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·21. November 2024
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Noch in diesem Jahr vergibt die Fifa die Weltmeisterschaft an Saudi-Arabien. Wie sollen sich die Deutschen diesmal verhalten? Die Uhr tickt.
Im Schnitt wird die deutsche Nationalmannschaft alle 20 Jahre Weltmeister. Das wäre, rein rechnerisch, 2034 der Fall. Rom, Rio und dann Riad: Ich erkenne einen buchstäblichen Zusammenhang. Was dagegen spricht: Riad.
Das mutmaßliche Gastgeberland Saudi-Arabien bringt alle Eigenschaften mit, die unser demokratisches Selbstverständnis verletzen und allein deswegen zu Diskussionen führen, wie wir sie bei der WM 2022 in Katar erlebten.
Wollen wir das zulassen? Oder andersherum: Können wir Debatten verhindern und dafür sorgen, dass bei einer FußballWeltmeisterschaft der Sport im Mittelpunkt steht und nicht die Politik? Ich weiß es nicht.
Aber die WM-Vergabe läuft in diesem Jahr schon wieder so dubios, dass man sich fragt: Hat Saudi-Arabien das nötig? Man muss nur den Kommentar des SID-Kollegen Jonas Wagner unten lesen, um die ganze Tragweite zu begreifen.
Der DFB steckt, man kann es nicht anders sagen, im Dilemma. Einerseits kann und darf der aufrichtige Präsident Bernd Neuendorf nicht ständig auf Distanz zu seinen Kollegen beim Weltverband Fifa gehen.
Andererseits kennt er die Befindlichkeiten daheim, dass Saudi-Arabien mit den Menschenrechten umgeht wie der berüchtigte Vinnie “Die Axt” Jones einst mit seinen Gegenspielern. Der DFB will den Erfolg. Aber um welchen Preis?
Fifa-Präsident Gianni Infantino wird sein Ding bei der WM-Vergabe an Saudi-Arabien so durchziehen wie bei Katar und Unkenrufe ignorieren. Wir haben jetzt zehn Jahre Zeit, uns darauf einzustellen. Eine Wahl haben wir nicht.
Von Jonas Wagner
Vielleicht hakt ja ausgerechnet die Technik? Oder Bernd Neuendorf klickt zu spät auf das Applaus-Emoji? Mehr als diese beiden unwahrscheinlichen Auswege scheint es für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus dem für den Verband sportpolitischen Dilemma Saudi-Arabien kaum zu geben, wenn die WM 2034 in drei Wochen digital – dem Vernehmen nach per Akklamation – an den umstrittenen und schwerreichen Wüstenstaat vergeben wird.
Eines der Probleme? Die Fifa lässt über das Turnier „en bloc“ mit der WM 2030 entscheiden. Sollte der DFB Saudi-Arabien also die Zustimmung verweigern, würde er damit auch der Bewerbung seiner Uefa-Partner Spanien und Portugal mit Marokko, Uruguay, Argentinien und Paraguay für die WM vier Jahre zuvor eine Absage erteilen. Aber: Auf dieses ungewöhnliche Verfahren hat sich das Fifa-Council verständigt – einstimmig. Darin sitzt auch: DFB-Chef Neuendorf.
Es ist offensichtlich, wie der DFB abstimmen wird. Und es zeigt, wie sehr die Causa Saudi-Arabien einen Balanceakt darstellt – und zugleich erneut die Frage aufwirft: Wie lassen sich die politische sowie gesellschaftliche Verantwortung und stets betonte Werte zusammenbringen mit der Solidarität mit den europäischen Partnern und dem machtpolitischen Kalkül in teils fragwürdigen Fifa-Zirkeln, in denen Turniere gerne in Hinterzimmern vergeben und nun wohl online durch freundlichen Applaus der Mitglieder bestätigt werden.
Es ist noch lange hin bis 2034. Nach der Vergabe im Dezember wird die hitzige öffentliche Diskussion für Jahre abkühlen oder sich auf die Machenschaften der Fifa um ihren umstrittenen Boss Gianni Infantino konzentrieren – doch schon jetzt zeigt sich, dass der DFB als Folge des Katars-Desasters anders als damals agieren will. Darauf lassen etwa die Äußerungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann oder Kapitän Joshua Kimmich schließen.
Doch selbst wenn der DFB eine klarere Linie als rund um die WM 2022 findet und die Diskussionen von der Mannschaft fernhält, wird er den kritischen Fragen nicht ausweichen können. Es bleibt ein Dilemma.