nennen es Pippi-Langstrumpf-Syndrom anno 2020.