Wochenschau: Messi und Ronaldo müssen aufhören, Fußball zu spielen | OneFootball

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Antonia Hennigs·17. April 2021

Wochenschau: Messi und Ronaldo müssen aufhören, Fußball zu spielen

Artikelbild:Wochenschau: Messi und Ronaldo müssen aufhören, Fußball zu spielen

‚Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an‘, trällerte schon Udo Jürgens von den Bühnen dieser Welt. Auch: ‚Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss‘, und vor allem: ‚Mit 66 Jahren, ist noch lange nicht Schluss.‘ Naja. Ausgenommen waren da wohl Bundesliga-Schiedsrichter. Für die ist nämlich schon mit 47 Jahren Schluss.

Denn hier gilt tatsächlich eine Altersgrenze. Und die liegt bei genau 47 Jahren. Das wird aktuell wieder zum Thema, da einer der beliebtesten und angesehensten Unparteiischen – sowohl unter Trainern, Spielern und Fans – damit in knapp einem Monat aufhören muss. Für Manuel Gräfe, der im vergangenen September bereits 47 Jahre alt wurde, endet dann nicht nur die laufende Saison, sondern höchstwahrscheinlich auch seine Schiedsrichterlaufbahn. Genau wie die von seinen Kollegen Guido Winkelmann und Markus Schmidt.


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Diese Altersgrenze erscheint nich nur aufgrund der auf den ersten Blick recht wahllos gewählten Zahl fragwürdig. Denn der Grundgedanke dahinter, dass Fitness und Reaktionsfähigkeit ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausreichend vorhanden seien, ist schlichtweg überholt, findet auch Gräfe: „Bis jetzt fühle ich mich persönlich fit und konnte selbst dem hohen Tempo aller schnellen Top-Spiele dieser Saison, die mir wie zum Beispiel BVB-Bayern und zuletzt auch BVB-Frankfurt übertragen wurden, problemlos folgen“, erklärte er der ‚Sportschau‘.


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Eines der Argumente für die Altersgrenze ist die Förderung des Schiedsrichter-Nachwuchses, für den dadurch Platz gemacht werden soll. „Natürlich müssen sich auch jüngere Schiedsrichter entwickeln können“, stimmt Gräfe dieser Idee grundsätzlich zu, „aber das benötigt Zeit und ist wie bei einer Mannschaft mit erfahreneren Kollegen um sich herum manchmal sogar einfacher“, schätzt er eine breitere Altersspanne aber eher als Vorteil ein.

„Es geht meines Erachtens letztlich aber darum, dass die aktuell Besten auf dem Platz stehen.“ Und natürlich sei auch ihm bewusst, dass körperlich irgendwann eine Grenze erreicht sein wird. Die liegt aber eben nicht zwangsläufig bei 47 Jahren. Warum auch? Spielern, Trainern und anderen Jobs im Fußball wird ja auch nicht vorgeschrieben, wann es Zeit ist, aufzuhören.

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Lionel Messi ist 33 Jahre alt, Cristiano Ronaldo sogar schon 36 Jahre. Auch sie gehören also zu den älteren Spielern, bringen aber immer noch ihre nicht ganz so schlechten Leistungen auf den Platz. Gäbe es bei den Spielern eine Altersgrenze, sagen wir mal von 35 Jahren, wäre Cristiano Ronaldo schon seit einem Jahr Fußballrentner. Mit diesem Können, mit dieser Fitness.

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Gar nicht erst anfangen wollen wir von Spielern wie Bundesliga-Urgestein Makoto Hasebe oder Schalke-Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar. Zum Ruhestand zwingen? Das erscheint bei all den immer noch überragenden Fußballern, die in den nächsten Jahren ihren 40. feiern können, aus der Luft gegriffen. Ist es ja auch. Aber warum wird es dann bei Schiedsrichtern durchgezogen?

Irgendwie passt es natürlich auch zum Bürokratie-Eldorado Deutschland. Regel ist nun mal Regel. Beim Gedanken, möglicherweise ein bisschen Flexibilität reinzubringen, schadet übrigens ein Blick in andere Ligen nicht. Die englischen Schiedsrichter Mike Dean und Martin Atkinson sind 53 und 50 Jahre alt und in der Premier League immer noch aktiv. Warum? Weil sie gut sind. Und darauf sollte es ja ankommen.

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Und jetzt mal ehrlich: Bei den Hand- und Abseitsregeln von heute, kann ein bisschen Erfahrung und Fingerspitzengefühl ja sicher nicht schaden. Genau wie Kommunikation auf dem Platz, die auch für Gräfe eine wichtige Rolle spielt.

Stichwort Kommunikation – auch bei Schalke 04 immer ein beliebtes Thema. Und einer, der offenbar kein Profi auf dem Gebiet ist, war Saison-Trainer Nummer vier, Christian Gross. Wir wollen die Causa Massimo Schüpp jetzt auch gar nicht nochmal aufwärmen. Wir wollen nur sagen: Gäbe es eine Altersgrenze für Trainer, hätte sich der 66-jährige Gross sicher ein paar anstrengende Wochen erspart.

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Auf welcher Rheinseite er sich auch gerade befindet – der ein Jahr ältere Friedhelm Funkel kann darüber nur lachen. Der scheint sich im Ruhestand nämlich sehr gelangweilt zu haben: „Die Freizeitmöglichkeiten zu Hause sind Corona-bedingt nun mal geringer geworden. Freunde kann ich auch nicht mehr treffen. Und meine Frau ist berufstätig, sie ist fast den ganzen Tag weg“, sagte er laut ‚Express‘.

Jetzt übernimmt er den abstiegsgefährdeten 1. FC Köln bis zum Saisonende. Über unserer hypothetisch gezogenen Altersgrenze für Trainer, aber immer noch auf der Suche nach dem Kick.

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Ob die Protagonisten jetzt also Messi, Funkel oder eben Gräfe heißen. Für sie und ihre Jobs erscheint eine Altersgrenze absurd und nicht zielführend. Auch aus privaten Gründen will Gräfe so einfach nicht aufhören. „Da wir seit vielen Monaten ohne Zuschauer amtieren und es weiter danach aussieht, wäre es schade, so aufzuhören. Zudem könnten, wenn es so bleibt, beim letzten Spiel weder die Familie – nicht einmal meine Frau und Kinder – noch Freunde anwesend sein.“

Gräfe wünscht sich verständlicherweise einen emotionaleren Abgang. Traurig genug, dass viele Spieler aufgrund der Pandemie auf ein Abschiedsspiel vor Fans verzichten mussten und müssen. Auch Gräfe hätte sich eines verdient. Am besten mit Musik von unserem Lieblings-DJ – und natürlich Schiedsrichter – Deniz Aytekin.