Wochenschau der Medienkompetenz: Wenn Zlatan zu Ronaldos Vorbild wird | OneFootball

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Jan Schultz·31. Oktober 2020

Wochenschau der Medienkompetenz: Wenn Zlatan zu Ronaldos Vorbild wird

Artikelbild:Wochenschau der Medienkompetenz: Wenn Zlatan zu Ronaldos Vorbild wird

Soziale Netzwerke sind heutzutage nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Egal ob bei uns Otto Normalverbrauchern oder bei den Akteuren des Profifußballs. Die sich daher auch mit ganz alltäglichen Problemen herumschlagen müssen.

Es ist 6.45 Uhr am Morgen und dein Handy klingelt. Du greifst nach deinem täglichen Begleiter, um den Wecker zu deaktivieren – und um anschließend erst einmal Instagram und TikTok zu checken. Das Prozedere wiederholt sich im Laufe des Tages noch zigfach, man ersetze den Wecker einfach durch eine Push-Benachrichtigung oder schlichtweg Langeweile. Manch einer schaut auch noch bei Facebook, Twitter oder einem anderen Sozialen Netzwerk seines Vertrauens rein. Das gilt natürlich auch am Abend, wenn die Plattformen als Gute-Nacht-Geschichte fungieren.


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Bei den meisten Profis läuft es ganz offensichtlich ähnlich. Regelmäßige Postings sowie vollgepackte Storys lassen jedenfalls darauf schließen, dass neben Laufeinheiten, Rondos und Videoanalyse auch Instagram einen bedeutenden Platz in der Tagesplanung besitzt.

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Dass dies zu einer regelrechten Sucht werden kann, haben nicht nur unsere skeptischen Eltern und Großeltern bereits vor Jahren mit erhobenem Zeigefinger angemahnt. Ebenso lange is es auch schon Gegenstand medienpsychologischer Untersuchungen. Nicht unbedingt wissenschaftlichen Ursprungs ist dabei das Kofferwort „Smombie“. Der Mix aus Smartphone und Zombie beschreibt das überzogene Fixieren aufs eigene Mobilgerät und das damit einhergehende Missachten der Umgebung.

Mourinho hat den Dreh raus

Es ist ein Phänomen, das dieser Tage José Mourinho auf humoristische Art und Weise angeprangert hat. Und zwar ausgerechnet auf Instagram. Dort postete der Trainerroutinier nämlich ein Foto, das ihn und seine Spieler nach dem Sieg gegen Burnley in der Kabine zeigt. Statt ausgelassener Jubelszenen bietet sich dem Beobachter aber eine groteske Szene. „Ein Zeichen der Zeit“, schrieb Mou vielsagend dazu. Umgeben von sechs Kollegen war er dabei nämlich der einzige, der nicht wie besessen am Handy hing.

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Generell scheint Mourinho bei der Nutzung von Social Media einen ebenso gesunden wie kreativen Mix gefunden zu haben. Denn auch nach der Pleite in der Europa League fand er am Donnerstag den richtigen Zugang zum aktuellen Geschehen.

Er selbst präsentierte sich mit versteinerter Miene im Bus sitzend, sein passender Kommentar dazu sorgt für einen Unterhaltungswert, wie ihn sonst nur Grumpy Cat liefert: „Schlechte Leistungen verdienen schlechte Ergebnisse. Ich hoffe, dass jeder in diesem Bus so enttäuscht ist wie ich. Morgen um 11 Uhr Training.“

Dass sich der Portugiese in den sozialen Medien ähnlich gekonnt bewegt wie eine Katze, die sich auf der Jagd nach einer Maus wohl überlegt an ihre Beute heranschleicht, überrascht durchaus. Mit seinen 57 Jahren ist er schließlich kein Digital Native, er ist mit dem Internet nicht aufgewachsen. Aber das scheint dieser Tage eben auch keine Garantie für ein kompetentes Auftreten im Netz zu sein.

So lieferte etwa Cristiano Ronaldo eine Darbietung, die weniger an eine grazile Katze, als vielmehr an einen unbeholfenen Elefanten auf Glatteis erinnerte. Denn der Superstar führte sich auf Instagram wie ein bockiges Kleinkind auf und ätzte gegen die Coronatests, weil ihm die positiven Ergebnisse einen Einsatz gegen Lionel Messis Barcelona verwehrten. Den Kommentar löschte er später – doch das Internet vergisst nicht. Schon gar nicht bei jemandem, der 241 Millionen Abonnenten hat.

Auch Schalke blamiert sich

Der Superstar sollte sich eigentlich grundsätzlich über seine Außenwirkung im Klaren sein, schließlich steht er seit fast zwei Jahrzehnten wie kaum ein Zweiter im Fokus der Öffentlichkeit. Und bei fast 3000 Beiträgen sollte er eben auch um die Wirkweise der Plattform wissen.

Doch der Portugiese war in den letzten Tagen beileibe nicht der einzige, der im Netz ähnlich gefremdelt hat wie ein Eskimo am Sandstrand. Vorhang auf für den FC Schalke. Die Knappen treten seit Monaten in einer beängstigenden Regelmäßigkeit in jedes nur erdenkliche Fettnäpfchen. Auf einem solchen stand nun dick und fett TikTok, wo sich der auf dem Fußballfeld selten unterhaltsame Klub neuerdings als Entertainmentprodukt versucht. Blöd nur, dass der Erfolg ähnlich ergiebig ausfällt wie auf den Bundesliga-Rasen der Republik. Es folgt Beweisstück A.

Ähnlich peinlich war zuletzt höchstens noch ein Auftritt in einer Telefonkonferenz des US-amerikanischen Supreme Courts. Dort war im Hintergrund nämlich laut und deutlich zu hören, wie einer der Teilnehmer seine Toilettenspülung betätigte. Das ist per se natürlich ein lobenswerter Vorgang, vor allem die nachfolgenden Toilettengänger dürften sich gefreut haben. Beim Besprechen eines juristischen Falls ist es aber eben doch eher fehl am Platz.

Das Stummschalten des Mikrofons kann derartige Fauxpas vermeiden. Jeffrey Toobin hätte indes selbst das nicht geholfen, denn der Journalist vergaß in einem Zoom-Call glatt seine eigene Kamera. Und wie das offenbar so ist, wenn man sich während eines Livestreams langweilt, ließ er die Hosen runter und legte an sich selbst Hand an. Nun ja.

Zlatan Ibrahimović wiederum ist ein Mann, der nicht nur auf dem Feld viele richtige Entscheidungen trifft. So bewies er zuletzt auch reichlich Medienkompetenz. Er behielt bei einem Videodreh nämlich nicht nur seine Hose an, sondern verbreitete in Folge seiner überwundenen Covid-19-Erkrankung auch noch eine wichtige Botschaft.

„Das Virus hat mich herausgefordert und ich habe gewonnen. Aber du bist kein Zlatan, fordere das Virus nicht heraus. Abstandsregeln einhalten und Masken tragen – immer“, nutzte der Schwede die Reichweite seiner Kanäle. Bravo, so wird das gemacht!

Wem all dieser moderne Technikkram zu riskant ist, hält es im Zweifel einfach so wie Jürgen Klopp. Der gestand nämlich, einen geheimen Instagram-Account zu besitzen, den er mit einem geheimen Namen fernab der Öffentlichkeit halten will. „Ich bin nicht aktiv“, gestand er gegenüber ‚talkSPORT‘. Passend zu Halloween verhält er sich auf der Plattform also wie ein Geist, der lediglich beobachtet.

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Seine eigenen Profis hat er so allesamt genau im Blick. „Ich habe Ox schon jetzt gesagt, dass ich ihm und seiner Frau folge. Die haben offensichtlich ein ausgefallenes Leben, wenn ich nicht da bin“, hat er sichtlich Spaß daran. Dabei betonte Kloppo zugleich den wohl wichtigsten Aspekt aller sozialen Netzwerke: „Das Gute ist, dass ich nie wieder den Geburtstag eines meiner Spieler vergessen kann.“ Apropos: Alles Gute zum Geburtstag, Marco van Basten, Marcus Rashford und Ansu Fati!