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Helge Wohltmann·3. Juli 2018
WM-Aus: Vorwürfe gegen Löw und Bierhoff

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Helge Wohltmann·3. Juli 2018
So ein frühes Ausscheiden bei der WM hat natürlich immer vielschichtige Gründe. Aus Spielerkreisen und dem Mitarbeiterstab wurden jetzt aber Vorwürfe gegen Joachim Löw und Oliver Bierhoff laut.
Die ‚FAZ‘ berichtet darüber, dass den beiden vor allem „Sorglosigkeit“ vorgeworfen wurde. Dabei beziehen sie sich unter anderem auf zwei „intime Kenner der sportlichen und organisatorischen Verhältnisse in der Nationalmannschaft und beim DFB“, die sich bei der Zeitung gemeldet hätten.
Für diese Sorglosigkeit führten die namentlich nicht genannten Insider mehrere Beispiele an. So seien mit Österreich und Saudi-Arabien ungewöhnliche Gegner für die beiden letzten Testspiele ausgesucht worden. Normalerweise hätte sich die letzten Gegner vor einem Turnier immer an den Gruppengegnern orientiert, um deren Stärken widerzuspiegeln. Das sei dieses Mal nicht passiert. Ein klarer Vorwurf an Joachim Löw.
Doch auch Oliver Bierhoff kam nicht gut weg. So sei dieser von Anfang an das Turnier so angegangen, als ob Deutschland sicher im Finale spielen würde. Das Quartier in Watutinki sei nur ausgesucht worden, um logistische Vorteile für ein eventuelles Halbfinale und Endspiel zu haben. Die Gruppenphase sei weniger berücksichtigt worden.
In allen Bereichen habe es einen Mangel an Fokus auf das Sportliche gegeben, erzählten die Insider der ‚FAZ‘. Das habe am Ende dazu geführt, dass die Spieler sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentriert haben. Der Merkel-Besuch am Tag vor der endgültigen Kaderbekanntgabe, die Erdoğan-Affäre, die zwar in Mannschaftskreisen kein großes Thema, aber mit einer Sonderbehandlung von Mesut Özil in Sachen Pressearbeit verbunden war, die nicht gut ankam, und ein Dokumentarfilm, der im Trainingslager über Toni Kroos gedreht wurde, alles habe von der WM abgelenkt.
Außerdem habe Löw seinem Berater, der auch Özil und Ilkay Gündoğan berät, ins Hotel gelassen. So konnte er den Spielern nicht glaubhaft vermitteln, nicht selbst den Kontakt mit ihren Agenten zu suchen. Viele kleinere Kritikpunkte, die sich letztlich zu einem großen Ganzen summierten.
Aus Spielerkreisen sei der ‚FAZ‘ darüber hinaus zugetragen worden, dass es auch innerhalb der Mannschaft nicht gestimmt habe, was von Löw befördert worden sei. Verdiente Spieler hätten sich dem Leistungsprinzip nicht so unterordnen müssen, wie jüngere. Als Beispiel dient hier Manuel Neuer, der Marc-André ter Stegen vorgezogen wurde, obwohl er acht Monate lang nicht gespielt hatte. Insgesamt hätten sich die Weltmeister „arrogant und unnahbar“ verhalten. Dadurch habe es tatsächlich die oft zitierte Grüppchenbildung zwischen „alten“ und „jungen“ Spielern gegeben.
Kein gutes Arbeitszeugnis für Joachim Löw, der seine eigene Analyse des WM-Scheiterns noch nicht vorgelegt hat.