WM 2022 | Wie der Senegal den Mané-Ausfall kompensieren konnte | OneFootball

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·4. Dezember 2022

WM 2022 | Wie der Senegal den Mané-Ausfall kompensieren konnte

Artikelbild:WM 2022 | Wie der Senegal den Mané-Ausfall kompensieren konnte

Anfang Februar 2022 feierte der Senegal den Sieg beim Afrika-Cup 2022, auch dank Sadio Mané. Der Offensivspieler war ein essenzieller Bestandteil des Erfolgs und sollte die afrikanische Auswahl auch bei der WM 2022 in Katar anführen. Doch dieser Traum zerplatzte kurz vor dem Turnierstart.

Sadio Mané: Reha statt WM 2022

Am 8. November, also nicht allzu lange vor dem Start der Weltmeisterschaft 2022 spielte der FC Bayern gegen den SV Werder Bremen (6:1). Früh im Spiel musste Sadio Mané (31) verletzt ausgewechselt werden. Der Senegalese lief unrund, zunächst sah es aber nicht nach einem langen Ausfall aus. Die Verantwortlichen der Nationalmannschaft des Senegal bangten, gleiches galt für den Spieler. Eine WM-Teilnahme mit dem eigenen Land war trotz der Umstände in Katar ein Traum. Dieser zerplatzte aber. Die ersten Untersuchungen ergaben eine Verletzung, die möglicherweise noch im Turnierverlauf hätte ausheilen können. Die Ärzte verordneten dem Spieler Ruhe, eine weitere Untersuchung sollte Gewissheit bringen.


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Deswegen wurde Mané auch für den Kader des Afrika-Cup-Siegers nominiert. Selbst die Möglichkeit, einen „Hexendoktor“ zu Rate zu ziehen wurde in Erwägung gezogen. Doch es half alles nichts. Bei der Nachuntersuchung wurde festgestellt, dass es sich um eine Verletzung handelt, die den Spieler nicht nur für die WM, sondern auch danach noch außer Gefecht setzen wird. Die Rückkehr wird im neuen Jahr, möglicherweise im Februar, erfolgen. Nun war das Spiel des Senegal zwar nicht komplett und vollends auf den Bayern-Profi ausgerichtet, dieser spielte aber in der Vergangenheit eine zentrale Rolle. Seine individuelle Klasse und vor allem auch seine Führungsqualitäten so kurz vor dem Turnier zu ersetzen, war nicht weniger als eine Mammutaufgabe.

Senegal: Auch ohne Mané im Achtelfinale

Mittlerweile ist die Gruppenphase vorbei und der Senegal steht im Achtelfinale dieser Weltmeisterschaft. Zweifelsohne: Die Gruppe der Afrikaner lässt sich nicht als Todesgruppe bezeichnen. Die Niederlande ist stark, Ecuador und Katar Teams, die der Kategorie der machbaren Gegner zuzuordnen sind. Dennoch war es beeindruckend, wie der Senegal mit Rückschlägen umging. Neben der Mané-Verletzung gab es nämlich trotz guter Leistung auch eine Enttäuschung zu Beginn. Gegen die Niederlande konnte nämlich lange mitgehalten werden, ehe zwei Tore dem effizienteren Team aus Europa zum Auftaktsieg verhalfen.

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(Photo by Elsa/Getty Images)

In der Folge allerdings steigerte sich das Team von Trainer Aliou Cissé (46) deutlich. Gegen Gastgeber Katar spielte der Senegal seine individuelle Klasse aus. Die Mannschaft wirkte gefestigt und nutzte die sich bietenden Räume, feiert einen wichtigen Sieg. Es kam also zum Entscheidungsspiel gegen Ecuador, eine Mannschaft, die aufgrund ihrer defensiven Struktur und der trotzdem guten Technik sehr unangenehm zu bespielen ist. Der Senegal biss sich durch, überzeugte nicht unbedingt spielerisch, aber durch guten Einsatz, viel Willen und mit den entscheidenden, gewinnbringenden Szenen in Folge ruhender Bälle. Zwei Siege reichten für Platz zwei hinter den Niederlanden.

Leidenschaft, ein klarer Plan und Ismaila Sarr im Fokus

Dass die Verantwortung im Offensivspiel ohne Mané auf mehrere Schultern verteilt werden muss, war von Beginn an klar. Der Vorteil ist, dass Spieler wie Ismaila Sarr (24), Krepin Diatta (23), Boulaye Dia (26) und Bamba Dieng (22) auch viel Qualität mitbringen. Die Offensive ist keine One-Man-Show, bei der alle anderen dem einen Superstar zuarbeiten. Mané macht für gewöhnlich den Unterschied, aber mit kleinen Anpassungen konnte Trainer Cissé für eine gute Gruppenphase sorgen. Im ersten Spiel war noch nicht ganz deutlich, wohin der Weg geht. Gegen die Niederlande, einen hochklassigen Gegner, sollte vermieden werden, in das offene Messer zu laufen. Der Senegal spielte kompakt, wurde von Kalidou Koulibaly (31) im Defensivzentrum dirigiert und ließ in der Tat auch wenig zu. Lediglich die mangelnde Effizienz war am Ende ausschlaggebend.

Während gegen die Niederlande noch auf schnelles Umschaltspiel gesetzt wurde, sollte gegen Katar und Ecuador der Fokus mehr auf dem Spiel mit dem Ball liegen. Und hier wurde es interessant: Das Dreiermittelfeld übernahm mehr Verantwortung, spielte kontrollierter. Es wurde nicht der eine Zielspieler gesucht, sondern die Angriffe wurden strukturiert vorbereitet. Mal war Sarr der Spieler, der auf die Reise geschickt wurde, mal Diatta. Dia ließ sich zudem gerne mit dem Rücken zum Tor anspielen, blockte Wege frei und behauptete den Ball. Das Spiel wurde nicht unbedingt facettenreicher, weil Mané, wenn er auf dem Platz steht, alleine schon einige Räume für die anderen Spieler öffnet. Die Frage, ob die restlichen Offensivspieler sofort mehr Verantwortung übernehmen können und wollen, lässt sich aber mit „ja“ beantworten.

Das Spiel des Senegal lässt sich auf einige Säulen reduzieren. Nicht einzelne Spieler, sondern Grundprinzipien sind hiermit gemeint. Die Gruppenphase zeigte, dass die Mannschaft füreinander arbeitet, der Teamgeist scheint sehr positiv zu sein. Möglicherweise hat die Verletzung Manés dieses Team noch weiter zusammengeschweißt. Der klare Plan, den Cissé seiner Mannschaft mitgibt, hat auch seine Vorteile. Defensiv wird nicht zu viel Risiko gegangen, der Aufbau ist nach Möglichkeit flach, aber eben nicht gezwungenermaßen. Das Mittelfeld besticht durch Physis und taktische Cleverness, darüber hinaus sind die Laufwege in der Offensive einstudiert und die Außenverteidiger schieben immer wieder an, sodass auch numerisch Unterstützung für die Offensivspieler vorhanden ist.

Weil die Rädchen im Spiel Senegals insgesamt sehr gut ineinandergreifen funktionieren auch einige Einzelspieler sehr gut. Ismaila Sarr ist hier besonders hervorzuheben. Dem Offensivspieler des FC Watford eilte zuletzt der Ruf voraus, aufgrund schlechter Entscheidungsfindung und Unsauberkeiten in seinem Spiel nicht das Optimum aus sich herauszuholen. Beim Turnier in Katar kann sich der 24-Jährige in jedem Fall nicht vorwerfen lassen, er würde untertauchen oder er sei zu verspielt. Im Gegenteil: Er ist an vielen Offensivaktionen beteiligt, erzielte einen Treffer, holte seinen Elfmeter heraus, ist immer anspielbar und sucht die gefährlichen Räume. Behält er seine Form bei, dann ist es nicht einmal ausgeschlossen, dass der Senegal auch im Achtelfinale gegen England ein Mittel findet, um den Gegner mindestens vor große Probleme zu stellen…

(Photo by ISSOUF SANOGO/AFP via Getty Images)

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